Trotz dem Beiwohnen von weiss der Geier wie vielen Live-Shows
seit über dreissig Jahren gibt es Acts, von denen man nie genug
kriegen kann. Dazu gehören neben einigen anderen Combos mit
Bestimmtheit Machine Head, die sich inzwischen zu einer wahren
(Live-) Macht gemausert haben. Wer im Februar 2010 an gleicher
Stelle auch anwesend war, wird das bestätigen können. Mastermind Rob
Flynn und seine Jungs feuerten dabei aus allen Rohren und liessen
keinen Stein auf dem anderen stehen. Grundlage für dieses
Mörder-Brett war das Hammer-Album «The Blackening» und natürlich ein
paar der alten, geilen Schoten, mit Vorteil vom genialen Erstling «Burn
My Eyes» (1994). Inzwischen sind gefühlt elend lange vier Jahre
vergangen, bis mit «Unto The Locust» der neue, siebte Studio-Brocken
das Licht der Welt erblickt hat. Müssig zu erwähnen, dass auch diese
Langrille wieder bestes Kraftfutter für den geneigten Metalhead
darstellt und unzählige Nackenwirbel malträtieren wird. Für Furore
sorgten heute Abend auch die mitgereisten Support-Bands, allen voran
Bring Me Horizon, die die meisten der zahlreichen, jüngeren Girls zu
unkontrollierten Schreiattacken veranlassten. Der Opener Darkest
Hour soll dem Vernehmen nach auch bereits ordentlich gewesen sein,
fiel aber leider meinem unerwartet akuten Parkierproblem rund um das
Volkshaus zum Opfer!
DevilDriver
Aufgrund der in der Einleitung beschriebenen Umstände waren
DevilDriver meine erste Band des Abends. Sänger Bradley James "Dez"
Fafara (Ex-Coal Chamber) und sein wilder Haufen sind mittlerweile
auch schon ein paar Jahre unterwegs und haben sich inzwischen
fleissig der Arsch abgespielt. Anfang dieses Jahres erschien das
fünfte Album «Beast», das seinen Fans wiederum rüden Thrash Metal
mit Death Metal Versatzstücken und Metalcore-artigem Gesang
servierte. Mein Ding war das noch nie wirklich und wird es wohl auch
nie werden. Nach einer kurzen
Umbaupause war die Bühne des
Volkshauses wieder ready und Punkt 20.30 Uhr wurde sie durch die
vier Amerikaner wieder bevölkert. Trotz den augenscheinlich soliden
technischen Fertigkeiten geriet die Chose in meinen dadurch eher
geplagten Lauschern (inklusive Ohrschutz) bald einmal zu einem kaum
variierten Soundbrei und liess mich flugs in Richtung Ausgang
verschwinden. Trotzdem vermochten die Amis das durchschnittlich eher
jüngere Publikum bald in ihren Bann zu ziehen und polterten ihre
halbe Stunde mit vollem Einsatz runter. Gerade bei solchen Bands,
respektive bei dem Stil macht sich diese in meinen Augen zu kurze
Zeit nachteilig bemerkbar. Abwechslung wird da meist nicht gross
geschrieben, aber offenbar hatten DevilDriver dennoch den Nerv
einiger Fans getroffen und wurden zu ihren heftigen Songs mit
ordentlichem Applaus bedacht und ebenso solchem verabschiedet.
Bring Me The Horizon
Den Bandnamen hatte ich auch schon mal irgendwie wahr genommen, aber
die jungen Wilden aus Sheffield (UK) zelebrieren mit ihrem Metal-
und Deathcore wie schon ihre Vorgänger von heute Abend einen Stil,
der meinen persönlichen Geschmack überhaupt nicht trifft. Darum
finden sich in meiner Tonträger-Sammlung auch keinerlei Exemplare
dieser Jungspunde. Dem ziemlich lauten und eindeutig von unzähligen
jungen Girls verursachten Begrüssungsapplaus konnte ich dann bereits
im Fotograben entnehmen, dass die Band durchaus sein Zielpublikum
vor sich stehen hatte. Im Vordergrund stand im Wesentlichen der auf
den ersten Blick sehr smart wirkende Frontmann Oliver "Oli" Sykes,
der sich dann aber schnell einmal als eher durchgeknallter
Zeitgenosse entpuppte. Dafür sorgte schon seine Optik, denn der
junge Kerl war heftig tätowiert, auch die Halspartie, was irgendwie
noch recht heftig aussah. Schon bald suchte der zappelige Sänger den
Kontakt zu seinen Fans und stand gleich zu Beginn des Auftrittes und
zur "Freude" der Security gleich mal auf die Absperrvorrichtung, um
Tuchfühlung mit dem wirklich kreischenden Mob aufzunehmen. Obwohl
das Ganze musikalisch im Vergleich zu vorher doch noch die eine oder
andere tempomässige und stilistische Wendung nahm, war der bei mir
verursachende Effekt der gleiche wie vorher: Nur raus hier und das
möglichst schnell! Dies war dem ohne Zweifel mitgehenden Publikum in
Feierlaune freilich ziemlich egal und Bring Me The Horizon
honorierten das postwendend mit einer mitreissenden Performance, die
knapp 45 Minuten dauerte.
