Livereview: Magnum - Dark Sky
14. Oktober 2009, Pratteln Z7
By Rockslave
Bei den britischen Hardrockern Magnum verhält es sich gleich wie mit einem guten Rotwein: Je älter, je besser! Obwohl die ganz grossen Erfolge schon mehr zwei Dekaden zurück liegen, kam die Band um das Gründer-Duo Bob Catley (v) und Tony Clarkin (g) im Fahrwasser der Solo-Karriere von Bob nach dem Split 1995 wieder auf Kurs und legte vor allem 2004 mit «Brand New Morning» eine überraschend gute Scheibe hin. Auch das nachfolgende Album «Princess Alice And The Broken Arrow», das drei Jahre später erschien, festigte den Ruf als Genre-Institution, die, wie ihre Kollegen von Uriah Heep und Nazareth auch, nicht nur Altfans zu begeistern vermag. Das hätte freilich auch anders kommen können, denn mit dem 96er Live-Album, das den sinnigen Titel «The Last Dance» trug, schien die Karriere vorbei zu sein. Im Reunion-Fieber der sagen wir mal letzten zehn Jahre spülte es Magnum zum Glück auch wieder definitiv ans Land und da die gesundheitlichen Probleme von Tony Clarkin (erlitt 2002 einen Herzinfarkt) ebenfalls der Vergangenheit angehören, ist der unverzichtbare Melodic Rock Kahn wieder auf Kurs! Auf der diesjährigen Tour zum neuen Album «Into The Valley Of The Moonking» waren als Support verschiedene Bands am Start. In Pratteln waren dies Dark Sky aus Deutschland.

Dark Sky

Die deutschen Melodic Rocker aus dem süddeutschen Rottweil (da fahren wir alle Jahre daran vorbei, wenn uns der Weg nach Balingen ans BYH!!!-Festival führt!) haben ihre Wurzeln in den 80ern, wovon aber nur noch Sänger Frank Breuninger übrig geblieben ist. Der Elan der Anfangstage wurde durch finanzielle Probleme der ersten Plattenfirma jäh gebremst und das ansich fertige Debüt-Album blieb deshalb auf der Strecke. Im Verlauf der nächsten Jahre, respektive seit dem Relaunch anfangs der 90er, kam wieder Bewegung in die Sache. Ab 1998 erschienen bis heute fünf Studio-Alben, die soweit solide gemacht sind, aber keine allzu grossen Stricke zerreissen konnten. Hört man sich etwas durch die Songs ab Tonträger durch, dann treten durchaus ein paar gute Ideen hervor, die aber gleichzeitig aufzeigen, warum Dark Sky ein grösserer Erfolg bisher verwehrt blieb. Wenn eine Band beschliesst, melo-dischen Hardrock mit metallischem Anstrich zu spielen, dann muss man sich zwangsläufig mit den unverwüstlichen Pretty Maids, Nocturnal Rites, Royal Hunt oder den alten Europe messen lassen. Diese Erfahrung mussten Dark Sky mit Sicherheit auch machen und in der heutigen Zeit, wo derart viele Gruppen um einen Platz an der Sonne buhlen, ist es noch schwieriger als früher. Der Aufmarsch des schwäbischen Quintetts liess zunächst aber keine Zweifel an der Gesinnung aufkommen und so legte man gleich von Beginn weg schwungvoll los. Was mir sogleich auffiel, war die uneinheitliche Optik, was zwar nicht überbewertet werden sollte, aber dieser Musikstil definiert sich nun mal nicht nur über die Musik. Vor allem der Irokesenmann (Gitarrist Steffen Doll) lag da etwas quer in der Landschaft und auch der Kontrast zwischen Sänger Frank Breuninger (dessen Fönfrisur die einzige visuelle Hommage an die 80er war) und den viel zu behäbig wirkenden Winny Zuerk (b) und Claudio Nobile (keys) war mir ein Dorn im Auge. Handwerklich war die Chose in Ordnung, obwohl Meister Doll nicht immer souverän an seinem sechssaitigen Instrument agierte und zeitweilen gar unsaubere Partien deutlich zu hören waren. Anfangs ziemlich im Midtempo-Bereich gehalten, legten die Songs in der Folge einen Zacken zu, ohne aber wirklich hart zu sein. Zu gefallen vermochten die dienlichen Backing Vocals, die das Gesamtbild ent-sprechend positiv abrundeten. Der Sound als Solcher war allerdings zu flach abgemischt und ohne grossen Druck versehen. Interessanterweise leisteten mir persönlich meine grösstenteils eingesetz-ten Gehörschutzpfropfen diesmal echte Schützenhilfe in Form eines besseren Gesamtsounds. Mittelprächtig, zumindest in meinen Ohren, geriet hingegen die Cover-Version «Maniac» aus dem 80er Kult-Film «Flashdance». Da gefällt mir das Original von Michael Sembello bedeutend besser. Das Z7-Publikum, das bis zum Beginn des Headliners immerhin aus mehreren Hundertschaften bestand, fand offensichtlich einigen Gefallen an Dark Sky und spendierte ordentlichen Applaus. Mich konnten sie heute Abend jedoch überhaupt nicht aus der Reserve locken, da die Einflüsse zu eindeutig waren. Wenigstens durfte im Z7 eine Support-Band wieder mal volle 45 Minuten ran an den Speck sich vom hauseigenen Lichtmischer Angelo ins richtige Licht setzen lassen!

