Sie ist wieder da, die Thrash Metal-Institution aus Essen!
Kreator haben einen neuen Silberling auf dem Markt und machen sich
auf den Weg, die europäischen Hallen zu rocken. Sie stehen seit dem
Jahre 1982, damals noch als Tormentor unterwegs, für harten,
deutschen Thrash Metal, der durch Abwechslung und Originalität
glänzt. Bei ihrem Triumphzug haben sie sich mit der deutschen Combo
Caliban, den Schweizern Eluveitie, und den Herren von Emergency Gate
verstärkt. Mit diesen Bands als Anheizer kann man sicher gehen, dass
die Hallen durchgerüttelt werden. Headbanger aus allen Lagern werden
am Ende des Abends Nackenschmerzen haben.
Emergency Gate
Um 19 Uhr war es dann soweit, das Licht zu dimmen und einen weiteren
Abend den harten Klängen zu widmen. Dieses Package hat schon im
Vorfeld zu Überzeugen gewusst. Dreimal deutsche Brutalität und
einmal Schweizer Originalität. Wie Dr. Oetker schon sagte: Die
Mischung macht’s. Die seit 1996 aktiven Jungs von Emergency Gate
waren die ersten, welche die Ohren durchpusten durften. Als Anheizer
hat man halt immer das Pech, dass die Halle noch nicht ganz voll
ist. Aber von dieser Tatsache liessen sie sich nicht beirren und
zockten sauber gekonnt ihr Set. Auch dass sie nicht wirklich viel
Platz hatten war ihnen ziemlich egal. Von Beginn weg donnerten sie
ihre Riffs in die Gehörgänge. Die Nackenmuskeln mussten auch schon
zeigen, was sie aushalten. Mit ihrem Melodic/Death mit Power
Metal-Einschlag trafen sie genau meinen Geschmack. Und nicht nur
meinen, wie man es an den Reaktionen der Metalheads erkennen konnte.
Man sah den Jungs auch an, dass sie richtig Spass hatten,
aufzutreten. Interessant war auch die Kombination: Alle
Bandmitglieder waren in schwarz gekleidet, nur der Sänger kam ganz
in weiss. Mit viel Groove, harten Vocals und absolut tighten
Gitarren im Doppelpack, was das Ganze einfach fetter macht, waren
sie ein würdiger Opener.
Eluveitie
Jetzt war Heimspiel angesagt. Im Zuschauerraum wurde eine Schweizer
Flagge ausgepackt, und man erkannte sofort, wer jetzt an der Reihe
war. Eluveitie, die im ersten Moment am meisten aus dem Rahmen
fallen am heutigen Abend. Seit die Jungs und Mädchen ihren Deal beim
deutschen Label
Nuclear Blast gesignt haben, geht es steil bergauf.
Sie Touren sehr viel, und auch die CD-Verkäufe sind im oberen
Zahlenbereich. Es wurde zum ersten Mal sehr eng auf der Stage. Acht
Personen auf so kleinem Raum, da bleibt nicht mehr viel Platz, um
rumzurennen. Die meisten Musiker machten es einfach und bangten
einfach, was das Zeug hielt. Chrigel und seine Bande waren sich
bewusst, was am heutigen Abend für ein Härtegrad Trumpf ist und
setzten auf die harten Tracks ihrer drei Alben umfassenden
Diskografie. Nichts desto trotz waren immer in den Songs
Zwischenparts mit Flöte, Dudelsack oder sonstigen
Eluveitie-typischen Instrumenten, das gab den brutal hart gespielten
Liedern das gewisse Etwas. Chrigel vermochte mit seinen Growls und
Screams die Meute mitzuziehen. Der von ihm geforderte Moshpit kam
aber rein gar nicht zustande. Aber da sollte er nicht der Einzige
bleiben, dem das nicht gelang. Trotzdem wussten die Acht, wie sie
das Level, das von Emergency Gate vorgelegt wurde, halten respektive
steigern konnten: einfach mit Vollgas mitten in den Magen rein! Zum
Schluss gab es ihre Hymne „Inis Mona“, bei der man sich wieder von
den stimmlichen und musikalischen Qualitäten der Combo mitreissen
lassen konnte. Klares Fazit: Level gesteigert.
Caliban
Als letzter im Reigen vor dem grossen Headliner waren die Germanen
von Caliban dran. Sie sind im Metalcore zuhause, und das liess schon
erahnen, was da kommen sollte. Highspeed-Geprügle und ein Vocalist,
der sich die Seele aus dem Leib brüllt, als ginge es darum, Kreator
Angst einzujagen. Das Gute an ihren Stücken ist, dass sie aber immer
wieder satt groovende Parts und auch mal eine gute Melodielinie
besitzen. Das Double Base killt einfach alles, und ohne die besagten
Parts wäre das Ganze nach 3 Songs einfach langweilig. Es wurde zwar
mit der Zeit schon etwas eintönig, und man begann, abzuschweifen.
