Livereview: Kamelot - Firewind - Forever Slave
12. April im Z7, Pratteln
By Roger W.
Erfreulich viele Metaller fanden am diesem Samstag den Weg nach Pratteln, um verschiedenen Heavy Metal-Stilen zu lauschen. Einmal Gothic-Heavy Metal à la Forever Slave, dann Heavy Metal von den Griechen Firewind und als Headliner die theatralischen Metaller von Kamelot. Enttäuscht wurde von diesem Programm niemand. Denn das Grundniveau der Bands in Sachen Songwriting und Bühnenperformance konnte sich schon mal sehen lassen, steigerte sich aber noch nach Forever Slave deutlich. Bühne frei für einen Abend, bei welchem zum Schluss sogar Realität und Phantasy verschmolzen.

Forever Slave
Die Spanier Forever Slave eröffneten den Abend, und boten gleich mal etwas für Auge. Denn Sängerin und Frontdame (name) liess sich mehr als sehen. Obwohl die Band, aufgrund der grosszügigen Bühnendekors von Kamelot, fast keinen Platz hatte und sie diverse technische Probleme plagten, gaben sie ziemlich Gas. Als Ersatz für die Österreicher Visions Of Atlantis eingesprungen, boten sie einen ähnlichen, wenn auch nicht ganz so hoch stehenden Gothic Melodic Metall, irgendwo in der Schnittmenge zwischen Nightwish und Within Tempation. Die Songsauswahl bot viel Abwechslung, konnte allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Gesang kraft- und emotionslos klang. Irgendwie komisch, denn die Frontfrau hatte sichtlich Spass und animierte das stählerne Volk immer wieder zum mitklatschen und mitbangen. Trotzdem schienen die wenigsten traurig, als die Show nach einer halben Stunde bereits zu ende war, wie der eher verhaltene Schlussapplaus bestätigte. Und um es mit den Worten einer Metallerin auszudrücken die neben mir stand: „Forever Slave sind weder Fisch noch Vogel, weder richtig gut, noch richtig schlecht. Schön das ich sie mal live erleben durfte, extra für sie an ein Konzert fahren, würde ich aber nicht.“

Firewind
Ganz anders sah die Situation bei Firewind aus. Viele Firewind-T-Shirts im Publikum deuteten darauf hin, dass nicht wenige extra wegen den Griechen nach Pratteln gepilgert waren. Man fragt sich deshalb ernsthaft, wann diese Truppe endlich mal als Headliner in die Schweiz kommen. Denn Firewind hatten an diesem Abend nicht nur das wildeste Publikum (zumindest während den ersten drei Songs, wo ich im Fotograben stand), sondern hätten auch die Medaille für die ungekünsteltste, spielfreudigste Bühnenperformance gewonnen, gäbe es so eine. Sie spielten einen guten Querschnitt aus den bisherigen Alben, wobei mit … auch ganz alte Groschen berücksichtigt wurden. Trotz dem nach wie vor gravierenden Platzmangel nutzten sie die gesamte Bühnenbreite, als würden sie auch sonst nur auf kleinen Bühnen spielen. Höhepunkte auszumachen war schwer, da der ganze Auftritt einem Siegeszug glich. Wer Firewind noch nie Live gesehen hat, gehört definitiv zu den unglücklicheren Menschen dieses Planeten.

Kamelot
Kamelot luden schliesslich mit schöner Bühne und einer perfekten Show zum Träumen ein. Und wie es bei Träumen so ist, war auch an diesem Abend nicht alles so wie es schien. Von schönem Bühnenlicht umgarnt eröffnete Toursängerin den Auftritt Geigenspielend mit dem bekannten Intro des noch aktuellen Album Ghost Opera, bevor „Rule The World“ mit grossen Feuerflammen so richtig hart loslegten. Sänger Khan spielte mit grossen Gesten den kurzhaarigen Oberpriester, und wechselte alle paar Lieder wieder mal den Mantel. Der Sound war druckvoll abgemischt und verpassten den Kamelot-Songs so eine härte, welche ich nicht erwartet hätte. Besonders virtuos und kurzweilig war das Instrumental, bei welchem jeder Musiker sein Können kurz beweisen konnte, ohne in langes Gefrickel abzudriften. Menschelte es bei Firewind noch sehr, war jetzt amerikanischer Perfektionismus in Reinkultur zu spüren, ohne viel Platz fürs spontane. Die Band schien Theater auf hohem Niveau zu spielen. Was dabei, und damit kommen wir zum anfangs erwähnten Punkt, wirklich live war, und was ab Band kam, ist schwer zu sagen. Denn hier vermischten sich wirklich Wahrheit und Phantasy. Mindestens ein paar opulente Chöre und ein Orchestereinlagen, stammten sich ab Konserve. Und auch wenn Gitarrist Thomas Youngblood bei „March Of Mephisto“ so tut, als würde er die Backings schreien, wird er nie wie Shagrath auf der Original CD klingen. Wer jetzt denkt, ich hätte keinen Spass am Auftritt gehabt täuscht sich. Denn das Niveau stimmte und ältere Songs à la „Center Of The Universe", "Abandoned" oder "Forever"sind geil. Auch dem Rest des Publikum schien es zu gefallen, und so schreiten sie sich nach der ersten Zugabe ausdauernd die Seele aus dem Leib, um noch das letzte Lied zu hören. Danach waren alle satt, und das nicht nur wegen 1 ½ Stunden Konzert, sondern auch weil Sänger Khan plötzlich schwächen in der Stimme zeigten. Und schliesslich wollen wir unsere Helden ja ohne Schwächen erleben.

Setliste: Solitaire, Rule The World, When The Lights Are Down, Soul Society, Pendulous Fall, Center Of The Universe, Abandoned, Descent Of The Archangel, Instrumental, The Human Stain, The Haunting, Eden Echo, Keyboard-Solo, Forever, Ghost Opera, Love You To Death, Karma, March Of Mephisto