Wenn es einen
Event im Kanton Freiburg gibt, der regelmässig regionale Bands fördert, dann ist das der
Metal Act im Nouveau Monde. Seit dem Beginn vor ungefähr drei Jahren hat sich dieser
Anlass zum Szenen-Treff gemausert, der Seinesgleichen suchte - bis letzten August, als die
Hiobs-Botschaft per Tagesschau im ganzen Lande verbreitet wurde: Das Nouveau-Monde,
Austragungsort des Metal Act und gleichzeitig einer der wichtigsten kulturellen
Veranstaltungsorte in Freiburg, indem sich Schauspieler, Musiker und Künstler die Klinke
in die Hand gaben, war zum Raub der Flammen geworden. Bis heute ist ungeklärt, welche
Tragödie wirklich dahinter steckte. Aber Tatsache ist, dass nebst der Konzertlokalität
auch die gesamten tontechnischen Einrichtungen, die angrenzenden Büro-Räumlichkeiten und
die Studentenwohnung im oberen Stockwerk völlig vernichtet wurden. Seit diesem
verheerenden Brand wurde wild über die Zukunft spekuliert, und schnell war klar, dass der
Wille da war, das Nouveau Monde als Solches nicht einfach so in die Geschichte eingehen
lassen zu wollen, sondern weiter zu kämpfen.
Knapp ein Jahr danach wurde eine Übergangslösung gefunden: Die neuen Räumlichkeiten
zählen zwar zum Espace Moncor und damit zum einzigen, glaubwürdigen Konkurrenten, was
Kultur betrifft, bieten dafür aber einem grösseren Publikum Platz. Und weil der alte
Schuppen bei den Metal Act-Parties immer zum Platzen voll war, kann man hier von einem
echten Glücksgriff sprechen.
Model 101
Den Anfang dieses Abends machten Model 101 aus dem Grossraum Freiburg. Zu Anbeginn ihrer
Bandkarriere konzentrierten sie sich zwar auf eigenes Material, aber seit einigen
Besetzungsproblemen setzen sie nur noch auf Cover-Songs. Ihr Repertoire bestand an diesem
Abend vor allem aus Deftones-Klassikern, aber auch ein Snot- und ein Rage Against The
Machine-Stücke verirrten sich darin. Die Songs klangen zwar allesamt sauber
interpretiert, konnten das Publikum aber nicht vom Hocker hauen. Nebenbei bemerkt: Den
Bass zupfte kein Geringerer als der Underschool Element Sänger Gregoire Gachet, dessen
Band in den CD-Kritiken vom letzten Juli brillierte.
Minkus
Als zweite Band an diesem Abend durften Minkus aus Lausanne die Klöppel schwingen, was
sie auch ganz souverän machten. Das Problem bei Sieben- Saiten- Runtergestimmt- Ganz-
Böse- Gucken- Korn- Verehrenden- Sound ist allerdings, dass genau diese Mucke
mittlerweile nicht mehr richtig zu zünden vermag. Einige Besucher begannen zwar, ihre
Nacken auf zu wärmen und die Rumschubserei zu starten, aber auch hier herrschte ansonsten
eher Zurückhaltung. Fazit: Gelungen, aber unspektakulär.
Px-Pain
In der bestens bekannten Band aus Zürich sahen viele den rettenden Schimmer am Horizont.
Hätte auch geklappt, wenn sie direkt auf die Bühne gestiegen wären. Aber nein, statt
dessen musste die Technik streiken und knapp dreiviertel Stunde später begann sich
bereits die Langeweile im Publikum breit zu machen, worauf einige Besucher schon entnervt
die Lokalität verliessen. Mitternacht war schon längst vorbei, als die vier
Metalcore-Veteranen endlich losbretterten. Es ist doch immer wieder schön an zu sehen,
wie gut einige Schweizer Bands mittlerweile geworden sind, auch bei Px-Pain lässt sich
die Bühnenerfahrung durchaus hören. Von der Präzision der vier Herren könnte sich
manche Band eine dicke Scheibe abschneiden. Obwohl das Publikum zuerst mal geschockt auf
die Urgewalt reagierte, kam langsam Stimmung auf, und auch der Moshpit begann, sich lustig
im Kreis zu drehen - was bei Hammer-Songs wie "Mosh it up" eigentlich
selbstverständlich ist. Knapp eine Stunde später war man dann auch schon beim Ende
dieses Sets angelangt, und das Publikum bedankte sich artig, aber nicht überschwenglich
bei den vier Zürchern.
Kiju
Als dann um ungefähr 1.30 Uhr morgens die fünf Italo's von Kiju die Bühne betraten,
musste sich ihnen von dort aus ein alarmierendes Bild geboten haben: Die noch anwesenden
Leute hatten wirklich Mühe, sich auf den Beinen zu halten, und wer noch nicht beim
Gerstengetränk eingeschlafen war, lungerte müde in den Sesseln und Stühlen auf der
Tribüne rum. Schade eigentlich, denn die Urgewalt, die Kiju und allen voran ihr Drummer
erzeugten, hätte ein wacheres Publikum verdient. Schwer zu sagen, in welche Stilrichtung
ihr Sound einschlägt, dafür waren die Lauscher einerseits mittlerweile zu müde, das
Feedback der Gitarren anderseits zu laut. Dazu kam noch, dass Gitarrist Nummer 1 definitiv
ein Dimebag (Ex-Pantera/Damageplan)-Fan war. Das sollte eigentlich kein negativer Punkt
sein, aber in der Art und Weise, wie der Typ seinem Idol nacheiferte, konnte das einfach
nicht gut ausgehen. Wo das Original mit sauberen Oktav- Sprüngen mittels Whammy-Pedal
(Effektgerät) glänzt, versuchte sein italienisches Plagiat sich in gefühlslosen
Lärm-Tiraden der Extraklasse. Schade, denn ansonsten hätte die Truppe einen besseren
Eindruck hinterlassen. Die lauwarme Stimmung, die sich während des ganzen Abends langsam
aber sicher manifestiert hatte, schien alsoberechtigt gewesen zu sein: Der Abend wäre
effektiv ein Erlebnis geworden, hätte nicht die Technik gestreikt und alles so in die
Länge gezogen. Schade um die Nerven und die Zeit. Aber so oder so: Nächstes Mal bin ich
trotzdem wieder dabei, denn wenn's um die heimische Metal-Kultur geht, lass' ich mich
nicht lange bitten. Bloss die Ohrenstöpsel kommen dann aber mit!
|
|