Wir leben doch in einer schönen Zeit! Rein genommen haben
wir immer noch die Möglichkeit, Konzerte solcher Bands wie Black
Sabbath, Pentagram, Hawkwind und anderen, die den Grundstein zu
Rockmusikentwicklung gelegt hatten, zu besuchen! Aber es ist schön,
zu wissen, dass die Traditionen der Gründerväter nicht vergessen
gehen! Im 21. Jahrhundert greifen junge Gruppen die Tradition auf
und spielen, als ob diese 40 Jahre, währenddessen zahlreihen neue
Genres der Heavy-Musik erstanden, nicht existierten. Diese Bands
veröffentlichen Alben in der besten Tradition der 70er Jahre des
vergangenen Jahrhunderts. Zu solchen Gruppen zählt man auch Kadavar
– eine der auffälligsten Bands, die den ersten Rockgruppen im Klang
nacheifert. Am 25. November fand das Konzert der tollen Band aus
Deutschland gemeinsam mit anderen Old-Sound-Bands wie Horisont aus
Schweden sowie Satan's Satyrs und The Shrine aus den USA im Dynamo
Saal in Zürich statt.
Satan’s Satyrs
Trotz dem Alltag war der Raum gegen sieben Uhr Abend beinahe
halbvoll. Vorauseilend sage ich, dass etwa nach einer Stunde so
viele Zuhörer da waren, dass es schwer wurde, von der Bühne zum
Ausgang durchzudringen! Es ist nun doch seltsam, dass nach 40 Jahren
Psychodelic Rock und Fuzz-Musik immer noch aktuell und "trendig"
bleibt. Es schein mir, dass voriges Jahr weniger Menschen zu
Pentagram kamen. Anfang acht erschien auf der Bühne die erste Band
Satan's Satyrs. Dieses Trio aus den USA spielt eher wie Black
Sabbath oder Bleu Cheer. Der Bandleader – Bassist und Sänger -
Claythanas, der dank der Teilnahme an Electric Wizard bekannt wurde,
war wahrscheinlich ein bisschen über so viele Zuhörer überrascht und
bedankte sich herzlich bei den Anwesenden am Ende des Auftrittes. Er
teilte mit, dass die Band zum ersten Mal in Zürich und, so wie es
aussah, nicht das letzte Mal gewesen war. Aber unglücklicherweise
war das Mikrophon schlecht eingestellt, und deswegen war der Gesang
von Claythanas schlecht zu hören. Aber die Gruppe schien mir gut
aufeinander eingespielt zu sein. Besonders gut war meiner Meinung
nach der Schlagzeuger Stephen Fairchild, der wie besessen trommelte;
er erinnerte mich an den kürzlich verstorbenen ersten Drummer
Motörheads, Philthy Animal. Der Auftritt dauerte etwa eine halbe
Stunde.
Horisont Kurz vor 20 Uhr betrat
die Bühne die zweite Vorgruppe. Den Technikern gebührt Respekt für
so eine schnelle Bühnenvorbereitung für den nächsten Auftritt. Es
ging darum, dass die Band Horisont aus 5 Musikern bestand! Und dabei
spielte der Sänger Keyboard. Deswegen sollte man zweimal mehr
Technik aufstellen. Die Musik von Horisont ist mit
Rock‘n‘Roll-Richtung zu
vergleichen,
denn Musikmaterial ähnelt sich am meisten Led Zeppelin. Sänger und
Keyboarder Axel sieht sogar Robert Plant ähnlich und besitzt eine
ihm ähnliche hohe Stimme. Die Jungs von Horisont bemühten sich, die
Atmosphäre der 70er zu erschaffen: In dieser Zeit herrschte Hard
Rock vor, aber seine moderne Version – Heavy Metal - machte die
ersten Schritten in die Weltmusik hinein. Die zwei Gitarristen
Christofer und Charles sorgten für den dichten, starken Klang,
wodurch sich ihre Musik von Punk unterscheidet. Ehrlich gesagt, ich
mag moderne Bands, die Musik im Stil der 70er spielen und dabei noch
dementsprechend angezogen sind. Die Musiker hatten Glockhosenjeans
und Hemden mit Westen an; die Klamotten sahen so aus, als ob man sie
aus dem Koffer unserer Grosseltern rausgenommen hätte, aber
allgemein gesehen sah alles sehr harmonisch aus. Im Übrigen
vergassen die Jungs auch den Space-Sound der 70er nicht. Aber
Geräuscheffekte, welche die Arbeit eines Raumschiffes imitierten,
wurden sehr wenig verwendet, aber dafür wurde das neue Album im
Space Rock-Stil angefertigt und trägt den Titel „Odyssey“! Die Band
Horisont beendete ihren halbstündigen Auftritt mit dem Lied „Bad
News“ vom neuesten Album, und der Beifall brauste durch den Raum.