Machine Head
Eigentlich hätte ich mir mit dem Finden eines Parkplatzes, was an
diesem Abend, seit ich überhaupt Konzerte im Volkshaus besuche,
bisher noch nie so zermürbend war, ruhig noch etwas mehr Zeit lassen
können. Kurz nach 21.30 Uhr war es dann endlich soweit und Machine
Head
enterten vor ausverkauftem Haus die Bühne! Was für die Fans
schon ein unbestrittenes Erlebnis ist, muss für die Bands jeweils
noch eine Stufe höher angesiedelt zu sein. Zu Beginn wurde jedoch
alles zuerst mal ordentlich eingenebelt, um uns Fotographen im Pit
die Arbeit zu "erleichtern". Mit etwas Geduld liessen sich dann
innerhalb der erlaubten drei Songs doch einige gute Bilder
schiessen. Als Opener wählte der Headliner des Abends das zu Beginn
tonnenschwere «I Am Hell (Sonata in C#)», das bereits in der ersten
wüsten Thrash-Attacke mündete, die auch «Unto The Locust» eröffnet.
Dabei kam schon fast die ganze Bandbreite von Machine Head zu
tragen. Dazu gehörten die ersten pfeilschnellen Soli des Abends,
rasendes Drum-Spiel und ruhige Parts, die wieder in schweres
Gebretter über gingen. Das bedrohlich wirkende Rotlicht sorgte für
die entsprechende Stimmung und gleichzeitig schlechte Fotos am
Anfang, aber das kennt die Gilde der Knipser im Fotopit mittlerweile
zur Genüge. Auch die nachfolgende Abrissbirne war ein neuer Track,
der unter anderem mit melodischem Gesang aufwarten konnte. Der Sound
war, soweit ich das von vorne beurteilen konnte, schon mal nicht von
schlechten Eltern und man merkte einfach sogleich am kongenialen
Zusammenspiel, dass hier eine verschworene Einheit auf der Bühne
stand. Das Ganze wirkte wie aus einem Guss und liess den ganzen
Konzertsaal schon früh Kopf stehen. Der Applaus brandete lautstark
in Richtung Bühne und wurde immer mächtiger. Das schien die Amis
zusätzlich anzuspornen und diese konterten mit noch heftigeren
Attacken auf die Trommelfelle. Vor allem die groovigen Moshparts
knallten voll rein und liessen die Matten reihenweise kreisen. Vor
allem das Bild, das die seitlich auf den Balkonen sitzen Metalheads
in der jeweils ersten Reihe ablieferten, war schlicht grandios. Man
sah nur noch einen Schwall von sich in Bewegung befindenden Haaren.
Die Hütte tobte regelrecht und Rob Flynn nahm das mehrmals dankend
und anerkennend zu Kenntnis. Das lag sicher auch am mitsingfreudigen
Publikum, das Songs wie «The Blood, The Sweat, The Tears» oder den
Altklassiker «Old» mit geschwellter Brust und allem was die
Stimmbänder her gaben wuchtig unterstützte. Die Nachlese ergab
zudem, dass insgesamt alle sieben Studioalben berücksichtigt wurden,
wobei der Fokus vor allem auf den letzten zwei Alben lag. Das neue
Material glänzte abermals und nicht selten spielten Rob und Phil
geile zweistimmige Soli. Die beiden Zugaben «Halo» und natürlich das
unverwüstliche «Davidian» holten nochmals das letzte Quäntchen
Energie aus dem nun erschöpften Mob heraus. Das war auch kein
Wunder, denn Machine Head schenkten ihren abermals glücklich von
dannen ziehenden Fans ein fast 110-minütiges Thrash-Spektakel vom
Feinsten!
Setliste: «I Am Hell (Sonata in C#)» - «Be Still and Know» -
«Imperium» - «Beautiful Mourning» - «The Blood, The Sweat, The Tears»
- «Locust» - «This Is the End» - «Aesthetics Of Hate» - «Old» - «Darkness
Within» - «Declaration» - «Bulldozer» - «Ten Ton Hammer» -- «Halo» -
«Davidian».
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