Bei der gegenwärtigen Fülle an Konzerten überrascht es nicht,
dass interessante Billings mittlerweile wirklich etwas her machen
müssen, um noch genug Leute anzuziehen. Doch selbst dieses
Unterfangen kann mitunter nicht, wie erhofft, zum Erfolg führen. Das
Double-Headliner Package mit SAGA und Magnum las sich zumindest auf
dem Papier schon mal ziemlich gut, doch die fetten Jahre der
Kanadier (SAGA) sind längst vorbei und die Briten (Magnum) waren nie
ausgesprochen stark angesagt. Dennoch durfte man hier getrost von
einem interessanten Konzertabend ausgehen. Wie an sich üblich, wenn
zwei Headliner am Start sind, tausch(t)en diese die Reihenfolge des
Bühnenbesteigens auf der Tour jeweils ab. Für den Auftritt von heute
Abend fielen die Würfel somit zuerst für SAGA, was ich, ehrlich
gesagt, etwas bedauerte. Allerdings fehlt mir bei ihnen, trotz der
erfreulichen Rückkehr von Michael Sadler, die Spritzigkeit der
früheren Jahre. Nicht dass die Alben der jüngeren Vergangenheit etwa
schlecht gewesen wären, aber ohne die alten Hits wären noch weniger
Leute als die paar Hundertschaften ins Z7 gekommen und Magnum erging
es dabei eigentlich ziemlich gleich.
SAGA
In einer neuerlichen Retrospektive mutet es beinahe unheimlich an,
dass das Comeback von Michael Sadler bei SAGA als Frontmann nach dem
Ausstieg Ende 2007 bereits wieder dreieinhalb Jahre her ist! Doch
ohne diesen (freiwilligen?) Schachzug hätte die Band mit dem
Kurzzeitersatz Rob Moratti (2008 bis 2011) definitiv keine Zukunft
mehr gehabt. Nicht dass das einzige SAGA-Album mit einem anderen
Sänger («The Human Condition», 2009) musikalisch schlecht gewesen
wäre, aber verkaufstechnisch floppte das Teil total und nur «Pleasure
And Pain» (1997) war chartmässig noch schlechter. 2012 schickten die
Canucks das Sadler-Comeback «20/20» ins Rennen und siehe da, war man
flugs wieder in den Top-15 anzutreffen. Den (positiv gemeinten)
Schatten der erfolgreichen Zeit, die locker drei Dekaden her ist,
werden SAGA aber nicht mehr los und das ist eben letztlich auch das,
was die Fans an den Konzerten hören möchten, nämlich die Hits! Dass
man hierbei aber einen auf (zu) sicher machen kann, zeigten die
letzten paar Gigs, die dann halt nicht immer so inspiriert wirkten.
Obwohl beide Bands zwar, wie angekündigt, als „Headliner“
figurierten, war jedoch von Anfang an klar, dass die Sets jeweils
etwas gestrafft werden mussten. So verwunderte es letztlich nicht,
dass von «20/20» nur «Anywhere You Wanna Go» und dem kommenden neuen
Werk «Sagacity» leider gar nichts zum Zug kam. So blieben, wenn man
sich die
untenstehende Setliste anschaut, effektiv nur die alten
Schoten übrig. Immerhin schlich sich mit «Ice Nice» ein eher selten
gesehener und gehörter Exote vom Debüt-Album in die Setliste. Der
Rest ist schnell erzählt, denn trotz dem drahtigen und agilen
Frontmann wirkte Vieles über weite Strecken einfach eine Spur zu
routiniert und wo die Fans früher völlig austickten und tolle
Sing-a-longs erleben liessen, musste sich Herr Sadler heute Abend
ordentlich anstrengen, um beim mehrheitlich passiven Publikum
wenigstens etwas Enthusiasmus auslösen zu können. Das ist natürlich
meine Sicht der Dinge, aber wer diese Hammer-Band mal in einem
ausverkauften Hallenstadion geniessen durfte, setzt einfach andere
Massstäbe an. Trotzdem ist es natürlich erfreulich, dass wir SAGA in
den nächsten paar Jahren wohl weiterhin auf der Bühne sehen und
hören werden.
