Fällt der Begriff Schweizer Coverband, kommt
man nicht drum herum Nighthunter zu erwähnen. Diese Truppe ist mit
Sicherheit etwas vom besten, dass die Schweizer Hardrockszene zu
bieten hat, zumindest eben bei den Bands, die sich auf das Spielen
von Fremdkompositionen konzentrieren. Gleich drei Musiker von
Nighthunter sollten im Rock City an diesem Abend aktiv werden.
Bassist Easy, für einmal nicht aktiv auf der Bühne, sondern als
Mixer hinter dem Mischpult. Er war es damit auch, der die
Voraussetzungen für einen einwandfreien Sound schuf. In diesem Club
alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Bei den anderen zwei
handelt es sich um Sänger Andy Lickford und Gitarrist Zilti. Die
beiden standen aber für einmal nicht zusammen auf der Bühne, sondern
in jeweils einer der Bands. Für beide Formationen sollte es an
diesem Abend übrigens der erste Gig sein.
Den Anfang machte Motorbreath. Schon die Backline bot ein
interessantes Bild. Im Hintergrund prangte eine riesige Blache mit
dem Motorbreath Logo, völlig identisch mit dem Metallica Schriftzug
vom „Master Of Puppets“ Album. Da hat sich eine Grafikerin
offensichtlich ganz grosse Mühe gegeben. Das Drumkit, in
schwarz-weisser Tigeroptik, stand praktisch zu vorderst auf der
Bühne. Denn was noch lange nicht allen bekannt
war, Andy ist nebst Sänger auch ein versierter Schlagzeuger. Somit
bot der Gig auch optisch etwas ganz exklusives. Ein
schlagzeug-spielender Leadsänger ist jedenfalls nicht alltäglich.
Die Band startete mit „Master Of Puppets“ und machte damit gleich
mal klar, wo’s langgeht. Um Metallica authentisch zu covern gibt’s
eben nur einen Weg: Intensität, kombiniert mit gnadenloser Power.
Genau das boten die Jungs während einer guten Stunde. Logischerweise
beschränkte man sich auf die ersten fünf Alben, berücksichtigte die
ersten drei Outputs mit jeweils zwei Tracks, „Justice For All“ mit
einem und das Schwarze mit drei. Speziell zu begeistern wusste das
trashige „Fight Fire With Fire“, „Blackened“ mit den ausgezeichneten
Backgroundvocals von Gitarrist Mauro de March, das komplexe „Battery“
oder die Zugabe „For Whom The Bell Tolls“. Auch der zweite Gitarrist
Rene Meyer überzeugte durch druckvolle Riffs, Stephen Bell rundete
den intensiven Sound mit hämmernden Bassläufen ab. Eine starke
Truppe die von Anfang an das zahlreich erschienene Publikum zu
begeistern wusste. Das Ganze hat nur einen Hacken. Es sind eben
keine eigenen Songs. Aber mit diesem Auftritt zeigte Motorbreath,
wie es vielleicht gewesen sein könnte, damals in den Clubs der Bay
Area, in denen Metallica gross geworden ist.
Los Renegadoz gaben schon bei ihrem Erscheinen eine Anhaltspunkt auf
deren Sound. Die vier Musiker trugen alle einen Cowboyhut, den sie
partout bis zum Ende aufbehielten. Schon nach den ersten Klängen war
klar, was bei dieser Band im Vordergrund steht: Unterhaltung pur,
mit einem hohen Spassfaktor. Musikalisch verpackte man
unterschiedlichste Songs in ein punkiges Rotz Rock
Gewand.
Genrefremde Songs, wie „Blowing In The Wind“, „Mrs. Robinson“,
„Break Away“ oder „Kids In America“ als Kick Ass Versionen, in
Kombination mit dem einen oder anderen Bier, versetzte das Publikum
in ausgelassene Party Stimmung. Aber auch Rock Songs, wie „We Will
Rock You“, Fight For Your Right oder „Arschloch“ wurden energetisch
mit viel Power zum besten gegeben. Warum man sich aber als
bodenständige Rock’N’Roll Band dazu hergab „Country Roads“ zu
spielen (es wurden sogar Textblätter an die Zuschauer verteilt)
bleibt mir Schleierhaft. Das musikalische Highlight war sicher das
unverwüstliche „Ace Of Spades“. Der rohe Rock Sound von Motörhead
lässt sich durchaus mit der Musik von Los Renegadoz vergleichen.
Selbstverständlich ist Los Renegadoz aber keinesfalls eine
Konkurrenz für Lemmy und seine Mannen. Dies ist natürlich auch nicht
Sinn der Sache. Die Truppe ist eine reinrassige Fun Band, die sich
mit Sicherheit selber nicht ganz ernst nimmt. Die vier Jungs konnten
aber mit einer musikalisch einwandfreien Leistung und grosser
Spielfreude das Publikum in ihren Bann ziehen. Obwohl überhaupt
nicht vergleichbar, waren beide Bands verantwortlich für einen
gelungenen, unterhaltsamen Abend im Rock City.
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