In ihrem Heimatland Australien haben sich Karnivool bereits
etabliert und heimsten schon etliche Auszeichnungen für ihre
wunderbare Musik ein. Auch in den Australischen Albumcharts tummelte
sich das 2009 veröffentliche «Sound Awake» gute 8 Wochen ganz vorne
in der Platzierung. Hierzulande gelten die 5 Jungs mit ihrem
anspruchsvollen Progressive Rock/Metal noch als Geheimtipp. Es war mir
eine Ehre, die Band einmal live sehen zu können. War das Kiff zu
Beginn noch recht leer und verhalten gewesen, schlichen plötzlich
aus allen Löchern von irgendwo Menschen herbei und füllten den Club.
Die Band Pigeon Toe war ein würdiger Gaumenkitzler, um den Abend
einzustimmen.
Pigeon Toe
Eine Band aus dem benachbarten Freiburg in Deutschland eröffnete den
Abend und überraschte mich mit einer Frische und Professionalität,
die ich schon lange nicht mehr bei einem eher unbekannten Support Act finden konnte.
Da es erst mal der 5. Live-Auftritt gewesen ist,
imponierte mir die Aufführung um so mehr. Erst im Jahre 2009 von den
beiden Brüdern Marsen (v/g) und Hanson (g/bv) gegründet, beschloss
man, die vielseitigen Musikvorlieben aller involvierten Musiker
(z.B. Pink Floyd, 35007, Tomahawk, Meshuggah, King Crimson, Fu
Manchu, Amplifier) zu vereinen und kreierte somit einen Sound, der
nach eigenen Aussagen der Band der Bezeichnung «Experimental
Progressive Surf-Metal mit Spacerock-Einschlag» am nächsten kommt.
Und weil wir alle an jenem Abend so schön progressiv waren (und es
immer noch sind), erlaube ich mir die Regel der klassischen
Live-Berichterstattung zu brechen und zitiere Marsen, der das
Songwriting von Pigeon Toe so formuliert: »Als viel direkteren
Einfluss als die Musik die wir hören empfinde ich visuelle
Eindrücke, die wir versuchen mit unserem Sound zu vertonen. Oder
eben vorgegebene Geschichten, Szenarien und Handlungen, die wir
akustisch umsetzen wollen. So arbeiten wir zumindest beim
Songwriting» Die instrumententechnische Finesse, sowie auch die
Ausstrahlung der Band gaben mir ein Gesamtbild eines Openersab, der
mich fesselte und den ich gerne nochmals live sehen würde. Aktuell
arbeiten die 5 Jungs an der ersten Scheibe, welche ein Konzept Album
werden wird und auf der eine «wahnwitzige Geschichte» verarbeitet
wird. Man darf also gespannt sein! Wer nicht warten kann, sollte sich
schon mal auf Youtube den Clip «Man With The Cat» anschauen.
Setliste: «The Chase» - «The First Perception» - «Wake up! (The
Muse Pt. 1)» - «The Man With The Cat» - «The Struggle» - «The Muse (Pt. 2) /
«The Sanctimonious Victory» - «The Second Perception» - «The Flashback».
Karnivool
Der Vorhang öffnete sich (legendär!) und meine Blicke blieben sofort
an den riesigen Effekt Pedal Boards haften. Ohne übertreiben zu
wollen - die Bühne war übersät davon! Schon beim ersten Klang machte
sich bemerkbar, dass hier Musik mit aussergewöhnlicher Qualität und
hohem Anspruch präsentiert wird. Nichts womit man sich einfach
berieseln lässt, sondern ein Sound der durch facettenreiche
Songstruktur und technische
Extravaganz den Zuschauer in höchstem
Masse forderte. Bereits beim ersten Lied «Simple Boy», bei dem das
Xylophon zum Einsatz kam, stand ich in der ersten Reihe als würde
ich einen Tennis Match von Roger Federer aufmerksam verfolgen: Kopf
und Augen wanderten im Sekundentakt nach rechts, nach links, nach
rechts, nach links... - Ich war begeistert von der gebotenen
professionellen Bühnenpräsenz. Bekanntlich ist der Sound noch besser,
wenn man in der Nähe vom Mischpult steht. Also huschte ich nach ein
paar Liedern nach hinten, denn Karnivool muss man nicht unbedingt
sehen, man muss sie hören und spüren. Als ich mich so durch die
Menge kämpfte, war mir klar, alle anderen hier haben genau so grossen
Respekt und Freude beim Auftritt der Australier hier im Kiff.
Auffällig ist gewesen, dass es nicht nur Musikliebhaber, sondern auch
viele Musiker hier her getrieben hatte, um Karnivool zu huldigen. Ian
Kenny, der auch noch mit einer weiteren australischen Band
erfolgreich ist (Birds Of Tokyo), wechselte seine 2 Mikrophone um
weitere spannende Effekte zu erzielen. Mit 10 Songs inklusive Zugabe
erschien die Setliste auf den ersten Blick etwas mager, da die
Songs aber teilweise bis 12 Minuten andauerten, gibt es auch hier
nichts zu bemängeln. Als Zugabe spielte man «Change», welches als Part
1 auf dem Album «Themata» und als Part 2 auf der aktuellen Scheibe
zu hören ist.
Fazit: Für alle, die eine Mischung aus Tool, Oceansize und Porcupine
Tree spannend fänden und Karnivool noch nicht kennen: unbedingt
anhören und wenn möglich auch anschauen! Das Schöne ist, je öfter
man das Album anhört, desto mehr Details und Feinheiten fallen einem
auf. Dies macht das Werk bei jedem weiteren Hören noch interessanter
und vielschichtiger.
Setliste: «Simple Boy» - «Goliath», «Set Fire To The Hive» - «Umbra»
- «All I Know» - «Deadman» - «C.O.T.E.» - «Roquefort» - «Themata» - «New Day» -- «Change».
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