Setliste: «Don't Be Late (Chapter 2)» - «You're Not Alone» - «On The
Loose» - «Anywhere You Wanna Go» - «Too Much To Lose (Chapter 7)» -
«Drum Solo Mike Thorne» - «Corkentellis (Instrumental)» - «Ice Nice»
- «How Long» - «Humble Stance» - «Tired World (Chapter 6)» - «Scratching
The Surface» - «Careful Where You Step» -- «Wind Him Up».
Magnum
Rational ist das eigentlich nicht zu erklären, warum den Briten der
grosse Erfolg bis heute nicht beschieden war. Die Biographie von
Magnum liest sich eigentlich wie viele andere auch und rein
szenetechnisch hatte man mehrheitlich kaum was falsch gemacht…, oder
doch? Fakt ist, dass man anfangs der 80er kurz vor dem Split stand,
das Lineup recht unstetig war und sich einige Produzenten die Klinke
in die Hand gaben. Dennoch entstanden ein paar Alben, die heute noch
über Kultstatus verfügen: «On A Storyteller’s Night» (1985),
«Vigilante» (1986) und «Wings Of Heaven» (1988). Im selben Jahr
folgten bekanntlich die legendären drei „sold out“-Shows
im „Hammersmith Odeon“ (heute „Apollo Hammersmith“). Nach ein paar
weiteren, aber nicht mehr sonderlich erfolgreichen Alben war dann
1995 zunächst mal Schicht im Schacht und erst sieben Jahre später
sollte die Bandgeschichte weiter geschrieben werden. Der Knackpunkt
im positiven Sinne ist das vor zehn Jahren erschienene Hammer-Werk
«Brand New Morning», das im Vergleich zum bisherigen Songmaterial
ziemlich kernig zur Sache geht und exzellenten Hardrock auffährt.
Das ist umso bemerkenswerter, weil
Mastermind und Gitarrist Tony
Clarkin im Frühsommer 2002 einen Herzinfarkt erlitt, dem mitunter
der angekündigte Auftritt beim BYH!!!-Festival zum Opfer fiel. Seit
der Genesung von Tony sind Magnum aber wieder voll da und lieferten
auch musikalisch laufend weitere Qualitätswäre ab, die
härtegradmässig allerdings etwas eingebüsst hat. Und das ist der
springende Punkt oder das hüpfende Komma. Trotz der stets überaus
melodiösen Mucke sowie den fett aufgefahrenen Arrangements der
Studiowerke, fehlt live oft etwas Punch und Drive. Die mehrheitlich
midtempolastigen Songs verharren in einem für meine Begriffe zu
schlappen Rhythmusgerüst und lassen über die Distanz die
entsprechende Abwechslung vermissen. Das spürte man im Vergleich zu
den zuvor deutlich tighteren SAGA umgehend. Allerdings waren heute
Abend klar mehr Fans der Briten zugegen, denn die Stimmung entsprach
nun dem, was man sich für einen Headliner vorstellt. Obwohl nicht
mehr die Jüngsten, lieferten Bob Catley (67) und Tony Clarkin (68)
zusammen mit ihrer Hintermannschaft ein überzeugendes Konzert ab,
dessen Highlights vermehrt gegen Ende des Sets folgten. Speziell
«Kingdom Of Madness» wurde von vielen Fans offenbar sehnlichst
erwartet und danach entsprechend freudig abgefeiert. Spätestens
jetzt könnte man meine zuvor gemachte Einschätzung von wegen “lasch“
keck kontern und nimmt man die ersten drei gespielten Songs vom
neuen Album «Escape From The Shadow Garden» als Massstab, dann treffen
sich Magnum und ihre Fans in der goldenen Mitte der Vorstellungen
wie Erwartungen. Mir persönlich war es, wie gesagt, eine Spur zu
„unaufgeregt“, aber das kann man getrost Jammern auf ganz hohem
Niveau nennen. Wie der „andere Headliner“ spielten die Melodic
Rocker aus dem britischen Königreich um die 85 Minuten herum und
entliessen sichtlich zufriedene Leute in die Nacht hinaus.
Setliste: «Live 'til You Die» - «Black Skies» - «Freedom Day» -
«Dance Of the Black Tattoo» - «Blood Red Laughter» - «Unwritten
Sacrifice» - «How Far Jerusalem» - «Les Morts Dansant» - «Falling
For The Big Plan» - «All England's Eyes» - «Vigilante» - «Kingdom Of
Madness» -- «The Spirit» - «Sacred Hour».
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