Livereview: Korpiklaani - Moonsorrow - Skalmöld

06. November 2016, Winterthur - Salzhaus
Text & Pics by Oliver H.
Klirrende Kälte draussen, als hätten die Finnen das Wetter aus der Heimat auch gleich mitgebracht und eine unterkühlte Stimmung auch beim Publikum im Salzhaus Winterthur zu Beginn der „Finnish Folk Metal Mafia“-Tour mit Skalmöld, Moonsorrow und Korpiklaani. Das Salzhaus war um 19 Uhr schon gut gefüllt und bereit, den Abend mit lautem Gitarrensound zu versüssen. Als Konzertlokal ist es sehr ansprechend gestaltet. Die hölzerne Fabrikhalle, geteilt in zwei Räume, bestehend aus Bar und Konzertsaal wirkt äusserst einladend und bietet ordentlich Platz für Besucher. Das Publikum, an diesem Abend hauptsächlich langhaarig und in schwarz gekleidet, wirkte müde und die grösste Bewegung bestand darin, das Bier an den Mund zu führen. Gespannt, was der Abend musikalisch bieten würde, schloss ich mich schliesslich auch der Masse an.

Skalmöld

Die Isländer von Skalmöld waren bereits eine halbe Stunde im Einsatz als ich eintraf, da der Zeitplan zwischenzeitlich den sonntäglichen Gepflogenheiten der Schweiz angepasst wurde. Es war mir von daher auch nicht mehr möglich, Fotos des Sextetts im Einsatz zu schiessen. Soundtechnisch konnten sich die Herren aus Reykjavik aber hören lassen und das Publikum stieg zumindest auf die „Oi…, Oi…, Oi…“-Chöre mit ein, die bei Folk- und Pagan-Metal Konzerten von enormer Wichtigkeit sind. Optisch fiel die Band aus dem Land mit dem unaussprechlichen Vulkan nicht auf. Gepflegte Bärte, wie sie im Zürcher Publikum auch zu finden waren und sozusagen Tattoo-Frei, standen sie auf der Bühne und lieferten ihre Show ab. Besonders bei der Band um Snæbjörn Ragnarsson sind die drei Gitarren. So sind musikalische Arrangements möglich, die mit zwei nicht zu erreichen sind. Skalmöld beschreiben ihren Stil als kraftvollen, melodischen und epischen Viking Metal gemischt mit „isländischer Finsternis“ und diversen Folk-Einflüssen. Die Kompositionen der Band verbinden traditionelle isländische Volksmusik mit diversen Metal-Einflüssen.

Moonsorrow
Düsterer ging es um 19:30 mit dem ersten Headliner des Abends „Moonsorrow“ weiter. Der Trupp um Ville und Henri Sorvali war mit reichlich Kunstblut besudelt und rund um die Augen wurde dickes schwarz aufgetragen. Die Bühne wurde in dunklem Blau gehalten, um eine eisig kühle Atmosphäre zu erzeugen. Moonsorrow spielen epischen Metal mit diversen Einflüssen, unter anderem aus der nordischen Folklore. Sie bezeichnen ihre Musik selbst als „Epic Pagan Metal“. Dem Ruf für ihre überlangen Titel, wurden sie auch im Salzhaus Winterthur gerecht. Gerade mal acht Titel, schafften sie in 90 Minuten. Der teilweise zähe und schleppende Sound der Finnen, liess das Publikum noch immer ziemlich versteinert aussehen und so versuchte man, zumindest die Meute zum Mitsingen zu bewegen, was auch mehr oder weniger gut gelang. Auf Jubelschreie und tosenden Applaus konnte man allerdings wetten, wenn Sänger Ville Sorvali etwas zum Thema Bier von sich gab. Der Sound von Moonsorrow war an diesem Abend eigentlich ganz stimmig, litt aber dennoch unter der Arbeit des Tontechnikers. Über die gesamte Spieldauer war der Klang zu dumpf und stellenweise ein echter Tonbrei. Schade, denn das Quintett hat sich doch heftig ins Zeug gelegt. Nach diesem Auftritt lag die Hoffnung nun ganz alleine bei Korpiklaani, das leicht lädierte Ruder noch einmal herum zu reissen.



Korpiklaani
Bestens gelaunt und zumindest wirkten sie nüchtern, betraten die Folk-Helden von Korpiklaani die kleine Bühne, die in helles Licht getaucht und im Jagdhüttenstyle aufgebaut war. Schnell und lustig gaben die Humpa-Metaller ihre ersten Songs zum Besten, die das Sonntagspublikum zumindest in der ersten Reihe in Partylaune versetzte. Jonne Järvelä war die Spielfreude ernsthaft anzumerken, denn er witzelte stets mit den Fans der vorderen Reihen und auch unter den Bandmitgliedern spielten sich amüsante Szenen ab. So jagten sich Bassist Jarkko Aaltonen und Geiger Tuomas Rounakari rund um den Stützpfosten der Bühne wie ein Hund die Katze. 90 Minuten lang gaben sie Vollgas und zeigten keine Schwäche. Ebenfalls wurde die Qualität der Musik im Verlauf des Abends immer besser und war schlussendlich ein wahrer Hörgenuss. Die finnischen Songansagen waren meist nicht zu verstehen ausser die beiden letzten Titel des Abends waren die Trinkerhymnen „Vodka“ und „Beer“, die die Leute nochmals zum Rumhüpfen brachten. Die Mehrheit des Zürcher Publikums hielt aber leider auch hier an der bisherigen Tagesform fest und blieb für die beiden Zugaben stocksteif stehen. Wer nicht feiert ist ja bekanntlich selber schuld und dies sagten sich zumindest auch einige hartgesottene Fans, die noch einmal alle Kraftreserven mobilisierten, um ihren Helden die Ehre zu erweisen. Korpiklaani hinterliessen einen sehr guten Eindruck ohne Schwächen. Sie vermochten zu überzeugen, was am erneuten Ansturm am Merchstand nach Abschluss des Konzerts klar ersichtlich wurde. Schade, dass der Funke nicht mehr auf die Fans übergesprungen ist.