Klirrende Kälte draussen, als hätten die Finnen das Wetter
aus der Heimat auch gleich mitgebracht und eine unterkühlte Stimmung
auch beim Publikum im Salzhaus Winterthur zu Beginn der „Finnish
Folk Metal Mafia“-Tour mit Skalmöld, Moonsorrow und Korpiklaani. Das
Salzhaus war um 19 Uhr schon gut gefüllt und bereit, den Abend mit
lautem Gitarrensound zu versüssen. Als Konzertlokal ist es sehr
ansprechend gestaltet. Die hölzerne Fabrikhalle, geteilt in zwei
Räume, bestehend aus Bar und Konzertsaal wirkt äusserst einladend
und bietet ordentlich Platz für Besucher. Das Publikum, an diesem
Abend hauptsächlich langhaarig und in schwarz gekleidet, wirkte müde
und die grösste Bewegung bestand darin, das Bier an den Mund zu
führen. Gespannt, was der Abend musikalisch bieten würde, schloss
ich mich schliesslich auch der Masse an.
Skalmöld
Die Isländer von Skalmöld waren bereits eine halbe Stunde im Einsatz
als ich eintraf, da der Zeitplan zwischenzeitlich den sonntäglichen
Gepflogenheiten der Schweiz angepasst wurde. Es war mir von daher
auch nicht mehr möglich, Fotos des Sextetts im Einsatz zu schiessen.
Soundtechnisch konnten sich die Herren aus Reykjavik aber hören
lassen und das Publikum stieg zumindest auf die „Oi…, Oi…,
Oi…“-Chöre mit ein, die bei Folk- und Pagan-Metal Konzerten von
enormer Wichtigkeit sind. Optisch fiel die Band aus dem Land mit dem
unaussprechlichen Vulkan nicht auf. Gepflegte Bärte, wie sie im
Zürcher Publikum auch zu finden waren und sozusagen Tattoo-Frei,
standen sie auf der Bühne und lieferten ihre Show ab. Besonders bei
der Band um Snæbjörn Ragnarsson sind die drei Gitarren. So sind
musikalische Arrangements möglich, die mit zwei nicht zu erreichen
sind. Skalmöld beschreiben ihren Stil als kraftvollen, melodischen
und epischen Viking Metal gemischt mit „isländischer Finsternis“ und
diversen Folk-Einflüssen. Die Kompositionen der Band verbinden
traditionelle isländische Volksmusik mit diversen Metal-Einflüssen.
Moonsorrow Düsterer ging es um 19:30 mit dem
ersten Headliner des Abends „Moonsorrow“ weiter. Der Trupp um Ville
und Henri Sorvali war mit reichlich Kunstblut besudelt und rund um
die Augen wurde dickes schwarz aufgetragen. Die Bühne wurde in
dunklem Blau gehalten, um eine eisig kühle Atmosphäre zu erzeugen.
Moonsorrow spielen epischen Metal mit diversen Einflüssen, unter
anderem aus der nordischen Folklore. Sie bezeichnen ihre Musik
selbst als „Epic Pagan Metal“. Dem Ruf für ihre überlangen Titel,
wurden sie auch im Salzhaus Winterthur gerecht. Gerade mal acht
Titel, schafften sie in 90 Minuten. Der teilweise zähe und
schleppende Sound der Finnen, liess das Publikum noch immer ziemlich
versteinert aussehen und so versuchte man, zumindest die Meute zum
Mitsingen zu bewegen, was auch mehr oder weniger gut gelang. Auf
Jubelschreie und tosenden Applaus konnte man allerdings wetten, wenn
Sänger Ville Sorvali etwas zum Thema Bier von sich gab. Der Sound
von Moonsorrow war an diesem Abend eigentlich ganz stimmig, litt
aber dennoch unter der Arbeit des Tontechnikers. Über die gesamte
Spieldauer war der Klang zu dumpf und stellenweise ein echter
Tonbrei. Schade, denn das Quintett hat sich doch heftig ins Zeug
gelegt. Nach diesem Auftritt lag die Hoffnung nun ganz alleine bei
Korpiklaani, das leicht lädierte Ruder noch einmal herum zu reissen.
Korpiklaani
Bestens gelaunt und zumindest wirkten sie nüchtern, betraten die
Folk-Helden von Korpiklaani die kleine Bühne, die in helles Licht
getaucht und im Jagdhüttenstyle aufgebaut war. Schnell und lustig
gaben die Humpa-Metaller ihre ersten Songs zum Besten, die das
Sonntagspublikum zumindest in der ersten Reihe in Partylaune
versetzte. Jonne Järvelä war die Spielfreude ernsthaft anzumerken,
denn er witzelte stets mit den Fans der vorderen Reihen und auch
unter den Bandmitgliedern spielten sich amüsante Szenen ab. So
jagten sich Bassist Jarkko Aaltonen und Geiger Tuomas Rounakari rund
um den Stützpfosten der Bühne wie ein Hund die Katze. 90 Minuten
lang gaben sie Vollgas und zeigten keine Schwäche. Ebenfalls wurde
die Qualität der Musik im Verlauf des Abends immer besser und war
schlussendlich ein wahrer Hörgenuss. Die finnischen Songansagen
waren meist nicht zu verstehen ausser die beiden letzten Titel des
Abends waren die Trinkerhymnen „Vodka“ und „Beer“, die die Leute
nochmals zum Rumhüpfen brachten. Die Mehrheit des Zürcher Publikums
hielt aber leider auch hier an der bisherigen Tagesform fest und
blieb für die beiden Zugaben stocksteif stehen. Wer nicht feiert ist
ja bekanntlich selber schuld und dies sagten sich zumindest auch
einige hartgesottene Fans, die noch einmal alle Kraftreserven
mobilisierten, um ihren Helden die Ehre zu erweisen. Korpiklaani
hinterliessen einen sehr guten Eindruck ohne Schwächen. Sie
vermochten zu überzeugen, was am erneuten Ansturm am Merchstand nach
Abschluss des Konzerts klar ersichtlich wurde. Schade, dass der
Funke nicht mehr auf die Fans übergesprungen ist.
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