So voll war das Z7 schon lange nicht mehr, wie an diesem gar
nicht so bitterkalten Dezember-Sonntag, an dem uns in Pratteln vier
Giganten des Metal beehren - in einer sehr ungewohnten Kombination!
Im Tour-Package findet sich für jeden was: Mit den zwei deutschen
Thrash-Titanen Kreator und Sodom stehen Arch Enemy mit neuer
Frontfrau und das polnische Death Metal-Urgestein Vader auf dem
Line-Up. Und offensichtlich finden die Fans Gefallen an dieser
Zusammenstellung, denn das Z7 ist komplett ausverkauft!
Bei diesen Bands kann man sich kaum entscheiden, wie die Running
Order aussehen sollte! Meine persönliche Abfolge sähe denn auch so
ziemlich umgekehrt aus wie die, die dann tatsächlich stattfindet:
den Anfang machen heute nämlich Vader, die an dem Abend meine
persönlichen Favoriten sind, danach folgen Sodom, dann Arch Enemy
und als letztes und Headliner dürfen wir uns auf Kreator freuen.
Dass Vader und Sodom somit jeweils nur 30 Minuten auf der Bühne
stehen ist zwar schade, angesichts des Gesamt-Erlebnisses aber zu
verkraften.
Vader
Den Anfang macht also heute die Streitmacht aus Polen. Frontmann
Peter stellt in seiner typisch bescheidenen und sympathischen Art
sich und die Band vor und scheint in keinster Weise Anstoss an
seiner Position als Opener zu nehmen. Das erst noch verhaltene
Publikum taut während der Show merklich auf, der druckvolle Death
Metal wird von der Z7-Crew perfekt umgesetzt und erreicht so den
gewünschten Effekt. Vader spielen vor allem neue Songs von der
letzten Platte „Tibi et Igni“ (2013) und von „Welcome To The Morbid
Reich“ von 2011, aber auch ältere Klassiker wie ´Carnal´ von „Black
to the Blind“ (1997) oder „Sothis“ von „De Profundis“ (1995)
funktionieren bestens. Mit „God is Dead“ (IMPRESSIONS IN BLOOD,
2006) endet der erste Gig des Abends wuchtig.. Leider ist es nach 30
Minuten und „God Is Dead“ schon wieder vorbei mit dem
Todesblei-Hagel und mit dem Star Wars-March verabschieden sich die
Polen stilecht von der Bühne.
Sodom
Sodom starten ihr Set gleich darauf mit einem echten Klassiker:
Agent Orange! Das gleichnamige Album hat nämlich dieses Jahr sein
25jähriges Jubiläum, und das will gefeiert werden. Hiermit geben sie
auch gleich mal das Tempo vor, dass die nächste halbe Stunde
bestimmt
- von „Agent Orange“ zocken die Gelsenkirchner auch noch
„Ausgebombt“ in der deutschen Version und „Tired and Red“. „Habt ihr
bisschen Bock auf Moshpit?“ fragt Tom Angelripper die Fans - und die
haben mehr als nur ein bisschen Bock, und es geht rund vor der
Bühne. Doch nicht nur Uptempo-Songs hat das deutsche
Thrash-Urgestein mit im Gepäck, sondern auch Midtempo-Kracher wie
„The Saw is the Law“. Sodom überzeugen auch nach mittlerweile über
30 Jahren immer noch mit ungebrochener Spielfreude und roher
Energie! Das unvermeidliche „Prost ihr Säcke“ klappt heute
wunderbar, aus hunderten Kehlen schallt Tom ein lautes „Prost du
Sack“ entgegen. Bei „Blasphemer“ holt sich Tom Verstärkung durch
Arch Enemy’s Michael Amott, ein ungewohntes Bild zwar, aber das
zieht sich ja wie ein Motto durch den ganzen Abend und passt daher
ins Konzept. Mein Nebenmann meint nach der Show von Sodom voller
Staunen: „Dafür, dass da nur drei Leute auf der Bühne stehen, ist
das schon ein Saulärm!“ Word.
Arch Enemy
Arch Enemy sind als nächstes dran und präsentieren ihre neue
Frontfrau Alyssa White-Gluz, die nicht nur grandios aussieht sondern
auch mit ihrer Bühnenpräsenz total überzeugen kann. Und das, obwohl
sie sich nach eigener Aussage an diesem Abend „really sick“ fühlt -
und zwar nicht im positiven Sinne wie in „sick and crazy for party“
sondern „sick“ wie in krank. Ihre Stimme hört sich denn auch
tatsächlich etwas dünner und höher an als sonst, aber in höchst
professioneller Art lässt die Kanadierin einfach das Publikum
anstatt ihrer selbst singen. Dank der Setlist, die nicht nur neue
Songs wie „You Will Know My Name“ und „War Eternal“, sondern auch
die grossen Hits der Band wie „My Apocalypse“ und „Nemesis“ enthält,
klappt das auch wirklich gut. Dem Konzept des Abends getreu ist
natürlich auch bei Arch Enemy eine irgendwie kuriose neue Mischung
am Start: Jeff Loomis ist seit neuestem bei der Truppe
an der Klampfe mit dabei - zwar vorläufig nur als Tour-Member, aber
live passt er so gut ins Gesamtbild, dass er eigentlich auch
permanent dabei sein könnte. Die Show wird durch die riesige
Leinwand als Bühnenbild ergänzt, was momentan recht in zu sein
scheint und richtig geil wirkt. Die ehemalige Frontfrau Angela
Gossow macht also offensichtlich im Management von Arch Enemy einen
genauso guten Job wie bislang auf der Bühne!
Kreator
Das Intro des Headliners Kreator kommt denn auch von der Leinwand -
und ist doch etwas zu zeitintensiv, ein paar Minuten weniger
hätten’s auch getan. Aber wir nehmen es ihnen nicht übel, denn eine
grossartige Band darf auch mal ein dramatisches Intro haben. Mit
„Violent Revolution“ von 2001 wird das Set dann eröffnet und der
ganze Saal ist von Anfang an mit Begeisterung dabei! Es folgen
neuere Songs vom aktuellen Album „Phantom Antichrist“ (2012),
schliesslich aber auch ältere Klassiker wie „Extreme Aggression“ von
1989 und „Pleasure To Kill“ von 1986. Sehr geil kommt auch das
Maiden-Cover „Number of the Beast“, das Kreator gegen Ende ihrer
Show zocken - jede Zeile wird begeistert von den Fans mitgegröhlt!
Mit „Flag of Hate“ und „Endless Pain“ und sehr viel Moshen
verabschiedet sich der deutsche Thrash-Gigant schliesslich und lässt
ein zufriedenes, wenn auch leicht geschafftes Z7 zurück.
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