Die Ankündigung dieses Konzertes, das eigentlich in Baar
(Spinnereihalle) hätte stattfinden sollen, rief deswegen nicht nur bei mir Unwohlsein
hervor. Der letztjährige Auftritt in Pratteln zum Auftakt der "Demolition-Tour
2001/2002" war ja nicht gerade eine Offenbarung. Judas Priest hatten also wieder
etwas gut zu machen und dazu sah es zumindest am Anfang nicht sehr gut aus. Umso grösser
dann die Freude, als bekannt wurde, dass der Gig ins Zürcher Volkshaus verlegt wurde.
Technische Probleme sollen zu diesem Schritt geführt haben. Den grössten Anteil an
dieser bestmöglichen Alternative hatten aber die Pop-Girlies von Atomic Kitten, die ihre
ganze Tour absagen mussten und es somit erst möglich machten, dass das Programm von
Pop auf Heavy Metal wechselte. Das hielt offenbar jemanden trotzdem nicht
davon ab, an diesem Abend mit einem Ticket für die Mädels am Eingang
aufzutauchen. Ich kann dieses Ereignis zwar nicht 100%-ig verifizieren, aber es hörte
sich mindestens danach an. Wie auch immer, auf dem Papier bestand auf jeden Fall die gute
Ausgangslage, dass Judas Priest den letzten Gig bei uns schnell vergessen
machen konnten.
Bevor es jedoch dazu kam, spielte die Schweizer Band Hang Loose als
Support auf. Squealer, die sonst auf dieser Tour diese Rolle innehaben, kamen leider nicht
in die Schweiz. Den Jungs (und dem Mädel) von Hang Loose konnte das nur recht sein, denn
so kamen sie zu ihrem ersten Auftritt im Zürcher Volkshaus überhaupt. Ihr
Gute-Laune-Rock'n' Roll war zwar ganz nett, konnte der Metal-Meute aber
erwartungsgemäss keine überschwenglichen Reaktionen entlocken. Die Band mit
ihrem quirligen Frontmann liess sich davon allerdings nicht gross beeindrucken und spielte
ihr Programm cool durch. Der Auftritt war insgesamt in Ordnung, vor allem im ersten Teil,
wo griffigere Songs gespielt wurden.
Gegen 21.20 Uhr war es dann aber endlich soweit. Judas "Fuckin'" Priest
Heavy Metal war angesagt und nach dem vertrauten Intro wurde der Opener "Metal
gods" kraftvoll in die hungrigen Fans geballert. Obwohl nicht ausverkauft, sorgten
die anwesenden Hundertschaften für ordentlichen Lärm, den die Band postwendend mit einer
agilen Performance beantwortete. Schon nach kurzer Zeit wurde klar, dass dieser Abend
garantiert besser abschliessen würde, als das, was im Z7 zu sehen war. Allen voran Ripper
Owens, der, mindestens für meine Begriffe, genial drauf war und Glenn Tipton, dem man
ansah, dass es ihm heute Abend echt Spass machte zu spielen. Scott Travis wirkte solide
und druckvoll wie immer, Ian Hill poste noch genau gleich wie vor zwanzig
Jahren und K. K. Downing's dienliches Gitarrenspiel komplettierte den rohen Sound,
der eindrucksvoll von der Bühne runterwehte. Die Set-Liste, die im Wesentlichen dem
Programm des Vorjahres entsprach, sorgte trotzdem für die eine oder andere Überraschung.
Allen voran natürlich die neu hinzugekommenen alten Kracher "Desert plains"
(göttlich!) und "Turbo lover" (endlich!!). Zudem wurde vom Demolition-Album der
ziemlich mittelmässige Song "Machine man" aus dem Set gekippt und durch den
entwicklungsfähigen und viel besseren mit dem Titel "Hell is home"
ersetzt. Dafür mussten jedoch "The Ripper" und "You've got another
thing coming" geopfert werden. Nebst dem durch das Touren deutlich verbesserten Spiel
allgemein, wusste vor allem der richtig "crunchige" Sound zu begeistern. Ein
Fakt, der dem sonst eher faden Stück "One on one" regelrecht neues Leben
einhauchte. Und dann kam er, der ewige Prüfstein: "Painkiller"! Leute, ich sage
euch dazu nur eines, obwohl mir ein eingefleischter Priest-Jünger später weismachen
wollte, dass der Ripper in Zürich heiser (!!!) gewesen sein soll, es war nichts als die
Hölle! Trotz des häufig verwendeten Halls und der Echos habe ich mich ständig gefragt,
wie und woher der Knabe die Kraft hernimmt, seinen Stimmbändern immer wieder solche
Schreie zu entreissen. Klar, Rob Halford zu seinen Spitzenzeiten ist und bleibt
unerreicht, aber Ripper Owens ist jetzt verdammt nahe dran! Das Publikum dankte es mit
frenetischem Applaus und schrie die Band für die Zugaben regelrecht auf die Bühne
zurück. "Hell bent for leather" bedeutete dann nach etwas mehr als 100
Minuten das Ende einer echten Killer-Show, die nebst der Leistung der Akteure mit
Sicherheit auch vom Auftrittsort profitieren konnte. Es wehte gar wieder ein nostalgischer
Hauch der seligen 80-er und 90-er durch das Volkshaus. Wer damals dabei war, weiss was ich
meine! |
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