Es wäre schlichtweg perfekt gewesen..., das ursprüngliche Billing
zusammen mit Molly Hatchet. Leider sagten die Südstaaten-Rocker
ihren Schweizer Gig, respektive offenbar gleich die ganze Tour ab,
warum auch immer. Vielleicht waren gesundheitliche Gründe dafür
verantwortlich. Vor Ort wussten das dann aber offenbar noch nicht
alle vor der Halle anstehenden Fans, worauf diese
verständlicherweise ihren Unmut darüber äusserten. Des einen Leid
ist bekanntlich des andern Glück und so kamen die Emmentaler
Bluesrocker Chickenhouse, drei Jahre nach Wettingen, zu einem
erneuten Gastspiel als Support von Lynyrd Skynyrd. Mit im Gepäck
hatten sie ihre neue CD «Same Shit Different Year», von der auch
gleich einige Stücke live vorgestellt wurden. Zum Headliner gibt es
indes höchstens noch zu sagen, dass diese Band bisher alle
lineupmässigen Veränderungen durchgestanden hat, seien sie noch so
tragisch gewesen. Wer die Geschichte dieser Southern Rock
Institution kennt, weiss, von was ich spreche. Bevor im August nun
das neue Album erscheint, gab es eine weitere livehaftige Nachlese
zu «God Guns».
Chickenhouse
Die Ansage von Sänger Andy Zaugg kam schon fast entschuldigend
daher, aber den Reaktionen nach war es offenbar doch nicht so
tragisch, dass Molly Hatchet heute Abend in der Winterthurer
Eulachhalle als ursprünglicher Support fehlten. So stieg das
Hühnerhaus gleich voll mit «Who I Am Today», dem Opener des neuen
Albums, ein. Ein cooler Rock'n'Roller, der gleich zum Mitwippen und
Shaken anregte. «Read My Lips» rockte darauf ebenso und erinnerte
mich unterschwellig etwas an «Beds Are Burning» von Midnight Oil,
garniert mit Jethro Tulls «Locomotive Breath» als zartes
Sahnehäubchen. Spätestens bei «Out Of Control» konnte man
feststellen, dass Chickenhouse den bisher eingeschlagenen Weg weiter
verfolgen. Nicht selten klingt das Material nach den ganz alten
Krokus (vor «Metal Rendez-Vous»), aber mit einem zeitgemässen Sound
ausgestattet. Was das Publikum nicht wusste und ich erst jetzt in
der Nachlese richtig bemerkt hatte, war, dass der ganze Auftritt
ausschliesslich mit neuen Songs (!) bestritten wurde. Die Emmentaler
wollten wohl wissen, wie die aktuellen Lieder beim Publikum ankommen
und, um es gleich vorweg zu nehmen, die vermeintliche Gratwanderung
wurde ohne Probleme gemeistert. Zum einen gab es keinen einzigen
Hänger und die Leute honorierten dies stets mit anständigem
Applaus.
Wäre eine höhere Lautstärke möglich gewesen und hätte ein
Rhythmus-Gitarrist den tadellosen Jim Bows (g) zusätzlich gepusht,
wäre das Ding bestimmt noch heftiger abgegangen. Man müsste sich in
Zukunft vielleicht zumindest für die Konzerte mit einem zusätzlichen
Musiker verstärken. Dass Chickenhouse auch mit feineren Tönen
umzugehen wissen, war schon auf den Vorgänger-Alben nicht zu
überhören. «Say Goodbye To Me» schloss da nahtlos an und gehört zu
meinen Faves auf «Same Shit Different Year». Den Höhepunkt der knapp
wirklich unterhaltsamen Support-Minuten setzte jedoch «Slide It On
Home», wo der unerwartet verhinderte Hatchet-Sound trotzdem mal zu
hören war. Und gerade hier hätte ich mir eine zweite, voll bratende
Rhythmusgitarre sehr gut dazu vorstellen können. Unter dem Strich
fand sich auf jeden Fall die Gewissheit, dass die neue Langrille
optimal heraus gekommen ist und dem ebenso überzeugenden Vorgänger
«Easy Money» (2007) locker die Stirn bieten kann.
Setliste: «Who I Am Today» - «Read My Lips» - «Out Of Control» - «Say
Goodbye To Me» - «Back Against The Wall» - «White Boy» - «Anyone But
You» - «She's In Leather» - «Trust In Me (Ask No Questions)» - «Slide
It On Home».
