Es war einmal eine Band, welcher in Sachen
schöne Melodien und Geschichten erzählen keine andere Musikgruppe
das Wasser reichen konnte. Magnum war ihr Name und so lautet er
immer noch, denn nach ziemlich genau 30-jähriger Bandgeschichte
reist die Truppe um Kompositionshexer und Gitarrist Tony Clarkin
immer noch unermüdlich durch die Lande. Auch in diesem Jahr machten
die fünf Briten dabei im Z7 Pratteln halt, wo man im Zuge der neuen
und wieder einmal hervorragenden Veröffentlichung "Princess Alice
and the Broken Arrow" eine charmante wie fesselnde AOR-Show
ablieferte, die sowohl alt wie jung zu begeistern wusste. Doch bevor
die Birminghamer das Schweizer Publikum bezauberten, sahen sich die
Schweizer Newcomer Redeem vor die Aufgabe gestellt, mit ihrem
modernen, rifflastigen Ami-Rock einem Publikum gegenüber zu treten,
dessen Gemüt nicht gerade nach dieser Art Gitarrenmusik verlangte.
Redeem
Dies soll aber nicht im Geringsten heissen, dass die Zuger
Jungspunde ihre Sache denn auch schlecht gemacht hätten. Denn trotz
gewisser Anfangsschwierigkeiten (mehrmaliges Ausfallen der Gitarre
gleich zu Beginn), welche Gitarrist/Sänger „Saint“ Stefano Paolucci
mit lockeren Sprüchen gekonnt meisterte, und der Zurückhaltung des
noch etwas schüchtern wirkenden Tieftöners Pascal Münger und des
erst kürzlich in die Band aufgenommenen Drummers Giovanni Giorgi
konnte das Trio mit ihrem "Creed meets Nickelback Teenie"-Rock
positiv auffallen. Denn gerade Saint, dessen kernig melancholische
Stimme irgendwo zwischen den Frontmänner schon genannter Bands
angesiedelt ist, entpuppte sich als überraschend tighter Klampfer,
der das eine oder andere Annerkennung verdienende Lick/Solo aus den
Fingern zockte. Dass dabei dennoch nicht wirkliche Euphorie, besser
gesagt nicht mehr als anerkennendes Kopfnicken als Reaktion des
Publikums auftrat, dies lag wohl wirklich an der gespielten Stilart,
also dem mtv-kompatiblen Rock der Band, auf Scheibe gebannt in Form
des Debüts "Eleven", von welchem auch die aktuelle Single "Alive",
ein poppiger Girlie-Track stammte, welche zum Schluss wenigstens
noch die wenigen angereisten Fans der Truppe zum Mitsingen
animierte. Als Vorband von Stone Sour, Nickelback und Konsorten
hätten sicherlich etliche Teenie-Schreie das Z7 erfüllt...
