Mit dem bärenstarken
«Visitation»-Album im Gepäck gingen die
englischen Magnum auf Tour und hinterliessen dabei einen
fantastischen Eindruck. Was weniger fantastisch war, nannte sich
Gwyn Ashton Two Man Blues Army. Es mutet ziemlich komisch an, wenn
da zwei Freaks auf der Bühne stehen und ein völlig übermotivierter
und sichtlich überforderter wie singender Gitarrist von einem
Schlagzeuger begleitet wird und der Bassist fehlt. Auch wenn der
Trommler einen mehr als nur guten Eindruck erweckte, der Meister an
der Gitarre ging nach seinem Auftritt recht schnell in
Vergessenheit. Der Bluesrock wurde sicherlich handwerklich sehr gut
vorgetragen, erzeugt aber garantiert mehr Eindruck in einem kleinen,
verrauchten Club. Auf der Z7-Bühne war das leider ein Schuss in den
Ofen. Der Applaus des Publikums fiel sehr verhalten aus. Da es kaum
Bühnenpower gab, der Gitarrist war ans Mikrofon gebunden und der
Schlagzeuger an seine Toms und Becken, gab es nach diesen Minuten
wirklich nichts mehr, an das man sich erinnern musste.
Ganz anders Magnum. Mit einer grossen weissen Leinwand wurde sofort
klar, dass auf dieser noch einiges im Verlauf des Konzertes
passieren würde. Viele Projektionen unterstützten das Geschehen,
beziehungsweise die Musik mit den passenden Bildern und erzeugten so
einen zusätzlichen Bonuspunkt. Wie man es sich gewohnt war, stand
das Schlagzeug von Harry James seitlich auf der rechten Seite, damit
links von ihm die Keyboards von Marc Stanway positioniert werden
konnten. Vorne standen Bassist Al Barrow, Sänger Bob Catley und
Gitarrist Tony Clarkin. Auch wenn man speziell Bob das Alter
ansieht, auf der Bühne entwickelt der Shouter mit seiner
tänzerischen Art und seinen
Handbewegungen, die von einem Magier
stammen könnten, noch immer ein unglaubliches Flair und Charisma.
Gesanglich bot er einmal mehr eine fehlerfreie Leistung. Man sah es
dem kleinen Mann an, dass er dieses Konzert sichtlich genoss und je
länger der Auftritt dauerte, desto stärker verschmolzen die Band und
das Publikum.
Man kann dabei ruhig sagen, dass Magnum, oder insbesondere Mister
Catley, das Z7 verzauberte. Sein Songwriterpartner Tony
konzentrierte sich wie immer auf sein Gitarrenspiel, das dieses Mal
besonders bei den solierenden Momenten einen viel stärkeren Eindruck
hinterliess, als an den vergangenen Gigs. Das harmonische
Zusammenspiel zwischen dem Saiteninstrument und den Keyboards war
eine Klasse für sich und entfachte ein märchenhaftes, verträumtes
und rockiges Flair. Genau diesem Gefühl wollten sich die zahlreich
Erschienenen hingegeben und applaudierten dem Quintett schon nach
«Brand New Morning» minutenlang. Als Aktivposten entpuppte sich Al,
der neben Bob der einzige Aktivposten blieb. Allerdings sollte er es
sich abgewöhnen vom Publikum abgewandt, sich nur auf Harry zu
konzentrieren. Auch wenn die Augen meistens nur auf Bob gerichtet
sind, tät ein weiterer Bewegungspunkt dem Gesamtbühnenbild gut.
Harry, der ehemalige Thunder-Trommler tat das, was er am besten
kann. Er gab kraftvoll den Takt vor und war somit das hart rockende
Element der Band, wie auch Mister Barrow mit seinem kräftigen Bass.
Magnum legten den Schwerpunkt der Setliste auf die neue
Studioscheibe und spielten daraus fünf Lieder («Wild Angels», «Mother
Nature's Final Dance», «Spin Like A Wheel», «Freedom Day», «Black
Skies») und packten vom Vorgängeralbum «Into The Valley Of The
Moonking» nochmals zwei Nummern («The Moonking», «All My bridges»)
dazu.
Die Engländer hatten dabei die schwere Aufgabe, aus dem
unermesslichen Fundus an Evergreens und Klassikern die besten
herauszusuchen. Dass dabei vier Nummern von «On A Storyteller's
Night» vorgetragen wurden, ist klar. Leider blieben aber die in
meinen Augen wichtigsten Scheiben «Vigilante» und «Wings Of Heaven»
mit nur einem Track auf der Strecke. Oder Scheiben wie «Goodnight
L.A.», «Sleepwalking», «Breath Of Live» und «Rock Art» blieben
einmal mehr total aussen vor. Trotzdem verstand es die Band, kaum
Langeweile aufkommen zu lassen, sondern überzeugte mit einer
ausgewogenen Mischung an schnelleren, mit Bombast untermalten, und
langsameren Momenten. Die Zeit verging wie im Fluge und nach 1:50
Stunden wurde das Hallenlicht wieder angezündet. Die vielen
glücklichen Gesichter im Z7 bewiesen, dass Magnum einmal mehr, trotz
der mutigen Massnahme, so viele neue Stücke zu spielen, als klare
Sieger von der Bühne stiegen. Solange Mister Catley es versteht, die
Meute so gut bei Laune zu halten und man mit dem ultimativen
Schlussbouquet «All England's Eyes», «Vigilante», «Kingdom Of
Madness» und den beiden Zugaben «Wild Swan» und «On A Storyteller's
Night» kaum Gefahr läuft, die Leute zum Gähnen zu bringen, werden
Magnum niemals einen schlechten Abend erleben. In dieser
Konstellation, auch wenn man(n) etwas hüftsteifer geworden ist, müssen
sich die melodischen (Bombast-)Rockbands alle an Magnum messen
lassen. Von meiner Seite aus gibt es ein herzliches Dankeschön an
die Adresse von Catley und Co. für einen fantastischen Montagabend.
Setliste: «Back To Earth» - «When We Were Younger» - «Wild Angels» -
«Brand New Morning» - «Mother Nature's Final Dance» - «How Far
Jerusalem» - «Spin Like A Wheel» - «The Moonking» - «Freedom Day» - «Les
Morts Dansant» - «Black Skies» - «All My Bridges» - «All England's Eyes» -
«Vigilante» - «Kingdom Of Madness» -- «Wild Swan» - «On A Storyteller's
Night».
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