Nach der Veröffentlichung ihres 18. Studioalbums F.E.A.R.
regnete es geradezu positive Kritiken – und dies zurecht.
Musikalisch kann man sich über das Album zwar streiten, textlich
haben die Herren einen ziemlich empfindlichen Nerv getroffen. Auf
eine neutrale Art und Weise wurde ein Statement zu sozialen und
politischen Problemen dieser Welt abgegeben und in 4 Liedern
bearbeitet, 4 von ihnen je auf 4 oder 5 Teile aufgeteilt. Dieses
Meisterstück als Live-Event? Darf man sich nicht entgehen lassen!
Mit grosser Vorfreude und gewissen Erwartungen treffe ich vor
der Show ein und merke die grosse Vorfreude bei anderen
Konzertbesuchen. Teilweise haben diese Leute schon Konzerte dieser
Tour gesehen und sind hellauf begeistert. Dies dürfte einen
Wahnsinnsabend ankündigen.
Vor der Show werden die Fans leider vom Mangel an Merchandise
überrascht. Wie ich herausfinden konnte, hatten sie nicht genug
dabei und alles war weg. Scheinbar hatte es schon am Vorabend keinen
Verkauf mehr. Kein Weltuntergang, aber die Enttäuschung mancher Fans
ist sichtbar gross. Da möchte ich natürlich sehen, welche Designs es
diesmal waren.
Mit wenigen Minuten Verspätung beginnt der
atemberaubende Abend und die Atmosphäre im Raum ist unbeschreiblich.
Die sichtlich gut gelaunte Band betritt die Bühne, ganz am Schluss
der Ausnahmekünstler Steve Hogarth, welcher eine natürliche
Autorität ausstrahlt.
Bis auf den letzten Song, Tomorrow’s
New Country, wird das Album ganz gespielt. Zwischen den Liedern
(Teillieder werden am Stück gespielt), gibt es Platz für Witzchen
und freche Sprüche, die die gute Laune des Publikums nochmals
lockern. Positiv überrascht bin ich von der Härte des Sounds. Auf CD
klingt der Prog Rock der Engländer nicht so heavy, wie hier live auf
der Bühne. Dies gibt dem Konzert einen weiteren Touch, der das
Gesamterlebnis toppt. Auch bei den weiteren Songs von anderen Alben
ist der Ton deftiger und ein klein Wenig verzerrter. Da erscheinen
mir die Studioversionen ziemlich blass im Vergleich.
Hogarth ist ein Künstler für sich, seine Gestik und Mimik auf der
Bühne geben Marillion Konzerten immer noch das gewisse Etwas. Wenn
er nicht mit Fleisch und Blut dabei ist, ist es keiner. Ausserdem
steckt er alle mit herzlichem Lächeln an. Zudem spielt er selber
noch Gitarre, Keyboard oder Tamburin und zieht die ganze
Aufmerksamkeit des Publikums auf sich. Die anderen Musiker sind da
eher zurückhaltend. Am meisten fällt dies beim Gitarristen Steve
Rothery auf, welcher konstant auf seinem Fleck bleibt und sich nur
minimal belegt. Es ist eindeutig sichtbar, dass er sich in seiner
eigenen Welt befindet. Als Zuschauer wird man, ob man dies möchte
oder nicht, in diese Welt entführt, man fühlt sich beinahe in
Trance. Unterstützt werden die Musiker von einem grossen Bildschirm
mit Bildern, Animationen und Filmchen, selbstverständlich passend
zur Atmosphäre des Songs oder zum Text. Dennoch bleiben die meisten
Augen immer auf Steve gerichtet.
Jeder kennt es: Es gibt
dieses einmalige Gefühl, welches einen ausfüllt und man kann es
einfach nicht in Worte fassen, denn Worte reichen nicht aus. Dieses
Konzert könnte man in diese Kategorie setzen. Man muss es einfach
erlebt haben, um die Atmosphäre zu verstehen. Ich werde mich lange
an diese wunderschöne Trance zurückerinnern und freue mich riesig
auf ein weiteres Konzert dieser legendären Gruppe.
Setlist: - El Dorado - Living in Fear - The Leavers -
White Paper - The New Kings - Beyond You - Sounds That
Can’t Be Made - A Man of a Thousand Faces - King
Encore: - Easter - Neverland
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