Magnum
Charisma kann man nicht durch irgendwelchen Schnickschnack
konstruieren, Charisma hat man oder hat man nicht als Band. Wie viel
davon Magnum, die mit ihrer 85er Scheibe "On a Storyteller's Night"
eines der AOR-Alben geschaffen haben, besitzen, dies zeigte sich an
jenem Abend jedem der gut 700 anwesenden Rock-Gourmets. Ohne
Backdrop, ohne Pyros, nur mit einer bunten Lightshow ganz im
Stile
der 80er und einem haufen erstklassiger Songs im Gepäck schafften es
die Birminghamer von Anfang an, das ganze Z7 in ihren Bann zu
ziehen. Auffallend dabei der hohe Anteil von Tracks der aktuellen
Scheibe "Princess Alice and the Broken Arrow" und der Umstand, wie
nahtlos sich das neue Material in die Reihe unsterblicher Klassiker
einfügte. So floss das eröffnende Dreigespann, bestehend aus dem
Opener von "Princess Alice...", "When We were Younger", "Back Street
Kids" von "Vigilante" (1986) und "Out of the Shadows" (wieder "PAatBA")
zu einem stimmigen Eröffnungsfeuerwerk zusammen. Doch nicht nur
Songs und Sound, der vor allem von einer lauten Gitarre hart
dominiert wurde, sondern auch das musikalische Personal liess nichts
zu wünschen übrig. Im alten Stil, den Frontmann mal machen zu lassen
stand Sangeswunder Bob Catley, der in seinem gewöhnungsbedürftigen
Outfit (der Mann ist um die 60 und trägt klassische Lederhosen, ein
langes, weisses Knitterhemd und eine kitschige Veste) sowohl
stimmlich wie performance-mässig sympathischer nicht hätte wirken
können, im Mittelpunkt des Geschehens, während der Rest der
Mannschaft sich um ihn herum gruppierte. Vor allem Bandleader und
Klampfer Tony Clarkin, hielt sich merklich im Hintergrund, um seinem
Stimmakrobaten genügend Platz zu lassen, den Catley auch brauchte,
konnte er doch weder Beine noch Hände stillhalten und tänzelte so
wie eine romantische Version von Mick Jagger, seine Gliedmassen in
alle Himmelsrichtungen werfend, über die Bühne. Das wirkt auch aufs
Publikum und so wird schon beim folgenden Klassiker, "On a
Storyteller's Night" gefeiert was das Zeug hält, als wäre es der
letzte Song. Dass der unsterbliche Überhit "How Far Jerusalem"
dagegen solche Reaktionen, soll heissen exzessives Mitsingen,
mitklatschen etc., hervorruft, das ist wohl bekannt, verwunderlich
dagegen, dass diese Alltime-Perle schon nach dem mit einem
einfühlsamen Solo von Clarkin garnierten "Like Brothers We Stand"
folgt. Diese Stimmung kann mit "Dragons Are Real" zwar nicht
vollends gehalten werden, bei der Gänsehaut-Ballade "Les Morts
Dasant" schweben aber wieder alle in den fantastischen Klangwelten
der Briten. Dies gilt auch für das nun angestimmte "We All Run" vom
04 erschienenen Hammeralbum "Brand New Morning", von welchem leider
nur dieser Song zum Zuge kommt, was wohl nicht nur mich etwas
schmerzte. Wäre doch nur wenigstens die Titelhymne kredenzt worden!
Mit einem Intro aus Gitarre und Stimme, bei welchem Catley wieder
mal seinen Ruf als Sangesgott festigt, wird dafür "The Spirit"
eingeleitet, welches die Zuschauer zum ersten Mal richtig zum
Headbanging animiert, bevor Magnum mit "All England's Eyes", dem
stimmungsgeladenen "Vigilante" und dem unglaublich hart
vorgetragenen "Kingdom of Madness" den Anwesenden einen Knaller nach
dem anderen vorsetzten, um sich dann umjubelt zu verabschieden.
Lange läst sich danach der Fünfer Zeit, um dann doch noch, angeführt
von einem mit Schellenkranz bewaffneten Bob Catley, die Bühne erneut
zu entern, im Gepäck die Schunkelballade "Thank you for the Day",
vielleicht der schwächste Song des Abends, im Gegensatz zum
Gänsehaut verbreitenden "Sacred Hour", welches mit einem
stadionkompatiblen Keyboardsolo von Tastenmann und Ur-Mitglied Mark
Stanway eingeleitet noch einmal alles von den 700 Musikkennern
abverlangt, sodass nach dieser 100-minütigen Rockvorstellung nach
Mass wohl kein Einziger enttäuscht gewesen sein wird.
Setlist Magnum:
"When We were Younger" - "Back Street Kid" - "Out of the Shadows" -
"On a Storyteller's Night" - Like Brothers We Stand" - "How Far
Jerusalem" - "Dragons Are Real" - "Les Morts Dansant" - "We All Run"
- "The Spirit" - "All England's Eyes" - "Vigilante" - "Kingdom of
Madness"
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"Thank You for the Day" - "Sacred Hour"
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