Das mit den L.A. Guns ist ja eine recht
verwirrende Sache, da deren zwei existieren. Darum gibt es erst mal
eine Aufklärungsrunde: Tracii Guns (der Gründer der Band) war früher
Gitarrist bei den L.A. Guns, bei welchen Phil Lewis als Sänger tätig
ist. Der Einfachheit halber nennen wir dieses Line Up nun "Band 1".
Dann gibt es da noch Paul Black, welcher Sänger bei den anderen L.A.
Guns ist, also "Band 2", jedoch hielt er vor 20 Jahren auch schon
bei Band 1 das Mikro in den Händen. So weit, so gut! Tracii Guns
machte sich vor wenigen Jahren an der Seite von Nikki Sixx (Mötley
Crüe) selbständig, indem er mit ihm die Brides of Destruction
gründete. Das fand Phil Lewis dann aber gar nicht lustig, daraufhin
verliess Tracii die L.A. Guns. Nachdem die Brides of Destruction
sich auflösten, stellte Tracii seine eigenen L.A. Guns zusammen, mit
denen er heute Abend ein Konzert in Pratteln zum Besten gab.
Pointer's Head
Mit etwas Verspätung legten Pointer's Head aus Deutschland los, um
auch gleich mit etwas zu überzeugen, was sie "Headmetalrock" nennen.
Was auch immer das heissen mag, mir gefiel es sehr gut. Auch das
restliche Publikum schaute und hörte interessiert zu. Beim dritten
Song kam mir nur ein Wort in den Sinn: Profis! Alles stimmte! Das
Stageacting, vor allem die synchronen Bewegungen, wie auch die
Musik. Diesen Deutschen merkt man die zehn Jahre einfach an, die sie
mittlerweile zusammen sind. Vor dem Konzert hörte man von den
gelangweilten Zuschauern Sachen wie "Hoffentlich spielen die nicht
lange, ich will endlich die L.A. Guns sehn!" Aber Pointer's Head
rissen wohl so ziemlich jeden im Publikum mit, auch mich! Denn so
wie der letzte Song gespielt war, begab ich mich auch schon zum
Merchandise, um mir eine CD dieser unglaublich talentierten Truppe
zu kaufen. Jungs, weiter so! Hoffentlich sieht man Euch bald wieder
in der Schweiz!
Paul Black's L.A. Guns
Nach üblicher Pause stolzierten die L.A. Guns auf die Bühne, am
auffälligsten Sänger Paul Black himself, der sich aufreizend mit
einer glitzernden Sonnenbrille und engem, schwarzem Outfit zum Mikro
hin schlängelte. Nach wenigen Sekunden des Zuschauens fühlte man
sich gleich in die Achtziger zurück versetzt. Es folgte Hit auf Hit,
alle Musiker zeigten pure Spielfreude. Die Fans vor de Bühne riefen
dauernd "Tracii, Tracii!!" und er quittierte es mit einem
zufriedenen Grinsen. Als Bassisten hat Tracii übrigens keinen
geringeren verpflichtet als seinen Sohn Jeremy Guns, der für
herrlich tiefe Töne sorgte in Krachern wie "L.A.P.D.", "On and on"
und "Never enough". Als die ersten
Sekunden von "Electric Gypsy"
ertönten konnte sich auch die Schreiberin nicht mehr halten, und
stürmte begeistert nach vorne. Zwei weitere Höhepunkte stellten die
obligatorische "Ballad of Jayne" und "Rip and tear" dar. Paul Black
bewies sich als der geborene Entertainer, indem er auf einer
äusserst guten Basis mit den Fans kommunizierte und immer wieder
spielerisch und necksisch seine Hüften schwang. Mal sprang er zu
Tracii rüber, dann zu Jeremy, welcher sich stimmlich an den Songs
beteiligte. Eines muss an dieser Stelle erwähnt werden: es waren
sehr, sehr wenig Leute da. Aber die wenigen Anwesenden wurden mit
einer so gewaltigen Bühnen-Action belohnt, wie ich sie an besser
besuchten Konzerten selten erlebt habe! Das zeichnet für mich wahre
Profis aus: nicht sauer sein über ein kleines Publikum, denn die
Anwesenden können ja nichts dafür, dass nicht mehr Leute erschienen
sind. Nach dem Konzert liessen Paul Black und Drummer Chad Stewart
es sich nicht nehmen, am Merchandise-Stand zu erscheinen. Dort
nahmen sie sich richtig viel Zeit, um sich mit den Fans
fotografieren zu lassen, und ihnen Autogramme zu geben. Aktuelles
Line Up: Paul Black (Vocals), Tracii Guns (Guitar), Jeremy Guns
(Bass) und Chad Stewart (Drums). Chad war übrigens auch schon bei
namhaften Band wie Faster Pussycat, Pretty Boy Floyd und Enuff
Z'Nuff. Resultat: die perfekten L.A. Guns, meiner Meinung nach die
"echten". Warum? Weil sie damals von Tracii himself gegründet
wurden. Uuund... Nun ja, ich kann es mir nicht verkneifen: im
Gegensatz zu einem arroganten Phil Lewis behandelt Paul Black seine
weiblichen Fans höflich (Phil grapscht ihnen lieber an den Hintern)
und nimmt sich auch für männliche Fans Zeit (Phil ignoriert sie
gerne). Auch wenn Phil Lewis eine noch so tolle Stimme haben mag,
bei allem Respekt für sein musikalisches Können, was Anstand
betrifft stinkt er einfach nur noch ab. So raise your hands for the
real L.A. Guns! Tracii rules!
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