Livereview: Kalmah - Profane Omen
14. Februar 2008, Tavastia Club, Helsinki Finnland
By R.K. & Kassandra
Am Vorabend der Finnish Metal Expo (FME) gibt es im Tavastia Club jedes Jahr ein entsprechendes Warm-Up Konzert. Macht Sinn, ist der Tavastia Club doch der bekannteste Metal-Schuppen in Finnland, wo alles was im finnischen - und zum Teil auch internationalen Metal Rang und Namen hat, schon auf der Bühne gestanden hat. Die Location ist gut aufgeteilt in einen Vorraum mir grosser Bar und Sitzgruppen, von denen aus man bequem über grosse Bildschirme das Geschehen im Konzertsaal beobachten kann, sowie einer am Ende des Konzertraums befindliche Galerie (natürlich ebenfalls mit Bar ausgestattet), um die Bands von oben zu erleben. Zudem liegt der Club direkt neben der Metrostation des Einkaufszentrums Kampii nahe dem Hauptbahnhof und ist somit gut erreichbar.


Kurz vor Beginn verteilten sich die nicht gerade in Massen anwesenden Metal-Heads schön überschaubar zwischen Bar und Bühne. Im Jahr davor war es dagegen brechend voll, denn im Februar 2007 wärmten Brother Firetribe, eine in Finnland recht beliebte Classic Rock Formation, das Tavastia vor für niemand geringeren als Tarot. Dies ist die zweite Band von Marco Hietala (Nightwish), der als Mastermind von Tarot am Micro steht und den Bass bearbeitet. Da Familienzusammengehörigkeit in Finnland noch gewissen Wert hat, ist es nicht verwunderlich, dass Marcos Bruder Zachary Hietala an der Gitarre mit von der Tarot-Partie ist. Somit hatte sich auch eine illustre Gästeschar zwischen die Normalo-Besucher gemischt, und man traf an der Galeriebar neben Tuomas Holopainen (Nightwish / Keys) auch Bandmitglieder von Him oder Sonata Arctica an. Aber wie gesagt, 2008 fehlten die metallenen Magneten und daher auch die Rocker-Promis.

Profane Omen
Um 22.00 Uhr starteten Profane Omen, die Gewinner des 2007er Finnish Metal Awards für den besten Newcomer, tapfer durch, um Stimmung in die kleine Runde zu bringen. Frontmann und Mädchenschwarm Jules Näveri, der noch bei Misery Inc. mit am Micro steht, war Hardcore-mässig gekleidet mit "Get In The Pit"-T-Shirt, knielanger Military-Schlabberhose und Turnschuhen. Seine teilweise Death Metal angelehnten Growls gemischt mit aggressivem Geschrei wurden gekonnt umpeitscht von Gitarrenschlägen der Bandkollegen Williami Kurki und Antti Kokkonen. Einflüsse, die zum unüberhörbar melodiös angehauchtem Stil geführt haben, stammen von Bands wie Sentenced, älteren Scheiben von Sepultura und Pantera. Die Band selbst bezeichnet ihren Sound als "Shotgun Metal mit wunderbaren Melodien", und das kommt auch live so rüber: mal klampften Profane Omen heavy Riffe bis zur Brutalität, dann folgte wieder ein, wenn auch kurzes, Abdriften in atmosphärische Melodien. Nach 45 Minuten bestem finnischen Hardcore mit Songs v.a. aus dem einzigen Album "Beaten into submission" verliessen Profane Omen kaum verschwitzt die Bühne, um das Schlachtfeld Kalmah zu überlassen. Schade, dieser Auftritt hätte ein Full House verdient gehabt! (Kas)

Set-Liste: Disconnected, Adrenaline, Painbox, FMH, In Fear, Rewind, Gunshot/Mindset, Damaged Justice, God In A Bottle, Pit Of My Thoughts

Kalmah
Nachdem Profane Omen der anwesenden Meute schon mal ordentlich eingeheizt hatte, war nun nach der Umbau-Pause Kalmah an der Reihe, den dünn besiedelten Tavastia Club mit ihrem finnischen Melodic Death Metal auf Kochtemperatur zu bringen. Ohne gross Worte zu verlieren, legten die Jungs mit dem Opener der Swampsong Scheibe „Heros to us“ gleich druckvoll los. Mit „Heritance of Berija“ wurde das nächste glühende Eisen alter Tage nachgelegt, welches deutlich zeigte, dass Klamah live roher als ab Konserve tönen, dabei aber das filigrane Zusammenspiel zwischen Saiten- und Tastenfront fast völlig verloren ging, da die Abmischung dem Keyboard keine Luft lies, sich zu entfalten. Doch nicht nur dies, wer Kalmah kennt, der weiss, wie viele Details und kleine feine Melodien die Saitenhexer hervorzaubern können, doch im Tavastia gingen die meisten davon schlicht verloren. Etwas „verloren“ kam man sich auch als Besucher vor, denn obwohl ich hoffte, dass nach Profane Omen noch einige Leute den Weg zum Club finden würden, war fast eher das Gegenteil der Fall. Die mickrige Fan-Traube, zusammengeschart vor der Bühne, hatte zwar ihre Freude, doch es reichte nicht aus, um das Tavastia in eine euphorische Rockarena zu verwandeln. Sichtlich enttäuscht von den wenigen Gästen schienen auch Kalmah zu sein, welche zwar routiniert ihr Programm hinklatschten, aber kaum Kommunikation mit dem Publikum suchten. Da dauerte es einige Songs, bis sich Sänger Pekka Kokko aufraffen konnte, ein paar finnische Worte an den Mob zu richten, und auch der Rest der Truppe wurde erst ab Mitte des Sets ein wenig agiler auf der Bühne. Die Stimmung hob sich gegen den Schluss glücklicherweise noch etwas an, wobei der Mid-Tempostampfer „Black Waltz“ vom gleichnamigen aktuellen Album das Highlight symbolisierte. Als die Band nach ihrem Set von der Bühne ging, liessen sie die wenigen noch verharrenden Fans nicht all zu lange warten, sondern wollten die Schäfchen so rasch wie möglich ins Trockene bringen. So wurde als Dessert noch „Defeat“ und „They will return“ serviert, was den Abschluss des 50-minütigen Gigs bildete.

Ich hatte mich im Vorfeld sehr gefreut, Kalmah mal live zu erleben und dies noch auf finnischem Boden in einem der bekanntesten finnischen Metal Clubs, doch wie die Band wohl auch, hätte ich mit mehr Leuten gerechnet, zumal das Ganze noch als Auftakt zur finnischen Metal Expo publiziert wurde. Nun dieser Auftakt war nicht der gewünschte Exploit, doch ich erhoffe mir, dass Kalmah auch mal ihren Weg in die Schweiz finden werden, um sich dem heimischen wilden Haufen zu stellen, welcher sicherlich die Stimmung aus dem Tavastia mit Leichtigkeit überbieten kann. (R.K.)

Set-Liste: Heroes To Us, Heritance Of Berija, Wings, Swamphell, Cloned Insanity, To The Gallows, With Her Ring Away, The Groan Of Wind, For The Reva, Black Waltz, Bitter Metallic Side.
Zugaben: Defeat, They Will Return