Es ist schon fast
ein Viertel-Jahrhundert (!!!) her, seit es in der Dreitannen-Stadt zünftig Rock und Metal
zu bestaunen gab. Gegenüber der Turnhalle, in der immer noch bestehenden Reithalle,
spielten damals Acts wie Twilight, Steve Whitney Band oder Irrwisch und in der Region
lärmten Namen wie Rollsplitt, Hellrider oder Satisfaction. Ende der 60er spielten gar
Pink Floyd einmal im legendären Oltner "Hammer"! Viele Jahre später, mal kann
es fast nicht glauben, standen tatsächlich wieder einmal drei Metal- und Rockbands auf
einer Oltner Bühne! Wo bisher eher Pop- und vor allem diverse Funk Rock-Anlässe
stattgefunden haben, wurde die alte Turnhalle in der Schützenmatt endlich wieder einmal
mit härteren Klängen beschallt. Obwohl in dieser Stadt vor vier Dekaden geboren und
immer noch in der Gegend wohnhaft, hat es meiner Wenigkeit bisher noch zu keinem einzigen
Besuch an besagtem Ort gereicht! Unglaublich, aber wahr, doch was sollte ich als alter
Rockhund denn dort bloss anschauen gehen? Eben!! So hatte diese bitterkalte Nacht in der
ersten März-Woche seinen besonderen Reiz, zumal mit Lunatica und Excentric zwei
befreundete Bands aufspielten und damit zu rechnen war, dort eh etliche bekannte Gesichter
anzutreffen. Und so kam es denn auch...
Excentric
Wer diese junge Baselbieter Nu Rock Band bisher noch nicht auf der Bühne hat abrocken
sehen, der sollte das schleunigst bei der nächsten sich bietenden Gelegenheit nachholen!
Denn kaum sind Pivi (v,b), Chris (g), Boris (g) und Raff (d) auf der Bühne, fliegen die
Matten. Ihr erfrischender Heavy (Nu) Rock, getragen von Pivi's immer besser werdenden
Stimme und dem allgemein satten Groove geht stets direkt in die Knochen. Ohne sichtbare
Nervosität, dafür mit umso mehr Spass und Agilität, liessen es Excentric auch heute
Abend wieder ordentlich krachen und konnten in der ersten Reihe bald die ersten Headbanger
in voller Aktion mobilisieren. Der Set bestand zum einen aus Vertretern der ersten CD
"Imprisoned" ("They" und "Can't stand you") sowie einigen
neuen Songs, die dieses Jahr dann auf der neuen CD stehen werden. Dazu gehörten unter
anderem der Opener "Take this!", "Break me down", "No more"
und der geniale Obergroover "Seven". Ich verfolge den Werdegang dieser
bodenständigen Youngsters nun schon eine ganze Weile und glaube, dass sie, trotz des
berufsbedingten Abgangs von Gitarrist Boris im Spätsommer, ihren Weg gehen werden. Damit
ist die Hoffnung verbunden, dass der neue Klampfer die Chemie innerhalb der Band erhalten
und weiter ausbauen kann, ähnlich wie es Metallica in den letzten Monaten mit Rob
Trujillo (b) erleben konnten. Die "Metalli-Heads" gelten übrigens unter anderem
auch als direkte Inspiration für Excentric, die diese Tatsache zum Abschluss mit einer
schmissigen Version des "Black Album"-Klassikers "Sad but true"
unterstrichen. Darüber hinaus nahm der Titel vorweg, was bald geschehen wird. Sich fähig
fühlende Gitarristen können sich direkt über die Band-Homepage (www.excentric.ch)
melden und sich für den frei werdenden Posten bewerben.
Set-Liste: "Take this!", "Highway", "Break me down",
"They", "Guardian angel", "No more",
"Neverlasting", "Can't stand you", "Seven", "Sad but
true".
Infinite Dreams
Auf diesen Auftritt war ich mächtig gespannt, denn die Debüt-CD "Touch my
skin" (2003) der Innerschweizer hatte mich echt überrascht. Der knackige Melodic
Rock mit etwas Lee Aaron Einschlag (dank der tollen Stimme von Miriam Pürro) weist
internationales Format auf und wäre in den 80ern wie ein Zäpfchen abgegangen! Nun...,
gut zwanzig Jahre später ist die Ausgangslage mindestens besser als auch schon. Rock und
Metal ist wieder in (fast) aller Munde und dank eifrigen Plattenlabels wie MTM oder
Frontiers werden alte Fans wieder "aufgeweckt" und laufend neue dazugewonnen.
