Mit ihrem aktuellen Album «New Shores», das in den CH-Charts
immerhin auf Platz 20 kam, haben Lunatica nun definitiv ihre
Reifeprüfung abgelegt. Das, was beim Vorgänger «The Edge Of Infinity»
schon an songwriterischem Können vorhanden war, wurde aktuell auf
eine noch höhere Stufe gestellt. Beim letztjährigen Auftritt in
Huttwil zeigten die Symphonic Epic Metaller überdies, dass sie, das
heisst ihre Musik, eigentlich für grosse Bühnen konzipiert ist. Die
üppigen Arrangements und der entsprechende Bombast können sich erst
so richtig entfalten. Des Weiteren ist der Live-Sound einen Zacken
härter als auf den Tonkonserven. Liest man sich im Netz so durch die
weitgehend ziemlich positiven CD-Reviews hindurch, ist unter anderem
oft die Rede davon, dass die Zeit für grössere Taten gekommen sei.
Der heutige Auftritt im praktisch heimischen Olten zeigte jedoch
auf, wie sich die aktuelle Lage präsentiert. Gemäss einem kürzlich
erschienen Zeitungsbericht sind die Tage des kultigen Lokals
unerwartet gezählt, da das ganze Gebäude 2010 einem Neubau weichen
muss. Mein erster Besuch im Metro überhaupt (!) wird deshalb gleichzeitig
der letzte gewesen sein.
Lunatica
Der heutige Abend war nur auf den Headliner ausgerichtet, das heisst
es spielte keine Vorgruppe und der Beginn der Show war erst um 22.30
Uhr angesetzt. Bis dahin konnten sich die paar Dutzend-schaften von
"DJ Undertaker" mit Metal-Sound unterhalten lassen. Der ziemlich
spärliche Aufmarsch an Leuten liess erahnen, dass keinerlei Gedränge
in Aussicht stand. Letztlich fanden etwa 150 Leutchen den Weg ins
Metro und scharten sich mehrheitlich brav um, respektive vor die Bühne. Mit etwa
zehn Minuten Verspätung erschienen dann Andrea Dätwyler (v), Alex
Seiberl (keys), Sandro D'Incau (g), Marc Torretti (g), Emilio "MG"
Barrantes (b) und Ronnie Wolf (g). Der Arbeitsort der Band war von
der flächen-mässigen Ausdehnung her nicht gerade üppig, sodass der Aktionsradius eher
bescheiden ausfiel. Als Opener wurde der Auftakt der neuen CD
gewählt, sprich nach dem Intro folgte gleich der Titeltrack «New
Shores», der bekanntlich mit ordentlich Schmackes versehen ist. Dazu
gehören vor allem auch polternde Double Bass-Drums von Master Wolf.
Hierbei zeigte sich dann auch gleich die soundtechnische
Live-Schwäche dieser Untergrund-Location. Während die Keyboards
zumindest zu Beginn klar zu leise waren, dominierte vor allem der
Bass. Die Musik von Lunatica wartet jedoch immer wieder mit leiseren
Parts auf, die dann entsprechend besser rüber kamen, vor allem die
schöne und klare Stimme von Andrea Dätwyler. Die Stimmung war trotz
der enttäuschend mageren Kulisse aber mehr als ansprechend und
gerade in der ersten Reihe veranstalteten ein paar Die-Hard Fans
beinahe ihre eigene Party. Mein
Augenmerk galt im Wesentlichen der
Umsetzung des CD-Sounds auf die Bühne, denn das ist bei dieser Mucke
keine leichte Angelegenheit. Zu meiner Freude oder besser wohl
Bestätigung gaben sich Lunatica auch mit dem neuen Material keine
Blösse und vermochten die unterschiedlichen Stimmungen ohne
Abstriche umzusetzen. Das galt natürlich für alle gespielten Tracks,
die alle vier bisherigen Releases abdeckten. Bei «Farewell My Love»,
im Original ein Duett mit John Payne (Ex-Asia), wurden mit der
akustischen Version neue Akzente gesetzt, wobei hier einmal mehr die
Klasse von Andrea's Gesang aufblitzte. Gleich danach folgte das
groovige «The Chosen Ones», wo für meine Ohren die alten Threshold
Pate standen und einer der Höhepunkte an diesem Abend zelebriert
wurde. Ebenfalls in diese Kategorie gehörte die Gänsehaut
Halbballade «How Did It Come To This?». Der anschliessende
Live-Classic «Avalon» entfachte die eh schon gute Resonanz des
Publikums nochmals aufs Neue. Die Saiten-Fraktion, allen voran
natürlich Marc Torretti, liess sich von den wenigen Quadratmetern
Fläche nicht gänzlich einengen und kam so doch noch etwas ins
Schwitzen. Der Sound hatte sich im Verlauf oder auch je nach
Standort mindestens etwas gebessert. Lichtseitig stand die passable
Hausanlage zur Verfügung und auch eine Nebelmaschine sorgte für die
passenden, optischen Effekte. Gegen Schluss des Konzertes stand ich
hinten beim Mischpult und hatte so Einblick auf die dort liegende
Setliste. Sofort schweifte mein Blick darauf und suchte nur einen
bestimmten Song..., der leider nicht aufgeführt war, nämlich mein
persönlicher Fave «The Day The Falcon Dies». Doch auch so legten
Lunatica einen Top-Auftritt von etwa 100 Min hin und dem Vernehmen
nach soll das Gastspiel im Sounddock 14 in Dietikon anfangs Mai mit
rund 300 Leuten der Brecher gewesen sein. Gut zu wissen, denn obwohl
auf der neuen CD ein Aufkleber zu finden ist, wo es heisst «For Fans
Of Nightwish, Kamelot & Epica» fehlt genau das noch, nämlich dass
die sympathische Truppe eines Tages mal eine fette Support-Tour mit
solchen, bekannten Bands durchziehen kann. Das freilich ist nicht so
einfach wenn man erstens nicht zu 100% ins Profifach wechselt und
zweitens die nötige finanzielle Unterstützung kriegt. Am Können und
den Songs liegt es indes nicht..., schon lange nicht mehr!
Setlist: «Intro/New Shores» - «The Spell» - «Elements» - «Who Are
You» - «Neverending Story» - «Together» - «Farewell My Love (unplugged)»
- «The Chosen Ones» - «Words Unleashed» - «How Did It Come To This?»
- «Avalon» - «My Hardest Walk» - «Silent Scream» - «Sons Of The
Wind» -- «Two Dreamers» - «The Edge Of Infinity» - «Hymn» - «Outro».
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