Nach der letzten Hammer-Show (zusammen mit Dream Theater) im
Zürcher Volkshaus vom 27.06.07 äusserte der Schreiber dieser Zeilen
den hoffnungsvollen Wunsch, dass Megadeth so weiter machen und das
nächste Mal gleich als Headliner kommen sollen! Der fromme Gedanke
wurde nun schneller Realität als ich dachte! Die grosse Freude
darüber und der Umstand, dass die Show gar ratzeputz ausverkauft (!)
war, kriegten allerdings einen argen Dämpfer mit der Bekanntgabe der
Location. Das Rohstofflager mag ja in den Vorräumen zum bequemen
Verweilen einladen, aber soundtechnisch gehört der Laden mitunter
zum Schlechtesten, was je an meine Lauschklappen gedrungen ist. Je
brutaler der Sound, desto schlimmer die Bilanz! Dieses Szenario
sollte dann also mit ziemlicher Sicherheit auch heute Abend wohl so
ablaufen und..., es bestätigte sich leider ein weiteres Mal. Wer
also vom Anstehen (draussen im strömenden Regen!) bei dazu noch
kühlen Temperaturen eh schon genervt war, wurde drinnen nur bedingt
warm. Daran konnte auch der Support Evile nicht rütteln!
Evile
Bisher hatte ich von den britischen Thrashern noch keinerlei Notiz
genommen. Hört man sich auf deren MySpace-Profil etwas um, erklingt
ziemlich oldschooliger Thrash, ganz in der Tradition von Metallica
zu Zeiten des unvergesslichen Cliff Burton (R.I.P.). Dass das
letztjährige Album "Enter The Grave" ausserdem von einem gewissen
Flemming Rasmussen produziert wurde, dürfte einiges erklären. Kann
man den Tonkonserven also durchaus ein paar nostalgisch angehauchte
Vibes attestieren, hörte sich das Ganze von der Bühne runter jedoch
ziemlich eindimensional an! Einher gehend mit einem total
bescheidenen, wenn nicht beschissenen Sound, hämmerten Evile ihren
Set mit sieben der zehn neuen Songs gnadenlos runter. Die zu Beginn
ziemlich mageren
Zuschauerreaktionen besserten sich zwar zusehends,
aber die grosse Sause war dieser Auftritt mit Sicherheit nicht. Das
galt auch für die Darbietung ansich, die auf dem Tonträger, obwohl
nicht wirklich innovativ, dennoch eine ganze Ecke kompakter klingt.
Aber dass hier werbetechnisch gar von einer neuen Thrash-Referenz
gesprochen wird, finde ich völlig übertrieben, und falls die Kapelle
mehr zu bieten gehabt hätte, wurde dies leider nicht umgesetzt. Nach
den gemachten Fotos zog ich mich deshalb umgehend in die Lounge
zurück und stellte nachher beim Anblick nicht weniger Leute fest,
dass diese wohl auch meiner Meinung gewesen sein müssen! So rutschte
der wahrscheinlich erste Schweizer Auftritt von Evile ins
bedeutungslose Nichts und wird vielleicht dazu führen, dass wir die
Truppe bei uns so schnell nicht mehr zu Gesicht kriegen werden.
Setlist: "Intro" - "First Blood" - "Thrasher" - "We Who Are About To
Die" - "Killer From The Deep" - "Bathe In Blood" - "Armoured Assault"
- "Enter The Grave".
Megadeth
Sprach der Chef (Mustaine) letztes Jahr noch in den höchsten Tönen
betreffend dem Lineup (mit den Drover-Brothers), so wurde einer der
Brüder, das heisst konkret Glen Drover (g), inzwischen durch Chris
Broderick (Jag Panzer) ersetzt. Mindestens was die Tour angeht,
hatte dieser Entscheid bereits Konsequenzen, denn die letztjährige
Besetzung wirkte insgesamt viel kompakter und wirkte gelöst wie nie!
Doch im Rock'n'Roll Zirkus kann sich über Nacht alles ändern. Obwohl
dieser Wechsel an der zweiten Klampfe schon bald einmal durch die
Gazetten und Foren rauschte, wurde das Konzert offenbar locker
ausverkauft! Es gab einige frustrierte Fans, denen kein Einlass mehr
gewährt werden konnte. Dass der Laden wirklich voll war, bemerkte
meine Wenigkeit spätestens beim Ansteuern des Fotograbens, den ich
nur mit Mühe noch erreichen konnte. Kurz darauf ging der Set mit "Sleepwalker"
los und riss das Rohstofflager aus seiner Lethargie heraus. Wie
schon zuvor bei Evile, war der Sound nicht berauschend, aber
immerhin ein Quäntchen besser. Die gute Stimmung wog dieses Manko
schnell einmal auf. "Wake Up Dead" folgte gleich im Anschluss und
von einer fetten Lightshow
begleitet. Der zu Beginn erhöhte
Weisslichtanteil stimmte auch alle Fotographen (mich eingeschlossen)
froh, den so wurden gute Bilder mehr als nur zur Gewissheit. Obwohl
die Bühne im Rohstofflager deutlich kleiner als im Volkshaus ist,
waren alle Musiker mit Saiteninstrumenten recht agil, allen voran
Bassist James Lomenzo, der sich auch ordentlich die Rübe abbangte.
Dave Mustaine sang (für seine Verhältnisse) auch diesmal gut und nur
der gute Chris Broderick wollte irgendwie nicht so richtig ins Set
passen. Damit waren aber nicht etwa die technischen Fähigkeiten
gemeint, denn spielen konnte der muskelbepackte Hüne schon immer.
Was aber fehlte, war das "gewisse Etwas", was seinen Vorgänger Shawn
Drover auszeichnete. Erstaunlicherweise liess der Mastermind seinen
Stellvertreter oft und länger solieren, was ich so bisher nicht
gewöhnt war. "Skin Of My Teeth" wurde auf jeden Fall begeistert
aufgenommen und vereinzelt wurden auch ein paar Crowdsurfer bis nach
vorne gereicht. Die Setliste war ähnlich wie die von Zürich, mit
kleinen Ausnahmen. Einem weiteren Vergleich hielt der heutige Abend
aber bei Weitem nicht Stand! Es fehlte einfach die Magie, sozusagen
der magische Moment, der das Volkshaus regelrecht explodieren liess.
Der Pluspunkt im Rohstofflager war jedoch das ansich unverzichtbare
"A Tout Le Monde", das lautstark mitgesungen wurde. Auf der letzten
Tour fiel der Song irgendwie in Ungnade, was sogar Dave, der diesen
Song echt mag, noch eine Zeit lang beschäftigt hatte. "Symphony Of
Destruction" entpuppte sich ein weiteres Mal als unsterblicher
Gassenhauer und "Holy Wars" beendete den 90-minütigen
Headliner-Auftritt. Mit Vorteil hat man beide Gigs gesehen, denn der
heutige Abend konnte der Performance vom Volkshaus zu keiner Zeit
das Wasser reichen, was jetzt aber nicht heisst, dass das zweite
Konzert anlässlich der "United Abominations"-Tour etwa schlecht
gewesen wäre, im Gegenteil!
Setlist: "Sleepwalker" - "Wake Up Dead" - "Take No Prisoers" - "Skin
O' My Teeth" - "Washington Is Next" - "Kick The Chair" - "Darkest
Hour" - "Hangar 18" - "Gears of War" - "A Tout Le Monde" - "Tornado"
- "Ashes In Your Mouth" - "Burnt Ice" - "Symphony Of Destruction" -
"Trus" - "Peace Sells" -- "Holy Wars".
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