Mit ihrem 2010 herausgegebenen, gleichnamigen Debütalbum,
bewiesen die Jungs aus der norwegischen Band Kvelertak, dass
Rock‘n’Roll nicht nur schmissig sondern auch ziemlich modern klingen
kann. Den rapiden Karrieresprung haben Musiker echt verdient.
Natürlich versuchten auch andere norwegische Gruppen, düstere
Melodien des Black Metal Genres mit schmissigen Rhythmen zu
verschmelzen. Der beste Mix gelang jedoch Kvelertak. Man muss gleich
darauf hinweisen, dass sich die Gruppe mit dem Erreichten nicht
zufrieden gab: Im zweiten Album mischte sie bereits Black‘n’Roll
noch mit D-beat Punk, Classic Rock, und Hardcore. Ich wollte
ausgerechnet dieses Konzert besuchen, weil es von Anfang an klar
war, dass man neue und alte Werke zum Hören bekommen würde. Ich
wollte die Wirkung der neuen Lieder an der eigenen Haut zu spüren
bekommen. Werden sie mein Herz höher schlagen lassen? Das war mir
schon klar, aber ich konnte es trotzdem kaum erwarten… Aber man darf
Vorgruppen keinesfalls ausser Acht lassen, denn Kvelertak hatte sehr
gute Bands um sich. Den ganzen Abend genossen die Zuhörer das
Schaffen von solch interessanten Bands wie den Progressive-Rockern
El doom & The Born Electric aus Norwegen und dem hochtalentierten
Desert-Rock-Trio Truckfighters aus Schweden.
Das Konzert begann ungewöhnlich früh. Um 19:45 erschien die erste
Gruppe auf der Bühne. In der Tat fand ich es sehr praktisch, dass
das Konzert so früh anfing und dafür nicht so spät - gegen 23 Uhr -
zu Ende ging. Es fand am Dienstag statt und am nächsten Morgen
sollten Viele zur Arbeit gehen. Dank dem früheren Ende hatten die
Zuschauer die Chance am nächsten Morgen ausgeschlafen zu erwachen.
Ich bedanke mich bei den Veranstaltern für so einen gut aufgebauten
Plan.
El Doom & The Born Electric
Trotz dem frühen Auftauchen auf der Bühne, gelang es der Band gleich
die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zu ziehen. Obwohl die von
El Doom & The Born Electric gespielte Musik unter den Metal und Rock
Fans als "Nicht Jedermanns Sache" bezeichnet wird, entstand im Raum
doch eine sehr warme und freundliche Atmosphäre. 2012 gab die Band
ihr Debütalbum heraus, mit Musik die vom Schwierigkeitsgrad her mit
dem Schaffen von King Crimson zu vergleichen ist. Trotzdem gelang es
einigen Zuhörern zu solchen schwierigen Rhythmen zu tanzen. Man soll
drauf hinweisen, dass die Musiker keine Anfänger in der Szene waren.
Die Mitglieder stammen aus Bands wie Thulsa Doom, The Cumshots und
Andressen. Die Gruppe zeigte eine tolle Show! Das war hauptsächlich
der Verdienst des Frontmannes Ole Petter, der sich als Alleskönner
erwies. Er hatte nicht nur gesungen, sondern auch Gitarre in
verschiedenen kniffligen Posen und Orgel gespielt. In der Mitte des
Auftrittes tauschte er das Mikrofon durch einen Lautsprecher und
zitierte Worte aus Songtexten, indem er seine Stimme verzerrte. Zum
Schluss konnte man noch seine
Trommelschlegel-auf-Trinkflasche-Perkussion geniessen. Ausserdem
möchte ich hinzufügen, dass Ole ein schickes sandfarbiges
Lederjackett und einen Cowboy-Hut anhatte, was dem Auftritt den
richtigen Pfiff gab. Ole unterhielt sich ziemlich lange mit den
Zuschauern und das tat er auch gern. Er machte Witze, obwohl manche
Witze allzu familiär und ungeniert waren. Andere Musiker blieben
auch nicht im Schatten und verwunderten die Zuschauer mehrmals.
Einer der Gitarristen erwies sich als guter Keyboard-Kenner im
Bereich der elektronischen 70er-Jahre-Spezialeffeke. Es ist auch
bemerkenswert, dass der Gitarrist von „Kvelertak“ unter den
Zuschauern war. Er unterstützte engagiert seine Landsleute und sang
sogar einen Teil des Refrains, nachdem der Vokalist ihm das Mikrofon
in den Zuschauerraum zugeworfen hastte. Nun war klar, dass alle,
sowohl Zuschauer als auch die Musiker, zufrieden waren. Vor dem
letzen Lied fragte Ole aus Witz: „Wollt ihr mehr?“ und er hörte die
allgemeine Zuneigung. „Dann sollt ihr etwas von unserem Merch
kaufen“, lachte der Frontmann-Optimist zu guter Letzt. Was mich
angeht, folgte ich seinem Rat.