Vor dem Auftritt wurde die ganze Bühne zunächst abermals mit einem dicken
Trockeneisnebel zugeballert, was natürlich den zahlreichen Fotographen (mich
eingeschlossen!) gar keine Freude bereitete. Mit dem Titeltrack der CD ging's dann knapp
vor 21.30 Uhr los. Von Anfang an vermieste ein ziemlich breiiger Sound die Freude und
allgemein kam das Ganze ziemlich ruppig daher. Auch bei "Shelter from the storm"
besserte sich dies leider nicht wesentlich. Das Keyboard, zwar nicht dominantes, aber
gleichberechtigtes und mittragendes Element der Sounds von Infinite Dream, kam überhaupt
nicht zur Geltung. Gerade die auf der CD überzeugenden Feinheiten fielen leider völlig
flach. Man hatte das Gefühl, dass eher eine Grunge, denn Melodic Rock Band auf der Bühne
stand. Dadurch stand die stimmlich weitgehend überzeugende Miriam Pürro etwas auf
verlorenem Posten. Diese Konstellation wirkte sich auch entsprechend auf das Publikum aus,
das, bis auf die Unentwegten der ersten Reihe, kaum Regung zeigte. Mir selber fehlte
allerdings ein entsprechender Vergleich, da ich Infinite Dream an diesem Abend das
allererste Mal live sah. Vielleicht hätte man den Soundcheck etwas sorgfältiger machen
sollen oder die Band hat das gleiche Problem wie einige andere auch, dass der Weg vom
Studio auf die Bühne noch verbesserungswürdig ist. Möglich, dass eine schöne (Halb-)
Ballade wie "Everything has an end" das Gesamtbild wenigstens etwas hätte
korrigieren können. Wie dem auch sei; meiner Meinung nach hat sich die Band an diesem
Abend klar unter ihrem Wert verkauft.
Set-Liste: "Touch my skin", "Shelter from the storm",
"Naked", "Bad devotion", "Paradise and back", "Coming
home", "Dream the same dream", "All but nothing",
"Irresistible", "Shadow of my own".
Lunatica
Obwohl im Aargau domiziliert, sprachen alle von einem (berechtigten) Heimspiel für
Lunatica. Das hatte sicher auch damit etwas zu tun, dass man heute Abend in der
"Outsider"-Stadt aufspielen konnte. Ladenbesitzer René "Fribi"
Freiburghaus ist bekanntlich seit einigen Jahren der Strippenzieher im Hintergrund und
aktiv um das Wohl wie Weiterkommen der Band besorgt. Mit ihrem neuen Album "Fables
and dreams" setzten Lunatica die einheimische Messlatte für ihren Atmospheric Metal
letztes Jahr unerreichbar hoch und positionierten sich unlängst auch international
(inklusive Release in Japan!) mit dem entsprechenden Lizenz-Deal bei Point Music. Die
inzwischen gut gefüllte, aber längst nicht ausverkaufte
"Schützi-Turnhalle" wartete gebannt wie gespannt auf den Auftritt der Local
Heroes. Kurz nach 22.30 Uhr war es dann soweit. Zum inzwischen längst Markenzeichen
gewordenen Intro machte sich die Band unter lautem Applaus der Fans auf der Bühne bereit
und schon nach wenigen Sekunden des Openers "Avalon" war echt der Bär los in
Olten. Anders als noch letzten November anlässlich des "Metal Inferno 2" in
Lenzburg, kam der Sound diesmal knackig und Gitarren-lastig daher, dazu klang Andrea's
Stimme glasklar..., top! Mitten in den aufbrandenden Applaus schmetterte Gitarrist Sandro
danach das bratende Eingangs-Riff von "Still believe". Spätestens jetzt musste
der Verfasser dieser Zeilen anerkennend nicken: Yes, this is it folks! Zwar noch nicht
perfekt, aber einen weiteren Schritt nach vorne bedeutete das sichtlich verbesserte
Stage-Acting, das nun dem Bombast-Sound der CD in der Umsetzung auf die Bühne klar
gerechter wurde. Nach "The neverending story" entwickelte sich das Konzert zum
Selbstläufer. In den ersten paar Reihen sah man alsbald nur noch fliegende Haare,
weiblichen wie männlichen Ursprungs. Die Metal-Fete war voll am Abgehen, was angesichts
der Ohrwurm-Qualitäten der Songs auch kein Wunder war. Das Einzige was jetzt noch
fehlt(e), ist (war) eine veritable Mitsing-Hymne, bei der sich die Sängerin und ihr
Publikum mittels Songtext nach oben schaukeln können. Auf der Bühne liess diese
Unterstützung allerdings nicht lange auf sich warten, denn bei "The spell"
steuert jeweilen Bloody Horseface Gitarrist Marc Torretti die männlichen
Vocal-(Grunt)-Parts bei und bereicherte so den Auftritt des Sextets abermals. Nach
"The landing" war natürlich noch lange nicht Schluss, denn mit der gelungenen
Adaption des Ultravox-Klassikers "Hymn" wurde der lauthals geforderte
Zugabenblock eingeläutet. Nach dem Smasher "Elements" war dann aber definitiv
Schluss und Lunatica verabschiedeten sich zum Outro von ihrem begeisterten Publikum und
konnten sich sicher sein, einen mehr als gelungenen Heimauftritt absolviert zu haben und
für die anstehende Mini-Tour im Ausland (April/Mai in Deutschland, Belgien und
Frankreich) als Support von Mob Rules und Domain gerüstet zu sein. Den Daheimgebliebenen
sei an dieser Stelle gesagt, heute Abend wirklich etwas verpasst zu haben! Meine Wenigkeit
ging in der Beurteilung noch einen Schritt weiter und verbuchte gar den bisher besten
miterlebten Gig! Als Steigerung müsste bald einmal ein ausverkauftes Volkshaus in Zürich
her. Wenn das nächste Album den songwriterischen Level halten und dazu eine gute Tour
gebucht werden kann, steht dem in naher Zukunft nichts im Weg, wetten?!!
Set-Liste: "Intro/Avalon", "Still believe", "Time",
"The neverending story", "A little moment of desperation",
"Garden of delight", "Silent scream 2004", "Fable and
dreams", "The spell", "The landing", "Hymn",
"Between love and hate", "Elements", "Outro".
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