Auf dieses Konzert hatte sich der Schreiber
dieser Zeilen mächtig gefreut und nicht nur deshalb, weil eine
persönliche Einladung von Killer Häuptling Crown Kocher damit einher
ging. Nein, denn zum einen war es einfach der perfekte Abschluss
dieses Samstags, der in Zofingen mit der alljährlich in der
Stadthalle statt findenden Metalbörse (bereits zum achten Mal)
seinen Anfang nahm und zum zweiten, weil es schlicht das Heimspiel
einer alt gediegenen Band (ok..., wir sprechen da jetzt natürlich
schon nur noch von Crown) war. Trotzdem..., oder eben gerade
deswegen beweist der in Ehren ergraute Rockhund in den 50ern, dass
die mal in der COOP-Zeitung verbreitete These von Chris "dö Röhr"
von Rohr, dass Männer ab 50 nicht mehr auf einer Bühne abrocken
sollten, reichlich deplatziert wirkt. Fakt ist, dass die alten
Rock'n'Roll Schoten immer noch reichlich frisch klingen, vor allem
wenn sie von einem verjüngten Line-Up neues Leben eingehaucht
bekommen. Es ist allerdings noch nicht so lange her, da hatte der
gute Crown eine komplett andere Hintermannschaft, aber diese Story
lassen wir jetzt ruhen. Mein Fokus für diesen Abend war klar beim
neuen Sänger Andy Lickford, der sonst seine Stimmbänder für die
national bekannte Cover-Band Nighthunter strapaziert. Ur-Schreihals
Mark Broman besass ein sehr eigenständiges Organ und da heute Abend
eigentlich "nur" alte Killer-Classics zu erwarten waren (was dann
zwar ja nicht ganz stimmte...), musste der Neue schon was auf dem
Kasten haben. Eins gleich vorweg: Mr. Lickford bestand die Prüfung
mit Bravour und zwar locker! Vor dem Headliner, der fast auf den Tag
genau vier Jahre nach dem kultigen Reunion-Konzert von 2002 wieder
im Kofmehl (allerdings an einem anderen Ort) auf der Bühne stand,
rockten zuerst noch die Hardcore Blues Band und City6. Da der
Einlass erst um 21.00 Uhr war, zog sich das Ganze zeitlich etwas
hin, was aber niemanden gross gestört haben dürfte.
The Hardcore Bluesband
Wenn man (wie ich) diese Gruppe bisher nicht kannte, dann könnte
einen der Bandname leicht auf die falsche Fährte führen. Dieser
Eindruck bestätigte sich, als die Musiker auf die Bühne kamen, unter
ihnen auch ein blondes Mädel (Brige Geiser), das hinter einem
Keyboard Platz nahm. Das sah eigentlich nicht wie "Hardcore" aus,
aber Blues? Ja..., der wurde exzellent zelebriert. Blickfang war
dabei vor allem Sänger/Gitarrist Phipu Gerber, der nicht nur eine
gewisse optische Ähnlichkeit mit Popa Chubby aufwies, sondern
weitgehend auch noch spielte wie er. Schon bald merkte man, dass
hier eine eingespielte Truppe auf der Bühne stand, die sicher zig
Gigs in verrauchten Pubs in den Knochen hat. Das bis dahin anwesende
Publikum zeigte sich ob der soliden Darbietung jedoch eher hüftlahm
und verfolgte das Geschehen auf der Bühne aus sicherem Abstand. Das
kümmerte die Hardcore Bluesband jedoch nicht im Geringsten und es
ging nicht lange, bis Frontmann Phipu schweissgebadet in die Saiten
haute. Mit zunehmender Dauer des ersten Konzertes des Abends drehte
dieser erst so richtig auf und solierte den Blues vom Feinsten,
unterstützt von seiner guten Hintermannschaft. Wer auf Steve Ray
Vaughn oder den bluesigen Gary Moore steht, kam voll auf seine
Kosten. Allerdings käme diese Band, wie schon vorher beschrieben, in
einer kleinen Knelle mit bierseligem Publikum weitaus besser an.
