Livereview: Kamelot - Delain
31. März 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Die amerikanischen Progressive Power Metaller mit ihrem charismatischen Sänger Roy Khan (Ex-Conception) haben in den letzten Jahren mit immer besseren Alben laufend an Boden gut gemacht. Spätestens seit «Epica» von 2003 wurde ein Level erreicht, das die Band klar zur Oberliga gehören lässt. Doch Kamelot haben mehr als das, sprich die Musik zu bieten, denn auch die Lyrics sind kein Einheitsbrei, sondern schwere, literarische Kost. «Goethe's Faust», im Volksmund eigentlich eher als grosse Schauspielhaus-Inszenierung bekannt, wurde von den Amis gekonnt vertont. Nebst auf «Epica» wurde das Thema auch bei «The Black Halo» (2005) verwendet und um «Faust II» erweitert. Damit einher geht der Einfluss der klassischen Musik im Sound von Kamelot. Die Folge davon sind epische Stücke mit oft orchestralen Arrangements. Die Vermischung mit sattem Power Metal ist längst zum Erkennungsmerkmal der Amis geworden und etwa mit dem zu vergleichen, was auch Firewind aktuell zelebrieren. Der Support wurde an Delain aus Holland vergeben, von denen ich im Vorfeld zwar schon einige Infos vermittelt bekam, bis anhin aber noch nichts gesehen hatte.

Delain
Die Schwärmerei eines Kollegen hatte mich wie gesagt schon längst neugierig gemacht und noch bevor ich mich ernsthaft mit der Musik von Delain auseinander gesetzt hatte, stand zunächst mal die persönliche Live-Premiere bevor. Als die Band auf die Bühne kam und ich die überaus attraktive Sängerin Charlotte Wessels (glich etwas der jungen Lee Aaron) erstmals in Natura sah, war zumindest ein Teil der mir zugetragenen Lobeshymnen geklärt. Kurz darauf, als das Ganze mit instrumentalen wie gesanglichen Inhalten versehen wurde, wanderten meine Mundwinkel umgehend nach oben. Potzblitz! Das war einfach nur geil, was die Niederländer um Ex-Within Temptation Keyboarder und Mainman Martijn Westerholt (übrigens der Bruder von Gitarrist Robert Westerholt, aktuell bei Within Temptation) auf Basis des brandneuen Albums «April Rain» aufführten. Obwohl die Wurzeln von Sharon den Adel & Co. und Anleihen bei Nightwish nicht von der Hand zu weisen sind, klangen Delain sehr eigenständig. Das hatte vor allem was mit der elfenhaften und unverbrauchten Stimme von Charlotte zu tun, die sich wohltuend von dem unterscheidet, was zuweilen bei Lady den Adel und Lady Turunen mit der Zeit einfach zuviel des Guten ist. Darüber hinaus verfügten die Songs praktisch alle über ohrwurmmässige Melodien, die danach, also beim Anhören der CD, noch viel besser wirken. Seit «April Rain» bei mir Einzug gehalten hat, läuft das Teil in Dauerrotation. Die andere Hälfte des gut 40-minütigen Sets bestand aus Songs vom Debüt «Lucidity» (2006), wo aber nicht alles von Miss Wessels eingesungen wurde. Der Erstling war denn auch mehr ein Projekt von Martijn Westerholt, zu dem einige Gastmusiker, darunter auch Marco Hietala (Nightwish & Tarot) ihre Beiträge leisteten. Dieser ist auch auf der aktuellen Scheibe, nämlich bei «Control The Storm» und «Nothing Left» zu hören. Keine Frage, dass diese Guest-Performance das eh schon gute Songwriting zusätzlich aufwertet. Das Z7-Publikum war sichtlich angetan und spendete ordentlichen, aber nicht überschwenglichen Applaus. Blickfang Charlotte Wessels war jedoch darob schon sehr erfreut und bedankte sich herzlich. Gitarrist Ronald Landa spielte den Set wegen einer Verletzung überwiegend auf einem Barhocker. Aufgrund der einzelnen Gitarre kam der Bass von Rob van der Loo entsprechend verzerrt daher, während Tastenmann Westerholt zentral, aber nicht zu dominant agierte. Unter dem Strich durfte man einen total überzeugenden Newcomer erleben und an dieser Stelle sei nochmals der Hinweis auf das neue, sackstarke Album «April Rain» erlaubt, das Fans der oben genannten Paten keinesfalls missen dürfen!

