Wenn es was zu feiern gibt, muss man
eigentlich hin! Der Anlass: Das AlpenRock House kann dieses Jahr auf
ein stolzes, 10-jähriges Jubiläum zurück blicken, auf das man
wirklich was geben kann! Von Kritikern als langfristig nicht
erfolgreich betreibbar bezeichnet, erfreut sich der Kult-Schuppen
mit unterschiedlichsten Angeboten heuer immer noch konstanter
Nachfrage. Mein eigenes Lokal-Debüt fand trotzdem erst letztes Jahr
(!) statt und darum besteht hier klar ein grösserer Nachholbedarf.
Nebst den vorgesehenen Feierlichkeiten, die aus gegebenen Anlass
unter anderem darin bestanden, dass der Eintritt entsprechend nur 10
Franken betrug, interessierte mich natürlich in erster Linie der
Auftritt von Krokus mit ihrem neuen Drummer Stefan Schwarzmann (Ex-Accept,
U.D.O., Running Wild, Ex-Helloween und viele mehr!). Dass ausserdem
der Badener Mundart-Pop-Rocker Adrian Stern als Support fungieren
würde, wusste ich nicht und staunte deshalb nicht schlecht, als ich
sah, wer in dieser Band am Schlagzeug sitzt, nämlich kein Geringerer
als Pete "Rabbit" Haas (Ex Mekong Delta, Ex-Krokus, Ex Ain't Dead
Yet), der mir hier (vorerst) arg unterfordert vorkam!
Adrian Stern
Der zahlenmässig hohe Anteil an Girlies ab etwa 15 Jahren aufwärts
war ein untrügliches Zeichen dafür, dass Adrian Stern bei dieser
Fan-Gruppe ziemlich angesagt ist. Ich selber wusste eigentlich
nicht, was mich erwarten sollte, zumal mich die Anwesenheit von
Drummer Pete Haas im Line-Up
ziemlich irritierte. Die
Aargauer Band und ihr charismatischer Frontmann konnten national
schon ordentliche Erfolge verbuchen, was im Wesentlichen an der
radiotauglichen Single "Ha nur welle wüsse" liegt, die endlos rauf
und runter gedudelt wurde. Mittlerweile hat man zwei CDs
veröffentlicht, die sich soweit recht gut verkauft haben. Dass die
Band auch live überzeugen kann, wurde einem schon nach dem
schmissigen Opener "S'Blaue vom Himmel" bewusst. Der Sound klang
kompakt und melodisch zugleich, was vor allem auch der Verdienst des
versierten Drummers war, der das musikalische Gerüst optimal
stützte. Da kamen halt nicht nur simple Grundbeats daher, sondern
Fills vom Feinsten, was aber wohl nur den Wenigsten aufgefallen sein
dürfte. Der von Anfang an sehr gut gefüllte Zuschauerbereich war
fest in der Hand von strahlenden Teenagerinnen, die nur Augen für
den darob natürlich bestens aufgelegten Herrn Stern hatten. Aber der
Rest der Truppe mit Bassist Géza Burghardt, Gitarrist Chris Muzik
und Keyboarder Chrigi Roffler war ebenfalls nicht ohne und lieferte
derweil tolle Backing-Vocals ab. Deshalb klang alles wie aus einem
Guss und das einzige Detail, das mich persönlich störte, was der
Aargauer Dialekt, der mir wie ein Fremdkörper vorkam. Allerdings
bewies der auf englisch gesungene Einstieg in den eingangs erwähnten
Chart-Breaker "Ha nur welle wüsse", dass Mundart hier dennoch
deutlich besser passt. Insgesamt, obwohl deutlich poppig
ausgerichtet, gefiel mir dieser Auftritt ganz gut, aber wenn ich mir
vorstelle, dass der unscheinbare und zwei Holzstöcke schwingende
Mann mit Glatze und seinem alten Krokus-Shirt am Leib im Jahre 2000
mit seinen ehemaligen Kollegen (damals noch mit Storace-Ersatz Carl
Sentance) am BYH!!!-Festival vor weit über 10'000 Leuten heftigst
abrockte, befiel mich schon eine gewisse Wehmut.
Krokus
Keine Ahnung, wie viele Male ich die Schweizer Rocker Nr. 1 in den
vergangenen Jahren schon gesehen habe, aber noch jedes Mal habe ich
eine gute bis zuweilen geniale Show von ihnen miterleben dürfen.
