Leider war es mir (warum auch immer!) nicht vergönnt, Judas
Priest in den 80ern mal live in der Schweiz sehen zu können und 1991
gehörte die Aufmerksamkeit der Geburt meines Juniors. Somit begrub
ich die Hoffnung schon bald, dass ich das ursprüngliche Lineup überhaupt
jemals sehen würde. Die ersten Shows Ende der 90er mit Tim "Ripper"
Owens waren später zwar allesamt nicht ohne, doch es fehlte halt was
und Fight wie Halford (Solo) konnten die Lücke auch nicht
schliessen. Gross war deshalb die Freude 2004, als der Metal God
definitiv wieder mit seinen ehemaligen Kumpels unter gemeinsamer
Flagge erneut auf die Bühne stieg. «Angel Of Retribution» (2005) und
«Nostradamus» (2008) ergänzten den Backkatalog der Studio-Alben und
es folgten viele Konzerte, bei denen sich Rob Halford (zum Beispiel
2008 in Huttwil und 2009 hier in Fribourg) jeweils achtbar schlug.
Der letztjährige Auftritt in Basel war aber in jeder Hinsicht ein
Knaller, einerseits von der Performance her und andererseits der
Einführung von Richie Faulkner als Ersatz für K.K. Downing. Im
Wissen darum, dass die aktuelle Tour die letzte Möglichkeit
darstellte, die Band nochmals in dieser blendenden Verfassung zu
sehen, machte die Reise nach Fribourg ins Forum zur absoluten
Pflicht, und Thin Lizzy als hochkarätiger Support waren ja alleine
schon die halbe Miete! (rsl)
Thin Lizzy
Ich behaupte jetzt mal mit Fug und Recht, dass der grossartige und
leider viel zu früh verstorbene Phil Lynott seine helle Freunde
daran hätte, wenn er sehen würde, dass seine Band über ein
Vierteljahrhundert nach seinem Ableben immer noch existiert und die
alten Kult-Klassiker inzwischen gar neue, junge Fans gefunden haben.
Seit dem Neustart von 1999 anlässlich eines Tribute-Konzertes
(damals noch mit John Sykes) bis heute gaben sich wieder ein paar
Musiker die Klinke in die Hand. Das aktuelle Lineup besteht nun aus
den alten Recken Scott Gorham (g/v), Brian Downey (dr) und Darren
Wharton (keys) sowie Neuzeit-Rückkehrer Marco Mendoza (b) und den
Neuzugängen Ricky Warwick (v/g Ex-The Almighty) und zuletzt Damon
Johnson (Ex-Alice Cooper). Erfreulicherweise entpuppte sich die
Verpflichtung des ehemaligen The Almighty Frontmannes als wahrer
Glücksgriff, denn seine Stimme passt wunderbar zum Sound von Thin
Lizzy. Davon konnte ich mich anfangs 2011 bereits im Z7 mal
überzeugen, wobei zu diesem Zeitpunkt noch Vivian Campbell (Ex-Dio,
Def Leppard) an der zweiten Klampfe auf der Gehaltsliste stand. Das
bedeutete nun also, dass die aktuelle Formation top eingespielt war
und man sich einfach auf einen schönen Best-Of Gig freuen konnte.
Die Bühne war soweit eher spartanisch bestückt, will sagen dass nur
gerade die nötigen Stage-Amps, das Drum und ein Keyboard zu sehen
waren. Unter dem grossen Bandlogo, das im weiteren Verlauf des
Konzertes diverse Farben annahm, nahmen die Musiker ihre Plätze ein
und legten gleich mit «Are You Ready» los. Wie nicht anders
erwartet, kam das Ganze von Anfang an ziemlich tight daher und liess
schon bald die guten, alten Zeiten wieder in Erinnerung rufen.
Zumindest bei denen älteren Semestern in der Halle (wovon es
sichtlich schon einige gab), die womöglich gar noch in den Genuss
des Meisters himself gekommen sind. Das erste Highlight des Abends
war dann eine obergeile Version von «Killer On The Loose», die auch
auf «Don't Believe A Word» abfärbte, wo der neue Sänger Ricky
Warwick einmal mehr bewies, dass er seine Sache wirklich gut macht.
