Dieses Package hatte es auf den ersten Blick
schon in sich, wobei der aktuelle Fokus wohl mehr bei Celtic Frost
und Legion Of The Damned gelegen haben dürfte. Kreator sieht man
allerdings auch nicht alle Tage. Die wiedervereinigte Schweizer
Death Metal Legende steht hingegen definitiv wieder voll im Saft!
Mit dem neusten Album "Monotheist" haben sie allen eindrücklich
gezeigt, dass sie's immer noch drauf haben! Der livehaftige Auftakt
im letzten Mai gelang erfreulicherweise und inzwischen hat man auch
die USA wieder beackert. Dazu kommen diverse Festival-Auftritte in
Europa. Als Headliner fungierte mit Kreator eine der letzten echten
deutschen Thrash-Bastionen. Den Auftakt durften an diesem Abend
gleich zwei weitere Bands gestalten, wobei Legion of The Damned hier
klar die Nase vorn hatten. Da das Konzert früher begann, als auf dem
Billett aufgedruckt (super!) und der Slave of Rock eh noch ein klein
wenig später eintraf, waren Watain schon längst vorbei (wobei ich
mich frage, ob die überhaupt und wenn, dann ohne die
Schweineblut-Nummer aufgetreten sind, da die Saal-Luft soweit ok
war, arf arf!) und die thrashende Fraktion aus Holland auch beinahe!
So beschränkt sich die Berichterstattung auf drei der vier Bands.
Legion Of The Damned
Es ist echt bemerkenswert, welche Resonanz diese holländische
Thrash-Combo nach nur zwei Alben in der Szene bereits hat. Dieser
Stil existiert ja nicht erst seit gestern und darum ist es ziemlich
schwierig, hier als Band der jüngeren Vergangenheit Fuss zu fassen.
Legion Of The Damned haben es aber ohne Zweifel drauf, wenn man sich
das aktuelle Geschoss "Sons Of The Jackal" zu Gemüte führt. Diverse
Auftritte an grossen Festivals konnten genutzt werden, um die
Fanbasis zu erweitern. Grundpfeiler des LOTD-Sounds sind unglaublich
variable Riff-Attacken, die nebst dem genregerechten Geprügel wie
Gebolze immer wieder in Slayer ähnlichen Midtempo Gefilden landen
und dort, wie es Bolt Thrower auch vorzüglich beherrschen, nichts
als verbrannte Erde hinterlassen. Dies wollte ich mir heute Abend
natürlich zu Gemüte führen, konnte dann aber wegen dem
vorverschobenen Beginn gerade noch knapp drei Songs miterleben. Das
war natürlich schade, denn das, was ich noch mitbekommen hatte,
hörte sich nicht nur auf der CD gut an! Das sahen verhältnismässig
viele Fans an diesem gewöhnlichen Montag Abend gleich und schädelten
verbreitet ab, was das Zeug hergab. Die wilde Performance der ganzen
Band übertrug die Energie ohne grosse Mühe auf den Mob vor die
Bühne. Wenn Legion Of The Damend auf diesem Niveau weiter machen und
ihre nächste, das heisst die wichtige dritte Scheibe nicht
versemmeln, werden sie uns hoffentlich (unter anderem als Erben des
heutigen Headliners) noch eine Weile erhalten bleiben. Im Übrigen
lässt sich bei rockdetector.com nachsehen, dass die Oranjes mit fast
1'300 (!) Bands (wobei LOTD da nicht mal auftauchen - noch nicht!)
aus dem Hartwurst-Bereich keinesfalls Exoten im Metal Zirkus sind.
Wer Legion Of The Damned bisher verpasst hat, findet zu den
anstehenden Sommer-Festivals bei unseren nördlich gelegenen Nachbarn
mehrere Gelegenheiten, diese Vakanz aufzuholen oder gar zu festigen!
