Bei den britischen Hardrockern Magnum verhält es sich gleich wie
mit einem guten Rotwein: Je älter, je besser! Obwohl die ganz
grossen Erfolge schon mehr zwei Dekaden zurück liegen, kam die Band
um das Gründer-Duo Bob Catley (v) und Tony Clarkin (g) im Fahrwasser
der Solo-Karriere von Bob nach dem Split 1995 wieder auf Kurs und
legte vor allem 2004 mit «Brand New Morning» eine überraschend gute
Scheibe hin. Auch das nachfolgende Album «Princess Alice And The
Broken Arrow», das drei Jahre später erschien, festigte den Ruf als
Genre-Institution, die, wie ihre Kollegen von Uriah Heep und
Nazareth auch, nicht nur Altfans zu begeistern vermag. Das hätte
freilich auch anders kommen können, denn mit dem 96er Live-Album,
das den sinnigen Titel «The Last Dance» trug, schien die Karriere
vorbei zu sein. Im Reunion-Fieber der sagen wir mal letzten zehn
Jahre spülte es Magnum zum Glück auch wieder definitiv ans Land und
da die gesundheitlichen Probleme von Tony Clarkin (erlitt 2002 einen
Herzinfarkt) ebenfalls der Vergangenheit angehören, ist der
unverzichtbare Melodic Rock Kahn wieder auf Kurs! Auf der
diesjährigen Tour zum neuen Album «Into The Valley Of The Moonking»
waren als Support verschiedene Bands am Start. In Pratteln waren
dies Dark Sky aus Deutschland.
Dark Sky
Die deutschen Melodic Rocker aus dem süddeutschen Rottweil (da
fahren wir alle Jahre daran vorbei, wenn uns der Weg nach Balingen
ans BYH!!!-Festival führt!) haben ihre Wurzeln in den 80ern, wovon
aber nur noch Sänger Frank Breuninger übrig geblieben ist. Der Elan
der Anfangstage wurde durch finanzielle Probleme der ersten
Plattenfirma jäh gebremst und das ansich fertige Debüt-Album blieb
deshalb auf der Strecke. Im Verlauf der nächsten Jahre, respektive
seit dem Relaunch anfangs der 90er, kam wieder Bewegung in die
Sache. Ab 1998 erschienen bis heute fünf Studio-Alben, die soweit
solide gemacht sind, aber keine allzu grossen Stricke zerreissen
konnten. Hört man sich etwas durch die Songs ab Tonträger durch,
dann treten durchaus ein paar gute Ideen hervor, die aber
gleichzeitig aufzeigen, warum Dark Sky ein grösserer Erfolg bisher
verwehrt blieb. Wenn eine Band beschliesst, melo-dischen Hardrock mit
metallischem Anstrich zu spielen, dann muss man sich zwangsläufig
mit den unverwüstlichen Pretty Maids, Nocturnal Rites, Royal Hunt
oder den alten Europe messen lassen. Diese Erfahrung mussten Dark
Sky mit Sicherheit auch machen und in der heutigen Zeit, wo derart
viele Gruppen um einen Platz an der Sonne buhlen, ist es noch
schwieriger als früher. Der Aufmarsch des schwäbischen Quintetts
liess zunächst aber keine Zweifel an der Gesinnung aufkommen und so
legte man gleich von Beginn weg schwungvoll los. Was mir sogleich
auffiel, war die uneinheitliche Optik, was zwar nicht überbewertet
werden sollte, aber dieser Musikstil definiert sich nun mal nicht
nur über die Musik. Vor allem der Irokesenmann (Gitarrist Steffen
Doll) lag da etwas quer in der Landschaft und auch der Kontrast
zwischen Sänger Frank Breuninger (dessen Fönfrisur die einzige
visuelle Hommage an die 80er war) und den viel zu behäbig
wirkenden Winny Zuerk (b) und Claudio Nobile (keys) war mir ein Dorn im Auge.
Handwerklich war die Chose in Ordnung, obwohl Meister Doll nicht
immer souverän an seinem sechssaitigen Instrument agierte und
zeitweilen gar unsaubere Partien deutlich zu hören waren. Anfangs
ziemlich im Midtempo-Bereich gehalten, legten die Songs in der Folge
einen Zacken zu, ohne aber wirklich hart zu sein. Zu gefallen
vermochten die dienlichen Backing Vocals, die das Gesamtbild
ent-sprechend positiv abrundeten. Der Sound als Solcher war
allerdings zu flach abgemischt und ohne grossen Druck versehen.
Interessanterweise leisteten mir persönlich meine grösstenteils
eingesetz-ten Gehörschutzpfropfen diesmal echte Schützenhilfe in
Form eines besseren Gesamtsounds. Mittelprächtig, zumindest in meinen
Ohren, geriet hingegen die Cover-Version «Maniac» aus dem 80er
Kult-Film «Flashdance». Da gefällt mir das Original von Michael
Sembello bedeutend besser. Das Z7-Publikum, das bis zum Beginn des
Headliners immerhin aus mehreren Hundertschaften bestand, fand
offensichtlich einigen Gefallen an Dark Sky und spendierte
ordentlichen Applaus. Mich konnten sie heute Abend jedoch überhaupt
nicht aus der Reserve locken, da die Einflüsse zu eindeutig waren.