Setlist: «Intro/Emerald Skies» - «Hands Up» - «Empty Faces» - «Pleasure And Pain» - «Living & Dying» - «Give Love To Everone» - «Chase Your Dreams» - «Maniac» - «Play The Game» - «Cut Little Lies».

Magnum
Unten rechts auf dem Booklet des 96er Live-Doppelalbums «The Last Dance» steht wortwörtlich geschrieben "The last ever recordings from MAGNUM". Mehr als eine Dekade später wissen wir es besser und konstatieren erfreut, dass die britischen Kult-Rocker längst zurück auf der Bühne und stärker denn je sind! Und das ist gut so, denn dieses Genre beansprucht neben anderen Stilen seinen absolut berechtigten Platz in der Szene ebenso. Darüber hinaus, und das zeigt der Blick auf die aktuelle Setliste deutlich, suhlen sich die Briten keineswegs nur in der ruhmreichen Ver-gangenheit, sondern haben mittlerweile einen ganzen Haufen neuerer Songs am Start. Das ist auch kein Wunder bei der Qualität und weil man ja mit «Into The Valley Of The Moonking» ein wiederum gefälliges neues Langeisen zu promoten hat, eröffnete gleich dessen Opener «Cry To Yourself» das Konzert des Headliners, gefolgt von «Take Me To Edge», einem überaus flotten Groover und ebenfalls Neuware. Dieser wurde danach aber von «Brand New Morning», einem der geilsten Songs des so zu sagen zweiten Karriereabschnittes, locker getoppt. Spätestens hier offenbarte sich einem das immer noch vorhandene Potenzial und die Coolness, die nur eine altgediente Band wie Magnum ausstrahlen kann. Nebst den Mainmans Catley/Clarkin ist noch Keyboader Mark Stanway aus den alten Zeiten mit von der Partie und seit 2004 vervoll-ständigen Al Barrow (b) und Harry James das Lineup. Derweil präsentierte sich Mr. Catley in beeindruckender Form und genoss sichtlich den Applaus des gut gelaunten Publikums. Immer wieder stellte er sich zudem vor den vor ihm am Bühnenrand platzierten Ventilator und liess seine nicht mehr ganz so füllige Mähne im Wind fliegen. Ihm gleich tat dies auch Keyboarder Mark, dem der Luftstrom jedoch von schräg hinten nach vorne, also quasi in den Rücken, geblasen wurde. Sonst gab es auf der Bühne ausser den Amps nichts Spezielles zu sehen. Hinten hing ein riesiges Leinwandtuch, auf dem im Verlauf des Sets diverse Lichtprojektionen gezeigt wurden. Da war mal die Erde aus Sicht des Weltalls sehen, farbige Muster im Hippie-Stil oder ein blutrotes Thema, das seine Wirkung nicht verfehlte. Ergänzt um die wie üblich fette Z7-Lichtshow, präsentierte sich der Rock-Dino so wie es sein musste. Die Reaktionen der rund 400 Leute bestätigten dies und liessen lauten Applaus aufbranden. Das freute wie gesagt Herrn Catley unübersehbar, während sein Kompagnon an der Klampfe überwiegend eher mürrisch drein schaute. Das färbte sich zum Glück nicht auf sein Spiel ab, das vom Mix her gegenüber dem sonst gewöhnten Sound jedoch einen Tick zu leise war. Dieser Umstand wirkte sich zu Lasten der Härte aus, was aber niemanden gross kümmerte. Ein Blick in die Halle zeigte einen altersmässig kunterbunten Mix an Besuchern der bekräftigte, dass rockige Musik nach wie vor eine breite Schicht von Anhängern besitzt. Das gilt auch für grössere Anlässe und selbst beim sonst ziemlich Metal lastigen BYH!!!-Festival in Balingen hinterliessen Magnum 2004 eine lupenreine Visitenkarte. Solange also Tony Clarkin's Gesundheit noch mitspielt, dürfen die Fans auf jeden Fall auch in der Zukunft mit den Briten rechnen. Sonst käme der Frontmann wohl in Nöten, der "sein" Publikum die ganze Zeit über mit dirigen-tenartigen Bewegungen bedachte. Zum Schluss hin würdigte die Band mit «Vigilante», «Don't Wake The Lion» und dem grossartigen «King Of Madness» das eigene Schaffen aus den guten, alten Zeiten. Nach fast 100 Minuten feinstem Hardrock der Extraklasse ging das Hallenlicht wieder an und ich bedauerte es gar etwas, dass die Show bereits zu Ende und Geschichte war. Der definitiv letzte Tanz lässt also hoffentlich noch lange auf sich warten!

Setlist: «Intro - «Cry Yourself - «Take Me To The Bridge - «Brand New Morning - «Moonking - «When We Were Younger - N«o One Knows His Name - Dragons Are Real - A Face In The Crowd - We All Run - Les Morts Dansant - All My Bridges - All Englands' Eyes - Vigilante - Don't Wake The Lion -- Kingdom Of Madness.