Lange Zeit war es ziemlich ruhig
im Umfeld von Lunatica und das aktuelle Album «New Shores» hat
mittlerweile gut fünf Jahre auf dem Buckel. In der jüngeren
Vergangenheit bestanden allerdings drei Möglichkeiten, die Symphonic
Epic Metaller wieder mal live spielen zu sehen. Die erste Gelegenheit
bot sich im letzten Herbst bei der ersten Ausgabe von Masters Of
Symphonic Metal im Pratteler Z7 und der zweite wie nennenswertere
Auftritt war natürlich heuer im Frühling, als Lunatica im Zürcher
(Mini-) Hallenstadion als Support von Within Temptation zum Handkuss
kamen. Beide Male, und dies aus unterschiedlichen Gründen, glänzte
meine Wenigkeit mit Abwesenheit. Als nun kurz nach dem Grossanlass aber
ein Headliner-Konzert im Aarburger Moonwalker Club angesagt war, gab es
keine Ausflüchte mehr! Da einerseits ideal nah gelegen und sich
andererseits durch einen Kollegen eine vorreservierte Sitzgelegenheit
einrichten liess, gestaltete sich der Abend mehr als gemütlich. Dieser
Umstand vermochte, selten genug, auch meine bessere Hälfte zum
Mitkommen zu bewegen. Somit stand nach einem kleinen feinen Nachtessen
im Voraus ein überaus relaxter Konzertabend bevor!
Lunatica
Da der Beginn des Konzertes auf 21.00 Uhr angesetzt war und die Bühne
nicht den Anschein eines noch zum Voraus spielenden Supportes machte,
stand der Abend also ganz im Zeichen der regional bekannten Band. Weil
es kein neues Album zu promoten gab, konnte man sich auf eine gediegene
Best-Of Darbietung freuen. Der Backkatalog besteht aus insgesamt vier
ganzen Alben und es dürfte wohl jedes mit mindestens einem bis
natürlich mehreren Songs bedacht werden. Eigentlich wäre es zwar schon
mal an der Zeit, mit neuem Material anzutanzen, aber da die Gruppe
nicht aus Profimusikern besteht, die damit ihren Lebensunterhalt
bestreiten, ist halt Geduld angesagt. Fakt ist aber, dass Lunatica
bisher stets hochstehendes Material abgeliefert haben, das sich im
ent- sprechenden Genre qualitativ locker behaupten kann. Wären die
(privaten und geschäftlichen) Umstände anders und man schon vor Jahren
mehr auf Tour hätte gehen können, würden Lunatica aktuell bestimmt ein
höheres Level erreicht haben. Da die Zeit aber grundsätzlichen gegen
einen arbeitet, dürfte dieser Zug wohl abgefahren sein. So bleiben
zumindest solche wertvolle wie stimmige Momente von heute Abend übrig,
wenn die Gruppe ihre Klasse-Songs live performt. Das Line-Up, das bis
auf den Posten des Leadgitarristen über die letzten Jahre überwiegend
konstant geblieben ist, ziert mit Oli Wagner einen neuen Mann, der von
nun an seine Fähigkeiten einbringt. Für mich war diese Besetzung somit neu so
zu sagen. Kern und Aushängeschild ist aber seit eh und je die stets
lieblich anmutende Frontfrau Andrea Dätwyler, die den typischen
Lunatica-Sound mit ihrer schönen Stimme prägt. Als Opener wurde nach
dem Intro «Avalon» gewählt und zusammen mit den eingesetzten
Lichteffekten wurde optisch bereits die richtige Stimmung erzeugt. Der
andere wichtige Part hätte das Publikum liefern sollen, ja müssen, aber
da vielleicht etwa 150 bis höchstens 200 Leute da waren, hielt sich die
Ekstase in Grenzen.
Nichtsdestotrotz erzeugten Songs wie «The Edge Of Infinity» oder «New
Shores» deutlich mehr als nur einen Höflichkeits-applaus und darauf
aufbauend, spielten sich Lunatica richtiggehend warm. Das galt auch für
Andreas Stimme, die zu Beginn noch nicht ganz überzeugte, dafür nachher
umso mehr. Von Anfang an gut in Szene setzte sich hingegen der Neue,
sprich Oli Wagner, dessen Soli mehrfach aufblitzten. Derweil lieferten
Drummer Ronnie Wolf und Bassist M.G. Barrantes (in seiner gewohnt
ruhigen Art und mit einem Aktionskreis von kaum mehr als einem Meter)
den Rhythmusteppich. Weiteres tragendes Element waren die nicht
wegzudenkenden Keyboard-Klänge von Mastermind Alex Seiberl und ergänzt
wurde der Sound durch Sandro dIncaus Rhytmusgitarre, die man aber
grundsätzlich ruhig etwas lauter hätte mischen dürfen. Das wichtige
Merkmal eines konsistenten Songwritings sind prägnante Melodien und
davon hatten die Lokalmatadoren mehr als genug. Damit einher geht auch
der Mitsingfaktor,
der aber darunter leidet, wenn das Publikum nicht ausreichend
antizipiert. Wie gesagt herrschte keine Wettkampf-Stimmung im
Moonwalker Club zu Aarburg, aber mit zunehmendem Verlauf entwickelte
sich dennoch ein insgesamt sehr stimmiges Konzert. In der Mitte gab es
eine Pause von knapp 20 Minuten, ehe es dann weiter ging und weitere
Stücke mit Hit-Charakter folgten. Dazu gehörte zum Beispiel auch das
eingängige «Who You Are». Gegen Ende des Sets stimmte die
Betriebstemperatur auf wie vor der Bühne und so wurde laut klatschend
nach einer Zugabe gelechzt, die entsprechend mit «Hymn»
(Ultravox-Cover) folgte und den Raum nochmals mit bestem Symphonic Epic
Metal ausfüllte. Mir und meiner Entourage hatte es auf jeden Fall
überaus gut gefallen und es wäre halt schon toll, dereinst mal ganz
neuen Songs auf diesem Level und überhaupt einer fetten Bühnenshow à la
Nightwish lauschen zu können. Warten wir also der Dinge ab, die noch
kommen mögen und träumen ist nie verboten!
Setliste: «Intro» - «Avalon» - «The Spell» - «The Edge Of Infinity» -
«Elements» - «New Shores» - «Two Dreamers» - «Fable Of Dreams» - «Sons
Of The Wind» - «The Neverending Story» - «The Chosen Ones» - «Into The
Dissonance» - «PAUSE» - «Silent Scream» - «Together» - «Who You Are» -
«The Incredibles» - «Words Unleashed» - «My Hardest Walk» - «EmOcean» -
«Hymn» - «Outro».
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