Livereview: Krokus - Sideburn - Callaway
4. März 2004 Club ABCMixx Luzern
By Rockslave
Eigentlich wäre es für mich als Einwohner des Kantons Solothurn ja naheliegender gewesen, auf der laufenden Tour das Konzert in Zuchwil (12.3.04) zu besuchen. Der Entscheid zu Gunsten der Innerschweiz fiel aber ohne zu Zögern, da das ABCMixx in Luzern eine geniale Location ist, die es möglich macht, ganz nahe an den Bands dran sein und der überaus guten Akustik lauschen zu können. Ganz zu schweigen davon, dass das Ambiente des ehemaligen Kinos einfach cool ist. Weniger Freude machten jedoch die kaum in der Nähe vorhandenen Parklücken, sodass ein Parkhaus benutzt werden musste, was wiederum einen Kurzmarsch an diesem überaus frischen Abend nötig machte. Im ABCMixx angekommen, verflüchtigte sich der Missmut darüber jedoch ziemlich schnell und schon bald ging es mit der ersten Band des Abends los.


Callaway
Den Anfang machten Callaway, die ich erstens noch nie gesehen, geschweige je von ihnen gehört hatte. Somit konnte man sich überraschen lassen. Dass eine reine Cover-Band auf der Bühne stand, rückte bereits mit dem Opener in Griffnähe, denn das CallawayKonzert startete um 20.15 Uhr mit "Perfect strangers" von Deep Purple. Als danach "Woman from Tokyo" und "Smoke on the water" folgten, wurde diese Einschätzung umgehend bestätigt. Für mich als alten und glühenden Purple-Verehrer hörte sich das Ganze in der Folge ziemlich durchwachsen an. Sänger Jean-Marc Viller orientierte sich zumindest am grossen Bruder. Drummer Roli Eggli gefiel mir hingegen mit seinem tighten Spiel viel besser, auch wenn er optisch wie ein richtiger Bünzli-Schweizer rüber kam. Keyboarder Jürg Giuliani sah in seinem schleimigen Mafia-Look noch grotesker aus. Einzig der (glatzköpfige) Gitarrist Bruno Bosnic konnte mit einigen Licks à la Blackmore und Satriani etwas aufhorchen. Warum die Cover-Band aus ihrem sonst grösseren Repertoire nur Purple-Songs spielte und nach einer halben Stunde mit "Allright now" von Free aufhörte, ist mir nicht ganz klar. Anyway..., diese Band mag wohl für ein Club-Konzert oder eine Privat-Party geeignet sein, aber mich liess diese Darbietung völlig kalt. Das anwesende Publikum spendete wenigstens einen fairen Höflichkeits-Applaus.

Set-Liste: "Perfect strangers", "Woman from Tokyo", "Smoke on the water", "Highway star", "Strange kind of woman", "Allright now".


Sideburn
Die Band aus der welschen Schweiz hat sich inzwischen längst einen guten Namen als tighte Rock'n'Roll Band erarbeitet. Ihr stampfender, stark an alte AC/DC angelehnter Sound, vermag immer wieder zu begeistern. Klar..., Neues wird da nicht geboten, aber das "Wie" ist entscheidend. Spätestens mit dem Album "Crocodile" wurde die Messlatte gesetzt und auch das neue Album "Gasoline" haut überzeugend in die gleiche Kerbe rein. Zu Beginn konnten die Fanssideburn04.jpg (10635 Byte) allerdings nicht besonders motiviert werden. Das änderte sich aber laufend, je länger Sideburn am Powern waren. Die ganze Band wirkte sehr homogen und eingespielt. Einzig der Rhythmus-Gitarrist tanzte da aus der Reihe. Nicht, weil sein Spiel etwa schlecht gewesen wäre, aber an diesem Posten hatte ich ein anderes Gesicht erwartet. Sollte da nicht Fred Gudit stehen? Wie auch immer..., der immer besser werdenden Stimmung tat dies keinen Abbruch. Lead-Gitarrist David Pariat, der früher nicht immer überzeugen konnte, hat sein Spiel wesentlich verbessert und spielte gross auf. Der Sound hörte sich spitzenmässig an, auch wenn ein paar Dezibel mehr nicht geschadet hätten. Nichts desto Trotz rockten sich Sideburn gekonnt durch ihre Alben hindurch und auch die alten Genocid-Kamellen wie "My heart is free" und "Baby you run" verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Fans spendeten immer lauteren Applaus, den Band die mit Genugtuung zur Kenntnis nahm. Nach wirklich schweisstreibenden 45 Minuten hatten Sideburn ihre Rolle als Anheizer souverän bestritten. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Niveau auch künftig gehalten werden kann. Die kleine Schweiz hat definitiv mehr zu bieten, als nur Berge, Käse und Schokolade.