Dabei wurde man natürlich auch zwangsläufig Zeuge der unzähligen
Besetzungswechsel, die diese Band seit vielen Jahren begleiten. Mit
dem Absprung von Fernando von Arb im letzten Jahr ging auch noch das
letzte Gründungsmitglied von Bord und deshalb ist Sänger Marc
Storace, nebst dem Rückkehrer Mandy Meyer, noch das einzige
Aushängeschild der Band. Darum verwunderte einen die Nachricht über
den Abgang von Drummer Patrick Aeby eigentlich nicht sonderlich,
sein Ersatz hingegen schon: Stefan Schwarzmann! Sein Vorgänger
sorgte zwar stets für ordentlich Dampf, aber optisch schlief einem
das Gesicht ein. Ok..., es muss nicht immer ein Mikkey Dee (Motörhead),
Mike Terrana (Rage, Axel Rudi Pell) oder Tommy Aldridge (Whitesnake)
sein, aber ein kompletter Drummer beherrscht nicht nur sein
Instrument. Was ich damit genau meine, dürfte allen Anwesenden schon
nach wenigen Sekunden des Openers "Nightwolf" klar geworden sein,
denn was da von der Bühne in Orkanstärke runter wehte, war nicht von
dieser Welt! Du heilige Scheisse..., das gibt's doch gar nicht!
Spätestens nach "Long stick goes boom" war klar zu sehen und zu
hören, dass wieder ein neues Kapitel in der Geschichte von Krokus
aufgeschlagen wurde. Selten sah man die Band so befreit aufspielen,
wie an diesem Abend. Augenscheinlich, nebst dem völlig abgehenden
Schlagzeuger, genoss Dominique Favez neue Freiheiten, die er unter
Chef-Indianer von Arb selten, bis gar nie ausleben konnte. Sein
strahlendes Gesicht sprach dabei Bände. Oberklampfer Meyer entlockte
zumindest der PA einen brachialen und ungeheuer metallischen Sound
(auf der Bühne selber soll es nicht so gewesen sein, wie mir Mandy
später mal erzählte) und auch der gute Tony lieferte volles Rohr aus
der
Abteilung
der Tieftöne. Frontgaul Marc Storace liess derweil nichts anbrennen
und zeigte sich, wie der Schreiber dieser Zeilen, angenehm
überrascht über die Intensität der Fanreaktionen vor der Bühne.
Bewaffnet mit Bierflaschen und voll abbangend, legten die ersten
zwei Reihen direkt vor der Bühne (teils fast auf der Bühne!) ein
Gebaren ab, das an die seligen 80er erinnerte. Als dann gar voll der
Pogo ausbrach, musste die Security mehrmals einschreiten und die
Gemüter wieder beruhigen! Wann hat man sowas an einem Krokus-Konzert
das letzte Mal beobachten können?!! Kaum zu glauben, wenn man es
nicht mit eigenen Augen gesehen hätte. Die Band nahm die Huldigungen
natürlich gerne entgegen und powerte munter weiter drauf los.
Songmässig gab es leider keine wirklichen Überraschungen, ausser
dass das neue, von Mandy mit einem (zu) ausgedehnten Gitarren-Part
verbundene Intro zu "Screaming in the night" den Kult-Song eher
verunstaltete, denn bereicherte. Der Blick auf die Set-Liste, die
gerade vor mir auf dem Bühnenboden lag, enthielt aber gegen Schluss
dennoch zwei neue, beziehungsweise andere Songtitel, die man schon
länger nicht mehr gehört hatte, nämlich "Celebration" und "Midnight
maniac". An dieser Stelle konnte man dann auch getrost und erfreut
zugleich feststellen, dass der Neuzugang von Stefan Schwarzmann wohl
einer der Stärksten der letzten Zeit ist, denn dieser verausgabte
sich total und lieferte eine grandiose Show ab, die beim frenetisch
abgefeierten "Headhunter" (das notabene nicht auf der Set-Liste
stand!) ihren souveränen Höhepunkt fand. Die (spontane?) Showeinlage
mit zwei jungen, knackigen Girls, die als in Leder gekleidete und
maskierte Catwomen's vor allem ein nur so vor Klischees triefendes
Bild niederer Männerfantasien abgaben, brauchte es nicht wirklich an
diesem Abend, denn die Musik sorgte für genug Aufmerksamkeit. Nun
wird sich zeigen, ob das nächste Studio-Album auch für eine
Überraschung gut sein wird..., hoffentlich!
Set-Liste: "Intro", "Night wolf", "Eat the rich", "Long stick goes
boom", "Fire", "Tokyo nights" , "American woman", "Heatstrokes", "Screaming
in the night", "Easy rocker", "Mad world", "Stayed awake all night",
"Rock city", "Rock'n'Roll tonite", "Intro/Celebration", "Midnight
maniac", "Bedside radio", "Headhunter".
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