Die amerikanischen Progressive Power Metaller mit ihrem
charismatischen Sänger Roy Khan (Ex-Conception) haben in den letzten
Jahren mit immer besseren Alben laufend an Boden gut gemacht.
Spätestens seit «Epica» von 2003 wurde ein Level erreicht, das die
Band klar zur Oberliga gehören lässt. Doch Kamelot haben mehr als
das, sprich die Musik zu bieten, denn auch die Lyrics sind kein
Einheitsbrei, sondern schwere, literarische Kost. «Goethe's Faust»,
im Volksmund eigentlich eher als grosse Schauspielhaus-Inszenierung
bekannt, wurde von den Amis gekonnt vertont. Nebst auf «Epica» wurde
das Thema auch bei «The Black Halo» (2005) verwendet und um «Faust
II» erweitert. Damit einher geht der Einfluss der klassischen Musik
im Sound von Kamelot. Die Folge davon sind epische Stücke mit oft
orchestralen Arrangements. Die Vermischung mit sattem Power Metal
ist längst zum Erkennungsmerkmal der Amis geworden und etwa mit dem
zu vergleichen, was auch Firewind aktuell zelebrieren. Der Support
wurde an Delain aus Holland vergeben, von denen ich im Vorfeld zwar
schon einige Infos vermittelt bekam, bis anhin aber noch nichts
gesehen hatte.
Delain
Die Schwärmerei eines Kollegen hatte mich wie gesagt schon längst
neugierig gemacht und noch bevor ich mich ernsthaft mit der Musik
von Delain auseinander gesetzt hatte, stand zunächst mal die
persönliche Live-Premiere bevor. Als die Band auf die Bühne kam und
ich die überaus attraktive Sängerin Charlotte Wessels (glich etwas
der jungen Lee Aaron) erstmals in Natura sah, war zumindest ein Teil
der mir zugetragenen Lobeshymnen geklärt. Kurz darauf, als das Ganze
mit instrumentalen wie gesanglichen Inhalten versehen wurde,
wanderten meine Mundwinkel umgehend nach oben. Potzblitz! Das war
einfach nur geil, was die Niederländer um Ex-Within Temptation
Keyboarder und Mainman Martijn Westerholt (übrigens der Bruder von
Gitarrist Robert Westerholt, aktuell bei Within Temptation) auf
Basis des brandneuen Albums «April Rain» aufführten. Obwohl die
Wurzeln von Sharon den Adel & Co. und Anleihen bei Nightwish nicht
von der Hand zu weisen sind, klangen Delain sehr eigenständig. Das
hatte vor allem was mit der elfenhaften und unverbrauchten Stimme
von Charlotte zu tun, die sich wohltuend von dem unterscheidet, was
zuweilen bei Lady den Adel und Lady Turunen mit der Zeit einfach
zuviel des Guten ist. Darüber hinaus verfügten die Songs praktisch
alle über ohrwurmmässige Melodien, die danach, also beim Anhören der
CD, noch viel besser wirken. Seit «April Rain» bei mir Einzug
gehalten hat, läuft das Teil in Dauerrotation. Die andere Hälfte des
gut 40-minütigen Sets bestand aus Songs vom Debüt «Lucidity» (2006),
wo aber nicht alles von Miss Wessels eingesungen wurde. Der Erstling
war denn auch mehr ein
Projekt von Martijn Westerholt, zu dem einige
Gastmusiker, darunter auch Marco Hietala (Nightwish & Tarot) ihre
Beiträge leisteten. Dieser ist auch auf der aktuellen Scheibe,
nämlich bei «Control The Storm» und «Nothing Left» zu hören. Keine
Frage, dass diese Guest-Performance das eh schon gute Songwriting
zusätzlich aufwertet. Das Z7-Publikum war sichtlich angetan und
spendete ordentlichen, aber nicht überschwenglichen Applaus.
Blickfang Charlotte Wessels war jedoch darob schon sehr erfreut und
bedankte sich herzlich. Gitarrist Ronald Landa spielte den Set wegen
einer Verletzung überwiegend auf einem Barhocker. Aufgrund der
einzelnen Gitarre kam der Bass von Rob van der Loo entsprechend
verzerrt daher, während Tastenmann Westerholt zentral, aber nicht zu
dominant agierte. Unter dem Strich durfte man einen total
überzeugenden Newcomer erleben und an dieser Stelle sei nochmals der
Hinweis auf das neue, sackstarke Album «April Rain» erlaubt, das
Fans der oben genannten Paten keinesfalls missen dürfen!