Celtic Frost
Es musste ja eigentlich so kommen! Die Schweizer Death Metal
Ur-Pioniere wurden letztlich auch vom Reunion-Virus infiziert und
haben 2006 mit "Monotheist", nach Jahren der Abstinenz, auch gleich
ein
neues Album veröffentlicht. Die Rückkehr von Tom G. Warrior & Co.
auf die Bühne wurde letztes Jahr nach guter und bedachter
Vorbereitungsarbeit am 29. Mai in der Remise in Wil zelebriert.
Inzwischen hat die Band einige Gigs gespielt, unter anderem an
grossen Festivals (vor allem in Deutschland) und war darüber hinaus
in den Staaten drüben, wo sie heuer im Schlepptau vom Headliner Type
O Negative im April und Mai auch wieder waren. Zuvor wurde auf der
Euro-Tour aber noch das Heimspiel im Z7 bestritten, das sich einige
hundert Fans (knapp 1000) nicht entgehen lassen wollten. Das
Bühnenbild bestand grundsätzlich aus dem Artwork von "Into The
Pandemonium", ergänzt um zwei grosse Pentagramm-Banner, die links
und rechts auf der Bühne postiert waren. Die Show begann mit dem "Totengott"
Intro von "Monotheist" und ging über in eine megazähe Version von "Procreation
Of The Wicked", die dadurch etwas wenig Drive hatte, dafür umso mehr
drückte. Überhaupt war der Sound von der ersten Minute an so was von
fett und transparent zugleich, dass man wirklich von einer
regelrechten Soundwalze sprechen konnte. Erzeugt wurde diese, nebst
dem Ur-Gespann Warrior/Ain durch Drummer Franco Sesa, der mehr als
nur Schminke im Gesicht trug und (nach Anders Odden) V Santura als
neuer Tour-Gitarrist. Dieser setzte sich schon bald optimal in Szene
und lieferte eine überzeugende Darbietung ab. Das Publikum hingegen
zeigte sich sehr träge und bis auf ein paar bangende Langhaar-Wesen
in den vordersten Reihen sah man keine Regung. Obwohl die
alten Schoten wie "Visions Of Mortality" oder "Circle Of The Tyrants"
in der ursprünglichen Fassung mit entsprechender Rhythmik versehen
sind, lähmte die etwas langsamere Spielweise mehr, als dass sie zum
körperbetonten Abfeiern anregte. Bassist Martin Ain, wie gewohnt mit
mächtigem Bartwuchs und in seinen wallenden Mönchsmantel gekleidet,
sprach in feinster Zürcher Mundart zu den Fans und liess dabei ein
paar markige Sätze zur Gesinnung von Celtic Frost vom Stapel.
Derweil legte sich Mastermind Tom G. Warrior (mit obligater Mütze
auf dem Kopf) voll rein und haute der Meute eine frostige
Depro-Mucke nach der anderen um die Ohren. Wie es sich gehört, gab
es viel Licht von grossen Scheinwerfern und Trockeneis in rauen
Mengen. Weisses Flutlicht vor dem Nebel vervollständigte das
optische Konzept, das bestens zur Musik gepasst hat. Bevor zum
Schluss "Synagoga Satanae" eine gute Viertelstunde in Anspruch nahm,
vermochten "Dethroned Emperor" und vor allem "Into The Crypts Of
Rays" dennoch etwas Bewegung in der lethargisch verharrenden Meute
auszulösen. "Winter", der (instrumentale) Schlusstrack von
"Monotheist", beendete gute 90 Minuten und nun standen Kreator vor
der Aufgabe, das geplättete Publikum wieder wach zu rütteln.
Setlist: "Intro: Totengott" - "Procreation (Of The Wicked)" - "Visions
Of Mortality" - "Circle Of The Tyrants" - "The Usurper" - "Ain
Elohin" - "Necromantical Screams" - "Dawn Of Meggido" - "Mesmerized"
- "Sorrows Of The Moon" - "Ground" - "Dethroned Emperor" - "Into The
Crypts Of Rays" - "Synagoga Satanae" - "Outro: Winter".
