Livereview: Lunatica
15. Mai 2009, Olten - Metro Club
By Rockslave
Mit ihrem aktuellen Album «New Shores», das in den CH-Charts immerhin auf Platz 20 kam, haben Lunatica nun definitiv ihre Reifeprüfung abgelegt. Das, was beim Vorgänger «The Edge Of Infinity» schon an songwriterischem Können vorhanden war, wurde aktuell auf eine noch höhere Stufe gestellt. Beim letztjährigen Auftritt in Huttwil zeigten die Symphonic Epic Metaller überdies, dass sie, das heisst ihre Musik, eigentlich für grosse Bühnen konzipiert ist. Die üppigen Arrangements und der entsprechende Bombast können sich erst so richtig entfalten. Des Weiteren ist der Live-Sound einen Zacken härter als auf den Tonkonserven. Liest man sich im Netz so durch die weitgehend ziemlich positiven CD-Reviews hindurch, ist unter anderem oft die Rede davon, dass die Zeit für grössere Taten gekommen sei. Der heutige Auftritt im praktisch heimischen Olten zeigte jedoch auf, wie sich die aktuelle Lage präsentiert. Gemäss einem kürzlich erschienen Zeitungsbericht sind die Tage des kultigen Lokals unerwartet gezählt, da das ganze Gebäude 2010 einem Neubau weichen muss. Mein erster Besuch im Metro überhaupt (!) wird deshalb gleichzeitig der letzte gewesen sein.

Lunatica
Der heutige Abend war nur auf den Headliner ausgerichtet, das heisst es spielte keine Vorgruppe und der Beginn der Show war erst um 22.30 Uhr angesetzt. Bis dahin konnten sich die paar Dutzend-schaften von "DJ Undertaker" mit Metal-Sound unterhalten lassen. Der ziemlich spärliche Aufmarsch an Leuten liess erahnen, dass keinerlei Gedränge in Aussicht stand. Letztlich fanden etwa 150 Leutchen den Weg ins Metro und scharten sich mehrheitlich brav um, respektive vor die Bühne. Mit etwa zehn Minuten Verspätung erschienen dann Andrea Dätwyler (v), Alex Seiberl (keys), Sandro D'Incau (g), Marc Torretti (g), Emilio "MG" Barrantes (b) und Ronnie Wolf (g). Der Arbeitsort der Band war von der flächen-mässigen Ausdehnung her nicht gerade üppig, sodass der Aktionsradius eher bescheiden ausfiel. Als Opener wurde der Auftakt der neuen CD gewählt, sprich nach dem Intro folgte gleich der Titeltrack «New Shores», der bekanntlich mit ordentlich Schmackes versehen ist. Dazu gehören vor allem auch polternde Double Bass-Drums von Master Wolf. Hierbei zeigte sich dann auch gleich die soundtechnische Live-Schwäche dieser Untergrund-Location. Während die Keyboards zumindest zu Beginn klar zu leise waren, dominierte vor allem der Bass. Die Musik von Lunatica wartet jedoch immer wieder mit leiseren Parts auf, die dann entsprechend besser rüber kamen, vor allem die schöne und klare Stimme von Andrea Dätwyler. Die Stimmung war trotz der enttäuschend mageren Kulisse aber mehr als ansprechend und gerade in der ersten Reihe veranstalteten ein paar Die-Hard Fans beinahe ihre eigene Party. Mein Augenmerk galt im Wesentlichen der Umsetzung des CD-Sounds auf die Bühne, denn das ist bei dieser Mucke keine leichte Angelegenheit. Zu meiner Freude oder besser wohl Bestätigung gaben sich Lunatica auch mit dem neuen Material keine Blösse und vermochten die unterschiedlichen Stimmungen ohne Abstriche umzusetzen. Das galt natürlich für alle gespielten Tracks, die alle vier bisherigen Releases abdeckten. Bei «Farewell My Love», im Original ein Duett mit John Payne (Ex-Asia), wurden mit der akustischen Version neue Akzente gesetzt, wobei hier einmal mehr die Klasse von Andrea's Gesang aufblitzte. Gleich danach folgte das groovige «The Chosen Ones», wo für meine Ohren die alten Threshold Pate standen und einer der Höhepunkte an diesem Abend zelebriert wurde. Ebenfalls in diese Kategorie gehörte die Gänsehaut Halbballade «How Did It Come To This?». Der anschliessende Live-Classic «Avalon» entfachte die eh schon gute Resonanz des Publikums nochmals aufs Neue. Die Saiten-Fraktion, allen voran natürlich Marc Torretti, liess sich von den wenigen Quadratmetern Fläche nicht gänzlich einengen und kam so doch noch etwas ins Schwitzen. Der Sound hatte sich im Verlauf oder auch je nach Standort mindestens etwas gebessert. Lichtseitig stand die passable Hausanlage zur Verfügung und auch eine Nebelmaschine sorgte für die passenden, optischen Effekte. Gegen Schluss des Konzertes stand ich hinten beim Mischpult und hatte so Einblick auf die dort liegende Setliste. Sofort schweifte mein Blick darauf und suchte nur einen bestimmten Song..., der leider nicht aufgeführt war, nämlich mein persönlicher Fave «The Day The Falcon Dies». Doch auch so legten Lunatica einen Top-Auftritt von etwa 100 Min hin und dem Vernehmen nach soll das Gastspiel im Sounddock 14 in Dietikon anfangs Mai mit rund 300 Leuten der Brecher gewesen sein. Gut zu wissen, denn obwohl auf der neuen CD ein Aufkleber zu finden ist, wo es heisst «For Fans Of Nightwish, Kamelot & Epica» fehlt genau das noch, nämlich dass die sympathische Truppe eines Tages mal eine fette Support-Tour mit solchen, bekannten Bands durchziehen kann. Das freilich ist nicht so einfach wenn man erstens nicht zu 100% ins Profifach wechselt und zweitens die nötige finanzielle Unterstützung kriegt. Am Können und den Songs liegt es indes nicht..., schon lange nicht mehr!

Setlist: «Intro/New Shores» - «The Spell» - «Elements» - «Who Are You» - «Neverending Story» - «Together» - «Farewell My Love (unplugged)» - «The Chosen Ones» - «Words Unleashed» - «How Did It Come To This?» - «Avalon» - «My Hardest Walk» - «Silent Scream» - «Sons Of The Wind» -- «Two Dreamers» - «The Edge Of Infinity» - «Hymn» - «Outro».