Aber zum Glück taten dies die Leute unmittelbar vor der Bühne nicht:
Die feierten die Band frenetisch ab und bangten, was das Zeug hielt.
Als Sieger im Moshpit-Contest heute Abend gingen ganz klar Caliban
in Position. Sie brachten die Zuschauer dazu, einen, wenn auch
kleinen, Kreis zu bilden und abzugehen. Das geht natürlich auch am
besten mit dem harten, treibenden Soundtrack der Deutschen.
Kreator
Die Essener gehören zu den mächtigen Drei des deutschen Thrashs.
Sodom, Destruction und Kreator haben vor mittlerweile mehr als 25
Jahren die Welle des harten Sounds in den deutschen Landen
losgetreten. Man sah es an den Bühnenbannern und der Dekoration an,
dass dies die Tour zum neuen Silberling „Hordes Of Chaos“ ist, die
sich on the road befindet. Der Vierer startete nach einem Intro auch
gleich
mit dem Titelsong der aktuellen Platte und hatte vom ersten
Akkord an die Halle im Griff. Die Zuschauer schrieen, bangten und
sangen mit Mille zusammen den ganzen Abend durch. Der Sound war roh
gemischt und konnte auch bei den neueren Songs das alte Flair
übermitteln. Die Essener wissen einfach, was die Fans wollen und
geben ihnen das auch mit absoluter Intensität und Härte. Klar geht
es auf der Tour um die aktuellen Sachen, aber ein Kreator-Gig wäre
kein Kreator-Gig, wenn nicht alte Klassiker wie „Extreme
Aggression“, „Phobia“ oder „Pleasure To Kill“ gezockt würden. Sie
hatten auch wieder die Videoscreens im Gepäck, und da liefen hin und
wieder nette, wirre und auch kranke Bilder drüber hinweg. Mastermind
Mille propagierte schon zu Beginn, dass es 85 Minuten reinen, harten
Thrash Metal geben werde, und er hielt sein Wort bis zum letzten
Akkord. Es wurde Track um Track aus der ganzen Bandgeschichte
rausgehauen. Gut, nicht aus der ganzen Discographie: Die „Endorama“-Industrial/Gothic-Zeit
wurde etwas aussen vor gelassen, aber sonst war es ein wirklich
guter Querschnitt. Auch was die musikalischen Fähigkeiten der Jungs
betrifft gab es keine Klagen anzubringen. Ventor hinter seiner
Schiessbude prügelte die Beats raus und machte den Weg frei für die
drei Mitstreiter am Bass und den Gitarren. Die mit den
Saiteninstrumenten rifften und zockten, als wären sie die
Chaos-Horden, die Europa platt machen wollen. Dreckige Riffs, tiefer
Bass und donnernde Drums, dazu Milles fieser, böser Gesang, das ist
es, was guten Thrash Metal ausmacht. Auch die Bühnenbeleuchtung tat
ihren Teil, um die Szenerie auf der Bühne ins richtige Licht zu
rücken. In Grün, Rot oder Blau getaucht mit häufig einsetzendem
Nebel wirkte das Ganze schon recht böse und gespenstisch. Bei den
Monitoren waren noch rote Schweinwerfer, welche die Musiker von
unten her beleuchteten, was ihnen dann den richtig bösen,
teuflischen Touch gab. Auch Mille versuchte, die Leute anzuspornen,
einen Moshpit zu starten. Er meinte, dass Kreator es gewohnt seien,
bei Ihren Gigs einen Pit bis zuhinterst in der Halle zu sehen. Aber
auch durch diese anspornenden und Ehrgeiz erweckenden Worte liessen
sich die mittlerweile schweissgebadeten Zuschauer nicht motivieren.
Was mich persönlich am Essener Vierer fasziniert, ist, dass sie,
egal, ob sie vor 70’000 Leuten auf dem Wacken Festival oder vor
vielleicht 1000 Nasen im Z7 spielen, sie geben immer das volle Brett
und sind mit Spass und Hingabe bei der Sache. Zum Finale gab es noch
die beiden Klassiker „Flag Of Hate“ mit der üblichen Ansage, in der
die Fans „HATE!“ schreien, bis es Mille laut genug ist, und den Song
„Tormentor“, der alles in Grund und Boden prügelte und die letzten
Schweissperlen aus den Nackenmuskeln holte. Chaos, Thrash und
Brutalität, so könnte dieser Abend in die Geschichte des Z7
eingehen.
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