Das Alpenrock-House in Kloten erlebte mit der Legenda Aurea
Plattentaufe wieder einmal ein Konzert der Superlative. Sorgte die
Band bereits mit ihrem Debut-Album "Sedna" für offene Münder,
bestätigt nun "Ellipsis" das Talent der jungen Deutschschweizer.
Aber nicht nur auf CD, sondern auch live überzeugt die Band. Dies
ist aus zwei Gründen erstaunlich: Erstens hat die Band in ihrer
bisherigen Karriere gerade mal sechs Auftritte hinter sich, und
zweitens hatten an diesem Abend gleich zwei Personen ihre
livehaftige Feuer- oder Bühnentaufe mit Legenda Aurea. Einerseits
war dies Sängerin Simone, anderseits auch der Schlagzeuger Philipp.
Wobei letzterer schon auf einige Erfahrungen mit den vor langer Zeit
mal aktiven PX-Pain zurückgreifen konnte. An der Plattentaufe konnte
man nun das logische Ergebnis dieser Kooperation hören, nämlich
Legenda Aurea in ungewohnter Härte und extrem druckvoll. Aber der
Reihe nach.
Das Alpenrock-House war schon ziemlich gut gefüllt, als Legenda
Aurea den über 1½-stündigen Gig mit einem sphärischen Intro
einläuteten. „The Root“ bot dann gleich das druckvolle Brett, das
diesen Abend mit Ausnahme von ein paar
wenigen, ruhigen Parts bestimmen sollte. Die Band war extrem gut
eingespielt und meisterte auch progressive und komplizierte Melodien
selbstsicher und auf den Punkt gebracht. Es dauerte zwar zwei, drei
Lieder, bis Gitarrist Odilo und Bassist Michael auch optisch
aufgetaut waren und die innere Spannung sich abgebaut hatte, das
Publikum dankte es aber sofort mit wildem Headbangen. Wobei sich
dies den ganzen Abend lang auf die erste Reihe beschränkte, während
die hinteren Ränge den Klängen gebannt lauschten oder sich von
Sängerin Simone durchs Programm führen liessen. Fehlte es ihrer
Vorgängerin Claudia Hofer zwar nicht an Stimme, dafür aber an
Selbstbewusstsein und passenden Bewegungen, ist bei Simone davon
jetzt überhaupt nichts zu spüren. Die Sängerin ist schlicht perfekt
für Legenda Aurea! Als einziges kleines Manko hätte sie vielleicht
das Publikum noch ein wenig besser ins Programm einbinden können.
Anderseits ist es aber auch nicht zwingend notwendig, dass jeder
Frontmann oder jede Frontfrau den Hampelmann macht. Im Song „Outbreak“
erhielt Simone Unterstützung von einem Sänger, welcher tiefe Growls
hinlegte. Für Verwirrung sorgte die Ballade „Absondece pt. 2“, bei
der die Sängerin von einem Geister-Keyboard ihr können demonstrierte
und fast für Gänsehaut sorgte. Ebenfalls hatte ich den Eindruck,
dass die eingestreuten Lieder der ersten CD heute um einiges härter
als auf
CD
gespielt wurden, und sich so wunderbar ins Gesamtprogramm einfügten.
Keyboarder Renato hielt sich generell zwar eher zurück, bot aber hin
und wieder hinreissende Duelle mit Gitarrist Odilo. Bei der
eigentlichen CD-Taufe war dann „Raubtierfütterung“ angesagt. Anstatt
die neue CD mit Champagner zu übergiessen, warf die Band mehrere CDs
und T-Shirts ins Publikum, welches gierig danach schnappte.
Champagner gab es dann aber doch noch. Der wurde aber ebenfalls ins
Publikum gereicht. Bei den baldigen Zugaben zeigte sich dann noch
einmal, dass die neuen Songs wie „Parasomnia“ Legenda Aurea klar
nach vorne bringen. Erste optische Ermüdungserscheinungen machten
sich aber spätestens beim zweitletzten Lied „As The Leaves Fly“
bemerkbar, auch wenn man musikalisch davon nichts wahrnahm. Zieht
man in Betracht, dass Legenda Aurea insgesamt erst ein halbes
Dutzend Auftritte hinter sich haben und im Alpenrock House erst noch
zwei Mitglieder ihre Premiere hatten, dann muss man sich
unweigerlich fragen, wie die Band erst nach vielen Auftritten sein
wird! Man darf also gespannt sein und voller Hoffnung auf Legenda
Aurea setzen.
Playlist: Intro, The Root, Superbia, Vengeance, Outbreak, Farewell,
Abscondence pt. 2, Discouraged, Abscondence pt. 1, Total Eclipse,
War Victim, Years Of Coldness, Resurrection, Parasomnia, As The
Leaves Fly, F44.8
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