Seine Mitstreiter wirkten derweil sehr agil und steuerten dann und
wann dem Gesamtsound dienliche Backing Vocals bei. In Sachen Posing
war natürlich Marco Mendoza die unangefochtene Nummer eins, dicht
gefolgt von Damon Johnson. Spätestens bei «Whiskey In The Jar» taute
die grosse und längst nicht ausverkaufte Halle erstmals so richtig
auf. Die ausgewählten Songs waren allesamt Alt-Klassiker, bei denen
aber auffiel, dass diese nicht aus der "Ära Sykes" stammten. Darum
fehlten ein paar Songs, wovon vor allem das Ausbleiben von «Cold Sweat» wirklich schade war. Nichtsdestotrotz sah das zum Schluss bei
«The Boys Are Back In Town» in Sachen Applaus aber gar nicht
schlecht aus und man hätte gerne noch weitere Songs aus dem riesigen
Backkatalog abfeiern wollen. Bei der nächsten Headliner-Tour dürfte
das dann kein Thema mehr sein. Interessant war an diesem Konzert
auch die Tatsache, dass eine neue Generation heran gewachsen ist,
die sich offenbar hinter die CD- und LP-Schränke der Eltern gemacht
hat. Umso schöner, wenn man in ein paar Jährchen noch von diesem
gediegenen Konzertabend erzählen kann! (rsl)
Setliste: «Are You Ready» - «Jailbreak» - «Killer On The Loose» - «Don't
Believe A Word» - «Whiskey In The Jar» - «Suicide» - «Rosalie» -
«Black Rose» - «Cowboy Song» - «The Boys Are Back In Town».
Judas Priest
Nach dem famosen Gig am Sonisphere-Festival 2011 in Basel musste ich
mir die Metal-Götter aus Birmingham nochmals ansehen. Um es gleich
vorneweg zu nehmen: Judas Priest sind noch immer, oder besser gesagt
endlich wieder das Evangelium der harten Klänge. Keine andere Truppe
hat einen dermassen charismatischen Sänger, der endlich wieder in
den gewohnten Höhen schreit und keine andere Combo hat das
ultimativere Gitarrenduo als Glenn Tipton und Richie Faulkner. Die
Beiden sind die Pforte zum höchsten Thron des Olymps und an ihnen
kommt niemand vorbei! «The priest is back» und das in einer nicht
mehr zu erwartenden Stärke! Was
sich schon in Basel angekündet hat,
fand in Fribourg seine Fortsetzung. Auch wenn die Setliste keine
Änderung hatte, und die Pyros, Flammen und Laser an den gleichen
Stellen ihren Einsatz hatten, war es ganz einfach unglaublich, was
das Quintett an diesem Abend vollbrachte. Von jedem Studioalbum, auf
dem Rob Halford sang, wurde mindestens ein Lied gespielt. Dabei
kamen Perlen wie «Starbreaker», «Beyond The Realms Of Death», oder
auch «Blood Red Skies» zu Ehren und liessen das Konzert zu etwas
ganz Besonderem werden. Dass bei der Vielzahl von tollen Tracks, der
eine oder andere persönliche Favorit fehlte war klar. Somit musste
ich auf den Genuss von «Freewheel Burning», «Riding On The Wind», «Running
Wild», «Worth Fighting For», oder «Delivering The Gods» verzichten
und trotzdem liess die Setliste kaum weitere Wünsche offen. Okay,
vielleicht hätte man auf «Never Satisfied» verzichten können…
Gestartet wurde mit dem «British Steel»-Klassiker «Rapid Fire». Von
Beginn weg war es ein Ohrenschmaus den fetten und differenzierten
Basssound von Ian Hill zu lauschen. Noch nie hat der bärtige
Engländer einen solchen Druck erzeugt. Ein neues Erscheinungsbild,
welches Judas Priest sehr gut zu Gesicht stand. Dass der Bassist
aber nach wie vor den Aktionsradius eines Bierdeckels kaum
verschwendet und sich als nach vorne und hinten beugender Banger outet ist nichts Neues und gehört zum guten Ton der britischen
Vorreiterband. Scott Travis schmiss wieder unzählige Male seinen
Drumstick in die Höhe, um ihn für den nächsten Schlag auf seinem Tom
sicher aufzufangen. Er ist und bleibt das Schweizer Uhrwerk, das an
diesem Abend aber nicht den gewohnt gelangweilten Eindruck
hinterliess (Racer X spielen einfach komplexer), sondern vom ersten
Takt an grinste er und genoss das Konzert sichtlich. Auch wenn das
die vielen KK Downing-Fans anders sehen, aber Richie liess den
langjährigen Gitarristen vergessen. Mister Faulkner hat eine
dermassen natürliche, freundliche und mitreissende Art, sieht
optisch ähnlich aus wie sein Vorgänger und spielt eine Axt, dass es
eine Freude ist. Sein Side-Kick Glenn lächelte ins Publikum,
solierte wie ein Gott und duellierte sich mit Richie ein ums andere
Mal, und Rob… Das Sorgenkind der letzten Jahre. Der Meistersänger,
der kaum mehr einen Ton traf, die meisten Songs viel tiefer sang und
meilenweit davon entfernt war seine Screams auch nur ansatzweise zu
zelebrieren… Er stand da auf der Bühne und umwickelte das sehr gut
gefüllte Forum mit seinem Charisma. Keiner konnte sich dem entziehen
und wenn er seinen Dank an die Metal-Gemeinde richtete, dann war
dies nicht ein blosses Lippenbekenntnis, sondern eine aufrichtige
Verneigung seiner Person an jeden, der ihm in den letzten Jahren den
Lebensunterhalt finanzierte. Sein Gesang klingt vielleicht nicht
mehr so wie zu Beginn der achtziger Jahre, war davon aber nicht mehr
weit entfernt. Der 61-jährige Sänger variierte mit seiner Stimme,
sang die tieferen Passagen ebenso souverän, wie die hohen und konnte
problemlos die spitzen Schreie mal kurz oder auch mal sehr lang
halten. «Metal Gods», «Heading Out To The Highway», «Starbreaker», «Victim
Of Changes», «The Sentinel», «Beyond The Realms Of Death», «Blood
Red Skies» und «The Green Manalishi» sind die Paradebeispiele, wie
zielsicher Mister Halford seine Schreie im Forum seinen freien Lauf
liess.
