Livereview: Lacrimas Profundere
14. Mai 2011, Herisau - Metalvetia
By Toby S.
Nachdem die deutschen Jungs ja bereits im Februar zu Gast in der Schweiz waren, kamen sie nun noch einmal im Zuge ihrer Europatournee zu uns, um im schönen, weil familiären Metalvetia im Appenzellischen Herisau die Bretter und die Bude beben zu lassen. Dass ihnen das trotz drastisch gefallener Temperaturen, viel Regen und reichlich Bier mehr als nur gelungen ist und warum sich so mancher ab der Vorband ein wenig gewundert hat, kann man endlich hier nachlesen.

Anmerkung: Die Vorgruppe wollte nicht mehr bei uns erwähnt werden und drohte uns mit rechtlichen Schritten (!), weil sie nicht um eine Livereview gebeten haben... - Nett wie wir sind, haben wir alles über die nicht mehr zu nennende Vorgruppe gelöscht und diese Band wird nun bei uns nie wieder erwähnt!


Lacrimas Profundere
Was dann auch wirklich zutraf, und auch wenn nicht wahnsinnig viele Leute im Metalvetia zu Gast waren: Der Auftritt der Deutschen war ein absoluter Kracher! Ungeachtet dessen, dass die Mucke der Vorband käumlich mit dem ihrigen zusammenpasste und somit die Leute nicht auf Konzerttemperatur gebracht werden konnten, fegten Lacrimas Profundere los, als gäbe es kein Morgen mehr. Da wurde schön gepost, fett die Rhythmusfraktion bedient und am Mikro gab Rob Vitacca, wenn auch eher ein wenig hüftsteif, eine echt gute Vocal-Leistung ab. Immer wieder wurde auf die familiäre Wohnzimmer-Atmosphäre hingewiesen, welche wirklich zu gefallen wusste, und mit einem lockeren „Wohnzimmer rockt!“ wurden einige Schmunzler und Lacher entlockt. Es war, als hätte man von einem riesigen Konzert alle nur möglichen Sorten von Zuhörern genommen und sie ins Metalvetia verfrachtet: Da gab es die eher stillen Geniesser an der Bar (welche aber dennoch deutlich klatschten und pfiffen), die ruhig vor sich hin wippenden und beinahe schon tanzenden Musikliebhaber sowie einige wenige Banger – so gemischt wie das Publikum auch war, so einhellig waren doch ihre Reaktionen auf den Sound des deutschen Quartetts: absolute Begeisterung! Und ja, es war immer noch niemand auf der Bühne, der den Bass bedient hätte, aber so grossartig fiel dies gar nicht auf, da die Bass-Spuren ja ab Konserve liefen – man möge hierzu das Interview mit dem letzten noch verbliebenen Gründungsmitglied von 1993, Oliver Niklas Schmid, zu Rate ziehen. Dieser grinste übrigens während der ganzen Show und machte wie alle Lacrimas keinen todtraurig-ernsten Eindruck, sondern freute sich, auf der Bühne zu stehen und zu spielen. Was man den Jungs ebenfalls hoch anrechnen musste: Trotz der eher übersichtlichen Anzahl an Konzertgängern spielten sie nicht anders, als würden sie vor zigtausend Fans in einer riesigen Halle auftreten – Respekt! Bleibt festzuhalten, dass dies ein grossartiger, atmosphärischer Abend gewesen ist, trotz des miesen Wetters, oder vielleicht gerade deswegen. Und es bleibt die Hoffnung, dass Lacrimas Profundere den Weg in die Schweiz wieder einmal finden werden, um dann genauso kompromisslos die Bühne zu rocken, wie sie es an diesem Abend getan haben.