Wenn gestandene Rocker sich nach über zwei Dekaden dazu entschliessen, wieder
gemeinsam auf der Bühne, also den Brettern, die die Welt bedeuten, loszurocken, dann muss
das schon einen triftigen Grund haben. Einer könnte sein, dass man so seine eh schon
karge Pension etwas aufbessern und der andere, dass man einfach noch mal eine Riesensause
veranstalten will. Genau das stand für das Solothurner Rock-Urgestein KILLER im
Vordergrund. Mastermind Crown Kocher überliess nichts dem Zufall und sorgte im Vorfeld
für eine lebendige und farbige Werbeaktion zu diesem einmaligen (?) Anlass, die
einerseits auf der eigenen Homepage ( www.killermetal.ch
) zu bewundern und andererseits am Austragungsort nicht zu übersehen war. Die Merchandise
(mit unter anderem einer schönen Jacke für fast 200 Piepen!) sah für dieses eine
Konzert sehr überzeugend aus. Der Aufwand zahlte sich aus, denn die Hütte war |
brechend voll, als das
Original-Line Up von 1981 mit Crown Kocher, Mark Broman, Tigre Kofmehl, Many Maurer und
Ali Allemann unter frenetischem Jubel auf die Bühne kam. Bevor die Party jedoch steigen
konnte, liess man, für mich völlig unverständlich, eine örtliche Fasnachtsgugge in
voller Tracht und Schminke auftreten! Gut, ich bin nun mal kein Fasnächtler, aber das war
echt ein Ablöscher der speziellen Sorte. Da half es auch nichts, dass die Truppe gar noch
"T.N.T." auf ihre Art veredelte. Das Publikum war aber gnädig gestimmt und
etliess die Truppe mit Applaus anstatt Pfiffen. |
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Nach einer kürzeren
Umbau-, respektive Bereitstellungsphase ging das lange und mit Spannung erwartete
Spektakel endlich los. Von einem die Dunkelheit zerschneidenden Taschenlampenstrahl der
Security kamen (fast) alle Musiker über eine Treppe runter auf die Bühne. Bis auf Crown,
der als Hannibal Lector (mit Mundschutz!) verkleidet und mit Ketten an einen
Harassen-Rolli (!) gefesselt, von zwei gewaltigen Muskelpaketen (von denen eines
tatsächlich eine Frau zu sein schien) separat auf die Bühne getragen, respektive gekarrt
wurde. Die Entfesselungsprozedur harzte darauf zwar ein wenig, was in der Folge für ein
paar Lacher sorgte und dazu führte, dass Many das Eingangsriff des Openers "Break my
chains" wohltuend und spannungsaufbauend noch etwas in die Länge ziehen konnte.
Crown, der sich früher ja durch das Tragen eines Sträflingsgewandes auszeichnete,
verzichtete natürlich auch am heutigen Abend nicht darauf, einfach mit dem Unterschied,
dass das Teil erstens bedeutend eleganter und eher nach Seide |
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denn Stoff aussah. Als
schliesslich auch die zweite Klampfe eingestöpselt wurde, gab's kein Halten mehr. Man
konnte es kaum glauben, dass die Band so lange nicht mehr zusammen gespielt hatte. Dabei
soll man sich dem Vernehmen nach bloss vier bis fünf Mal für diesen Event
zusammengerauft haben. Das reichte aber locker für einen astreinen und
fetten Sound, den sich einige Youngsters und solche, die meinen sie seien die Grössten
zwingend hätten anhören sollen. Die Gitarren schrammten kernig in Eintracht mit
flüssigen Soli, der Bass pumpte druckvoll und die Drums hämmerten amtlich, während
über dem Ganzen die zwar nicht mehr ganz so taufrische, aber immer besser werdende Stimme
von Mark thronte. Die Setliste bestand ausnahmslos aus Klassikern der ersten zwei Scheiben
"Ladykiller" und "Thriller". Nicht kundige Zuhörer würden zum Stil
sagen, hey, das klingt |
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ja nach KROKUS. Dass
dem so ist, ist der Herkunft (Rock-City Solothurn) und der damaligen Zeit zu verdanken.
Und warum KROKUS so gross wurden und KILLER nicht, kann nicht einfach auf die zugegeben
unvergleichliche Stimme von Marc Storace reduziert werden, aber das ist eine andere
Geschichte.Dieser Abend gehörte verdientermassen KILLER, die nach jedem Song einen
Mordsjubel entgegennehmen und geniessen konnten. Auf leisere Töne wie "Crystal
Butterfly" wurde bewusst verzichtet. Man kam ja zum Rocken und nicht Schmusen her. |
Das Publikum war
optisch allerdings nicht zwingend auf Hard Rock und/oder Metal getrimmt. Nebst etlichen
Freunden aus alten Tagen tummelten sich viele jüngere Zuschauer vor der Bühne, die noch
nicht mal geboren waren oder höchstens im Sandkasten rumfrästen, als diese Songs
aufgenommen wurden. Aber wie sagt man doch so schön: "besser spät als nie"!
Der Freude tat dies jedoch auf beiden Seiten keinen Abbruch. Das Konzert (knappe 80
Minuten) verging leider wie im Fluge und nach dem Zep-Klassiker "Rock'n'Roll"
als |
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Zugabe war Schicht im
Schacht. Ein Höllengebretter nach alter Väter Sitte setzte den Schlusspunkt zu einem
nostalgisch angehauchten Event der Sonderklasse, der viele fragen liess, wie es denn jetzt
weitergehe. Das sagt wohl alles!
Set-Liste: "Break My Chains", "Get Up, Get Down", "Come
Along", "Stealing My Mind Away", "Get Out Of My Life",
"Midnight Highway Rider", "Never Touch A Tiger", "Passport",
"Out On The Frontline", "Crazy Daisy", "Ladykiller",
"Take Me, Break Me, Shake Me...", "Sell Your Soul",
"Rock'n'Roll". |
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