An einem Herbstsonntag fuhr ein Panzer mit dem Titel «Serpent Sermon
Tour 2012» in Zürich ein. Headliner der Show war die schwedische
Black Metal-Band Marduk, was auch nicht schwer zu erraten war.
Dieses Team darf man ohne jegliche Skrupel und Zweifel als eine der
hervorragendsten, bekanntesten und erfolgreichsten Black Metal-Bands
der letzen 20 Jahren bezeichnen. Nicht jede Gruppe würde in den
Vorschlag
einwilligen, die Bühne mit diesen Extremisten aus Schweden
zu teilen, aber diesmal gingen Immolation mit ihrem Technical/Brutal
Death Metal mit ihnen auf Konzerttournee. Die Gefechtsunterstützung
war sehr bedeutend und stark. Als Zusatzstaffel zu diesen verdienten
Dauerläufern der Metalmusik dienten folgende Bands, die auch für das
Anheizen zuständig waren: Soul Saviour (Melodic/Death/Thrash
Metal, Heaving Earth (Brutal/Death Metal) aus Tschechien und
Forsaken World (Metalcore). Es ist zu betonen, dass dieses Konzert
im Rahmen der Europa-Tournee weder das erste und noch das
letzte war, aber alle Bands (egal ob Headliner oder
Support-Bands) spielten so, als ob es ihr letzter Auftritt im
Leben wäre. Man kann die ausgezeichnete Veranstaltungsorganisation
und tolle Arbeit der Tontechniker, die Töne und Technik so perfekt
abgestimmt haben, dass sich Live-Songs wie Studioaufnahmen angehört
haben, nicht ausser Acht lassen und nur loben. Jeder, der an diesem Tag
nicht in der grossen Saal des Dynamos war, verpasste Vieles.
Soul Saviour>>>
Es schien immer noch die Sonne, als die erste Band als Opener auf
die Bühne stieg. Eigentlich sollten die extremen Neuseeländer Sinate
erscheinen, aber ihren Platz in diesem Konzert nahmen Soul Saviour
mit klassischer und sehr melodischer Death/Thrash-Musik ein. Die
Band bereitete sich sehr gründlich für den Auftritt vor, obwohl sie
nicht so viel Zeit dafür hatten. Die Musiker sorgten auch dafür,
dass Elektro-Samples als Intro und als Pausenmusik zwischen Liedern
dienten, dadurch entstand eine Atmosphäre wie in einem Heiligtum.
Die Gitarren-Soli stachen dabei besonders hervor. Der
Sänger legte den Akzent auf das Lied mit dem Titel «Killing
Society», das man eigentlich als hervorragende Glanznummer
bezeichnen konnte. Nach dem Auftritt bedankte er sich herzlich bei
dem Publikum für die Aufmerksamkeit.
Heaving Earth
Der Soundcheck der nächsten Band Heaving Earth fing unmittelbar
danach an. Alle Musiker waren intensiv beteiligt. Man spürte, dass
sie im Aufwind sind. Diese tschechische Gruppe wurde vor Kurzem
gegründet, genauer gesagt im Jahre 2008, und gab bis jetzt nur ein
Album heraus. Die Jungs machten es sich wohl zur Aufgabe, beste
Death Metal-Traditionen aufzugreifen und wählten deswegen den
Liedtitel von Morbid Angel als Namen der Band. Und tatsächlich
konnten Anwesende beim Auftritt den Geist der bekannten
amerikanischen Death Metal-Schule spüren. Ruhiges Riffing, das die
Zuschauer langsam und unwillkürlich in Schwung brachte! Was könnte
besser sein? Alle Musiker zeigten sich von ihrer besten Seite, aber der
Sänger mit der eigentümlichen Stimme war über jeden Zweifel erhaben.
Ausserdem konnte man in den Pausen zwischen den Liedern Gitarrensoli
geniessen. Es war ein Fest für diejenigen, für die eine Gitarre
nicht einfach nur ein blosses Musikinstrument ist!
Forsaken World
Als Nächste traten die jungen Franzosen von Forsaken World auf.
Bands aus diesem Land haben immer eine frische, nicht ordinäre
Herangehensweise. Ihr Schaffen ist von Schönheit und Grazie geprägt.
Das galt auch diesmal: Metalcore wurde mit schönen Gitarrenpartien
und interessanten Musikrichtungen gemischt. Die Musiker sahen
sehr stilvoll aus, alle hatten Kostüme an und trugen Corpsepaint.
Alle bewegten sich auf der Bühne sehr ausdrucksvoll und expressiv.
Besonders prägte sich einem aber der Bassist ein, der nicht nur
Grimassen riss, sondern auch mit der Hand instinktiv auf das weisse
Gitarrengehäuse klopfte. In der Mitte des Auftrittes spielte der
Komponist und Gitarrist in Personalunion, Flyshredd, ein schönes
langes Solo. In dem Augenblick ging das Licht in der Halle aus. In
der Lichtzone blieb nur der Musiker, der lange spielte. Ein
faszinierendes Schauspiel, zu dem alle ganz Ohr waren!
