Livereview: Machine Head - Hatebreed - Bleeding Through
08. Februar 2010, Zürich - Volkshaus
By El Muerte (mue) & Rockslave (rsl) - All Pics by Rockslave
Rein statistisch gesehen könnte man wahrscheinlich behaupten, dass mittlerweile mehr oder weniger jeder Schweizer Metalhead schon mal Machine Head live gesehen hat - Zumindest haben uns die Jungs seit ihrem 2004 veröffentlichten 'Comeback'-Album «Through The Ashes Of Empires» in ziemlich regelmässigen Abständen gleich fünfmal beehrt, und dabei jeweils eine ordentliche Ladung Konzertbesucher begeistert. Dass dabei die Qualität der Konzerte auch mal schwanken kann, versteht sich von selbst Allerdings muss ich der Band attestieren, noch nie einen schlechten Gig abgeliefert zu haben, es ging jeweils lediglich um minime Abstufungen irgendwo im Feld zwischen "fett", "spassig" und "überwältigend", wobei diese drei Faktoren klar jedesmal die Grundpfeiler ihrer Shows stellten. Die aktuelle Tour sollte dabei der letzte Besuch auf unserem Kontinent sein, bevor die Band sich an eine neue Langrille machen würde. Grund genug also, die Jungs noch mal kurz live sehen zu gehen - Zumal mit All Shall Perish, Bleeding Through und Hatebreed ein nettes Opener-Package angeboten wurde. Dass kurz vor Tour-Antritt All Shall Perish ihre Beteiligung kurzfristig abblasen mussten, äusserte sich letztendlich nur marginal. (mue)

Bleeding Through

Eigentlich ist das ganze Metal- und Hardcore-Gedöns nicht zwingend meine Baustelle, der Headliner hingegen schon. Dieser hatte ursprünglich gleich drei Anheizer auf der Menü-Karte stehen, wovon, wie man der Einleitung entnehmen kann, eine Combo nicht mehr mit dabei war. So fiel der Rolle des Openers Bleeding Through zu, einer Ami-Combo aus Kalifornien, die 1998 das Licht der Welt erblickt hat. Aus den Anfangstagen ist nur Sänger Brandan "Sheep" Schieppati übrig geblieben. Zahlreiche Besetzungswechsel zeugen nicht gerade von Kontinuität, aber die Band konnte sich in der Heimat soweit durchsetzen und spielte 2004 unter anderem auch auf dem legendären «Ozz-Fest», wo zum Beispiel neben Slipknot und Slayer auch die Tour-Kollegen von Hatebreed mit von der Partie waren. Angesagt ist in erster Linie Metalcore, der Elemente vom Death Metal und Hardcore mit einbezieht. Nicht alltäglich anzutreffen und natürlich der unbestrittene Eye-Catcher war Keyboarderin Marta Peterson, die dem ganzen Gerumpel ein paar Synthie-Klänge beifügte, sodass mir ohne die stilistisch abweichende Gesangsstimme von Brandan teilweise Children Of Bodom spontan und gleichzeitig etwas weit hergeholt in den Sinn kommen. Die Gitarren standen deutlich im Vordergrund und bei solchem Sound lenkt(e) der Frontmann die Meute. Dieser musste sich in der Folge auch kräftig reinknien und den Mob stets auf Trab halten. Das gelang innerhalb der dreissig Einstiegs-Minuten gar nicht mal so schlecht. Die frühe Folge davon waren bereits die ersten Crowd-Sürfer, die sich über die Köpfe der Fans hinweg in Richtung Bühne transportieren liessen. Obwohl die Songs schon bald recht austauschbar wirkten, kam sowas wie Stimmung unter den meist jüngeren Fans auf. Die meist böse drein schauende Miss Peterson liess dann und wann zum Tastenspiel ihre Mähne heftig im Windmühlen-Style fliegen und fletschte die Zähne einem Vampir gleich. Trotz der heftigen und aktiven Performance merkte man schon, dass hier aus instrumentaler Sicht Könner am Werk waren. Mir persönlich waren Bleeding Through jedoch zu eindimensional und darum blieb bei mir nach dem Einschalten des Saallichtes wenig bis gar nichts von diesem Auftritt in Erinnerung. (rsl)