Setlist: «Intro» - «Invidia» - «Stay Forever» - «Sever» - «Go Away»
- «The Gathering» - «A Day For Ghost» - «Nothing Left» - «Virtue And
Vice» - «Silhouette Of A Dancer».
Kamelot
Es gibt meines Wissens kaum eine andere Band, die sich zumindest in
der letzten Zeit nicht mit den normalen Ausmassen der Z7-Bühne
zufrieden gegeben hat. Kamelot liessen jedoch eine etwa 5-metrige
Gangway nach vorne, also mitten in den Zuschauerbereich hinein,
aufbauen. Das vermittelte hiermit schon vor dem Beginn des Konzertes
eine besondere Atmosphäre, da an dieser Stelle wirklich nicht
alltäglich. Diese zusätzlich Fläche wurde von Sänger Roy Khan dann
auch mehrmals in Anspruch genommen. Auch in Sachen Pyros
(Gasflammen) wurde nicht gespart und bereits zum Opener «Rule The
World» wurde die Bude schon ordentlich unter Feuer genommen. Nebst
einem schönen Backdrop hinten, stach vor allem das montröse
Schlagzeug von Casey Grillo hervor. Für den ersten Teil des
Konzertes wurde viel Grünlicht und massig Trockeneis aufgefahren.
Vielfach war es fotographisch gesprochen zappenduster, was nicht
gerade förderlich für gute Fotos war. Dieser Zustand änderte sich
dann aber noch zum Guten hin und auch die Band erwischte einen
optimalen Start. Mit ziemlichem Getöse lickte der Headliner den Mob
langsam aber sicher aus der Reserve hervor. Zu «Moonlight» gab es
zum zweiten Mal ein fettes Feuerspiel zu sehen. Was dabei immer
wieder erstaunt ist die Geschwindigkeit, mit welcher sich die Hitze
den Weg nach vorne in Richtung Zuschauer bahnte und deutlich zu
spüren war. Während Gitarrist Thomas Youngblood über weite Strecken
eher emotionslos seine Parts runter zockte und auch mal Leadvocals
zum Besten gab, gebärdete sich Bassist Glenn Barry um einiges
wilder, während Keyboarder Oliver Palotai (u. a. Ex-Doro) die
entsprechenden Sounds und wohl auch die Orchester-Elemente hervor
zauberte. Obwohl die Songs zeitweilen etwas vertrackt waren,
entwickelte sich die Stimmung laufend und erfreulich zugleich.
Sänger Roy Khan benutzte dann auch den erwähnten, erweiterten
Bühnenbereich wiederholt und suchte den Kontakt zu den Fans. Die
Setliste war mehrheitlich von Vertretern des letzten Albums «Ghost
Opera» bevölkert. Ein instrumentaler Einschub und Soli von Keyboard
und Schlagzeug verströmten eher einen füllerhaften Touch, als dass
sie wirklich was gerissen hätten. Dass dabei die Stimmung
mehrheitlich absackte, war die logische Folge davon. Trotzdem
vermochte der Auftritt zunehmend zu begeistern, da nun auch auf der
Lichtseite volles Rohr gegeben wurde und die Feuereffekte nicht
lange auf sich warten liessen. Kamelot kehrten für zwei
Zugabenblöcke zurück auf die Bühne, was am Schluss nach einem
grandiosen «March Of Mephisto» für knappe 100 Minuten reichte. Mein
persönliches Fazit zu diesem wirklich ansprechenden Gig war
insgesamt positiv, aber die Intesität, die bei Firewind an gleicher
Stelle freigesetzt wurde, konnte nicht erreicht werden.
Setlist: «Intro» - «Rule The World» - «When The Lights Are Down» -
«Soul Society» - «Centre Of The Universe» - «The Pendulous Fall» -
«Anthem - «Instrumental» - «The Human Stain» - «The Haunting» -
«Eden Echo» - «Keyboard Solo Oliver» - «Forever» -- «Ghost Opera» -
«Love You To Death» - «Karma» --- «March Of Mephisto».
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