Immolation
Auf die Minute genau erschien die schwere Artillerie, vertreten durch
Immolation. Die letzten Werke dieses Death Metal-affinen
amerikanischen Teams sind schon etwas anderes als einfach
überextremer Death Metal: Ideale, perfekte, würdige und irrsinnig
vielschichtige Kunst, in der Musikausdruck und –dichte zu genialer
Manipulationsmasse wurden. Bei diesem Konzert verstand man
endlich, dass der besondere glasklare Ton des Riffing durch die
eigenartige Gitarrenspielweise von Robert Vigna erreicht wird. Er
reisst beinahe die Saiten mit beiden Händen, wobei er mit der linken
Hand direkt unter den Griff hervor kommt. Robert spürt einfach das
Instrument. Seine emotionalen Bewegungen sind eher Elemente seiner
Technik als Showelemente. Man kann nicht sagen, dass er nur mit den
Fingern spielte, er tat dies mit dem ganzen Körper. In der Pause
zwischen den Liedern begrüsste der langhaarige Bassist/Sänger
herzlich nicht nur das Publikum, sondern auch die drei Vorbands und
bedankte sich bei ihnen. Eines muss noch gesagt werden: Auf dieser
Tournee waren sie nicht die Wichtigsten, sie traten als
Unterstützung für den Headliner auf, aber wie sie es gemacht
haben, war echt respektwürdig! Besonders der Bassist/Vokalist zeichnete
die tschechische Band aus, deren Mitglieder zu diesem Zeitpunkt schon
komplett in der Halle standen, denn sie spielten ja eine ähnliche
Musikrichtung. Musiker von Heaving Earth unterstützten gemeinsam
mit den Zuschauern Immolation mit grossem Engagement. Ausserdem
stellte es sich heraus, dass die Gruppe im kommenden Februar
ein neues Album veröffentlichen wird. Danach haben sie vor,
auf eine Solo-Tournee zu gehen. Für diesen Auftritt hatten sie die
besten Tracks und sogar «What They Bring» aus dem letzten Album 2011
bereits aussortiert.
Setliste: «Close To The World Below», «Swarm Of Terror», Majesty And
Decay», «Father, You Are Not Father», «What They Bring», «Into
Everlasting Fire», «Glorious Epoch», «Under The Supreme», «Unholy
Cult», «No Jesus, No Beast», «Dawn Of Possession».
Marduk
Marduk kamen auf die Bühne, und ohne die Zuschauer zu begrüssen
fingen sie plötzlich mit Riffs und Blastings an. Die gute Organisation
des technischen Personals in diesem Konzert rief Respekt und
Dankbarkeit unter den Konzertbesuchern hervor. Dank der exzellenten
der Technik konnte man trotz der extremen Lautstärke von Marduk eine gute
Stimmung der Instrumente geniessen, was echt zu bewundern war.
Sogar umwerfende und wie Maschinengewehr laute Blastbeat-Klänge
konnten die grellen Riff-Melodien von Gitarrist/Mainman
Morgan "Evil" Steinmeyer Hakansson nicht betäuben. In den Händen
hatte er eine Gitarre, deren Gehäuse tarnfarbegetüncht war. Von fern
sahen Marduk eher wie eine kleine, gut bewaffnete Kampf- oder
Landetruppe aus, die in den Rücken des Feindes gerieten, als nach
einer Musikband aus. Ziemlich passende Musicsamples von Schusssalven,
Detonationen, Angriffs-flugzeugsgeschwadern, Nebelwerfergebrüll und
Panzerketten-kreischen von Sturmgeschützen «Ferdinand», »Tiger»,
»Panther» liessen jeden in diese Atmosphäre versinken. Im Grunde
genommen zieht sich das Thema "Gräuel des zweiten Weltkrieges" wie
ein roter Faden durch das Schaffen der Band hindurch.
Frontmann Daniel "Mortuus"
Rosten hatte Maschinengewehrgurte an. Vor der «Baptism By
Fire!»-Darbietung wiederholte er ein paar Mal «Fire! Fire!» und die
Zuschauer führten sein Kommando -"Mehrfachschuss"- unter lautem Jubel
einig aus. Die Band trat in einer dichten Nebelwolke auf, die dank dem
Effektgerät auf der Bühne entstand. Marduk inszenierten sich nicht nur
selber, sie kämpften gegen Theomanie im wahrsten Sinne des Wortes. Als
Atempause dienten nur originalgetreue Gitarren Solo-Parts wie zum
Beispiel bei «The Levelling Dust». Ausgesuchte Songs aus allen Alben,
sogar solche die vor 20 Jahren mal aktuell waren, wurden durch drei
neue Lieder aus dem erst in diesem Sommer erschienenen Album
«Serpent Sermon» perfekt ergänzt.
Setliste: «Serpent Sermon», «Nowhere, No-One, Nothing», «The
Levelling Dust», «The Black Tormentor Of Satan», «On Darkened Wings»,
«Slay The Nazarene», «Temple Of Decay», «With Satan And Victorious
Weapon», «Deme Quaden Thyrane», «Within The Abyss», «Baptism By Fire»,
«Panzer Division Marduk», «Souls For Belial».
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