Insgesamt schlug sich der Opener jedoch ganz achtbar und durfte
dafür den wirklich verdienten Applaus entgegen nehmen.
City6
Nun war die Reihe an einer weiteren einheimischen Rock-Band, von der
ich bisher noch nie was gehört hatte! Ein kurzes Sapperlot entfuhr
meinem Munde, aber bei der heutigen Dichte an Bands ist offenbar
möglich, dass neue(re) Gewächse, selbst wenn sie quasi vor der
Haustüre agieren, noch unbekannt sein können. Wirklich? Nicht ganz,
denn wenn ich das in meinem Rücken an der Wand hängende und
signierte Plakat mit dem Titel "Krokus - Live on Tour 2001"
anschaue, entdecke ich zwei mir bekannte Gesichter: Drummer Marcel
Kopp und Gitarrist Dave Stettler! Sie beide verdienten sich also
ihre Sporen bei der bekanntesten und erfolgreichsten Schweizer
Rockband ab und spielten mit ihren City6-Kollegen auch schon in
verschiedenen Zusammensetzungen. Es brauchte deshalb nicht lange,
und der kernige Heavy Rock mit etwas Modern-Touch zündete alsbald
den Turbo. Als optisches und stimmliches Zugpferd konnte Sänger Andy
Kopp bei den Mädels in der ersten Reihe locker punkten. Dave
Stettler und Didi "Dee" Meier lieferten dazu jede Menge satte Riffs,
die von
der Rhythm-Section mit Bassist Pat Binz und Marcel Kopp (d) getragen
wurde. Begleitet wurde der City6-Sound von diversen Sound-Samples
(ab Band), die eine eigene Note einbrachten, mir aber oft 'ne Prise
zu modern klangen. Nichtsdestotrotz vermochte die Band das
überwiegend lethargisch dastehende Publikum etwas aus der Reserve zu
locken. Die ersten paar Reihen, eigentlich ausschliesslich mit
jungen Fans und einem total zappeligen Typen besetzt, zelebrierten
hingegen ihre eigne Party zum ansteckenden City6-Sound. Man merkte
den Musikern an, dass sie mächtig Spass an ihrem Auftritt hatten und
dank ihrer langjährigen Bühnenerfahrung eine absolut tighte Show
ablieferten. Das erlaubte ihnen auch, zum Schluss als Zugabe eine
schmissige Version des Disco-Smasher's "I was made for lovin you"
von Kiss zu bringen, ohne dabei peinlich rüber zu kommen. Dass sich
die allermeisten der anwesenden Kidz dieses Kult-Songs von 1979 kaum
bis gar nicht bewusst waren, liegt halt am Zeitgeist und der
Vergänglichkeit als solche.
Set-Liste: "Feel it", "Children", "Why", "Train to nowhere", "Dive
in", "No One like you", "Heat of the night", "Cry", "Higher", "I was
made for lovin" you".
Killer
Gegen Mitternacht war es dann endlich soweit: Killer are back on
stage! Nach der Aufwärmrunde im Usterner Rock City am 1. April (no
joke guys!), die als ansprechend, aber verbesserungswürdig
vermittelt wurde, fokussierte sich alles auf diesen Abend in der
Heimat. Killer und das Kofmehl...,
vor
vier Jahren mit der hammergeilen Reunion-Show ging man schon mal auf
Tuchfühlung. Seit dieser Zeit ist viel passiert, einerseits mit dem
Kofmehl, dessen mehr oder weniger gleicher Lokal-Inhalt mit neuer
Aussenhülle bekanntlich an einen neuen Standort umziehen musste und
natürlich mit Killer, dessen aktuelle Bandgeschichte ein paar
weitere Kapitel ergänzt bekam, die auf "unterschiedliche Resonanzen
und Reaktionen" stiessen. Mainman Crown Kocher liess sich von all
der Unbill aber buchstäblich nicht weich "kochen", hatte stets ein
klares Ziel mit Killer vor Augen und hat das Ruder nun wieder fest
im Griff. Mit (bis auf Bassist Dave Gugelot) total neuer Mannschaft
präsentierte sich das neben Krokus bekannteste Solothurner
Rock-Monster gestärkter denn je. Die Ankündigung von Andy Lickford
als neue Front-Sirene konnte ich vorher nicht richtig einordnen, da
ich ihn bisher noch nie (mit Nighthunter) live gehört hatte. Soll's
geben sowas..., aber kaum ging's los mit dem Opener "Get up get
down", huschte ein Lächeln über mein Gesicht: Jau, dat isses!
