Für Lamb Of God hat sich letzthin einiges getan: Nicht nur, dass
die Band dank einem neuen Deal mit Roadrunner nun in Europa um
einiges besser vertreten ist, das Südstaaten-Quintett hat
mittlerweile unter anderem dank dem letztjährigen Album 'Wrath'
bereits zwei Grammy-Nominierungen auf dem Buckel, und kann sich über
eine stetig wachsende Fan-Gemeinde Land ab und Land auf freuen. Die
Aussichten sind also mehr als rosig, wäre da nicht der El Muerte -
Stellt der sich einfach so hin, und zeigt sich entgegen der
Prognosen von der Liveleistung der Band letzten Sommer in der
Luzerner Schüür einfach so enttäuscht, tsts. Nun ja, eine Formation
dieser Grösse würde sicherlich einfach einen schlechten Tag erlebt
haben, kann's ja geben… oder etwa doch nicht?
Between The Buried And Me
Den Anfang des Events machten Between The Buried And Me – Eine Band,
die es mir bereits in der Dezember-Ausgabe unserer CD–Reviews mit
ihrem aktuellen Longplayer 'The Great Misdirect' äusserst angetan
hatte. Dementsprechend hoch waren dann auch die Erwartungen, als die
Band um Punkt 19h40 auf die Bühne des bereits gut besuchten
Volkshaus stieg, und gleich den Viertelstünder 'Fossil Genera' der
aktuellen Scheibe auspackten - Glücklicherweise verfügte die Band
zudem von Anfang an über einen fetten Sound, eine amtliche (wenn
auch etwas dunkle) Lichtshow, und genügend Klöten, das Publikum
gleich von Beginn an mit derart progressivem Material zu
konfrontieren. Frei nach dem Prinzip 'Wer nichts wagt, der nichts
gewinnt' schlug aber die anfängliche Überraschung zunehmend in
Begeisterung um, und die Reaktionen wurden umso heftiger. Während
die beiden Klampfer der Band mehr oder weniger fix an ihre Posten
geleimt schienen, und Fronter Tommy Giles Rogers zwischendurch noch
die Keyboard-Tasten bemühte, sorgte vor allem Basser Dan Briggs für
die Bewegung auf der Bühne. Between The Buried And Me's Musik sorgte
mit der nötigen Portion Dynamik für gekonnte Höhepunkte, und als die
Band als zweiten Viertelstünder 'White Walls' anstimmte, hatten sie
bereits definitiv für die erste Überraschung des Abends gesorgt -
Fett!
August Burns Red
Mit August Burns Red stieg darauf eine amerikanische Formation auf
die Bühne, die sich mit den letzten Platten den einen oder anderen
Achtungserfolg geleistet hatte. Ihre Frischheit blieb offenbar bei
vielen Besuchern hängen, und deswegen konnte die Band von Anfang an
des ebenfalls dreissig-minütigen Sets auf die Unterstützung des
Publikums zählen: Es wurde direkt gemosht und
geschoben, was die
Energiereserven des motivierten Publikums hergaben. Frontmann Jake Luhrs hatte deswegen keine Mühe, den Kontakt herzustellen, während
die Saitenakrobaten hübsch motiviert quer über die Bühne rannten -
Schon nur rein visuell ein Schmankerl. Aber auch die offensichtliche
Übermotivation konnte nicht am grundsätzlichen Kritikpunkt
vorbeitäuschen: August Burns Red liefern trotz der
Vorschusslorbeeren nach wie vor Durchschnittsmetalcore ab, wie man
ihn mit Hilfe einiger Doublebass- und Breakdown-Attacken nicht
besser hinkriegen kann. Live durchaus hübsch, aber auf die Dauer
dennoch ziemlich repetitiv – Das Publikum schien dies indes nicht zu
stören, und so wurde munter weitergefeiert. Auch hier konnte
übrigens erneut ein fetter Sound und die passende Licht-Show
vermerkt werden.
