Als Earshakerfest 2007 wurde dieser Event
angekündigt, das Line Up versprach ein wahres Schmankerl zu werden
und die Fans lachten sich vor Vorfreude ins Fäustchen: In This
Moment, Still Remains, DevilDriver, Ill Nino, Chimaira, Type O
Negative und Machine Head, das klang nach einem sagenhaft
sensationellen Anlass - aber leider machten die Booker der Bands dem
Event einen Strich durch die Rechnung. Laut einem Statement auf der
offiziellen Earshaker-Homepage zogen es die fünf erstgenannten Bands
trotz vorhandener schriftlichen Vereinbarungen vor, statt in Zürich
an diesem Tag an den Rock Am Ring / Rock Im Park-Festivals zu
spielen und den Schweizer Fans wie auch den Veranstaltern somit eine
schallende Ohrfeige zu verpassen. Jetzt lässt sich allerdings schon
die Vermutung in den Raum stellen, dass die betreffenden Bands diese
Information (an so werbeträchtigen Festivals zu spielen) nicht erst
zwei Wochen vor dem Earshakerfest erhalten haben, aber Spekulation
bleibt auch an dieser Stelle Spekulation - man sollte desweiteren
nicht vergessen, dass die Band-Mitglieder selber keinen Einfluss auf
die Booking-Politik haben. Die Leute vom Earshakerfest gaben sich
auf jeden Fall redlich Mühe, die erlittene Dezimierung wieder wett
zu machen, und veranlassten neben einer Preis-Reduktion und
Gratisgetränken auch die Aufnahme der beiden Schweizer Bands
Zatokrev und Cataract ins Programm. Dies alles konnte jedoch nicht
verhindern, dass ein Grossteil der angereisten Besucher eher
missmutig gelaunt im Volkshaus auftauchte...
Leider konnten wegen terminlichen Gründen keiner der anwesenden
Metal Factory-Leute den Gig von Zatokrev richtig anschauen. Deswegen
lassen wir es lieber, etwas über den Auftritt zu schreiben anstatt
irgendwas aus den Fingern zu saugen. Sorry Zatokrev! (Roxx)
CATARACT
Cataract konnten diesen kurzfristig angesetzten Gig durchaus als
Heimspiel deklarieren, immerhin bestand ein grosser Teil des bereits
vor der Bühne stehenden Publikums offensichtlich aus Fans der Band.
Den Umständen entsprechend gab's also gleich ab dem Aufmarsch der
Band und während der folgenden 40 Minuten standesgemäss Applaus,
jedoch nur auf zögerlichem Niveau. Vokalist Fedi gab sich zwar
redlich Mühe das Publikum anzuspornen - für mehr als etwas
Standart-Gehopse in den vorderen Reihen reichte die Energie
scheinbar aber nur kurz aus. Cataract bretterten zielsicher durch
ihr kurzes Set, und obwohl die Tontechnik-Crew Probleme mit dem
Bass-Amp hatte kam der Sound mehr oder weniger drückend und präzise
aus den Boxen. Die Ansprachen blieben indes kurz, Neumitglied XXX
wurde zwar eben mal vorgestellt, ansonsten konzentrierte die Band
sich aufs Konzert und gab nebst einigen Krachern neueren Datums zum
Schluss auch die Hymne "Nothing's Left" zum Besten. Alles in allem
also eine solide Sache, aber meine Zweifel am Songmaterial der Band
wurden durch den Gig eher noch zusätlich gefestigt. Obwohl sich
Cataract technisch auf internationalem Parkett bewegen, strotzen die
Songs einfach nach wie vor zu stark vor Platitüden und
szenetypischen Merkmalen - als Vorband geht sowas gerade noch Ok,
aber für längere Headlinershows muss definitiv mehr Dynamik mit rein
gepackt werden. (El Muerte)
TYPE O NEGATIVE
Es gibt wohl nichts Schwierigeres, als die 1988 gegründeten Type O
Negative in eine geeignete Stilrichtung zu stecken. Auf der einen
Seite ist hier ein Hauch von Gothic, auf der anderen eher Doom, und
ansonsten mischen die Amis sowieso alles in ihre Musik, was
irgendwie hineinpasst oder sogar vollkommen fehl am Platz wirkt.