Lickford ist in der Tat das vierblättrige Kleeblatt, das den
erwarteten Gesang zum Killer-Sound perfekt intonieren kann! Crown,
wiederum im Streifen-Pyjama angetreten, nahm hiermit mit diesem
geglückten Schachzug
allen Zweiflern gleich den Wind aus den Segeln. Was danach während
gut neunzig Minuten folgte, war wiederum eine Zeitreise zurück zu den
Anfangstagen. Dabei gebärdete sich die ganze Band unheimlich agil
und poste unablässig, dass sich die Balken bogen. Man wähnte sich
zeitweilen wirklich in den 80ern. Der Blick von der Bühne runter in
Richtung Publikum zeigte allerdings etwas anderes. Auf der Homepage
des Kofmehl's war zu lesen, dass derjenige oder diejenige, der (die)
mit der abgefahrensten Kutte auftaucht, einen Preis gewinnt. Drei
Mal darf der geneigte Leser jetzt raten, wie viele Kutten an diesem
Abend zu sehen waren: Keine einzige! Zumindest habe ich keine
gesehen. Überhaupt bestand das Publikum optisch aus stinknormalem
Party-Volk und so verhielt es sich auch: Nämlich reichlich passiv.
So ändern sich die Zeiten..., was aber nicht heissen soll, dass
vorne am Bühnenrand nichts los gewesen wäre, doch zeitweilen traute
ich meinen Augen nicht, was da abging. Die teils schon ziemlich
angetrunkenen Boys krallten sich zum Beispiel (mehrfach) die am
Bühnenboden angeklebte Set-Liste (he ja, man muss doch schnell
nachschauen, welcher Song jetzt als nächstes dran kommt...) und
enterten etwas später auch gleich noch die Bühne. Ok..., Spass muss
sein, aber heutzutage werden
offenbar
ohne Rücksicht auf irgend wen oder irgend was alle Hemmungen
abgelegt. Anerkennung und Lob gebührt der Security-Lady, die diese
Situation ruhig, aber sehr fair wieder unter Kontrolle brachte.
Einem Teil der Musiker schien das Ganze auch nicht so geheuer. Sie
liessen sich aber absolut nichts anmerken und powerten volle Kanne
weiter. Der Sound kam fett, wenn auch nicht übermässig laut. Je
länger das Konzert dauerte, desto besser kam Andy Lickford in Fahrt
und kalauerte ständig rum. Man hatte das Gefühl, dass dieser schon
eine Ewigkeit bei Killer sei. Songmässig gab es natürlich einen
Classic nach dem anderen und mit "Pure dynamite" gar einen neuen,
der ganz in der Tradition eines typischen Songs aus der Feder von
Crown seine Premiere feiern durfte. Nach der letzten Zugabe ("Sell
your soul") folgten noch die legendären Pyros über den Amps und
setzten so den "knalligen Schlusspunkt" morgens um 1.30 Uhr. Es wird
sich zeigen, ob das neue Album nochmals was reissen wird. Killer
Ausgabe 2006 sind auf jeden Fall so stark wie nie zuvor und wenn es
gelingt, wieder neue Fans anzusprechen und ein paar namhafte
Headliner zu supporten, werden die schwarze Jack Daniel's Guitar und
sein stolzer Besitzer noch lange nicht in Rente gehen.
Weitere von mir gemachte Fotos sind in
dieser Gallerie der offiziellen KILLER-Homepage verewigt!
Set-Liste: "Get up get down", "Come along", "Midnight highway rider",
"Killer lady", "Break my chains", "Pure dynamite", "Passport", "On
the rocks", "Out on the frontline", "Take me break me", "Get out of
my life", "Never touch a tiger", "Crazy Daisy", "Ladykiller", "Sell
your soul".
|
|