Livereview: Marduk - Immolation - Forsaken World -
                               Heaving Earth - Soul Saviour

16. September 2012, Zürich - Dynamo
By Natalia N.
An einem Herbstsonntag fuhr ein Panzer mit dem Titel «Serpent Sermon Tour 2012» in Zürich ein. Headliner der Show war die schwedische Black Metal-Band Marduk, was auch nicht schwer zu erraten war. Dieses Team darf man ohne jegliche Skrupel und Zweifel als eine der hervorragendsten, bekanntesten und erfolgreichsten Black Metal-Bands der letzen 20 Jahren bezeichnen. Nicht jede Gruppe würde in den Vorschlag einwilligen, die Bühne mit diesen Extremisten aus Schweden zu teilen, aber diesmal gingen Immolation mit ihrem Technical/Brutal Death Metal mit ihnen auf Konzerttournee. Die Gefechtsunterstützung war sehr bedeutend und stark. Als Zusatzstaffel zu diesen verdienten Dauerläufern der Metalmusik dienten folgende Bands, die auch für das Anheizen zuständig waren: Soul Saviour (Melodic/Death/Thrash Metal, Heaving Earth (Brutal/Death Metal) aus Tschechien und Forsaken World (Metalcore). Es ist zu betonen, dass dieses Konzert im Rahmen der Europa-Tournee weder das erste und noch das letzte war, aber alle Bands (egal ob Headliner oder Support-Bands) spielten so, als ob es ihr letzter Auftritt im Leben wäre. Man kann die ausgezeichnete Veranstaltungsorganisation und tolle Arbeit der Tontechniker, die Töne und Technik so perfekt abgestimmt haben, dass sich Live-Songs wie Studioaufnahmen angehört haben, nicht ausser Acht lassen und nur loben. Jeder, der an diesem Tag nicht in der grossen Saal des Dynamos war, verpasste Vieles.

Soul Saviour>>>
Es schien immer noch die Sonne, als die erste Band als Opener auf die Bühne stieg. Eigentlich sollten die extremen Neuseeländer Sinate erscheinen, aber ihren Platz in diesem Konzert nahmen Soul Saviour mit klassischer und sehr melodischer Death/Thrash-Musik ein. Die Band bereitete sich sehr gründlich für den Auftritt vor, obwohl sie nicht so viel Zeit dafür hatten. Die Musiker sorgten auch dafür, dass Elektro-Samples als Intro und als Pausenmusik zwischen Liedern dienten, dadurch entstand eine Atmosphäre wie in einem Heiligtum. Die Gitarren-Soli stachen dabei besonders hervor. Der Sänger legte den Akzent auf das Lied mit dem Titel «Killing Society», das man eigentlich als hervorragende Glanznummer bezeichnen konnte. Nach dem Auftritt bedankte er sich herzlich bei dem Publikum für die Aufmerksamkeit.

Heaving Earth
Der Soundcheck der nächsten Band Heaving Earth fing unmittelbar danach an. Alle Musiker waren intensiv beteiligt. Man spürte, dass sie im Aufwind sind. Diese tschechische Gruppe wurde vor Kurzem gegründet, genauer gesagt im Jahre 2008, und gab bis jetzt nur ein Album heraus. Die Jungs machten es sich wohl zur Aufgabe, beste Death Metal-Traditionen aufzugreifen und wählten deswegen den Liedtitel von Morbid Angel als Namen der Band. Und tatsächlich konnten Anwesende beim Auftritt den Geist der bekannten amerikanischen Death Metal-Schule spüren. Ruhiges Riffing, das die Zuschauer langsam und unwillkürlich in Schwung brachte! Was könnte besser sein? Alle Musiker zeigten sich von ihrer besten Seite, aber der Sänger mit der eigentümlichen Stimme war über jeden Zweifel erhaben. Ausserdem konnte man in den Pausen zwischen den Liedern Gitarrensoli geniessen. Es war ein Fest für diejenigen, für die eine Gitarre nicht einfach nur ein blosses Musikinstrument ist!

Forsaken World
Als Nächste traten die jungen Franzosen von Forsaken World auf. Bands aus diesem Land haben immer eine frische, nicht ordinäre Herangehensweise. Ihr Schaffen ist von Schönheit und Grazie geprägt. Das galt auch diesmal: Metalcore wurde mit schönen Gitarrenpartien und interessanten Musikrichtungen gemischt. Die Musiker sahen sehr stilvoll aus, alle hatten Kostüme an und trugen Corpsepaint. Alle bewegten sich auf der Bühne sehr ausdrucksvoll und expressiv. Besonders prägte sich einem aber der Bassist ein, der nicht nur Grimassen riss, sondern auch mit der Hand instinktiv auf das weisse Gitarrengehäuse klopfte. In der Mitte des Auftrittes spielte der Komponist und Gitarrist in Personalunion, Flyshredd, ein schönes langes Solo. In dem Augenblick ging das Licht in der Halle aus. In der Lichtzone blieb nur der Musiker, der lange spielte. Ein faszinierendes Schauspiel, zu dem alle ganz Ohr waren!