The Shrine Viertel vor neun kam das
nächste Trio aus Amerika auf die Bühne : The Shrine. Schon von den
ersten Tönen an wurde klar, dass es Propaganda für die Rückkehr zu
den schnellen Gitarrenpartien mit hinreissenden Melodien und
rasendem Rhythmus würde. Im Unterschied zur ersten Band Satan's
Satyr, die den schleppenden
Doom-Sound von Black Sabbath für die Basis der Musik nahmen, fanden
The Shrine ihre Inspiration im früheren Schaffen von Motörhead. Die
Rolle des Bandleaders und Sängers füllt der Gitarrist Josh Landau
aus - er ist eine charmante Persönlichkeit, die die Aufmerksamkeit
der Mehrheit auf sich zog. Ich muss sagen, dass die Ausrüstung ein
paar Worte verdient. Josh besass eine wundervolle Retro-Gitarre,
aber den grössten Eindruck machten auf mich die spiralförmigen
weissen Gitarrenschnüre für die Verstärker. Das nenne ich
originelles stilechtes Retro-Styling. Zu diesem Zeitpunkt war der
Raum schon voll und die Waren aus dem Merchandise-Shop verkauften
sich sehr schnell. Aber meiner Meinung nach war der Sound auch zum
Auftritt der dritten Band nicht ausreichend gut eingestellt. Auch,
wenn die Musiker etwas sagten, ohne dabei Musik zu spielen, waren
sie kaum zu verstehen. Das Gleiche konnte man auch über die
Gitarreneinstellung sagen: Die Gitarrenpartien klangen undeutlich.
Und es war nicht die Schuld der Band! Auf der Aufnahme hören sich
The Shrine viel interessanter an. Aber die Gruppe bekam doch die
verdiente Unterstützung der Anwesenden.
Kadavar
Danach gab es eine lange Pause, und ich konnte die Arbeit der
Techniker, die Kavadar auf der Tour betreuten, beobachten. Alle
Instrumente und Mikrophone wurden gecheckt, alle Hinweise für die
Soundverbesserung wurden gegeben. Und das war nicht umsonst! Beim
Headlinerauftritt war der Sound viel besser. Aber meiner Meinung
nach verdienten auch die Vorgruppen etwas bessere Lauteinstellung.
2015 gab die Band ihr neues Album „Berlin“ heraus, und die Tournee
war seiner Unterstützung gewidmet. Es war eine wunderschöne Show,
die uns zur Erinnerung brachte,
dass
die Rockmusik ursprünglich nicht nur bloss Musik war. Das Wichtigste
auf Rock-Konzerten der 70er war das Gefühl, dass man sich man von
der Realität und dem Alltag abgeschaltet spürte. Lasst uns nur an
auffällige Konzerte von Hawkwind zurückdenken: mit der Kleidung,
nacktem ausserirdischem Mädchen, Seifenblasen und Zirkusbeleuchtung.
Natürlich war die Show 2015 von Kadavar nicht so gross angelegt.
Aber ich hoffe, dass es sich in Zukunft ändert. Die Bühne war sehr
interessant ausgestatten: mit grossen Buchstaben, die Bandnamen
bildeten und abwechselnd leuchteten, origineller Mini-Bühne für
Schlagzeug und Kleidung, die uns an Musiker der 70-er erinnerte,
langes Intro, das uns auf das Wahrnehmen solcher Musik einstimmte.
Das Kostüm des Drummers gefiel mir besonders. Es sass hinter dem
Schlagzeug auf seiner Mini-Bühne und hatte eine Bluse mit Fransen am
Ärmel. Hinter ihm standen Ventilatoren, die die Fransen zur
stürmischen Bewegung brachten. Es war sehr eindrucksvoll! Aber die
Band entschied sich für matte Farben, dunkle Töne der Bekleidung,
obwohl die Musiker der 70er grelle Farben und prächtigen Schimmer
bevorzugen. Aber man kann das Rad der Geschichte nicht zurückdrehen.
Und es ist gut, dass heutige Bands nicht völlig alles kopieren und
etwas von sich selbst einbringen. Auch die Band Kadavar besitzt
ihren eigenen Stil und ihre eigene Musik. Bestimmt hat diese Musik
etwas Ähnliches mit der Musik der 70er Jahre, aber gleichzeitig
unterscheidet sich sehr von ihr. Die Rockgruppen der 70er
verflochten nie so sehr die Gitarren-und Vokalpartien, und Kadavar
spielten so, wie es grade bei modernen Stoner-Bands gebräuchlich
ist, indem man den Gesang vom Gesamtsound nicht absondert. Tolle
Show!
Set list: “Lord Of The Sky”, “Pale Blue Eyes”, “Stolen
Dreams”, “Doomsday Machine”, “Black Sun”, “Old Man”, “Living In Your
Head”, “Into The Night”, “Goddess Of Dawn”, “Forgotten Past“,
„Purple Sage“, „A Thousand Miles“
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