Rein statistisch gesehen könnte man wahrscheinlich behaupten,
dass mittlerweile mehr oder weniger jeder Schweizer Metalhead schon
mal Machine Head live gesehen hat - Zumindest haben uns die Jungs
seit ihrem 2004 veröffentlichten 'Comeback'-Album «Through The Ashes
Of Empires» in ziemlich regelmässigen Abständen gleich fünfmal
beehrt, und dabei jeweils eine ordentliche Ladung Konzertbesucher
begeistert. Dass dabei die Qualität der Konzerte auch mal schwanken
kann, versteht sich von selbst Allerdings muss ich der Band
attestieren, noch nie einen schlechten Gig abgeliefert zu haben, es
ging jeweils lediglich um minime Abstufungen irgendwo im Feld
zwischen "fett", "spassig" und "überwältigend", wobei diese drei
Faktoren klar jedesmal die Grundpfeiler ihrer Shows stellten. Die
aktuelle Tour sollte dabei der letzte Besuch auf unserem Kontinent
sein, bevor die Band sich an eine neue Langrille machen würde. Grund
genug also, die Jungs noch mal kurz live sehen zu gehen - Zumal mit
All Shall Perish, Bleeding Through und Hatebreed ein nettes
Opener-Package angeboten wurde. Dass kurz vor Tour-Antritt All Shall
Perish ihre Beteiligung kurzfristig abblasen mussten, äusserte sich
letztendlich nur marginal. (mue)
Bleeding Through
Eigentlich ist das ganze Metal- und Hardcore-Gedöns nicht zwingend
meine Baustelle, der Headliner hingegen schon. Dieser hatte
ursprünglich gleich drei Anheizer auf der Menü-Karte stehen, wovon,
wie man der Einleitung entnehmen kann, eine Combo nicht mehr mit
dabei war. So fiel der Rolle des Openers Bleeding Through zu, einer
Ami-Combo aus Kalifornien, die 1998 das Licht der Welt erblickt hat.
Aus den Anfangstagen ist nur Sänger Brandan "Sheep" Schieppati übrig
geblieben. Zahlreiche Besetzungswechsel zeugen nicht gerade von
Kontinuität, aber die Band konnte sich in der Heimat soweit
durchsetzen und spielte 2004 unter anderem auch auf dem legendären «Ozz-Fest»,
wo zum Beispiel neben Slipknot und Slayer auch die Tour-Kollegen von
Hatebreed mit von der Partie waren. Angesagt ist in erster Linie
Metalcore, der Elemente vom Death Metal und Hardcore mit einbezieht.
Nicht alltäglich anzutreffen und natürlich der unbestrittene
Eye-Catcher war Keyboarderin Marta Peterson, die dem ganzen Gerumpel
ein paar Synthie-Klänge beifügte, sodass mir ohne die stilistisch
abweichende Gesangsstimme von Brandan teilweise Children Of Bodom
spontan und
gleichzeitig etwas weit hergeholt in den Sinn kommen.
Die Gitarren standen deutlich im Vordergrund und bei solchem Sound lenkt(e) der Frontmann die Meute. Dieser musste sich in der Folge
auch kräftig reinknien und den Mob stets auf Trab halten. Das gelang
innerhalb der dreissig Einstiegs-Minuten gar nicht mal so schlecht.
Die frühe Folge davon waren bereits die ersten Crowd-Sürfer, die
sich über die Köpfe der Fans hinweg in Richtung Bühne transportieren
liessen. Obwohl die Songs schon bald recht austauschbar wirkten, kam
sowas wie Stimmung unter den meist jüngeren Fans auf. Die meist böse
drein schauende Miss Peterson liess dann und wann zum Tastenspiel
ihre Mähne heftig im Windmühlen-Style fliegen und fletschte die
Zähne einem Vampir gleich. Trotz der heftigen und aktiven
Performance merkte man schon, dass hier aus instrumentaler Sicht
Könner am Werk waren. Mir persönlich waren Bleeding Through jedoch
zu eindimensional und darum blieb bei mir nach dem Einschalten des
Saallichtes wenig bis gar nichts von diesem Auftritt in Erinnerung.