Immolation
Auf die Minute genau erschien die schwere Artillerie, vertreten durch Immolation. Die letzten Werke dieses Death Metal-affinen amerikanischen Teams sind schon etwas anderes als einfach überextremer Death Metal: Ideale, perfekte, würdige und irrsinnig vielschichtige Kunst, in der Musikausdruck und –dichte zu genialer Manipulationsmasse wurden. Bei diesem Konzert verstand man endlich, dass der besondere glasklare Ton des Riffing durch die eigenartige Gitarrenspielweise von Robert Vigna erreicht wird. Er reisst beinahe die Saiten mit beiden Händen, wobei er mit der linken Hand direkt unter den Griff hervor kommt. Robert spürt einfach das Instrument. Seine emotionalen Bewegungen sind eher Elemente seiner Technik als Showelemente. Man kann nicht sagen, dass er nur mit den Fingern spielte, er tat dies mit dem ganzen Körper. In der Pause zwischen den Liedern begrüsste der langhaarige Bassist/Sänger herzlich nicht nur das Publikum, sondern auch die drei Vorbands und bedankte sich bei ihnen. Eines muss noch gesagt werden: Auf dieser Tournee waren sie nicht die Wichtigsten, sie traten als Unterstützung für den Headliner auf, aber wie sie es gemacht haben, war echt respektwürdig! Besonders der Bassist/Vokalist zeichnete die tschechische Band aus, deren Mitglieder zu diesem Zeitpunkt schon komplett in der Halle standen, denn sie spielten ja eine ähnliche Musikrichtung. Musiker von Heaving Earth unterstützten gemeinsam mit den Zuschauern Immolation mit grossem Engagement. Ausserdem stellte es sich heraus, dass die Gruppe im kommenden Februar ein neues Album veröffentlichen wird. Danach haben sie vor, auf eine Solo-Tournee zu gehen. Für diesen Auftritt hatten sie die besten Tracks und sogar «What They Bring» aus dem letzten Album 2011 bereits aussortiert.

Setliste: «Close To The World Below», «Swarm Of Terror», Majesty And Decay», «Father, You Are Not Father», «What They Bring», «Into Everlasting Fire», «Glorious Epoch», «Under The Supreme», «Unholy Cult», «No Jesus, No Beast», «Dawn Of Possession».

Marduk
Marduk kamen auf die Bühne, und ohne die Zuschauer zu begrüssen fingen sie plötzlich mit Riffs und Blastings an. Die gute Organisation des technischen Personals in diesem Konzert rief Respekt und Dankbarkeit unter den Konzertbesuchern hervor. Dank der exzellenten der Technik konnte man trotz der extremen Lautstärke von Marduk eine gute Stimmung der Instrumente geniessen, was echt zu bewundern war. Sogar umwerfende und wie Maschinengewehr laute Blastbeat-Klänge konnten die grellen Riff-Melodien von Gitarrist/Mainman Morgan "Evil" Steinmeyer Hakansson nicht betäuben. In den Händen hatte er eine Gitarre, deren Gehäuse tarnfarbegetüncht war. Von fern sahen Marduk eher wie eine kleine, gut bewaffnete Kampf- oder Landetruppe aus, die in den Rücken des Feindes gerieten, als nach einer Musikband aus. Ziemlich passende Musicsamples von Schusssalven, Detonationen, Angriffs-flugzeugsgeschwadern, Nebelwerfergebrüll und Panzerketten-kreischen von Sturmgeschützen «Ferdinand», »Tiger», »Panther» liessen jeden in diese Atmosphäre versinken. Im Grunde genommen zieht sich das Thema "Gräuel des zweiten Weltkrieges" wie ein roter Faden durch das Schaffen der Band hindurch. Frontmann Daniel "Mortuus" Rosten hatte Maschinengewehrgurte an. Vor der «Baptism By Fire!»-Darbietung wiederholte er ein paar Mal «Fire! Fire!» und die Zuschauer führten sein Kommando -"Mehrfachschuss"- unter lautem Jubel einig aus. Die Band trat in einer dichten Nebelwolke auf, die dank dem Effektgerät auf der Bühne entstand. Marduk inszenierten sich nicht nur selber, sie kämpften gegen Theomanie im wahrsten Sinne des Wortes. Als Atempause dienten nur originalgetreue Gitarren Solo-Parts wie zum Beispiel bei «The Levelling Dust». Ausgesuchte Songs aus allen Alben, sogar solche die vor 20 Jahren mal aktuell waren, wurden durch drei neue Lieder aus dem erst in diesem Sommer erschienenen Album «Serpent Sermon» perfekt ergänzt.

Setliste: «Serpent Sermon», «Nowhere, No-One, Nothing», «The Levelling Dust», «The Black Tormentor Of Satan», «On Darkened Wings», «Slay The Nazarene», «Temple Of Decay», «With Satan And Victorious Weapon», «Deme Quaden Thyrane», «Within The Abyss», «Baptism By Fire», «Panzer Division Marduk», «Souls For Belial».