Truckfighters
Die nächste Band Truckfighters erwies sich als nicht weniger
bewundernswert. 2011 drehte man sogar einen Film über diese Gruppe.
Die Hauptidee dieses Filmes besteht darin, auf ironische Weise zu
zeigen wie sich profane schwedische Partien auf der Bühne in „Fuzz
Monsters“ verwandelt werden können. Und es ist wirklich so! Diese
Jungs schockierten die Zuhörer mit ihren Gitarreneinstellungen und
der frechen
Haltung auf der Bühne, die alle möglichen Grenzen
überschritt. Dies führte auch dazu, dass man die Hilfe der Security
ein paar Mal gebrauchte. Es gelang Truckfighters das Unmögliche
möglich zu machen. Stellt euch mal vor was hätte passieren können,
wenn Lemmy Kilmister die Band Hawkwind nicht verlassen hätte und nun
doch gut mit dem Leader Dave Broke ausgekommen wäre. Basslinien und
Gitarrenpartien mit verzerrten Pendeleffekten hätten einander
abgewechselt. Es gelang den Jungs perfekt! Die Musiker begannen
ihren Auftritt mit Werken aus dem früheren Schaffen, das von der
Energie der glühenden Wüste geprägt war. Man bekam auch 'Desert
Cruiser' aus Debütalbum „Gravity X” zu Hören und in der Mitte des
Auftritts spielte man ruhigeren Stoff, der vom Bassisten als «brand-new»
bezeichnet wurde. Dies galt beispielsweise für den Song 'Traffic'
vom letzen Album. Im Übrigen wurden vorwiegend alte Lieder gespielt
und am Ende der Setliste wurden Hits wie das schmissige 'Garcarismo'
und das psychedelische 'In Search of The' gespielt. Jeder Musiker
von ihnen, der Bassspieler und Vokalist Ozo, der Gitarrenspieler
Dango und der Trommler Poncho verdienten das höchste Lob, denn sie
zeigten ihr Bestes Könnnen und verausgabten sich
zweihundertprozentig! Am Ende des Auftritts warf Ozo seine
Bassgitarre auf die oberen Trommeln. Der halbnackte Gitarrist Dango
sprang mit seiner Gitarre von der Bühne herunter, drückte und
umarmte seine Fans und ging zu dem Merchandise-Tisch. Vor Ort lud er
alle ein, sich CDs zu kaufen. Alles sah aufrichtig und natürlich
aus, deswegen nahmen viele seine Einladung an.
Kvelertak
Um Viertel vor Zehn erschienen die Musiker von Kvelertak auf der
Bühne. Die Band hatte eine Setliste mit 14 Tracks vorbereitet. Man
spielte die besten Lieder aus den beiden Alben. Es war klar, dass
sich das neue Schaffen vom Alten des Debütalbums unterschied. Man
muss zugeben, dass die Band ihrem spezifisch Norwegischen etwas
nachgegeben hatte, das früher so intensiv eingearbeitet war. Das
Neue Werke klingt zwar internationaler, dafür aber noch schmissiger
als vorher! Während des Leides 'Braune Brenn' sahen alle aus, als ob
sie verrückt geworden wären. Ausgerechnet nach diesem Lied gab es
einen aktiven Moshpit und später auch Stagediving. Sänger Erleèd
Hjelvik sprang von der Bühne, liess sich vom Publikum auffangen und
surfte so auf der Menge. Einen so langen Aufenthalt des Sängers
unter den Zuschauern fällt mir bei keiner anderen Gruppe ein. Die
Fans brachten den Vokalisten, mit Hilfe der Security, behutsam auf
die Bühne zurück. Der Spass endete als gut! Vom neuen Schaffen zeigte
man noch Lieder wie 'Spring Frau Livet', 'Nekrokosmos', 'Månelys'
und 'Kvelertak'. Man spielte natürlich auch manche frühere Hits wie
'Mjod' und 'Nekroskop', dank denen die Band bekannt geworden war.
Besonders stark erfreute mich aber der schrille Abschluss mit
Riffing zu AC/DC. Während dem ganzen Auftritt herrschte eine
norwegische Atmosphäre. Die meisten Lieder wurden in Norwegisch und
im Chor gesungen, was der Gruppe den Touch einer Volksmusikgruppe
verlieh. Ein mächtiger Naturgeist war an diesem Abend in der Luft
spürbar und passend dazu war im Hintergrund der Bühne ein Poster von
einem Eulenkopf aufgehängt.
Set-list: «Spring Fra Livet», «Mjord», «Fossegrim», «Ulvetid»,
«Braune Brenn», «Nekrokosmos», «Sjohyenar», «Evig Vander», «Nekroskop»,
«Månelys», «Offermatt», «Blodtorst», «Kvelertak», «Underto».
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