(rsl)
Hatebreed
Irgendwie hatte ich es bis hierhin immer geschafft, Hatebreed live
aus dem Weg zugehen - Was bei der regelmässigen
Europa-Frequentierung der Jungs beinahe eine Auszeichung wert wäre.
Tatsache ist, dass das New Yorker-Quartett zu einer festen Grösse im
aktuellen Metal-Geschehen geworden ist, und der Vermischung aus
Hardcore und Metal einen zweiten Frühling beschert hat. So war ich
dann auch nicht verwundert, dass das Volkshaus relativ schnell für
Hatebreed auf den Füssen war, als Jamie Jasta & Co nach einem kurzen
klassischen Intro die Bühne betraten. Die Band schaffte es
tatsächlich, in die kommenden 35 Minuten ganze elf Songs, plus zwei,
drei gekonnte Ansprachen zu platzieren - Ich würde mal meinen, dass
sich da einige andere Acts was von abschneiden könnten. Ich hatte
mir Hatebreed nach all den gehörten Geschichten zwar wuchtiger
vorgestellt, aber Fronter Jamie war klar ein Energiebündel, das
seinesgleichen suchte. Bereits beim ersten Song konnte er das
Publikum zum Mitsingen anstacheln, während sich die Pommesgabeln
langsam aber sicher immer tiefer in den Raum verteilten. Während der
folgenden halben Stunde versiebte zwar das anfängliche Rumgeschubse
vor der Bühne, aber glatzköpfige Violent-Dancer frönten natürlich
trotzdem ungehindert ihrem 'Lieblingssport' (Ich erwähne das an
dieser Stelle wirklich gerne noch mal: Ihr könnt mir gerne erklären
kommen, was das Luftgetrete und Schattengeboxe mit Musik zu tun hat,
aber falls euch kein plausiber Grund einfallen sollte, dann bitte…
Verzieht euch, und lasst die tatsächlichen Musikfans in Ruhe Muchas
Gracias). Da der Raum auf der Bühne für sämtliche Vorbands
beschnitten war, mussten sich die Mucker von Hatebreed mit den
wenigen Quadratmetern zufrieden geben - Oder so wie im Falle von
Gitarrist Chris Beattie und natürlich Jamey Jasta auf die PA-Boxen
Richtung Publikum ausweichen. Von da aus versuchte Jamey auch immer
wieder, nach den Händen etwaiger Crowdsufer zu greifen - Aber
entweder war die Security zu schnell, oder die Schwerkraft zu
streng: Trotz einiger Versuche, wollte der Plan nicht so recht
aufgehen. Gesurft wurde natürlich trotzdem, aber aufgrund der etwas
lockeren Besucher-Reihen verschwand durchaus der eine oder andere
wagemutige in schöner Regelmässigkeit bereits weit vor dem
Bühnengraben wieder im Publikum. Bei 'Destroy Everything' ging noch
mal alles, und das Publikum hatte offensichtlich Spass am
Dargebotenen Ich kann mir aber nach wie vor nicht erklären, wie eine
Hatebreed-Show länger als 40 Minuten lang interessant sein sollte. (mue)
Setliste: «I Will Be Heard» - «This Is Now» - «Everyone Bleeds Now»
- «In Ashes They Shall Reap» - «As Diehard As They Come» - «Live For
This» - «Beholder Of Justice» - «Tear It Down» - «To The Threshold»
- «Empty Promises» - «Destroy Everything».