Wenigstens durfte im Z7 eine Support-Band wieder mal volle 45
Minuten ran an den Speck sich vom hauseigenen Lichtmischer Angelo
ins richtige Licht setzen lassen!
Setlist: «Intro/Emerald Skies» - «Hands Up» - «Empty Faces» - «Pleasure
And Pain» - «Living & Dying» - «Give Love To Everone» - «Chase Your
Dreams» - «Maniac» - «Play The Game» - «Cut Little Lies».
Magnum
Unten rechts auf dem Booklet des 96er Live-Doppelalbums «The Last
Dance» steht wortwörtlich geschrieben "The last ever recordings from
MAGNUM". Mehr als eine Dekade später wissen wir es besser und
konstatieren erfreut, dass die britischen Kult-Rocker längst zurück
auf der Bühne und stärker denn je sind! Und das ist gut so, denn
dieses Genre beansprucht neben anderen Stilen seinen absolut
berechtigten Platz in der Szene ebenso. Darüber hinaus, und das
zeigt der Blick auf die aktuelle Setliste deutlich, suhlen sich die
Briten keineswegs nur in der ruhmreichen Ver-gangenheit, sondern
haben mittlerweile einen ganzen Haufen neuerer Songs am Start. Das
ist auch kein Wunder bei der Qualität und weil man ja mit «Into The
Valley Of The Moonking» ein wiederum gefälliges neues Langeisen zu
promoten hat, eröffnete gleich dessen Opener «Cry To Yourself» das
Konzert des Headliners, gefolgt von «Take Me To Edge», einem überaus
flotten Groover und ebenfalls Neuware. Dieser wurde danach aber von
«Brand New Morning», einem der geilsten Songs des so zu sagen
zweiten Karriereabschnittes, locker getoppt. Spätestens hier
offenbarte sich einem das immer noch vorhandene Potenzial und die
Coolness, die nur eine altgediente Band wie Magnum ausstrahlen
kann.
Nebst den Mainmans Catley/Clarkin ist noch Keyboader Mark Stanway
aus den alten Zeiten mit von der Partie und seit 2004
vervoll-ständigen Al Barrow (b) und Harry James das Lineup. Derweil
präsentierte sich Mr. Catley in beeindruckender Form und genoss
sichtlich den Applaus des gut gelaunten Publikums. Immer wieder
stellte er sich zudem vor den vor ihm am Bühnenrand platzierten
Ventilator und liess seine nicht mehr ganz so füllige Mähne im Wind
fliegen. Ihm gleich tat dies auch Keyboarder Mark, dem der Luftstrom
jedoch von schräg hinten nach vorne, also quasi in den Rücken,
geblasen wurde. Sonst gab es auf der Bühne ausser den Amps nichts
Spezielles zu sehen. Hinten hing ein riesiges Leinwandtuch, auf dem
im Verlauf des Sets diverse Lichtprojektionen gezeigt wurden. Da war
mal die Erde aus Sicht des Weltalls sehen, farbige Muster im
Hippie-Stil oder ein blutrotes Thema, das seine Wirkung nicht
verfehlte. Ergänzt um die wie üblich fette Z7-Lichtshow,
präsentierte sich der Rock-Dino so wie es sein musste. Die
Reaktionen der rund 400 Leute bestätigten dies und liessen lauten
Applaus aufbranden. Das freute wie gesagt Herrn Catley unübersehbar,
während sein Kompagnon an der Klampfe überwiegend eher mürrisch
drein schaute. Das färbte sich zum Glück nicht auf sein Spiel ab,
das vom Mix her gegenüber dem sonst gewöhnten Sound jedoch einen
Tick zu leise war. Dieser Umstand wirkte sich zu Lasten der Härte
aus, was aber niemanden gross kümmerte. Ein Blick in die Halle
zeigte einen altersmässig kunterbunten Mix an Besuchern der
bekräftigte, dass rockige Musik nach wie vor eine breite Schicht von
Anhängern besitzt. Das gilt auch für grössere Anlässe und selbst
beim sonst ziemlich Metal lastigen BYH!!!-Festival in Balingen
hinterliessen Magnum 2004 eine lupenreine Visitenkarte. Solange also
Tony Clarkin's Gesundheit noch mitspielt, dürfen die Fans auf jeden
Fall auch in der Zukunft mit den Briten rechnen. Sonst käme der
Frontmann wohl in Nöten, der "sein" Publikum die ganze Zeit über mit
dirigen-tenartigen Bewegungen bedachte. Zum Schluss hin würdigte die
Band mit «Vigilante», «Don't Wake The Lion» und dem grossartigen
«King Of Madness» das eigene Schaffen aus den guten, alten Zeiten.
Nach fast 100 Minuten feinstem Hardrock der Extraklasse ging das
Hallenlicht wieder an und ich bedauerte es gar etwas, dass die Show
bereits zu Ende und Geschichte war. Der definitiv letzte Tanz lässt
also hoffentlich noch lange auf sich warten!
Setlist: «Intro - «Cry Yourself - «Take Me To The Bridge - «Brand
New Morning - «Moonking - «When We Were Younger - N«o One Knows His
Name - Dragons Are Real - A Face In The Crowd - We All Run - Les
Morts Dansant - All My Bridges - All Englands' Eyes - Vigilante -
Don't Wake The Lion -- Kingdom Of Madness.
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