Ein Konzertabend an einem Sonntag sollte schon was hergeben, wenn man dafür die
gute warme Stube verlässt. Die Ausgangslage präsentierte sich für mich interessant, da
ich einerseits grosse Stücke auf das neue Album von Kirk halte und mir der erfolgreiche
Werdegang von Excentric, den Baselbieter Nu Rockern, persönlich am Herzen liegt. So
machte ich mich also frohgemut auf die Socken und bretterte nach Pratteln runter. Mich
nahm dabei noch Wunder, wie sich Kirk im Gegensatz zu CD-Taufe am gleichen Ort (25.4.03)
präsentieren würden, zumal ja ein neuer Sänger angekündigt war. Da ich meine Ankunft
auf den Spielbeginn von Excentric als zweite Band des Abends ausgerichtet hatte, waren die
Opener Granit gerade am Verstauen ihres Equipments. Deshalb beschränkt sich mein Bericht
nur auf zwei, anstatt drei Bands.
Excentric
Als ich ins Galery reinmarschierte, begrüsste ich erst mal die Jungs, wobei mir Pivi (b,
v) gleich, mit seinem Instrument in der Hand, entgegen kam. Kurz darauf standen die
Youngsters schon auf der Bühne und legten vor ziemlich magerer Kulisse mit "Lady
m@il" los, das Beethoven's "Für Elise" beinhaltete, bevor es mit Thin
Lizzy's "Whiskey in the jar" eigentlich erst richtig losging. Der Sound klang
von Anfang an recht gut und "They", der erste Titel der neuen CD
"Imprisoned", kam recht fett daher. Bei "Crossing the ocean" zeigte es
sich einmal mehr, dass der mehrstimmige Gesang ein wesentliches Element der Band
verkörpert. Dazu kommt die abgeklärte und saubere Performance als Solche, die mit Boris
(g) und Pivi (b, v) die wildere Seite markiert, während Chris seine Qualitäten vor allem
im sauberen Gitarrenspiel hat. Dazu tritt Drummer Raff, der "Pamir-Rocker", mit
seinen kräftigen Beats mächtig Arsch. Das Publikum wuchs in der Zwischenzeit nicht
sonderlich an und trotzdem forderte Pivi ein paar Leute auf, weiter nach vorne zur Bühne
zu kommen. Nach "Your prison", einem weiteren CD-Titel folgte ein
"Instrumental", das mit einem satten Funky-Groove aufwartete und einfach geil
klang. Was Cover-Versionen angeht, so kommt es oft, dass eine Band ihren Helden eher
schlecht, denn recht huldigen kann. Nicht so bei Excentric, wo man bei "A tout le
monde" stets denkt, dass es glatt ein eigenes Stück sein könnte, sich danach aber
belehren lassen und die Credits bei Megadeth ansiedeln muss. "Metallica's "Sad
but true" durfte darauf auch zu den geeigneteren Stücken gezählt werden, das in der
Baselbieter Version durchaus bestehen konnte, auch wenn Pivi's Gesang hier ein paar wenige
"Störgeräusche" aufwies. Mit "Can't stand you" legten Excentric noch
einmal ein paar Briketts nach und unterstrichen damit deutlich, dass hier Nu Rock mit
Schmackes und nicht trendy Nu Metal zelebriert wird. "Neverlasting" beschloss
dann ein weiteres gutes Konzert dieser aufstrebenden, jungen Band, die (vor allem vor mehr
Fans!) noch zu weit mehr fähig scheint!
Set-Liste: "Lady m@il", "Whiskey in the jar", "They",
"My sacrifice", "Crossing the ocean", "Under a spell",
"Your prison", "Instrumental", "Wake me", "A tout le
monde", "Sad but true", "Can't stand you", "Guardian
angel", "Neverlasting".
