Am Vorabend der Finnish Metal Expo (FME) gibt es im Tavastia Club
jedes Jahr ein entsprechendes Warm-Up Konzert. Macht Sinn, ist der
Tavastia Club doch der bekannteste Metal-Schuppen in Finnland, wo
alles was im finnischen - und zum Teil auch internationalen Metal
Rang und Namen hat, schon auf der Bühne gestanden hat. Die Location
ist gut aufgeteilt in einen Vorraum mir grosser Bar und Sitzgruppen,
von denen aus man bequem über grosse Bildschirme das Geschehen im
Konzertsaal beobachten kann, sowie einer am Ende des Konzertraums
befindliche Galerie (natürlich ebenfalls mit Bar ausgestattet), um
die Bands von oben zu erleben. Zudem liegt der Club direkt neben der
Metrostation des Einkaufszentrums Kampii nahe dem Hauptbahnhof und
ist somit gut erreichbar.
Kurz vor Beginn verteilten sich die nicht gerade in Massen
anwesenden Metal-Heads schön überschaubar zwischen Bar und Bühne. Im
Jahr davor war es dagegen brechend voll, denn im Februar 2007
wärmten Brother Firetribe, eine in Finnland recht beliebte Classic
Rock Formation, das Tavastia vor für niemand geringeren als Tarot.
Dies ist die zweite Band von Marco Hietala (Nightwish), der als
Mastermind von Tarot am Micro steht und den Bass bearbeitet. Da
Familienzusammengehörigkeit in Finnland noch gewissen Wert hat, ist
es nicht verwunderlich, dass Marcos Bruder Zachary Hietala an der
Gitarre mit von der Tarot-Partie ist. Somit hatte sich auch eine
illustre Gästeschar zwischen die Normalo-Besucher gemischt, und man
traf an der Galeriebar neben Tuomas Holopainen (Nightwish / Keys)
auch Bandmitglieder von Him oder Sonata Arctica an. Aber wie gesagt,
2008 fehlten die metallenen Magneten und daher auch die
Rocker-Promis.
Profane Omen
Um 22.00 Uhr starteten Profane Omen, die Gewinner des 2007er Finnish
Metal Awards für den besten Newcomer, tapfer durch, um Stimmung in
die kleine Runde zu bringen. Frontmann und Mädchenschwarm Jules Näveri, der noch bei Misery Inc. mit am Micro steht, war
Hardcore-mässig gekleidet mit "Get In The Pit"-T-Shirt, knielanger
Military-Schlabberhose und Turnschuhen. Seine teilweise Death Metal
angelehnten Growls gemischt mit aggressivem Geschrei wurden gekonnt
umpeitscht von Gitarrenschlägen der Bandkollegen Williami Kurki und
Antti Kokkonen. Einflüsse, die zum unüberhörbar melodiös
angehauchtem Stil geführt haben, stammen von Bands wie Sentenced,
älteren Scheiben von Sepultura und Pantera. Die Band selbst
bezeichnet ihren Sound als "Shotgun Metal mit wunderbaren Melodien",
und das kommt auch live so rüber: mal klampften Profane Omen heavy
Riffe bis zur Brutalität, dann folgte wieder ein, wenn auch kurzes,
Abdriften in atmosphärische Melodien. Nach 45 Minuten bestem
finnischen Hardcore mit Songs v.a. aus dem einzigen Album "Beaten
into submission" verliessen Profane Omen kaum verschwitzt die Bühne,
um das Schlachtfeld Kalmah zu überlassen. Schade, dieser Auftritt
hätte ein Full House verdient gehabt! (Kas)
Set-Liste: Disconnected, Adrenaline, Painbox, FMH, In Fear, Rewind,
Gunshot/Mindset, Damaged Justice, God In A Bottle, Pit Of My
Thoughts
Kalmah
Nachdem Profane Omen der anwesenden Meute schon mal ordentlich
eingeheizt hatte, war nun nach der Umbau-Pause Kalmah an der Reihe,
den dünn besiedelten Tavastia Club mit ihrem finnischen Melodic
Death Metal auf Kochtemperatur zu
bringen. Ohne gross Worte zu
verlieren, legten die Jungs mit dem Opener der Swampsong Scheibe
„Heros to us“ gleich druckvoll los. Mit „Heritance of Berija“ wurde
das nächste glühende Eisen alter Tage nachgelegt, welches deutlich
zeigte, dass Klamah live roher als ab Konserve tönen, dabei aber das
filigrane Zusammenspiel zwischen Saiten- und Tastenfront fast völlig
verloren ging, da die Abmischung dem Keyboard keine Luft lies, sich
zu entfalten. Doch nicht nur dies, wer Kalmah kennt, der weiss, wie
viele Details und kleine feine Melodien die Saitenhexer
hervorzaubern können, doch im Tavastia gingen die meisten davon
schlicht verloren. Etwas „verloren“ kam man sich auch als Besucher
vor, denn obwohl ich hoffte, dass nach Profane Omen noch einige
Leute den Weg zum Club finden würden, war fast eher das Gegenteil
der Fall. Die mickrige Fan-Traube, zusammengeschart vor der Bühne,
hatte zwar ihre Freude, doch es reichte nicht aus, um das Tavastia
in eine euphorische Rockarena zu verwandeln. Sichtlich enttäuscht
von den wenigen Gästen schienen auch Kalmah zu sein, welche zwar
routiniert ihr Programm hinklatschten, aber kaum Kommunikation mit
dem Publikum suchten. Da dauerte es einige Songs, bis sich Sänger
Pekka Kokko aufraffen konnte, ein paar finnische Worte an den Mob zu
richten, und auch der Rest der Truppe wurde erst ab Mitte des Sets
ein wenig agiler auf der Bühne. Die Stimmung hob sich gegen den
Schluss glücklicherweise noch etwas an, wobei der Mid-Tempostampfer
„Black Waltz“ vom gleichnamigen aktuellen Album das Highlight
symbolisierte. Als die Band nach ihrem Set von der Bühne ging,
liessen sie die wenigen noch verharrenden Fans nicht all zu lange
warten, sondern wollten die Schäfchen so rasch wie möglich ins
Trockene bringen. So wurde als Dessert noch „Defeat“ und „They will
return“ serviert, was den Abschluss des 50-minütigen Gigs bildete.
Ich hatte mich im Vorfeld sehr gefreut, Kalmah mal live zu erleben
und dies noch auf finnischem Boden in einem der bekanntesten
finnischen Metal Clubs, doch wie die Band wohl auch, hätte ich mit
mehr Leuten gerechnet, zumal das Ganze noch als Auftakt zur
finnischen Metal Expo publiziert wurde. Nun dieser Auftakt war nicht
der gewünschte Exploit, doch ich erhoffe mir, dass Kalmah auch mal
ihren Weg in die Schweiz finden werden, um sich dem heimischen
wilden Haufen zu stellen, welcher sicherlich die Stimmung aus dem
Tavastia mit Leichtigkeit überbieten kann. (R.K.)
Set-Liste: Heroes To Us, Heritance Of Berija, Wings, Swamphell,
Cloned Insanity, To The Gallows, With Her Ring Away, The Groan Of
Wind, For The Reva, Black Waltz, Bitter Metallic Side.
Zugaben: Defeat, They Will Return
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