Livereview: Megadeth - Evile
03. März 2008, Zürich Rohstofflager
By Rockslave
Nach der letzten Hammer-Show (zusammen mit Dream Theater) im Zürcher Volkshaus vom 27.06.07 äusserte der Schreiber dieser Zeilen den hoffnungsvollen Wunsch, dass Megadeth so weiter machen und das nächste Mal gleich als Headliner kommen sollen! Der fromme Gedanke wurde nun schneller Realität als ich dachte! Die grosse Freude darüber und der Umstand, dass die Show gar ratzeputz ausverkauft (!) war, kriegten allerdings einen argen Dämpfer mit der Bekanntgabe der Location. Das Rohstofflager mag ja in den Vorräumen zum bequemen Verweilen einladen, aber soundtechnisch gehört der Laden mitunter zum Schlechtesten, was je an meine Lauschklappen gedrungen ist. Je brutaler der Sound, desto schlimmer die Bilanz! Dieses Szenario sollte dann also mit ziemlicher Sicherheit auch heute Abend wohl so ablaufen und..., es bestätigte sich leider ein weiteres Mal. Wer also vom Anstehen (draussen im strömenden Regen!) bei dazu noch kühlen Temperaturen eh schon genervt war, wurde drinnen nur bedingt warm. Daran konnte auch der Support Evile nicht rütteln!

Evile
Bisher hatte ich von den britischen Thrashern noch keinerlei Notiz genommen. Hört man sich auf deren MySpace-Profil etwas um, erklingt ziemlich oldschooliger Thrash, ganz in der Tradition von Metallica zu Zeiten des unvergesslichen Cliff Burton (R.I.P.). Dass das letztjährige Album "Enter The Grave" ausserdem von einem gewissen Flemming Rasmussen produziert wurde, dürfte einiges erklären. Kann man den Tonkonserven also durchaus ein paar nostalgisch angehauchte Vibes attestieren, hörte sich das Ganze von der Bühne runter jedoch ziemlich eindimensional an! Einher gehend mit einem total bescheidenen, wenn nicht beschissenen Sound, hämmerten Evile ihren Set mit sieben der zehn neuen Songs gnadenlos runter. Die zu Beginn ziemlich mageren Zuschauerreaktionen besserten sich zwar zusehends, aber die grosse Sause war dieser Auftritt mit Sicherheit nicht. Das galt auch für die Darbietung ansich, die auf dem Tonträger, obwohl nicht wirklich innovativ, dennoch eine ganze Ecke kompakter klingt. Aber dass hier werbetechnisch gar von einer neuen Thrash-Referenz gesprochen wird, finde ich völlig übertrieben, und falls die Kapelle mehr zu bieten gehabt hätte, wurde dies leider nicht umgesetzt. Nach den gemachten Fotos zog ich mich deshalb umgehend in die Lounge zurück und stellte nachher beim Anblick nicht weniger Leute fest, dass diese wohl auch meiner Meinung gewesen sein müssen! So rutschte der wahrscheinlich erste Schweizer Auftritt von Evile ins bedeutungslose Nichts und wird vielleicht dazu führen, dass wir die Truppe bei uns so schnell nicht mehr zu Gesicht kriegen werden.

Setlist: "Intro" - "First Blood" - "Thrasher" - "We Who Are About To Die" - "Killer From The Deep" - "Bathe In Blood" - "Armoured Assault" - "Enter The Grave".

Megadeth
Sprach der Chef (Mustaine) letztes Jahr noch in den höchsten Tönen betreffend dem Lineup (mit den Drover-Brothers), so wurde einer der Brüder, das heisst konkret Glen Drover (g), inzwischen durch Chris Broderick (Jag Panzer) ersetzt. Mindestens was die Tour angeht, hatte dieser Entscheid bereits Konsequenzen, denn die letztjährige Besetzung wirkte insgesamt viel kompakter und wirkte gelöst wie nie! Doch im Rock'n'Roll Zirkus kann sich über Nacht alles ändern. Obwohl dieser Wechsel an der zweiten Klampfe schon bald einmal durch die Gazetten und Foren rauschte, wurde das Konzert offenbar locker ausverkauft! Es gab einige frustrierte Fans, denen kein Einlass mehr gewährt werden konnte. Dass der Laden wirklich voll war, bemerkte meine Wenigkeit spätestens beim Ansteuern des Fotograbens, den ich nur mit Mühe noch erreichen konnte. Kurz darauf ging der Set mit "Sleepwalker" los und riss das Rohstofflager aus seiner Lethargie heraus. Wie schon zuvor bei Evile, war der Sound nicht berauschend, aber immerhin ein Quäntchen besser. Die gute Stimmung wog dieses Manko schnell einmal auf. "Wake Up Dead" folgte gleich im Anschluss und von einer fetten Lightshow begleitet. Der zu Beginn erhöhte Weisslichtanteil stimmte auch alle Fotographen (mich eingeschlossen) froh, den so wurden gute Bilder mehr als nur zur Gewissheit. Obwohl die Bühne im Rohstofflager deutlich kleiner als im Volkshaus ist, waren alle Musiker mit Saiteninstrumenten recht agil, allen voran Bassist James Lomenzo, der sich auch ordentlich die Rübe abbangte. Dave Mustaine sang (für seine Verhältnisse) auch diesmal gut und nur der gute Chris Broderick wollte irgendwie nicht so richtig ins Set passen. Damit waren aber nicht etwa die technischen Fähigkeiten gemeint, denn spielen konnte der muskelbepackte Hüne schon immer. Was aber fehlte, war das "gewisse Etwas", was seinen Vorgänger Shawn Drover auszeichnete. Erstaunlicherweise liess der Mastermind seinen Stellvertreter oft und länger solieren, was ich so bisher nicht gewöhnt war. "Skin Of My Teeth" wurde auf jeden Fall begeistert aufgenommen und vereinzelt wurden auch ein paar Crowdsurfer bis nach vorne gereicht. Die Setliste war ähnlich wie die von Zürich, mit kleinen Ausnahmen. Einem weiteren Vergleich hielt der heutige Abend aber bei Weitem nicht Stand! Es fehlte einfach die Magie, sozusagen der magische Moment, der das Volkshaus regelrecht explodieren liess. Der Pluspunkt im Rohstofflager war jedoch das ansich unverzichtbare "A Tout Le Monde", das lautstark mitgesungen wurde. Auf der letzten Tour fiel der Song irgendwie in Ungnade, was sogar Dave, der diesen Song echt mag, noch eine Zeit lang beschäftigt hatte. "Symphony Of Destruction" entpuppte sich ein weiteres Mal als unsterblicher Gassenhauer und "Holy Wars" beendete den 90-minütigen Headliner-Auftritt. Mit Vorteil hat man beide Gigs gesehen, denn der heutige Abend konnte der Performance vom Volkshaus zu keiner Zeit das Wasser reichen, was jetzt aber nicht heisst, dass das zweite Konzert anlässlich der "United Abominations"-Tour etwa schlecht gewesen wäre, im Gegenteil!

Setlist: "Sleepwalker" - "Wake Up Dead" - "Take No Prisoers" - "Skin O' My Teeth" - "Washington Is Next" - "Kick The Chair" - "Darkest Hour" - "Hangar 18" - "Gears of War" - "A Tout Le Monde" - "Tornado" - "Ashes In Your Mouth" - "Burnt Ice" - "Symphony Of Destruction" - "Trus" - "Peace Sells" -- "Holy Wars".