Kreator
Wer allenfalls daran zweifelt, kann gerne nachschauen: Kreator
gingen vor mittlerweile fast einem Vierteljahrhundert (!), also Ende
1983 aus der Vorgänger Combo Tormentor hervor und erlebten darauf
gute und weniger gute Zeiten. Erst als der Grunge mitte der 90er
seinem Ende entgegen sah, nahm
Mille
Petrozza (g/v) die Fährte mit teils neuen Musikern wieder auf und
brachte den Kahn namens Kreator zielstrebig erneut auf Kurs.
Spätestens mit "Violent Revolution" war 2001 die alte Stärke zurück
gekehrt, die zuletzt, das heisst 2005 durch "Enemy Of God" klar
untermauert wurde. So gesehen stellten Kreator als Headliner keine
wirklich neuen Songs mehr vor, sondern konnten so eine spezielle
Setliste zusammen stellen. Diese wartete darauf wirklich mit ein
paar Überraschungen auf. Den Anfang machten (als Intro) "The
Patriarch" und "Violent Revolution". Es folgte "Pleasure To Kill",
das schon ein paar Jährchen auf dem Buckel hat. Und nun erwachte die
Tausendschaft vor der Bühne doch noch! Endlich war Leben in der
Bude, wenn auch vom Sound her bei Weitem nicht so druckvoll wie
zuvor bei Celtic Frost. Exzellent hingegen war das Licht, das die
mit seitlichen Tüchern verhüllte Bühne in ein wahres Inferno
verwandelte. Die Show entwickelte sich ansprechend und Mille hatte
die Fans mit seinen Ansprachen gut im Griff. Ebenso ein Hingucker
war Bassist Christian Giesler, der seine Saiten ohne Plektrum
bearbeitete. "Some Pain Will Last" huldigte derweil den auslaufenden
80ern, während "People Of The Lie" den Beginn der 90er
einläutete. Soweit so gut, aber mit zunehmender Dauer des Auftrittes
schlich sich eine gewisse Gleichförmigkeit der Songs ein. Die Mucke
war vorwiegend in hohem Tempo gehalten und Mille's Gesang stiess vom
Ausdruck her irgendwann an seine Grenzen. Das trübte den
Gesamteindruck der 80-minütigen Show etwas, denn Kreator wirkten
schon unwiderstehlicher. Heute Abend regierte ein Stück weit die
Routine und das merkte man dann und wann einfach. Das Publikum hatte
aber offensichtlich seinen Spass daran, was mit lautstarken
Reaktionen quittiert wurde. Die Bandbreite der ausgewählten Songs
bewegte sich grundsätzlich zwischen dem Debüt und der letzten
Scheibe, obwohl nicht jedes Album bedacht wurde. Nichtsdestotrotz
durfte man insgesamt aber zufrieden sein, den Kreator sind nicht
irgendeine 08/15-Lärmtruppe, sondern haben für ihr Heimatland (Thrash-)
geschichte geschrieben. Zudem gehören sie zum oft genannten
Dreier-Zirkel mit Destruction und Sodom. Dass dabei alle genannten
Bands auch 2007 noch voll im Saft stecken, zeigt auf, dass die Szene
zur Zeit lebendiger denn je ist und die Helden von früher
keinesfalls als angestaubt abgetan werden dürfen.
Setlist: "(Intro) The Patriarch" - "Violent Revolution" - "Pleasure
To Kill" - "Some Pain Will Last" - "Enemy Of God" - "People Of The
Lie" - "Europe After The Rain" - "Suicide Terrorist" - "Awakening/Behind/Renewal"
- "Extreme Aggression" - "Phobia" - "Betrayer" - "Voices Of The Dead"
- "Reconquering The Throne" - "Impossible Brutality" - "Flag Of
Tormentor" ("Flag Of Hate" und "Tormentor" zusammen - MF).
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