Optisch präsentierte sich die Band im typischen Metaloutfit mit viel
Leder und dekorierte die Bühne mit vielen Ketten und wechselnden
Projektionen hinter dem Schlagzeug von Scott. Dabei wurden immer
wieder kleine Filme und das Cover des kurz darauf angespielten Songs
gezeigt. Die Laser-Show erinnerte nicht nur an den Video-Clip von «You've
Got Another Thing Comin'», sondern auch an die guten alten achtziger
Jahre. Ebenso die Feuersäulen, die nicht nur die Halle erleuchteten,
sondern auch die vordersten Reihen zum Schwitzen brachten. Dabei
erreichten die Engländer nicht unbedingt das Ausmass einer Kiss-Show,
aber als perfekte Untermalung reichte es allemal. Das Quintett hatte
das Publikum von der ersten Sekunde auf seiner Seite. So überliess
Rob seinen Fans den kompletten Text bei «Breaking The Law» und
dirigierte es nach Belieben. Dass der Shouter vor «Hell Bent For
Leather» mit einem Motorrad auf die Bühne fuhr und zusätzlich eine
Schweizer Fahne bei «You've Got Another Thing Comin'» spazieren trug
waren ebensolche Highlights, wie die gute Gesangsleistung bei «Painkiller»,
welche von einem kurzen, interessanten Schlagzeugsolo von Scott
eingeleitet wurde. Das Einzige was fehlte, waren die mechanischen
Bewegungen von Rob bei «Electric Eye», ansonsten boten die Herren
eine rundum fantastische Show, bei der sich Mister Halford auch
nicht mehr so konsequent seinem
Teleprompter widmen musste, wie in
der Vergangenheit. Schade, dass sich Judas Priest mit einer solchen
Leistung verabschieden wollen. Andererseits sollte man dann
abtreten, wenn es am schönsten ist und das ist bei Priest definitiv
der Fall. Während Iron Maiden den Fehler machen, ihre uninspirierten
und langweiligen neuen Songs dem Publikum vorzuspielen und dabei die
alten Hits in Vergangenheit geraten, bieten Judas Priest ihren
Anhängern genau das, was sie von der Band erwarten. Judas Priest
haben Iron Maiden seit letztem Jahr in meiner Gunst überholt und
weit hinter sich gelassen und die lauten «Priest, Priest, Priest»-Rufe im Forum, nach dem letzten gespielten Ton, bleiben mir
noch lange in Erinnerung, ebenso wie die glückliche, über alle
Backen strahlende Truppe, die sich von ihren Fans erhobenen Hauptes
verabschieden konnte. Meine Herren, es war mir eine Ehre, sie in
dieser sensationellen, famosen und unschlagbaren Form nochmals
gesehen zu haben. DANKE!!! (tin)
Setliste: «Battle Hymn/Rapid Fire» - «Metal Gods» - «Heading Out To
The Highway» - «Judas Rising» - «Starbreaker» - «Victim Of Changes»
- «Never Satisfied» - «Diamond & Rust» - «Dawn Of Creation/Prophecy»
- «Night Crawler» - «Turbo Lover» - «Beyond The Realms Of Death» - «The
Sentinel» - «Blood Red Skies» - «The Green Manalishi (With The Two
Pronged Crown)» - «Breaking The Law» - «Short Drum Solo Scott Travis»
- «Painkiller» - «The Hellion/Electric Eye» - «Hell Bent For Leather»
- «You've Got Another Thing Comin'» - «Living After Midnight».
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