Nachdem Mastodon auf einigen der grössten Tourneen des aktuellen
Metal–Geschehens als direkter Support unterwegs waren (Unter anderem
auch 2007 mit Tool, und 2009 mit Metallica im Hallenstadion), war es
definitiv an der Zeit, die Jungs in voller Headliner–Pracht zu
geniessen – Zumal die aktuelle Scheibe «Crack The Skye» so ziemlich
alle anderen Platten des letzten Jahres in den Schatten stellt, und
die Band auf ihrem bisherigen kreativen Höhepunkt zeigt. Wie so oft
im Vorfeld eines Mastodon–Gigs machten auch diesmal die irrsinigsten
Spekulationen über den bevorstehenden Besucherandrang die Runde –
Obwohl bis einige Wochen vor dem Gig gerade mal um die 250 Tickets
im Vorverkauf unter's Volk gegangen waren, konnte der Event dann
doch noch mit etwa 700 Besuchern eine stattliche Zahl zu Buche
tragen. Ich persönlich hätte zwar auch vermutet, dass etwas mehr
Besucher den weg ins Fri–Son finden würden, aber das tat der
Stimmung keinen Abbruch…
Totimoshi
Es lag am hierzulande gänzlich unbekannten Trio Totimoshi aus
San Francisco, das Publikum auf den Abend einzustimmen – Eine
Aufgabe, die nur zum Teil gelang: Erstens raubte die grosse LED–Wand
hinter der Band, die offensichtlich Teil der Mastodon–Show war, und
während des Totimoshi–Gigs einfach statisch das aktuelle Album–Cover
zeigte, der Band den Blickfang, zweitens wurde mit dem restlichen
Licht äusserst sparsam umge-gangen, und drittens… Naja, die Mucke war
alles andere als zugänglich. Zwar bemühten sich alle drei Musiker
und Musikerinnen um einen guten Groove, aber das Gewirr aus modernem
Math–Rock, psychedelischen Delay–Gitarren und überdrehten Vocals
hatte klar Mühe, weiter als zwei Meter von der Band noch anzukommen.
Die Tatsache, dass ich mich an
kaum einen Song der Formation erinnere, spricht wohl für sich.
Dementsprechend lauwarm fielen dann auch die Reaktionen des
Publikums aus – Der Zuspruch steigerte sich während der gefühlten 35
Minuten Show zu einem anerkennenden Geklatsche, viel mehr lag nicht
drin.
Mastodon
Als Mastodon gegen 22h15 nach einem kurzen Intro die Bretter
betraten, wurde dann auch schlagartig bewusst, weswegen das Publikum
eigentlich angereist war – Wenn eine Band die Besucher trotz
andauernd transformierender Mucke bei der Stange halten kann, dann
sind die Fans klar um so treuer. Folglich wurde der Einstieg ins Set
äusserst frenetisch beklatscht, und während Mastodon mit dem Opener
der aktuellen Platte («Oblivion») loslegten, erwachte die LED–Wand
endlich aus ihrer Starrheit, und zeigte mehr oder weniger
beeindruckende Bilder eines Kurzfilms, immer wieder vermischt mit
den wunderschönen Grafiken aus dem aktuellen Booklet – Und wie es
sich einen Song später herrausstellte, liessen es sich Mastodon
tat-sächlich nicht nehmen, und performten die komplette «Crack The
Skye»–Scheibe vom Anfang bis zum Ende. Der Film im Hintergrund
wickelte somit die zugegeben etwas verwirrende Story um
Astral–Reisen, Wurmlöcher, ausserkörperlichen Erlebnissen und das
zarische Russland chronologisch ab, und ergänzte die Live–Show
nahezu perfekt: Mastodon waren bewegungstechnisch sowieso nie all zu
aktiv, das komplexe Material macht da jedem Bühnenakrobaten einen
fetten Strich durch die Rechnung. Somit war also für den visuellen
Ausgleich gesorgt, rein musikalisch konnte man sich aber ohne
weiteres auf die Band konzentrieren: Da mittlerweile alle vier
Musiker auch mehr oder weniger bedeutende Gesangsparts über-nehmen,
waren sie zunehmend an die Mikrofone gebunden. Aber das hinderte
sie nicht daran, eine Tour De Force in Sachen
instrumentaltechnischer Exzellenz vorzulegen. Während sich Basser
und früherer Haupt–Sänger Troy Sanders die Finger am Instrument
wund
riss, Drummer Brann Dailor um die gefühlte vierhundert Fill– und
Groove–Variatonen aus dem Kit prügelte, und Rythmus–Klampfer Bill
Keliher reihum komplexe Akkorde und Riffs schichtete, brilliert vor
allem Lead–Gitarrist Brent Hinds: Nebst etlichen Instrument–Wechseln
(Sechs–, zehn– und zwölf–saitige und wahlweise ein– oder doppelhalsige
Klampfen), und einer stattlichen Demonstration an alle möglichen
Gitarren–Spieltechniken verpasste er mir seiner speziellen Stimme
den Songs den nötigen Wiederer-kennungswert. Zwar lag er
zwischendurch mit seinen Vocals etwas daneben, aber das tat der
Qualität der Performance keinen Abbruch.
Der zweite Teil des Sets bestand aus einigen Songs sämtlicher
vorhergehender Alben, und repräsentierte der erste Show-Teil
Mastodon's Zukunft, so würde ich mal spontan behaupten, dass die
Jungs nach wie vor Stolz auf ihre Vergangenheit sind: Endlich wurden
die Zügel fallen gelassen, und die urprüngliche Wucht solcher Songs
wie 'Mother Puncher' 'Iron Tusk' und dem final-fulminanten 'March Of
The Fire Ants' entlud sich mit all seiner Kraft über den Köpfen der
Zuschauer. Erst in diesem Moment wurde mir richtig bewusst, wie
stark sich die Band in der ersten Hälfte der Show zurückgehalten
hatte, der effektvolle Kontrast blühte hier zur Vollkommenheit auf:
Endlich konnte das Publikum die Haare schwingen lassen, und die Band
die Riffs aus den Instrumenten prügeln. Nach knapp zwei Stunden Show
war dann endgültig Zapfenstreich angesagt, und die Band bedankte
sich Gestenreich beim Publikum, das die dargebotene Leistung noch
minutenlang mit stehen-dem Applaus quittierte. Keine Frage, Mastodon
sind genau das geworden, was der Name schon immer voraus gesagt hat:
Ein gigantisches Biest, das, wenn es erstmal in Schuss gekommen ist,
alles nieder-wälzt…
Setlist Teil I:
Oblivion, Divinations, Quintessence, The Czar, Ghost Of Karelia,
Crack The Skye, The Last Baron
Setlist Teil II:
Circle Of Cysquatch, Aqua Dementia, Where Strides The Behemoth,
Mother Puncher, Iron Tust, March Of The Fire Ants
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