Manchmal braucht es halt eine Mischung zwischen Schicksal und Dr.
Zufall! Was Jorn Lande und seine Jungs angeht, so standen diese ja
genau an besagtem Samstagabend auf der Bühne im Z7, als meine
Wenigkeit in Bern bei Deep Heep Mann‘s Force Band weilte. Will
heissen, dass ich mir den norwegischen Ausnahmesänger sonst sicher
gerne wieder einmal als Headliner angeschaut hätte. Da gerade danach
ein paar Gigs auf der laufenden Tour (bis zur nächsten Station in
Italien tags darauf nach dem heutigen Auftritt) ausfielen, entstand
umgehend eine ganze Dayoff-Woche, die die Band und ihren Tross dazu
veranlasste, vor der Weiterreise in den Süden gleich hier zu
bleiben. Die spontane Anfrage, ob man während dieser Zeit womöglich
in der Galery „einziehen und wohnen könne“, wurde unter der Prämisse
gut geheissen, dass die Norweger vier Tage später kurzerhand
nochmals auftreten! Da alle Beteiligten nichts dagegen einzuwenden
hatten, führte dies zu einem kurzfristigen Konzertaufruf, dem ich
dann nicht mehr wiederstehen konnte. Gegen 80 Leute sahen das auch
so und Influence X angelten sich den zur Verfügung gestellten
Supportplatz.
Influence X
Der letzte Auftritt der Schweizer Prog/Rock-Metaller als eine
der Support-Bands von Destruction in Wettingen am 24.11.12 war von
Licht und Schatten geprägt. Die heutige Ausgangslage für den
ambitiösen Sound von Influence X war meines Erachtens deutlich
besser und so kam es dann auch. Rodger Iqbal (g),
Vito Staedler (keyb),
Ralph Zollinger (b), Roger Heim (d) und Fronthüne Ramin Dänzer
mussten aber zuerst mal mit dem flächenmässig kargen Platz auskommen
und machten einfach das Beste daraus. Das klang dann eigentlich von
Anfang an schon ziemlich gut und der progressiv ausgerichtete Heavy
Sound, ergänzt um die variantenreichen Vocals legte sich angenehm in
die Gehörgänge der paar Dutzendschaften, die dem Aufruf gefolgt und
heute Abend nach Pratteln gekommen waren. Technisch versiert,
hinterliess der Schweizer Prog-Metal Fünfer einen überaus guten und
geschlossenen Eindruck. Mit teils spürbaren Vibes von Dream Theater
ging auch die Überlänge einzelner Songs einher, was ja genretypisch
ist. Mitunter hörte ich bei Influence X auch die alten Ivanhoe
heraus, was mir speziell gut gefiel. Ralph erzeugte derweil mit
seinem 6-String Bass ergänzend ebenso dazu passenden Klänge und
tiefen Töne, was den echten Proggern unter Fans bestimmt aufgefallen
sein dürfte. Als die Reihe an einem rein instrumentalen Song war,
nahm sich Ramin kurzerhand eine Auszeit, kam von der Bühne runter
und sah seinen musizierenden Kollegen, mitten in der ersten Reihe
stehend, aufmerksam zu. Ein Bild, das bei solchen Clubkonzerten dann
und wann vorkommt. Nach gut 40 Minuten waren sich alle einig, einen
überaus ansprechenden Konzertauftakt in der Galery gesehen zu haben.
Setliste: «Invasion» - «Determed» - «Voyager» - «Pacman» - «Stranded
By Coincidence» - «Existence».
Jorn
Dieses Konzert war ja, wenn die Tour normal weiter gegangen
wäre, gar nicht auf dem Plan gestanden! Die unerwarteten Ereignisse
(siehe Einleitung) führten somit zu einem geschichtsträchtigen
Zusatz-Konzert, das vom Datum her nicht kultiger hätte sein können:
12. Dezember 2012 oder in der Kurzform 12.12.12! Kurz: Ein idealer
Tag, um einen entsprechenden Eintrag im Club-Archiv nachzuführen.
Mir konnte das Ganze so oder so recht sein, denn damit konnte ich
den verpassten Auftritt des umtriebigen Norwegers in schon fast
privater Atmosphäre nachholen. Im Wissen darum, dass Jorn Lande ein
grosser Fan und Bewunderer unseres unvergessenen Ronnie James Dio (R.I.P.)
ist, liess auf die eine oder andere Cover-Version hoffen, doch ein
erster rascher Blick auf die von Hand geschriebene Setliste
offenbarte nichts in diese Richtung, vielmehr wurde dem eigenen
Schaffen gehuldigt, was ja beileibe nicht verkehrt war. Der Opener
«Road Of The Cross», der auch das offizielle Live-Album «Live In
Black» (2011) eröffnet, füllte die Galery soundmässig gleich aus und
Jorn schmiss sich umgehend in seine ureigenen Posen, wie man sie in
ähnlicher Form, also unter Zuhilfenahme des Mikrophon-Ständers,
sonst nur von David Coverdale (Whitesnake) her kennt. Dazu natürlich
die prägnante Stimme, die manchmal eben den Timbre von Ronnie wieder
aufleben lässt. Weiter gings mit «Shadow People», einem satten
Groover vor dem Herrn. Man merkte ohne Umschweife, dass hier eine
absolut tighte Band am Werk war. Allen voran die beiden Gitarristen Trond Holter und Jimmy Iversen, die nicht mit
wuchtigen Riffs und
Soli geizten. Bassist Bernt Jansen scherte derweil nur optisch etwas
aus, da sein aufgesetzter Cowbow-Hut nicht wirklich zur Musik
passte, doch handwerklich gab es hingegen nichts auszusetzen.
Rhythmisch wurde das Ganze durch Altmeister Willy Bendiksen zusammen
gehalten, dem man sein Alter (um die 50+ herum) zwar ansah, doch das
hinderte ihn freilich nicht daran, an seinem Drum vollen Einsatz zu
geben. Diesen gab es in Form von lauter Zustimmung auch seitens der
Fans, die einer wirklich geilen Show beiwohnen konnten. Obwohl ich
ja jeweils nun wirklich nicht so angetan von Cover-Versionen bin,
hätte ich mir genau hier und heute eine gewünscht. Jorn und seine
Jungs hatten jedoch genug eigene Highlights am Start und je länger
das Konzert dauerte, desto besser wurde es. Nach «I Came To Rock»
wäre an sich ein erster Gang zurück in den Backstage-Bereich geplant
gewesen, doch die Band blieb gleich oben und servierte als Zugaben
noch «Lonely Are The Brave» und «War Of The World». Als das
begeisternde Konzert nach knappen 90 Minuten zu Ende war, lichtete
sich sich die Galery ziemlich schnell. Ich bliebe noch eine Weile
und so konnten noch ungezwungene Gespräche mit allen Musikern (!)
geführt, Unterschriften abgeholt und gemeinsame Fotos in total
relaxter Stimmung geschossen werden. Dabei entpuppte sich auch Jorn
Lande als sehr pflegeleicht, nett und freundlich, was man ihm
vielleicht nicht immer geben würde. Gegen morgens früh um vier Uhr
zogen die nordländischen Gäste dann nach einer relaxten Woche weiter
in Richtung Italien.
Setliste: «Road Of The Cross» - «Shadow People» - «Below» - «World
Gone Mad» - «Bring Heavy Rock» - «Time To Be King» - «Man Of The
Dark» - «The Inner Road» - «Drum Solo Willy Bendiksen» - «Blacksong»
- «Guitar Solo Trond Holter» - «We Brought The Angels Down» - «I
Came To Rock» -- «Lonely Are The Brave».
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