Livereview: Lunatica

28. März 2014, Aarburg Moonwalker
By Rockslave
 
Lange Zeit war es ziemlich ruhig im Umfeld von Lunatica und das aktuelle Album «New Shores» hat mittlerweile gut fünf Jahre auf dem Buckel. In der jüngeren Vergangenheit bestanden allerdings drei Möglichkeiten, die Symphonic Epic Metaller wieder mal live spielen zu sehen. Die erste Gelegenheit bot sich im letzten Herbst bei der ersten Ausgabe von Masters Of Symphonic Metal im Pratteler Z7 und der zweite wie nennenswertere Auftritt war natürlich heuer im Frühling, als Lunatica im Zürcher (Mini-) Hallenstadion als Support von Within Temptation zum Handkuss kamen. Beide Male, und dies aus unterschiedlichen Gründen, glänzte meine Wenigkeit mit Abwesenheit. Als nun kurz nach dem Grossanlass aber ein Headliner-Konzert im Aarburger Moonwalker Club angesagt war, gab es keine Ausflüchte mehr! Da einerseits ideal nah gelegen und sich andererseits durch einen Kollegen eine vorreservierte Sitzgelegenheit einrichten liess, gestaltete sich der Abend mehr als gemütlich. Dieser Umstand vermochte, selten genug, auch meine bessere Hälfte zum Mitkommen zu bewegen. Somit stand nach einem kleinen feinen Nachtessen im Voraus ein überaus relaxter Konzertabend bevor!

Lunatica

Da der Beginn des Konzertes auf 21.00 Uhr angesetzt war und die Bühne nicht den Anschein eines noch zum Voraus spielenden Supportes machte, stand der Abend also ganz im Zeichen der regional bekannten Band. Weil es kein neues Album zu promoten gab, konnte man sich auf eine gediegene Best-Of Darbietung freuen. Der Backkatalog besteht aus insgesamt vier ganzen Alben und es dürfte wohl jedes mit mindestens einem bis natürlich mehreren Songs bedacht werden. Eigentlich wäre es zwar schon mal an der Zeit, mit neuem Material anzutanzen, aber da die Gruppe nicht aus Profimusikern besteht, die damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, ist halt Geduld angesagt. Fakt ist aber, dass Lunatica bisher stets hochstehendes Material abgeliefert haben, das sich im ent- sprechenden Genre qualitativ locker behaupten kann. Wären die (privaten und geschäftlichen) Umstände anders und man schon vor Jahren mehr auf Tour hätte gehen können, würden Lunatica aktuell bestimmt ein höheres Level erreicht haben. Da die Zeit aber grundsätzlichen gegen einen arbeitet, dürfte dieser Zug wohl abgefahren sein. So bleiben zumindest solche wertvolle wie stimmige Momente von heute Abend übrig, wenn die Gruppe ihre Klasse-Songs live performt. Das Line-Up, das bis auf den Posten des Leadgitarristen über die letzten Jahre überwiegend konstant geblieben ist, ziert mit Oli Wagner einen neuen Mann, der von nun an seine Fähigkeiten einbringt. Für mich war diese Besetzung somit neu so zu sagen. Kern und Aushängeschild ist aber seit eh und je die stets lieblich anmutende Frontfrau Andrea Dätwyler, die den typischen Lunatica-Sound mit ihrer schönen Stimme prägt. Als Opener wurde nach dem Intro «Avalon» gewählt und zusammen mit den eingesetzten Lichteffekten wurde optisch bereits die richtige Stimmung erzeugt. Der andere wichtige Part hätte das Publikum liefern sollen, ja müssen, aber da vielleicht etwa 150 bis höchstens 200 Leute da waren, hielt sich die Ekstase in Grenzen.

Nichtsdestotrotz erzeugten Songs wie «The Edge Of Infinity» oder «New Shores» deutlich mehr als nur einen Höflichkeits-applaus und darauf aufbauend, spielten sich Lunatica richtiggehend warm. Das galt auch für Andreas Stimme, die zu Beginn noch nicht ganz überzeugte, dafür nachher umso mehr. Von Anfang an gut in Szene setzte sich hingegen der Neue, sprich Oli Wagner, dessen Soli mehrfach aufblitzten. Derweil lieferten Drummer Ronnie Wolf und Bassist M.G. Barrantes (in seiner gewohnt ruhigen Art und mit einem Aktionskreis von kaum mehr als einem Meter) den Rhythmusteppich. Weiteres tragendes Element waren die nicht wegzudenkenden Keyboard-Klänge von Mastermind Alex Seiberl und ergänzt wurde der Sound durch Sandro dIncaus Rhytmusgitarre, die man aber grundsätzlich ruhig etwas lauter hätte mischen dürfen. Das wichtige Merkmal eines konsistenten Songwritings sind prägnante Melodien und davon hatten die Lokalmatadoren mehr als genug. Damit einher geht auch der Mitsingfaktor, der aber darunter leidet, wenn das Publikum nicht ausreichend antizipiert. Wie gesagt herrschte keine Wettkampf-Stimmung im Moonwalker Club zu Aarburg, aber mit zunehmendem Verlauf entwickelte sich dennoch ein insgesamt sehr stimmiges Konzert. In der Mitte gab es eine Pause von knapp 20 Minuten, ehe es dann weiter ging und weitere Stücke mit Hit-Charakter folgten. Dazu gehörte zum Beispiel auch das eingängige «Who You Are». Gegen Ende des Sets stimmte die Betriebstemperatur auf wie vor der Bühne und so wurde laut klatschend nach einer Zugabe gelechzt, die entsprechend mit «Hymn» (Ultravox-Cover) folgte und den Raum nochmals mit bestem Symphonic Epic Metal ausfüllte. Mir und meiner Entourage hatte es auf jeden Fall überaus gut gefallen und es wäre halt schon toll, dereinst mal ganz neuen Songs auf diesem Level und überhaupt einer fetten Bühnenshow à la Nightwish lauschen zu können. Warten wir also der Dinge ab, die noch kommen mögen und träumen ist nie verboten!

Setliste: «Intro» - «Avalon» - «The Spell» - «The Edge Of Infinity» - «Elements» - «New Shores» - «Two Dreamers» - «Fable Of Dreams» - «Sons Of The Wind» - «The Neverending Story» - «The Chosen Ones» - «Into The Dissonance» - «PAUSE» - «Silent Scream» - «Together» - «Who You Are» - «The Incredibles» - «Words Unleashed» - «My Hardest Walk» - «EmOcean» - «Hymn» - «Outro».