Hatebreed
Irgendwie hatte ich es bis hierhin immer geschafft, Hatebreed live aus dem Weg zugehen - Was bei der regelmässigen Europa-Frequentierung der Jungs beinahe eine Auszeichung wert wäre. Tatsache ist, dass das New Yorker-Quartett zu einer festen Grösse im aktuellen Metal-Geschehen geworden ist, und der Vermischung aus Hardcore und Metal einen zweiten Frühling beschert hat. So war ich dann auch nicht verwundert, dass das Volkshaus relativ schnell für Hatebreed auf den Füssen war, als Jamie Jasta & Co nach einem kurzen klassischen Intro die Bühne betraten. Die Band schaffte es tatsächlich, in die kommenden 35 Minuten ganze elf Songs, plus zwei, drei gekonnte Ansprachen zu platzieren - Ich würde mal meinen, dass sich da einige andere Acts was von abschneiden könnten. Ich hatte mir Hatebreed nach all den gehörten Geschichten zwar wuchtiger vorgestellt, aber Fronter Jamie war klar ein Energiebündel, das seinesgleichen suchte. Bereits beim ersten Song konnte er das Publikum zum Mitsingen anstacheln, während sich die Pommesgabeln langsam aber sicher immer tiefer in den Raum verteilten. Während der folgenden halben Stunde versiebte zwar das anfängliche Rumgeschubse vor der Bühne, aber glatzköpfige Violent-Dancer frönten natürlich trotzdem ungehindert ihrem 'Lieblingssport' (Ich erwähne das an dieser Stelle wirklich gerne noch mal: Ihr könnt mir gerne erklären kommen, was das Luftgetrete und Schattengeboxe mit Musik zu tun hat, aber falls euch kein plausiber Grund einfallen sollte, dann bitte… Verzieht euch, und lasst die tatsächlichen Musikfans in Ruhe Muchas Gracias). Da der Raum auf der Bühne für sämtliche Vorbands beschnitten war, mussten sich die Mucker von Hatebreed mit den wenigen Quadratmetern zufrieden geben - Oder so wie im Falle von Gitarrist Chris Beattie und natürlich Jamey Jasta auf die PA-Boxen Richtung Publikum ausweichen. Von da aus versuchte Jamey auch immer wieder, nach den Händen etwaiger Crowdsufer zu greifen - Aber entweder war die Security zu schnell, oder die Schwerkraft zu streng: Trotz einiger Versuche, wollte der Plan nicht so recht aufgehen. Gesurft wurde natürlich trotzdem, aber aufgrund der etwas lockeren Besucher-Reihen verschwand durchaus der eine oder andere wagemutige in schöner Regelmässigkeit bereits weit vor dem Bühnengraben wieder im Publikum. Bei 'Destroy Everything' ging noch mal alles, und das Publikum hatte offensichtlich Spass am Dargebotenen Ich kann mir aber nach wie vor nicht erklären, wie eine Hatebreed-Show länger als 40 Minuten lang interessant sein sollte. (mue)

Setliste: «I Will Be Heard» - «This Is Now» - «Everyone Bleeds Now» - «In Ashes They Shall Reap» - «As Diehard As They Come» - «Live For This» - «Beholder Of Justice» - «Tear It Down» - «To The Threshold» - «Empty Promises» - «Destroy Everything».

