Livereview: Koldbrann - Negator - Sarkom - Unlight
12. Oktober 2006, Zürich Dynamo
By Yannick S.
Schwarzstahl-Nacht im Kellergebäude des Dynamo's, das kann ja heiter werden. Auf jeden Fall war ich wieder einmal alleine unterwegs und freute mich tierisch auf das Geknüppel der norwegischen Black Metal Newcomer Koldbrann. Negator und Sarkom kannte ich nur von wenigen Samples, beide tönten auch dort sehr viel versprechend. Die Eröffnungsband Unlight sah ich bereits zum zweiten Mal und wusste daher etwa, was auf mich zukommt. Alles in allem war ich voller Spannung im noch ziemlich leeren Dynamo angekommen.

Unlight
Die Band Unlight, die aus Deutschen und Schweizer besteht, hatte die Aufgabe, die achso „truen“ Black-Metaller richtig heiss zu machen. Nur wenige Zuschauer hatten sich bis nach vorne getraut, trotzdem war die Stimmung bereits am Anfang ziemlich gut und Unlight betraten in typischer Corpsepaint-Manier die kleine Bühne. Ihr Sound war ziemlich abwechslungsreich, ihre Knüppelpartien wechselten sich wunderbar mit den Mid-Tempo-Parts ab. Die Gitarrenarbeit, wie auch die Gesangsleistung waren vollkommen in Ordnung und die starken Keyboardpassagen klangen vorzüglich, sodass Unlight eine herrliche Eröffnungsshow boten, die mich voll und ganz zufrieden stellte. Leider hatten sie nur etwa ein halbe Stunde Spielzeit, trotzdem konnten sie etliche Songs von ihren Scheiben „Inferno“ und „The Nordic Stormbringer“ spielen und sich sicherlich in ein gutes Licht stellen, denn Unlight haben ihr Werk wahrlich im Griff.

Sarkom
Eine wirklich gruselige Bühnenausstattung hatten die Norweger bereits, jetzt musste auch noch die Musik stimmen und dann wäre wohl alles perfekt für das Schwarzmetallherz. Inmitten von Knochen und sonstigen ekligen Dingen wachten sie auf, schwarzweiss bemalt und böser denn je. Sarkom verstehen ihr Handwerk, das bemerkte wohl auch das Publikum, denn die kleine Halle fühlte sich mehr und mehr. Schnörkelloser, dreckiger Black Metal mit der krankhaften Stimme von Unsgaard. Auf ihrem Debüt-Album „Aggravation Of Mind“ zeigten sie bereits Ähnlichkeiten mit Koldbrann auf und auch live waren sie dieser Bande ziemlich ebenbürtig, was sie aber nicht schlechter machte. Ihre Musik ging saumässig ab, man konnte seinen Kopf einfach nicht still halten. Die Zuschauer unterstützten die Band und bangten was das Zeugs hielt. Ohne Frage war dieser Auftritt etwas Besonderes, denn ihre Musik verlor von Anfang bis zum Schluss ihren Druck nicht und vermochte einen absolut genialen Eindruck auf mich zu machen.

Negator
Die deutsche Black Metal Formation Negator hatte ihre eigene Fangemeinde nach Zürich mitgenommen, welche vor der Bühne ihren Platz einnahm. Die restlichen Zuschauer waren ebenso gespannt wie ich und man rückte immer näher auf. Als dann eine Gruppe glatzköpfiger Herren die Bühne in Empfang nahm und auf ihren Instrumenten losbretterte, überkam mich ein komisches Gefühl. Eine Mischung aus Hardcore und Black Metal, die mir wirklich nicht ins Gehör ging. Auch die Stimme des Sängers war nicht sonderlich passend und zudem war auch soundtechnisch einiges schief gelaufen. Ihre Alben „Old Black“ und „Die eisernen Verse“ wurden beinahe durchgespielt und trotzdem hatte ich das Gefühl, dass die Band noch nicht mit dem zweiten Song begonnen hatte. Keine Frage, Negator haben das Spielen drauf, sie können mit ihren Werkzeugen umgehen, aber irgendwie passte alles noch nicht so zusammen. Der Fangemeinde in der vordersten linken Ecke gefiel der Auftritt augenscheinlich, die restlichen Zuschauer hatten wohl auch ein wenig Mühe mit dem Sound der Band, denn das Headbangen, wie bei Sarkom, blieb aus. Alles in allem waren Negator enttäuschend und mit Abstand die schlechteste Band des Abends.

Koldbrann
Zum krönenden Abschluss eines sonst gelungenen Concert-Events warteten nun noch die Aufsteiger der Black Metal Szene: Koldbrann! Wie eine Furie legten die Norweger los und die Fans kriegten sich kaum mehr ein. Schwarzmetall pur und zwar einer der dreckigsten Arten, die es gibt. Ihr neues Album „Moribund“ wurde natürlich in den Vordergrund gestellt, aber auch ältere Songs von „Nekrotisk Inkvisition“ gaben sie zum Besten. Zur Musik gibt es wie so oft im Black Metal Bereich nicht viel zu sagen, denn was die Jungs da präsentierten, war einfach eindrücklich und kaum beschreibbar. Was mich aber vor allem überzeugen konnte, war die vorzügliche Stimmung, die die Band auf das Publikum ausüben konnte. Nicht nur ihre Musik war böse und dreckig, sondern auch sie waren es. Klar tönt dies jetzt nach dem typisch bösem Black Metal Image, aber irgendwie gehört dies in eine solche Musikszene. Ich war auf jeden Fall aus dem Häuschen, nachdem ich die Norweger gesehen habe und werde sie mir sicherlich noch ein weiteres Mal antun, denn Koldbrann spielen nicht nur vorzüglichen Black Metal, sie leben ihn auch. Diese aufstrebende Band wird mit Sicherheit noch vieles erreichen und bestimmt in die Fussstapfen von ganz grossen Namen treten.