Setlist: «Intro» - «Invidia» - «Stay Forever» - «Sever» - «Go Away» - «The Gathering» - «A Day For Ghost» - «Nothing Left» - «Virtue And Vice» - «Silhouette Of A Dancer».

Kamelot
Es gibt meines Wissens kaum eine andere Band, die sich zumindest in der letzten Zeit nicht mit den normalen Ausmassen der Z7-Bühne zufrieden gegeben hat. Kamelot liessen jedoch eine etwa 5-metrige Gangway nach vorne, also mitten in den Zuschauerbereich hinein, aufbauen. Das vermittelte hiermit schon vor dem Beginn des Konzertes eine besondere Atmosphäre, da an dieser Stelle wirklich nicht alltäglich. Diese zusätzlich Fläche wurde von Sänger Roy Khan dann auch mehrmals in Anspruch genommen. Auch in Sachen Pyros (Gasflammen) wurde nicht gespart und bereits zum Opener «Rule The World» wurde die Bude schon ordentlich unter Feuer genommen. Nebst einem schönen Backdrop hinten, stach vor allem das montröse Schlagzeug von Casey Grillo hervor. Für den ersten Teil des Konzertes wurde viel Grünlicht und massig Trockeneis aufgefahren. Vielfach war es fotographisch gesprochen zappenduster, was nicht gerade förderlich für gute Fotos war. Dieser Zustand änderte sich dann aber noch zum Guten hin und auch die Band erwischte einen optimalen Start. Mit ziemlichem Getöse lickte der Headliner den Mob langsam aber sicher aus der Reserve hervor. Zu «Moonlight» gab es zum zweiten Mal ein fettes Feuerspiel zu sehen. Was dabei immer wieder erstaunt ist die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Hitze den Weg nach vorne in Richtung Zuschauer bahnte und deutlich zu spüren war. Während Gitarrist Thomas Youngblood über weite Strecken eher emotionslos seine Parts runter zockte und auch mal Leadvocals zum Besten gab, gebärdete sich Bassist Glenn Barry um einiges wilder, während Keyboarder Oliver Palotai (u. a. Ex-Doro) die entsprechenden Sounds und wohl auch die Orchester-Elemente hervor zauberte. Obwohl die Songs zeitweilen etwas vertrackt waren, entwickelte sich die Stimmung laufend und erfreulich zugleich. Sänger Roy Khan benutzte dann auch den erwähnten, erweiterten Bühnenbereich wiederholt und suchte den Kontakt zu den Fans. Die Setliste war mehrheitlich von Vertretern des letzten Albums «Ghost Opera» bevölkert. Ein instrumentaler Einschub und Soli von Keyboard und Schlagzeug verströmten eher einen füllerhaften Touch, als dass sie wirklich was gerissen hätten. Dass dabei die Stimmung mehrheitlich absackte, war die logische Folge davon. Trotzdem vermochte der Auftritt zunehmend zu begeistern, da nun auch auf der Lichtseite volles Rohr gegeben wurde und die Feuereffekte nicht lange auf sich warten liessen. Kamelot kehrten für zwei Zugabenblöcke zurück auf die Bühne, was am Schluss nach einem grandiosen «March Of Mephisto» für knappe 100 Minuten reichte. Mein persönliches Fazit zu diesem wirklich ansprechenden Gig war insgesamt positiv, aber die Intesität, die bei Firewind an gleicher Stelle freigesetzt wurde, konnte nicht erreicht werden.

Setlist: «Intro» - «Rule The World» - «When The Lights Are Down» - «Soul Society» - «Centre Of The Universe» - «The Pendulous Fall» - «Anthem - «Instrumental» - «The Human Stain» - «The Haunting» - «Eden Echo» - «Keyboard Solo Oliver» - «Forever» -- «Ghost Opera» - «Love You To Death» - «Karma» --- «March Of Mephisto».