Dies macht die Jungs so einzigartig, und live bringen sie diesen
Aspekt perfekt zur Geltung. Sie sind wirr und undurchschaubar, jeder
Riff ist unvorhersehbar, die Stimme kling postwendend völlig anders
und auch der Gesamteindruck ändert sich ständig. Es ist schlicht
unmöglich, eine Meinung über die Musik von Type O Negative
abzugeben, denn jeder Song ist wieder etwas ganz Neues. Die Stile
vermischten sich das ganze Konzert hindurch, und es ist eine
ziemliche Kunst, genau diese Mischung so verdammt gut
rüberzubringen. Auch technisch gesehen gehören die Amerikaner an die
Spitze des Metals, es ist faszinierend, was man aus den Instrumenten
alles herausholen kann. Der Konzertablauf verlief etwas durchzogen,
der Beginn war schwach, es kam keine Stimmung auf und die Band
machte einen müden Eindruck, was sich aber von Song zu Song
verbesserte. Die Zuschauer schienen sich was Anderes vorgestellt zu
haben, was aber auch nicht verwunderlich war, da Type O Negative
tatsächlich nicht sonderlich gut zu Machine Head und Co. passen. Es
gab aber Vereinzelte, die sich das Festmahl nicht entgehen liessen
und Type O Negative in voller Pracht erleben wollten. Die Amis
erwachten und zeigten eine grandiose Show, eine wunderbar
abwechslungsreiche Musikpalette, die jeden Musikliebhaber der alten
und neueren Generation dahinschmelzen liess. Klar lieferten Type O
Negative keine Nackenbrechermusik, aber ehrlich, wer brauchte das
schon? (Yannick S.)
MACHINE HEAD
Quizfrage: An was erkennt man am Einfachsten, dass man sich an einem
Machine Head-Gig befindet? Wahlweise würden die Antworten 'an den
Machine-Fuckin'-Head-Sprechchören', 'an den überdreht grinsenden
Gesichtern' oder 'an der grundsätzlichen Partystimmung' gelten, im
Falle von Zürich trafen sowieso alle drei Antworten zu. Machine Head
live sind und bleiben einfach eine Party-Band, auch wenn diese
Bezeichung etwas zwielichtige Assoziationen auf den Plan ruft. Der
Qualität des Auftritts tut dies freilich keinen Abbruch, Machine
Head legten eine 90 minütige Vorzeige-Show aufs Parkett. Das
Publikum stimmte zu Beginn wie selbstverständlich in das Intro des
Opener-Songs
"Clenching The Fists Of Dissent" mit ein und durfte
dafür im Mittelteil stimmgewaltig das Schlacht-Chörchen mimen. Doch
so sehr die Konzertbesucher zum Gelingen des Abends beitrugen,
Hauptakteure blieben klar Machine Head. So gewaltig wie die Band die
neuen Songs "Now I Lay Thee Down", "Aesthetics Of Hate" und "Halo"
oder die Klassiker "Bulldozer", "The Blood, The Sweat, The Tears",
"Old" und das finale "Imperium" auch darboten, keiner dieser Songs
konnte die Spielfreude der Mannen um Rob Flynn überragen - was
Machine Head an diesem Abend für ein Feuerwerk ablieferten, gehörte
klar und offensichtlich in die Kategorie 'göttergleich'. Die neuen
Songs fügten sich nahtlos in die Setlist ein, die mehrstimmigen
Vocals sassen perfekt und die Band zelebrierte in einer komplett
Ego-zertrümmernden Art und Weise ihre eigene Musik. Und natürlich
liess sich Zürich nicht zweimal bitten - vielleicht verstand nicht
jeder anwesende Besucher zwecks Verständnisproblemen Rob's Ansagen,
aber dies wurde prinzipiell durch kollektives Schwitzen, Schreien
und Singen wieder wettgemacht. Höhepunkt der Show waren klar die
Reaktion des Publikums auf Rob's Ansage zu "Asthetics Of Hate" (die
Band schrieb den Song für einen amerikanischen Fernsehprediger, der
die trauernden Fans nach dem Dimebag-Mord in Verruf bringen wollte -
Rob widmete den Song darauf live Dimebag, und das Publikum
quittierte dies mit emotionalen "Dimebag, Dimebag!"-Schreichören...),
das herzzerreissende Duo "Halo"/"Descend The Shades Of Night" und
das wuchtige "Davidian" - allein schon das Volkshaus vereint "Let
Freedom Ring With A Shotgun Blast!" schreien zu hören war die
Anreise wert. Also, nochmals zum Mitschreiben: Machine Head ->
sensationell geil! Wer mir das nicht glauben will, kann sich am 7.
Dezember in Winterthur gerne selber davon überzeugen...
Setlist: "Clenching The Fists Of Dissent" - "Imperium" - "Now I Lay
Thee Down" - "Bulldozer" - "Ten Ton Hammer" - "The Blood, The Sweat,
The Tears" - "Aesthetics Of Hate" - "Old" - "Halo" - "Take My Scars"
- "Descend The Shades Of Night" - "Davidian"
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