Erfreulich viele Metaller fanden am diesem Samstag den Weg nach
Pratteln, um verschiedenen Heavy Metal-Stilen zu lauschen. Einmal
Gothic-Heavy Metal à la Forever Slave, dann Heavy Metal von den
Griechen Firewind und als Headliner die theatralischen Metaller von
Kamelot. Enttäuscht wurde von diesem Programm niemand. Denn das
Grundniveau der Bands in Sachen Songwriting und Bühnenperformance
konnte sich schon mal sehen lassen, steigerte sich aber noch nach
Forever Slave deutlich. Bühne frei für einen Abend, bei welchem zum
Schluss sogar Realität und Phantasy verschmolzen.
Forever Slave
Die Spanier Forever Slave eröffneten den Abend, und boten gleich mal
etwas für Auge. Denn Sängerin und Frontdame (name) liess sich mehr
als sehen. Obwohl die Band, aufgrund der grosszügigen Bühnendekors
von Kamelot, fast keinen Platz hatte und sie diverse technische
Probleme plagten, gaben sie ziemlich Gas. Als Ersatz für die
Österreicher Visions Of Atlantis eingesprungen, boten sie einen
ähnlichen, wenn auch nicht ganz so hoch stehenden Gothic Melodic
Metall, irgendwo in der Schnittmenge zwischen Nightwish und Within
Tempation. Die Songsauswahl bot viel Abwechslung, konnte allerdings
nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Gesang kraft- und emotionslos
klang. Irgendwie komisch, denn die Frontfrau hatte sichtlich Spass
und animierte das stählerne Volk immer wieder zum mitklatschen und
mitbangen. Trotzdem schienen die wenigsten traurig, als die Show
nach einer halben Stunde bereits zu ende war, wie der eher
verhaltene Schlussapplaus bestätigte. Und um es mit den Worten einer
Metallerin auszudrücken die neben mir stand: „Forever Slave sind
weder Fisch noch Vogel, weder richtig gut, noch richtig schlecht.
Schön das ich sie mal live erleben durfte, extra für sie an ein
Konzert fahren, würde ich aber nicht.“
Firewind
Ganz anders sah die Situation bei Firewind aus. Viele
Firewind-T-Shirts im Publikum deuteten darauf hin, dass nicht wenige
extra wegen den Griechen nach Pratteln gepilgert waren. Man fragt
sich deshalb ernsthaft, wann diese Truppe endlich mal als Headliner
in die Schweiz kommen. Denn Firewind hatten an diesem Abend nicht
nur das wildeste Publikum (zumindest während den ersten drei Songs,
wo ich im Fotograben stand), sondern hätten auch die Medaille für
die ungekünsteltste, spielfreudigste Bühnenperformance gewonnen,
gäbe es so eine. Sie spielten einen guten Querschnitt aus den
bisherigen Alben, wobei mit … auch ganz alte Groschen berücksichtigt
wurden. Trotz dem nach wie vor gravierenden Platzmangel nutzten sie
die gesamte Bühnenbreite, als würden sie auch sonst nur auf kleinen
Bühnen spielen. Höhepunkte auszumachen war schwer, da der ganze
Auftritt einem Siegeszug glich. Wer Firewind noch nie Live gesehen
hat, gehört definitiv zu den unglücklicheren Menschen dieses
Planeten.
Kamelot
Kamelot luden schliesslich mit schöner Bühne und einer perfekten
Show zum Träumen ein. Und wie es bei Träumen so ist, war auch an
diesem Abend nicht alles so wie es schien. Von schönem Bühnenlicht
umgarnt eröffnete Toursängerin den Auftritt Geigenspielend mit dem
bekannten Intro des noch aktuellen Album Ghost Opera, bevor „Rule
The World“ mit grossen Feuerflammen so richtig hart loslegten.
Sänger Khan spielte mit grossen Gesten den kurzhaarigen
Oberpriester, und wechselte alle paar Lieder wieder mal den Mantel.
Der Sound war druckvoll abgemischt und verpassten den Kamelot-Songs
so eine härte, welche ich nicht erwartet hätte. Besonders virtuos
und kurzweilig war das Instrumental, bei welchem jeder Musiker sein
Können kurz beweisen konnte, ohne in langes Gefrickel abzudriften.
Menschelte es bei Firewind noch sehr, war jetzt amerikanischer
Perfektionismus in Reinkultur zu spüren, ohne viel Platz fürs
spontane. Die Band schien Theater auf hohem Niveau zu spielen. Was
dabei, und damit kommen wir zum anfangs erwähnten Punkt, wirklich
live war, und was ab Band kam, ist schwer zu sagen. Denn hier
vermischten sich wirklich Wahrheit und Phantasy. Mindestens ein paar
opulente Chöre und ein Orchestereinlagen, stammten sich ab Konserve.
Und auch wenn Gitarrist Thomas Youngblood bei „March Of Mephisto“ so
tut, als würde er die Backings schreien, wird er nie wie Shagrath
auf der Original CD klingen. Wer jetzt denkt, ich hätte keinen Spass
am Auftritt gehabt täuscht sich. Denn das Niveau stimmte und ältere
Songs à la „Center Of The Universe", "Abandoned" oder "Forever"sind
geil. Auch dem Rest des Publikum schien es zu gefallen, und so
schreiten sie sich nach der ersten Zugabe ausdauernd die Seele aus
dem Leib, um noch das letzte Lied zu hören. Danach waren alle satt,
und das nicht nur wegen 1 ½ Stunden Konzert, sondern auch weil
Sänger Khan plötzlich schwächen in der Stimme zeigten. Und
schliesslich wollen wir unsere Helden ja ohne Schwächen erleben.
Setliste: Solitaire, Rule The World, When The Lights Are Down, Soul
Society, Pendulous Fall, Center Of The Universe, Abandoned, Descent
Of The Archangel, Instrumental, The Human Stain, The Haunting, Eden
Echo, Keyboard-Solo, Forever, Ghost Opera, Love You To Death, Karma,
March Of Mephisto
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