Livereview: Legenda Aurea - Neverland
14. April 2007, Zürich Dynamo (grosser Saal)
By Roger W.
Wer hoch pokert, kann auf die Schnauze fallen oder im Glanze den Gewinn in vollen Zügen geniessen. Legenda Aurea haben hoch gepokert, als sie für die Plattentaufe und ihr erstes Konzert überhaupt den grossen Dynamo-Saal buchten. Und mit der Verpflichtung der Bühnentiere Neverland als Vorband haben sie sich die Sache auch nicht gerade leichter gemacht. Der Erfolg gab ihnen jedoch Recht. Der Saal war angenehm voll, die Meute ging ab wie die Sau und die Kritiker hatten danach definitiv nichts zu meckern.

Neverland
Ebenfalls tadellos war der Auftritt der Heavy Metaller Neverland, die nur einen Tag vorher im AlpenRock House in Kloten ihr erstes Album „Shizophrenia“ getauft hatten. Neben der neuen Scheibe waren ebenfalls ein paar neue Fans dabei, die Neverland unbedingt ein zweites Mal an diesem Wochenende erleben wollten. Ich bezweifle aber, dass die von Beginn weg geniale Stimmung nur an diesen Personen lag. Fakt ist, dass das Publikum nach dem Intro zum Eröffnungstrack „Neverland“ sofort mit wildem Headbangen reagierte. Die Band dankte es mit einer sehr agilen Bühnenshow, bei der sich jeder Musiker bewegte. Sänger Jean-Marc Viller war ebenfalls in bester Verfassung, sang wie ein junger (Metal-) Gott und trieb die wilde Meute im Saal unaufhörlich weiter an. Mit seinen sympathischen Ansagen schaffte er es immer wieder, ein paar Briketts nachzulegen. Neverland sind definitiv ein sehr gut eingespieltes Team, welches die zum Teil vertrackten Songs mit voller Energie sauber rüberbringt. Trotzdem hatte ich meine liebe Mühe mit den Liedern, die bei mir einfach nicht hängen bleiben wollten. Wieso ist mir unerklärlich. Denn Neverland rockten gewaltig! Und als bei „Anguish“ die vorderen Reihen aus voller Inbrunst den Text mitgrölten, erschien auch auf meinem Gesicht ein Lächeln. Das anschliessend als Schmusesong angekündigte „Anger“ stampfte danach noch einmal mächtig und beschloss ein Konzert, das ruhig noch ein wenig länger hätte dauern dürfen. Dies bestätigten auch die vielen Rufe nach einer Zugabe, die leider nicht gespielt werden konnte. Die Messlatte für die Newcomer Legenda Aurea war damit sehr hoch gesteckt, so dass die meisten Anwesenden wohl nicht enttäuscht gewesen wären, hätten sie das Niveau nicht erreicht.

Setlist: „Neverland“ - „Brave Warrior“ - „When Darkness Falls“ - „Schizophrenia“ - „Anguish“ - „Take My Advice“ - „Anger“.

Legenda Aurea
Der Headliner des Abends startete das Konzert bei abgedunkelter und in Nebel gehüllter Bühne. Das Album-Intro wurde ab Band gespielt, während die vier Jungs langsam auf die Bühne kamen und beim zweiten Teil des Intros, immer noch im Nebel und im Dunkeln, headbangend einsetzten. Ein cooler Anfang, der die durch Neverland bestens eingestimmte Meute von neuem antrieb und Sängerin Claudia Hofer einen tollen Empfang bereiten liess, als man mit „Vengeance“ loslegte. Was danach folgte, war sowohl aus Band- wie auch aus Publikumssicht das, was sich jeder von einem Konzert wünscht: Ein Siegeszug - durch und durch. Obwohl Legenda Aurea ihr Album „Sedna“ Track für Track durchspielten, kam nie Langeweile auf. Immer wieder bauten sie interessante Zwischenteile ein. So durfte der „Koch“ mit Keyboarder Renato Trinkler ein Solo spielen, Gitarrist Odilo von Ins liess das Publikum einige Gitarren-Melodien nachsingen und Schlagzeuger Martin Roth bot ein Schlagzeugsolo, das vor allem durch seine Kurzweiligkeit überzeugte. Dies waren aber nur die i-Tüpfelchen bei diesem Auftritt, welche ohne solide Live-Performance nur die Hälfte wert gewesen wären. Und die Bühnenpräsenz konnte sich zeigen lassen: Bassist Michael Herkenrath bangte wie verrückt und wechselte die Position immer wieder zu Gitarrist Odilo von Ins, der sich zusammen mit Keyboarder Renato Trinkler ebenfalls mächtig ins Zeug legte. Einzig Sängerin Claudia wirkte zum Teil noch ein bisschen unsicher, was ihr aber locker verziehen werden konnte. Immer wieder musste ich mir klar machen, dass dies der erste Auftritt von Legenda Aurea überhaupt war, so professionell wirkte der junge Fünfer. Dabei widerlegten sie sogar die Anschuldigung, nur eine Nightwish-Kopie zu sein. Tendiert ihr Album „Sedna“ noch stark in deren Richtung, wurde der Sound live um einiges roher und härter gespielt, was zur Band gut passt. Nach der Ballade „It’s Over“, bei der Produzent Christian Graf im Duett mit Claudia sang, wurde der Silberling getauft. Und auch hier zeigten Legenda Aurea eine Qualität, die eine gute Band ausmachen sollte: die Menschliche. Taufgotte war nämlich keine Geringere als die frühere Sängerin Melissa Derrer, die die CD stilecht mit Met überschüttete. Danach wurde die CD zu Ende gespielt, wobei mit dem vierminütigen Instrumental nochmals alle Musiker zeigen durften, was in ihnen steckte. Konnten mich Legenda Aurea bereits auf ihrem Silberling mit einer Leistung überzeugen, die ich von diesen jungen Musikern nicht erwartet hätte, so zementierte ihr erstes Konzert definitiv die Ansicht, dass da was Grosses auf uns zukommt. Die Schweiz hat eine weitere Metalhoffnung mit Potenzial!

Setlist: „Intro“ - „Vengeance“ - „War Victim“ - „Sedna“ - „It's Over“ - „Years Of Coldness“ - „Total Eclipse“ - „Instrumental“ - „As The Leaves Fly“ - „Farewell“.