Machine Head
Das Quartett aus Oaklahoma war da aus ganz anderem Holz geschnitzt, knapp 1.7 Stunden mit mindestens zwei Hand voll Höhepunkten sollten auf den Hatebreed-Gig folgen. Der Anfang machte der letzthin obligat gewordene Opener 'Clenching The Fists Of Dissent', der mit den ersten Gitarrenriffs sämtliche Vorbands vergessen machte, und spätestens mit dem 'Fight! Fight! Fight!'-Chor im Mittelteil das Adrenalin nach oben schnellen liess. Zwar hielt sich das Publikum noch etwas zurück, aber der Aufforderung von Fronter und Klampfenmann Robb Flynn zu 'Imperium' den Circlepit anzuschmeis-sen, konnte es dann doch nicht wiederstehen - Beim Anfangsriff zum darauf folgenden 'Beautiful' Morning verschwand dann auch der Schreiberling dieser Zeilen in der kreisenden Masse, und spätestens von da an schien der Pöbel Lunte gerochen zu haben: Das Zürcher Publikum gab sich um weiten motivierter als noch beim letzten Gig, 'Machine-F*cking-Head!'- Sprechchöre unterbrachen Robb immer wieder während seinen Ansprachen, und auch während der Songs regierte die kollektive Narrenfreiheit. Überraschenderweise hielt sich Robb derweil mit Fluchwörtern zurück, und warf auch keine Whiskey-Colas mehr ins Publikum, ansonsten blieb allerdings vieles beim Alten: Oftmals genügte eine Geste oder ein Wink, um das Publikum erneut anzustacheln. Das Trio 'Spine', 'Bay Of Pigs' und 'Struck A Nerve' läutete einen nur duch das schwer atmende 'Now I Lay Thee Down' unterbrochenen Abstecher in die Machine Head-Vergangenheit ein, während 'Aesthetics Of Hate' unter lautem Applaus erneut Dimebag (Ex-Pantera, -Damageplan) gewidmet wurde. 'Descend The Shades Of Night' schliesslich wurde laut Ansage von Robb das erste Mal auf dieser Tour eingeschoben, weil beim letzen Abstecher nach Zürich (2007) Phil Demmel's (Lead-Gitarre) Vater gestorben war, und die Band diesen Song an dem Abend ihm gewidmet hatte - Schade, dass auch diesmal die Botschaft nicht bei allen Besuchern ankam.

Bei 'Ten Ton Hammer' und 'Bulldozer' schliesslich wurde der Circle-Pit hübsch bis an die Seitenränder gestreckt, kurz bevor sich die Band mit 'Block' das erste Mal verabschiedete. Aber natürlich war noch nicht Zapfenstreich angesagt, und ein emotionales und laut mitgesungenes 'Halo' richtete schliesslich, was die Brutalität der vorhergehenen Songs ein bisschen vergessen machte: Machine Head sind mittlerweile nicht nur zu einer unglaublich fetten Live-Walze mutiert, auch die mehrstimmigen Vocals (Allen voran Basser Adam Duce) sitzen mittlerweile an der richtigen Stelle. Das Publikum war mittlerweile kaum noch mundtot zu kriegen, und stand bis in die oberen Ränge auf den Füssen Klar, dass Machine Head da noch ihren ewigen Klassiker 'Imperium' nachschieben mussten. An dieser Stelle sei erwähnt, weswegen die Mitmusiker nur wenig bis gar nicht erwähnt wurden: Machine Head sind halt einfach aus einem Guss, da verhält jedes Element… Zumal sich die Show hauptsächlich auf Robb konzentrierte. Zeit für ein Schlussfazit: Machine Head haben es erneut geschafft, sich mit einem breiten Grinsen und durch eine unglaublich lockere Art und Weise an die Konzertgänger zu heranzuschmeissen, nur um sie kurz darauf mit dem erstbesten Riff aus den Socken zu hauen. Dass das auch bei mittel-mässiger Soundqualität mit jährlich steigender Intensivität funktioniert, hat der Gig klar bewiesen. Plus: Einen Robb Flynn zu beobachten, wie er versucht, das Wellen machende Publikum in Worte zu fassen, ist preislos. (mue)

Setliste: «Clenching The Fists Of Dissent» - «Imperium» - «Beautiful Morning» - «Spine» - «Bay Of Pigs» - «Now I Lay Thee Down» - «Struck A Nerve» - «Aesthetics Of Hate» - «Old», «Descend The Shades Of Night» - «Ten Ton Hammer» - «Bulldozer» - «Block» - «Halo» - «Davidian».