Job For A Cowboy
Es lag schliesslich an Job For A Cowboy, dem Abend den nötigen Schub
an Death Metal zu geben, was das doch noch recht jugendliche
Quintett mit Bravour erledigte. Zwar gab sich Fronter Jonny Davy
kommunikativ etwas kürzer angebunden, ansonsten lag allerdings alles
im grünen Bereich: Nicht nur, dass die Band instrumental-technisch
noch eins auf die Leistung der beiden vorhergehenden Bands
draufsetzen konnte – Auch die Songs überstiegen klar den etwas
tiefer liegenden Horizont von August Burns Red. Zudem konnte auch
hier die produktionstechnische Ausführung (Licht & Ton) trotz der
limitierten Vorband-Mittel noch einen draufsetzen, was der Band
unter'm Strich die besten Show-Noten gab. In Kombination mit der
eingangs erwähnten Heftigkeit tobte hier klar der wildeste Sturm des
Abends über die Bühne, und das Publikum bedankte es mit heftigem
Headbangen - Wie praktisch jedes Mal in Zürich, sorgten auch hier
die Violent-Mosher für ungewollte Situationskomik: Aufgrund der
Breakdown-freien Musik der Band aus Arizona stand der grösste Teil
der Schattenboxer wartend und mit verschränkten Armen umher, als ob
man ihnen das Spielzeug weggenommen hätte…
An dieser Stelle war es Zeit für einen kleinen Situationsüberblick:
Würden es Lamb Of God schaffen, das überraschend hohe
Qualitätsniveau der Vorbands zu überbieten? War die schiefgelaufene
Show in Luzern letzten Sommer einfach ein nichtssagender
Ausrutscher? Die Antwort darauf lieferten die Texaner gegen 22h00
ziemlich schnell selber…
Lamb Of God
'In Your Words' eröffnete den Reigen aus vierzehn Songs (Konzert-Intro
jetzt mal nicht mitgezählt), und während Basser John Campbell,
Lead-Gitarrist Mark Morton, und Frontsau Randy Blythe gewohnt
versiert auftraten, stachen Drummer Chris Adler und Gitarrist Willie
Adler direkt ins Auge: Während Chris' Fills in einem
undurchsichtigen Sound beinahe komplett verloren gingen, haute
Willie einfach nur daneben. Klingt jetzt ziemlich plakativ, ist aber
so - Ich hätte zu Beginn steif und fest behauptet, dass der Gute
angetrunken ist, aber es stellte sich letztendlich heraus, dass er
einfach nicht das technische
Niveau der Band halten kann… Meiner
Ansicht nach peinlich genug. Songs wie den erwähnten Opener, das
folgende 'Set To Fail' oder 'Walk With Me In Hell' so unpräzise auf
die Bretter zu bringen, das hätte ich definitiv nicht erwartet. Dazu
kommt noch die unmotivierte Trägheit, die er bereits in der Schüür
zur Schau stellte - Meinetwegen muss man nicht wie bekloppt auf der
Bühne rumrennen, aber ein bisschen mehr Bewegungsradius als die paar
Quadratmeter wären schon drin gelegen. Glücklicherweise verhielt
sich der Rest der Musiker wie gewohnt, und während Morton's
Solo-Einlagen diesmal etwas mehr Zeit eingeräumt wurden, überzeugte
Randy erneut als Frontmann par excellence. Man würde ihm die
Bühnensau definitiv nicht geben, wenn man ihn mal Backstage
antrifft, aber der gute scheint für die 70 Minuten Spielzeit zu
leben - Lobenswert.
Das Publikum schien währenddessen von den
erwähnten Unzulänglichkeiten nichts bemerkt zu haben, und feierte
amtlich drauf los. Das Volkshaus hat zwar schon grössere Pits
gesehen, aber das muss nix heissen. Richtig geil war zudem der
Moment, als sich das
Publikum während einer Songpause selbstständig für eine Wall Of
Death teilte, aber aufgrund des folgenden Gitarrenintermezzo nicht
dazu kam - Die entstandene Lücke nutzten einige Besucher für eine
kurze Walzer-Einlage aus. Ach ja, wenn ich schon dabei bin… was
sollten eigentlich diese ganzen Songpausen im Set? Oftmals wurde auf
den letzten Schlag eines Songs die Soundanlage stumm geschalten, auf
der Bühne das Licht komplett runtergefahren, und die Band verschwand
hinter den Verstärkern. Sicher, Klampfen-Stimmen muss sein - aber
warum bloss so klinisch, diese ganze Geschichte? Lamb Of God kehrten
dann schlussendlich noch für eine entfesselte Version von 'Black
Label' ein letztes Mal auf die Bühne zurück, zu dessen Klängen die
Wagemutigen doch noch zu der lange ersehnten Wall Of Death kamen.
Doch für mich war das bereits zu spät, von einer zwei mal
Grammy-nomminierten Band erwartete ich definitiv mehr…
Im Laufe der Rock-Geschichte gab es immer mal wieder Momente, die
für die Nachwelt hätten festgehalten werden sollen: Etwa wie Muse
als Vorband dem Headliner Coldplay um die 2000er-Wende den Hintern
versohlte, und die Tour deswegen abgebrochen wurde. Oder als noch
etwas weiter zurück die damals mehr oder weniger unbekannte Band
Pantera dem Headliner Judas Priest dermassen die Show stahl, dass
auch hier die Tour abgebrochen wurde - Alles preislose Momente, die
die Wege der jeweiligen Opener entscheidend geprägt haben. Lamb Of
God hätten hier klar den Braten riechen, und sich auf diese Tour
mehr denn je vorbereiten müssen – Aber leider verpatze die Band die
Gelegenheit, dem Publikum gezielt einen vor den Latz zu knallen, um
Längen: Nicht nur, dass der Sound im Laufe des Sets immer schlechter
wurde (Der Mischer schien bewusst gegen Ende der Show das Gaspedal
durchzutreten), und die ganze Show aufgrund der erwähnten Pausen
extremst klinisch rüberkam - Das Tüpfelchen auf dem I war definitiv
Klampfer Willie Adler, der sein Gitarrenspiel zu einer Farce
verkommen liess. Dem grössten Teil des Publikums schien all dies
zwar zu entegehen, aber wer etwa ein so schlecht gespieltes Intro
wie das zu 'Blacken The Cursed Sun' toleriert, hat sowieso nix zu
melden. Lamb Of God haben sich bei mir mit diesem Gig klar ihren
Status als äusserst suspekte Formation zementiert, da helfen
sämtliche aufpolierten Platten nicht mehr weiter - Ändert was, oder
die Reviews werden nur noch schlimmer.
Unter'm Strich klar eins zu null für die Vorbands, offensichtlicher
geht's kaum.
|
|