Kirk
Nach den überaus guten Reaktionen auf die starke Debüt-CD "The final dance",
einschliesslich der Chart-Entry in Japan bei den Importen (!), war ich gespannt, was mich
heute Abend erwarten würde. In den letzten Wochen war zu erfahren, dass Sänger Tommy
Rauch, der die CD eingesungen hat, bereits nicht mehr zum aktuellen Line-Up gehört. Da
gute Vokalakrobaten, besonders in der Schweiz und in diesem Genre (Melodic Rock/Metal)
sowieso, eher zur selteneren Spezies gehören, galt mein Interesse dem Nachfolger
und wie sich dieser würde behaupten können. Der optische Unterschied war zu Beginn
gleich mal offensichtlich und die ersten paar Strophen und Refrains des Openers
"Ashes" klangen derweil für meine Ohren schon mal etwas gewöhnungsbedürftig,
da die Stimme von Neuzugang Adi Studer einen ganz anderen Timbre hat, der mehr in Richtung
erdigen Rock'n'Roll, als Melodic Metal tendiert. Bei "Shattered dreams" streikte
dann erst mal die PA. Die Panne konnte jedoch bald behoben werden, was aber den eher
matschigen Sound vorerst nicht besser machte. Mit "Vampire breakfast" punktete
der neue Shouter erstmals und deutete damit an, was in ihm steckt. Die etwas
übermotivierten Mic-Ständer-Air-Guitar-Einlagen wollten allerdings nicht so ins
Gesamtbild passen. Gitarrist Sammy Lasagni war an diesem Abend zudem auch noch mit einem
Handicap in Form von Halswirbelschmerzen "gesegnet", was ein agiles Spiel leider
ziemlich eindämmte. Trotzdem gab er alles und lieferte jede Menge scharfer Licks und
Riffs. Mit der Cover-Version von Queensryche's "The mission" beschritt man
darauf "gefährliches Terrain" und prompt war das Resultat für meine Begriffe
eher lau. Besonders die oberen Regionen, in denen Geoff Tate "zu Hause" ist,
liessen bei Adi Einiges zu wünschen übrig. Im weiteren Verlauf des Konzertes fielen die
anhaltenden Mic-Ständer Einlagen langsam aber sicher aus dem Rahmen und die häufigen
"O.k. - let's go - c'mon!"-Ansagen wirkten ein wenig aufgesetzt. Gut, es war das
erste öffentliche Konzert mit Adi Studer, aber gerade deswegen hätte man diesen Auftritt
womöglich anders angehen müssen. Dass bei der Band-Vorstellung
Keyboarder Bruno Berger einfach "vergessen" wurde, war wohl mehr Ausdruck von
Nervosität, als Absicht. Sicher nicht die Welt, aber wenigstens wurde das nach dem
Instrumental nachgeholt. Der Titeltrack gelang etwas besser und auch der Gesamtsound hatte
sich inzwischen regeneriert. "Shelter me" profitierte deutlich davon, während
"Sell your soul", mein persönlicher Fave, dagegen eher grauslig klang. Da waren
leider absolut keine Emotionen, die hier sonst auf der CD vermittelt werden, spürbar. Im
Zugabenteil wagte man sich dann in meinen Augen mit Sava's "Edge of thorns" noch
weiter auf's Glatteis hinaus..., brrrr!! Eine halbwegs gelungene Version von "Center
of the universe" beendete schliesslich ein unter dem Strich für mich enttäuschendes
Konzert. Die New Member-Situation zeigte auch bei dieser Band deutlich auf, dass gewisse
Dinge erst noch reifen müssen, um sich voll entfalten zu können. Auf Adi Studer, der
gewiss keine schlechte Stimme hat, wartet eine nahrhafte Aufgabe, will er sich künftig
bei Kirk behaupten und zu überzeugen wissen. Wenn der heutige Abend als
Standortbestimmung mit Blick in die Zukunft betrachtet wird, dann kann man ja über ein
paar Sachen hinwegsehen. Ich hoffe aber, dass sich die Band bald wieder als gestärktes
Komplettpaket präsentiert, denn die Songs besitzen bereits das nötige Potenzial.
Set- Liste: "Ashes", "Shattered dreams", "Part time lover",
"Vampire breakfast", "The mission", "Tears", "Like a
thunderstorm", "Amberdawn", "The final dance", "Shelter
me", "Sell your soul", "Edge of thorns", "Center of the
universe".
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