Nach langem hin und her war dann irgendwann mal die Katze aus dem
Sack: Roy Kahn hat die Band Kamelot verlassen und wird sich erst mal
aus dem Musikbusiness zurückziehen. Ihm war wohl alles etwas zu viel
geworden. Für viele ein Schock und eine Menge Leute haben sich
überlegt, die gekauften Karten für die laufende Tour wieder
zurückzugeben. Auch ich maulte zunächst über den Ersatz Fabio Lione
(Rhapsody Of Fire) der die Tour zu Ende brachte. Aber es gab ja noch
eine prächtige Auswahl anderer Künstler und eine Wundertüte voll
Gastsänger die den Abend füllen sollten. Und am Ende überraschte
auch Herr Lione doch noch....
Sons Of Seasons
Schon das aktuelle Album „Magnisphyricon“ treibt es mit dem
ausgeklügelten Konzept auf die Spitze: opulent, bombastisch, grosse
Melodien, eine kräftige Portion Härte und viele kleine Details die
den Hörer aufhorchen lassen. Melodien die immer mal zwischendurch
mit der Trash-Keule gekonnt unterbrochen werden. Das ganze auch noch
live?
Meine Erwartungen waren mal wieder sehr hoch. Ich weiss es
klingt extrem abgedroschen, aber diese wurden unnatürlich gut
übertroffen. Es ist einfach ein Fakt liebe Leute. Sons Of Seasons
sind auf der Bühne eine Bombe! Nicht nur, dass sie auf dem Album
immer wieder überraschen, sie bestätigen auch live, dass sie ihre
abwechslungsreiche Musik perfekt umsetzen können. Optisch geizen sie
nicht mit Reizen und holten für die immerhin knappe Spielzeit noch
eine Tänzerin auf die Bühne die in weissem Kleid und dann später
nochmals in rot/schwarz brillierte. Wunderschöne Untermalung der
Songs. Oliver Palotai wärmt sich schon mal auf und gibt am Keyboard
auch beim Solo sein bestes. Immerhin muss er später bei Kamelot
nochmals „dran glauben“. Irgendwie hatte ich eh das Gefühl, dass der
ganze Abend recht „inzüchtig“ ablief, da so gut wie jeder mal bei
jedem auf der Bühne mitmischte. Das Publikum hatten sie sofort im
Griff und alle applaudierten begeistert und das zurecht denn Sons Of
Seasons gingen ab wie ein Zäpfchen!
Amaranthe
Da ich das ganze Konzert zwei Mal erleben durfte, gab ich Amaranthe
noch eine Chance. Vielleicht muss man das nochmals gesehen haben um
es besser beurteilen zu können. Aber an dieser Stelle muss ich
kräftig den Kopf schütteln und zwar nicht von oben nach unten
sondern von rechts nach links: Nee, das war nix! Drei Sänger in
dieser Konstellation ist einfach zu viel des Guten. Jake E. Lundberg,
Elize Ryd und Andy Solvestrom teilten sich gutturalen Gesang,
klassischen fast opernhaften Gesang und klaren Gesang im Wechsel.
Die Band aus Schweden und Dänemark verarbeiten mir musikalisch viel
zu viele Stile in sehr kurzer Zeit. Da mischt man Death Metal,
Klaviermelodien und elektronische Klänge in einem Topf und was dabei
rauskommt klingt für mich wie ein zäher erzwungener Brei. Live klang
es nicht viel besser. Vor allem der klare Gesang von Jake E.
Lundberg ging bei der ganzen Sache total unter. Nicht für meine
Ohren gedacht. Für mich fühlt es sich einfach so an, als wolle man
hier auf den nächsten Trend-Zug aufspringen und Erfolg erzwingen.
Aber Freude herrschte dennoch, denn der nächste Act hatte alles
wieder gut gemacht...
Evergrey
Von der Kamera perfekt eingefangen wurde die Show auf der Live DVD
„A Night To Remember“ und fesselte mich an meinen TV. Daher konnte
ich es kaum abwarten Evergrey endlich einmal live zu sehen. Auch
hier waren die Erwartungen weit übertroffen. Die Band und vor allem
Tom S. Englund am Gesang kam so authentisch und emotional rüber,
dass man gleich überlegt „Ok wo geht es hier zum nächsten Konzert?“
Auf der Bühne merkt man rein
gar nichts davon, dass Tom eigentlich
mit einer Erkältung zu
kämpfen hatte. Seine Stimme war perfekt. Was man hier vorgesetzt
bekam war wirklich grosse Klasse. Auch die neuen Bandmitglieder
reihten sich perfekt ein und waren in Höchstform. Da fragt man sich
doch tatsächlich, ob man danach noch eine weitere Band braucht.
Optisch machten die selbstkreierten Evergrey Jacken mächtig was her.
Da hatten die Jungs selbst Hand angelegt und die Schriftzüge
persönlich angenäht. Wäre was für die Merchandise Kiste! Hoffnung
für eine Headliner Tour besteht, denn der Plan ist es im
Herbst/Winter das neue Album nochmals ausgedehnt live zu
präsentieren! Sehr
gut, denn der Auftritt an diesem Abend war viel zu kurz.
Setliste: Leave It Behind Us - Monday Morning Apocalypse - Wrong -
Blinded - The Masterplan - Recreation Day - Frozen - Broken Wings -
A Touch of Blessing
Kamelot
Gespannt erwartete ich Herrn Leoni am Gesang. Was man vorab im
Internet hören konnte war schon mal nicht ganz so schlecht. Zudem
muss man auch mal sagen, dass es sicher keine einfache Aufgabe ist,
auf einer laufenden Tour den Sänger zu ersetzen und vor ein überaus
kritisch Publikum treten zu müssen. Daher: Kompliment! Ich war immer
noch benebelt von Evergrey, Kamelot hatte es deswegen so oder so
schwer bei mir. Sie boten eine sehr gute Show mit viel Abwechslung
und 3 Gastsängern: Simone Simons (Epica), Elize Ryd (Amaranthe) und
Tommy Karevik (Seventh Wonder) waren hauptsächlich für den
Background zuständig. Jeder durfte aber auch mal an die Front um
sein bestes zu geben. Hier kam ebenfalls Oliver Palotai erneut ins
Spiel, der bereits am selben Abend die Tasten für Sons Of Seasons
bediente. Ein nettes Bass Solo, ein nettes Drum Solo und ein
Keyboard Solo durfte natürlich auch nicht fehlen. Aber ehrlich
gesagt: Evergrey haben nur 5% soviel Show gemacht und damit viel
viel mehr bei mir bewirkt als Kamelot.
Setliste: Rule the World - Ghost Opera - The Great Pandemonium - The
Human Stain - Center of the Universe (with Tommy Karevik) - Nights
of Arabia - A Sailorman's Hymn - When the Lights are Down - Soul
Society - Keyboard Solo - Descent of the Archangel - Hunter's Season
- The Haunting (Somewhere in Time) (with Simone Simons) - Drum Solo
- Forever – Encore: Bass Solo - Karma - March of Mephisto
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