Lynyrd Skynyrd
Als meine Wenigkeit 1964 das Licht der Welt erstmals erblickte,
wurde in Jacksonville (FL) eine Band gegründet, die neben den
Rolling Stones (die heuer ihr 50-jähriges Bühnenjubiläum feiern!) zu
den wenigen noch aktiven Combos auf der ganzen Welt gehört, die das
in zwei Jahren wohl auch schaffen werden, allerdings mit einem
unglückbedingten Break zwischen 1977 und 1987. Freilich ist von der
Ur-Formation nur noch Gitarrist Gary Rossington übrig geblieben,
ergänzt um Johnny Van Zant (der seinen verunglückten Bruder
ersetzte) und Ex-Blackfoot Klampfer Rickey Medlocke, der bekanntlich
anfangs der 70er Drums bei den Skynners spielte. Die restlichen
Bandmembers wechselten sich derweil zahlreich ab und mittlerweile
trifft diese Quote leider auch auf die verstorbenen Musiker zu. Die
aktuelle Besetzung, zu der unter anderem seit 2001 auch Michael
Cartellone (Ex-Damn Yankees) gehört, wurde vor drei Jahren mit Peter
Pisarczyk (keyb) und Robert Kearns (b) abermals optimal besetzt und
last but not least ist Lynyrd Skynyrd bekanntlich eine der weltweit
nicht so vielen Bands mit drei Gitarristen und wird deshalb seit
2006 durch Mark Matejka vervollständigt. Diese Besetzung wird jetzt
dann bald einmal ihr erstes, gemeinsames Album heraus bringen, das
«Last Of A Dying Breed» heissen
wird. Da die Studio-Arbeiten mit
Sicherheit abgeschlossen sind, fand sich nun offenbar etwas Zeit,
vorher noch eine Tour einzuschieben.
So kam das erwartungsgemäss
eher ältere Stammpublikum, vermischt mit einigen erfreulich jungen
Fans, ein weiteres Mal in den Genuss der perfekten Musikalität, die
die Amerikaner schon über Jahrzehnte auszeichnet. Punkt 20.30 Uhr
erschien der ganze Tross, ergänzt um die beiden Backing Vocals
Sängerinnen Dale Krantz-Rossington (die heute Geburtstag hatte) und
Carol Chase auf der Bühne und versammelte sich unter dem riesigen,
hinten am Backdrop hängenden Schriftzug. Den Auftakt machte «Workin'
For MCA» und kaum waren hiervon die letzten Töne verklungen,
schienen die Protagonisten des Abends bereits eingespielt zu sein.
Was danach während schon fast chirurgisch genauen 90 Minuten geboten
wurde, war einfach eine Klasse für sich. Die sichtlich nicht
ausverkaufte Halle (so um 2'200 Leute sollen da gewesen sein) liess
sich jedoch schon bald vom Skynyrd-Sound mitreissen und erzeugte
eine tolle Stimmung. Dazu gehörten auch leisere Töne, die vor allem
beim göttlichen «Simple Man» ihren ersten Höhepunkt dank lautstark
mitsingendem Publikum fanden. Wer hierzu keine fette Gänsehaut bekam
und/oder seine Liebste herzte, war entweder gefühls- wie emotionslos
oder schlicht besoffen. Das letzte Album «God Guns» wurde nur durch
«Skynyrd Nation» vertreten, während sich der Rest der Songs auf
einige der älteren Alben verteilte. Natürlich standen zum Schluss
noch die beiden unverzichtbaren Klassiker «Sweet Home Alabama» und
als absolute Kult-Zugabe «Free Bird» auf dem Programm. Müssig zu
erwähnen, dass sich hier das unverwüstliche Axt-Trio Rossington/Medlocke/Matejka
beim weltberühmten Solo-Part abermals in einen regelrechten Rausch
spielte. Punkt 22.00 Uhr war die Sause dann leider schon wieder
vorbei und hinterliess höchstens dahin gehend einen leicht schalen
Nachgeschmack, dass halt alles irgendwie sehr glatt poliert daher
kam, was bei Molly Hatchet nicht der Fall gewesen wäre.
Nichtsdestotrotz hatte sich die Fahrt nach Winterthur gelohnt und
mal sehen, wie sich das neue Album schlagen wird..., hell yeah!
Setliste: «Workin' For MCA» - «I Ain't The One» - «Skynyrd Nation» -
«What's Your Name» - «Down South Jukin'» - «That Smell» - «Saturday
Night Special» - «Simple Man» - «Gimme Back My Bullets» - «Whiskey
Rock-A-Roller» - «The Needle And The Spoon» - «Tuesday's Gone» - «Gimme
Three Steps» - «Call Me The Breeze» - «Sweet Home Alabama» - «Free
Bird».
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