Livereview: Kreator - Arch Enemy - Sodom - Vader

14. Dezember 2014, Pratteln – Z7
By Lucie W. - Pics by Roxx
 
So voll war das Z7 schon lange nicht mehr, wie an diesem gar nicht so bitterkalten Dezember-Sonntag, an dem uns in Pratteln vier Giganten des Metal beehren - in einer sehr ungewohnten Kombination! Im Tour-Package findet sich für jeden was: Mit den zwei deutschen Thrash-Titanen Kreator und Sodom stehen Arch Enemy mit neuer Frontfrau und das polnische Death Metal-Urgestein Vader auf dem Line-Up. Und offensichtlich finden die Fans Gefallen an dieser Zusammenstellung, denn das Z7 ist komplett ausverkauft!

Bei diesen Bands kann man sich kaum entscheiden, wie die Running Order aussehen sollte! Meine persönliche Abfolge sähe denn auch so ziemlich umgekehrt aus wie die, die dann tatsächlich stattfindet: den Anfang machen heute nämlich Vader, die an dem Abend meine persönlichen Favoriten sind, danach folgen Sodom, dann Arch Enemy und als letztes und Headliner dürfen wir uns auf Kreator freuen. Dass Vader und Sodom somit jeweils nur 30 Minuten auf der Bühne stehen ist zwar schade, angesichts des Gesamt-Erlebnisses aber zu verkraften.

Vader
Den Anfang macht also heute die Streitmacht aus Polen. Frontmann Peter stellt in seiner typisch bescheidenen und sympathischen Art sich und die Band vor und scheint in keinster Weise Anstoss an seiner Position als Opener zu nehmen. Das erst noch verhaltene Publikum taut während der Show merklich auf, der druckvolle Death Metal wird von der Z7-Crew perfekt umgesetzt und erreicht so den gewünschten Effekt. Vader spielen vor allem neue Songs von der letzten Platte „Tibi et Igni“ (2013) und von „Welcome To The Morbid Reich“ von 2011, aber auch ältere Klassiker wie ´Carnal´ von „Black to the Blind“ (1997) oder „Sothis“ von „De Profundis“ (1995) funktionieren bestens.  Mit „God is Dead“ (IMPRESSIONS IN BLOOD, 2006) endet der erste Gig des Abends wuchtig.. Leider ist es nach 30 Minuten und „God Is Dead“ schon wieder vorbei mit dem Todesblei-Hagel und mit dem Star Wars-March verabschieden sich die Polen stilecht von der Bühne.

Sodom
Sodom starten ihr Set gleich darauf mit einem echten Klassiker: Agent Orange! Das gleichnamige Album hat nämlich dieses Jahr sein 25jähriges Jubiläum, und das will gefeiert werden. Hiermit geben sie auch gleich mal das Tempo vor, dass die nächste halbe Stunde bestimmt - von „Agent Orange“ zocken die Gelsenkirchner auch noch „Ausgebombt“ in der deutschen Version und „Tired and Red“. „Habt ihr bisschen Bock auf Moshpit?“ fragt Tom Angelripper die Fans - und die haben mehr als nur ein bisschen Bock, und es geht rund vor der Bühne. Doch nicht nur Uptempo-Songs hat das deutsche Thrash-Urgestein mit im Gepäck, sondern auch Midtempo-Kracher wie „The Saw is the Law“. Sodom überzeugen auch nach mittlerweile über 30 Jahren immer noch mit ungebrochener Spielfreude und roher Energie! Das unvermeidliche „Prost ihr Säcke“ klappt heute wunderbar, aus hunderten Kehlen schallt Tom ein lautes „Prost du Sack“ entgegen. Bei „Blasphemer“ holt sich Tom Verstärkung durch Arch Enemy’s Michael Amott, ein ungewohntes Bild zwar, aber das zieht sich ja wie ein Motto durch den ganzen Abend und passt daher ins Konzept. Mein Nebenmann meint nach der Show von Sodom voller Staunen: „Dafür, dass da nur drei Leute auf der Bühne stehen, ist das schon ein Saulärm!“ Word.

Arch Enemy
Arch Enemy sind als nächstes dran und präsentieren ihre neue Frontfrau Alyssa White-Gluz, die nicht nur grandios aussieht sondern auch mit ihrer Bühnenpräsenz total überzeugen kann. Und das, obwohl sie sich nach eigener Aussage an diesem Abend „really sick“ fühlt - und zwar nicht im positiven Sinne wie in „sick and crazy for party“ sondern „sick“ wie in krank. Ihre Stimme hört sich denn auch tatsächlich etwas dünner und höher an als sonst, aber in höchst professioneller Art lässt die Kanadierin einfach das Publikum anstatt ihrer selbst singen. Dank der Setlist, die nicht nur neue Songs wie „You Will Know My Name“ und „War Eternal“, sondern auch die grossen Hits der Band wie „My Apocalypse“ und „Nemesis“ enthält, klappt das auch wirklich gut. Dem Konzept des Abends getreu ist natürlich auch bei Arch Enemy eine irgendwie kuriose neue Mischung am Start: Jeff Loomis ist seit neuestem bei der Truppe an der Klampfe mit dabei - zwar vorläufig nur als Tour-Member, aber live passt er so gut ins Gesamtbild, dass er eigentlich auch permanent dabei sein könnte. Die Show wird durch die riesige Leinwand als Bühnenbild ergänzt, was momentan recht in zu sein scheint und richtig geil wirkt. Die ehemalige Frontfrau Angela Gossow macht also offensichtlich im Management von Arch Enemy einen genauso guten Job wie bislang auf der Bühne!

Kreator
Das Intro des Headliners Kreator kommt denn auch von der Leinwand - und ist doch etwas zu zeitintensiv, ein paar Minuten weniger hätten’s auch getan. Aber wir nehmen es ihnen nicht übel, denn eine grossartige Band darf auch mal ein dramatisches Intro haben. Mit „Violent Revolution“ von 2001 wird das Set dann eröffnet und der ganze Saal ist von Anfang an mit Begeisterung dabei! Es folgen neuere Songs vom aktuellen Album „Phantom Antichrist“ (2012), schliesslich aber auch ältere Klassiker wie „Extreme Aggression“ von 1989 und „Pleasure To Kill“ von 1986. Sehr geil kommt auch das Maiden-Cover „Number of the Beast“, das Kreator gegen Ende ihrer Show zocken - jede Zeile wird begeistert von den Fans mitgegröhlt! Mit „Flag of Hate“ und „Endless Pain“ und sehr viel Moshen verabschiedet sich der deutsche Thrash-Gigant schliesslich und lässt ein zufriedenes, wenn auch leicht geschafftes Z7 zurück.