Set-Liste: "Hell on wheels", "Crocodile", "My heart is free", "Gangster lover", "Trouble maker", "Never kill the chicken", "Knocking at the wrong door", "Baby you run" (Solo), "Get that way", "Sign it in the youth".


Krokus
Dass die Schweizer Rock-Institution auch noch im Jahre 2004 auf der Bühne steht, hätten wohl nicht alle gedacht. Obwohl Carl Sentance als temporärer Sänger ein mehr als ordentliches Gastspiel ablieferte, sind Krokus ohne Marc Storace einfach ihrer Seele beraubt. Mit dem neuen Album "Rock the block" und einer sehr tighten Hintermannschaft vermochten die Altrocker wieder an bessere Tage anknüpfen. Überhaupt wurde der Bandname einerseits von Chris von Rohr und seiner generellen Medienpräsenz ins Feld geführt und andererseits sorgte der Kinofilm über den Aufstieg und den Fall der helvetischen Rocker für Gesprächsstoff. Daneben gibt die Band auch immer wieder Konzerte und hatte für den heutigen Abend zwei faustdicke und sehnlichst gewünschte Überraschungen parat. Der erste Hammer folgte gleich mit dem Opener "Nightwolf"! Man traute echt seinen Ohren nicht, den Opener vom bisher stärksten Album "Headhunter" nach über zwanzig Jahren wieder live geniessen zu können. Es war zum Heulen schön. Der Sound stimmte und die Band war trotz aufgekommenen Gerüchten von wegen neuen Zwistigkeiten zwischen Fernando von Arb (g) und Marc Storace (v) gut drauf. Nach "Eat the rich" und "Long stick goes boom", wo das ABCMixx mehr und mehr erwachte, folgte die nächste Bombe. "Winning man" und zwar in voller Länge! "Du heiligs Blechle"! Die Gänsehautschauer wollten nicht mehr enden und die Air Guitar-Einlagen wurden immer heftiger. Einmal richtig angewärmt, konnte sich der Schreiber dieser Zeilen wieder voll reinhängen. Überhaupt war die erste Reihe überaus aktiv und bestand zu einem guten Teil aus bangenden Fans. Die Stimmung schaukelte sich fortlaufend hoch und bescherte Altklassikern wie "Heatstrokes", "Screaming in the night" oder "Easy rocker" eine grandiose Kulisse. Einzig die Ansagen zu "Rock city" wirkten etwas aufgesetzt, da überall mehrheitlich gleich und einfach auf den jeweiligen Auftritts-Ort gemünzt. Dabei weiss doch jedes Kind, dass es nur eine "Rock-Capital of Switzerland" gibt und das ist Solothurn, punkt! Oder?!! Mit "Rock'n'Roll tonight" wurde dann der Haupt-Set abgeschlossen. Durch das Umstellen der Reihenfolge der Stücke kam es nun (endlich!) einmal dazu, dass "Bedside Radio" nicht der letzte Song war, sondern "Stayed awake all night" dafür auserkoren wurde. Dieser Schachzug erwies sich als das richtige Rezept, um die Stimmung bis am Schluss hoch zu halten. Klar wäre noch gerne der eine oder andere Klassiker zusätzlich gehört worden, aber man durfte unter dem Strich sicher zufrieden sein. Krokus legten sich mächtig ins Zeug und gaben sich keine Blösse. "They still kick ass man" und das ist das Einzige, was zählt!

Set-Liste: "Intro", "Nightwolf" (!), "Eat the rich", " Long stick goes boom", "Winning man" (!!), "Tokyo nights", "I want it all", "Heatstrokes", Bad boys, rag dolls", "Screaming in the night", "Mad world", "Easy rocker", "Rock city, "Rock'n'Roll tonight", "Flying throug the night", "Bedside Radio", "Rock the block", "Stayed awake all night".