Machine Head
Das Quartett aus Oaklahoma war da aus ganz anderem Holz geschnitzt,
knapp 1.7 Stunden mit mindestens zwei Hand voll Höhepunkten sollten
auf den Hatebreed-Gig folgen. Der Anfang machte der letzthin obligat
gewordene Opener 'Clenching The Fists Of Dissent', der mit den
ersten Gitarrenriffs sämtliche Vorbands vergessen machte, und
spätestens mit dem 'Fight! Fight! Fight!'-Chor im Mittelteil das
Adrenalin nach oben schnellen liess. Zwar hielt sich das Publikum
noch etwas zurück, aber der Aufforderung von Fronter und
Klampfenmann Robb Flynn zu 'Imperium' den Circlepit anzuschmeis-sen,
konnte es dann doch nicht wiederstehen - Beim Anfangsriff zum darauf
folgenden 'Beautiful' Morning verschwand dann auch der Schreiberling
dieser Zeilen in der kreisenden Masse, und spätestens von da an
schien der Pöbel Lunte gerochen zu haben: Das Zürcher Publikum gab
sich um weiten motivierter als noch beim letzten Gig, 'Machine-F*cking-Head!'-
Sprechchöre unterbrachen Robb immer wieder während seinen
Ansprachen, und auch während der Songs regierte die kollektive
Narrenfreiheit. Überraschenderweise hielt sich Robb derweil mit
Fluchwörtern zurück, und warf auch keine Whiskey-Colas mehr ins
Publikum, ansonsten blieb allerdings vieles beim Alten: Oftmals
genügte eine Geste oder ein Wink, um das Publikum erneut
anzustacheln. Das Trio 'Spine', 'Bay Of
Pigs' und 'Struck A Nerve'
läutete einen nur duch das schwer atmende 'Now I Lay Thee Down'
unterbrochenen Abstecher in die Machine Head-Vergangenheit ein,
während 'Aesthetics Of Hate' unter lautem Applaus erneut Dimebag (Ex-Pantera,
-Damageplan) gewidmet wurde. 'Descend The Shades Of Night'
schliesslich wurde laut Ansage von Robb das erste Mal auf dieser
Tour eingeschoben, weil beim letzen Abstecher nach Zürich (2007)
Phil Demmel's (Lead-Gitarre) Vater gestorben war, und die Band
diesen Song an dem Abend ihm gewidmet hatte - Schade, dass auch
diesmal die Botschaft nicht bei allen Besuchern ankam.
Bei 'Ten Ton
Hammer' und 'Bulldozer' schliesslich wurde der Circle-Pit hübsch bis
an die Seitenränder gestreckt, kurz bevor sich die Band mit 'Block'
das erste Mal verabschiedete. Aber natürlich war noch nicht
Zapfenstreich angesagt, und ein emotionales und laut mitgesungenes
'Halo' richtete schliesslich, was die Brutalität der vorhergehenen
Songs ein bisschen vergessen machte: Machine Head sind mittlerweile
nicht nur zu einer unglaublich fetten Live-Walze mutiert, auch die
mehrstimmigen Vocals (Allen voran Basser Adam Duce) sitzen
mittlerweile an der richtigen Stelle. Das Publikum war mittlerweile
kaum noch mundtot zu kriegen, und stand bis in die oberen Ränge auf
den Füssen Klar, dass Machine Head da noch ihren ewigen Klassiker
'Imperium' nachschieben mussten. An dieser Stelle sei erwähnt,
weswegen die Mitmusiker nur wenig bis gar nicht erwähnt wurden: Machine Head sind halt einfach aus einem Guss, da verhält jedes
Element… Zumal sich die Show hauptsächlich auf Robb konzentrierte.
Zeit für ein Schlussfazit: Machine Head haben es erneut geschafft,
sich mit einem breiten Grinsen und durch eine unglaublich lockere
Art und Weise an die Konzertgänger zu heranzuschmeissen, nur um sie
kurz darauf mit dem erstbesten Riff aus den Socken zu hauen. Dass
das auch bei mittel-mässiger Soundqualität mit jährlich steigender
Intensivität funktioniert, hat der Gig klar bewiesen. Plus: Einen
Robb Flynn zu beobachten, wie er versucht, das Wellen machende
Publikum in Worte zu fassen, ist preislos. (mue)
Setliste: «Clenching The Fists Of Dissent» - «Imperium» - «Beautiful
Morning» - «Spine» - «Bay Of Pigs» - «Now I Lay Thee Down» - «Struck
A Nerve» - «Aesthetics Of Hate» - «Old», «Descend The Shades Of
Night» - «Ten Ton Hammer» - «Bulldozer» - «Block» - «Halo» -
«Davidian».
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