Nachdem es am 15. Juni 2016 eine schmerzliche Überschneidung
mit Black Sabbath im Zürcher Hallenstadion gab, musste heute Abend
zum Glück keine „Qual der Wahl“ Entscheidung getroffen werden. Somit
machte sich meine Wenigkeit mit Wonne auf den Weg nach Pratteln, um
Megadeth erstmals auf der Z7 Outdoor-Bühne zu sehen und zu hören.
Mit einem maximalen Fassungsvermögen von rund 2‘200 Fans hätten
somit noch ein paar Hundertschaften mehr Platz, als wenn es drinnen
ausverkauft wäre. Leider waren heute aber „nur“ gegen 1‘500 Fans
gekommen, die ihre Anwesenheit jedoch nicht bereuen sollten.
Die Geschichte von Megadeth ist fest mit Frontmann Dave Mustaine
verankert, der als Gründer der Band alle Line-Ups der Vergangenheit
bis heute angeführt hat. Seit 2010 ist sein alter Kumpel und Bassist
David Ellefson wieder fix mit von der Partie. Jüngster Zuzug seit
letztem Jahr ist Drummer Dirk Verbeuren, der nebst vielen Stationen
bei nicht so klingenden Namen unter anderem in der Solo-Band von
Warrel Dane (Sanctuary, Ex-Nevermore) spielte. Mit dem zweiten
Gitarristen Kiko Loureiro, den man sonst von Angra her kennt, ist
die letzte Lücke seit 2015 geschlossen.
Megadeth Gerne hätten wir an dieser Stelle etwas über
die ursprünglich vorgesehene Schweizer Vorgruppe Driven Under
berichtet, aber die bedauernswerten Jungs aus Schaffhausen wurden
kurzerhand wieder ausgeladen! Vor Ort wurde gemunkelt, dass dies Mr.
Mustaine höchstpersönlich verfügt habe. Selbst auf die Gefahr hin,
dass dies nicht stimmt, war es letztlich das Management der
Ami-Thrasher, das für den Fall des Damokles-Schwertes sorgte. Schade
auch, denn somit wurden Driven Under um die Erfahrung dieses
Auftritts gebracht, und das zahlende Publikum hätte eigentlich
Anrecht auf einen Support-Act. Da das Wetter an diesem Abend,
zumindest in der Zeitspanne des Konzertes, keine Kapriolen
veranstaltete und sich die Aussen-Temperaturen ganz angenehm
anfühlten, wurde in der Zeit, bis es losging, halt für das das
leibliche Wohl gesorgt und freundschaftlicher Gedankenaustausch
betrieben. Mit der langsam einsetzenden Dunkelheit rückte die Stunde
der Wahrheit immer näher, und kurz vor 22.00 Uhr setzte sich das
Song-Intro «Prince Of Darkness» (vom 99er-Album «Risk»)
ab
Band in Szene, ehe die ganze Chose mit dem genialen «Hangar 18»
unvermittelt von null auf hundert abging. Der Sound klang von Anfang
an erstaunlich gut, was den eigenwilligen Gesang von Dave zwar nicht
besser machen konnte, aber Megadeth ohne ihr Markenzeichen wären
schlicht undenkbar. Zusammen mit Bassist David Ellefson stand zudem
immerhin die Hälfte der Ur-Suppe der Amis auf der Bühne, und das war
nicht unwesentlich. Nach zwei alten Klassikern folgte mit «The
Threat Is Real» der erste neue Song vom aktuellen Album «Dystopia»
(2016), das weit herum Zustimmung erhielt und viele der alten
Tugenden wieder zum Ausdruck bringt.
Die Stimmung
entwickelte sich mit jedem weiteren gespielten Song prächtigst, und
dabei fiel vor allem Kiko Loureiro mehr als einmal positiv auf. Der
Chef gewährte seinem 6-Saiter Sidekick alle Freiheiten, was dieser
mit einer schlicht phänomenalen Performance würdigte. Zu opulentem
Licht und unterschiedlichen Stimmungen wirkte die ganze Band zu
jeder Zeit kompakt und spielfreudig zugleich. Kaum einer der Songs
der aktuellen Tour fiel ab, und überraschend wie erfreulich wurde
«Rust In Peace» (1990) gleich mit fünf Songs bedacht, während die
sechs 2000er-Alben zwischen «The World Needs A Hero» (2001) und
«Super Collider» (2013) komplett (!) ignoriert wurden. So gab es
eine Menge älteres Material zu hören, das durch
die insgesamt vier «Dystopia»-Tracks optimal ergänzt wurde.
Höhepunkte gab es am laufenden Band, und dazu gehörten, nebst einem
Kurzauftritt von Vic Rattlehead, natürlich auch «A Tout Le Monde»
wie der unverwüstliche Alltime-Klassiker «Symphony Of Destruction».
Die berechtigte Reminiszenz an die frühen Jahre von Metallica
bezeugte der ziemlich schnell gespielte Song «Mechanix» (zu finden
als letzter Song auf dem legendären 85er-Debüt «Killing Is My
Business… And Business Is Good»), der auf den ersten Demos von
Hetfield & Co. auch noch so betitelt war und später bekanntlich zu
«The Four Horseman» bei deutlich gemässigterem Tempo mutierte.
Megadeth spielten ihr Set ohne qualitative Schwankungen am Stück
durch, und als das begeisternde Konzert nach etwas über hundert
Minuten gefühlt viel zu früh zu Ende ging, liess der Schlussapplaus
keinerlei Zweifel darüber aufkommen, dass Megadeth gegenwärtig
wieder eine ganz heisse Nummer im Metal-Zirkus sind, und das darf
ruhig noch eine Weile so weiter gehen.
Setliste: «Prince Of
Darkness (Intro)» - «Hangar 18» - «Skin O' My Teeth» - «The Threat
Is Real» - «She-Wolf» - «Wake Up Dead» - «In My Darkest Hour» -
«Conquer or Die!» - «Trust» - «Sweating Bullets» - «Dawn Patrol» -
«Poison Was The Cure» - «Poisonous Shadows» - «A Tout Le Monde» -
«Tornado Of Souls» - «Dystopia» - «Symphony Of Destruction» - «Peace
Sells» - «Mechanix» - «Holy Wars... The Punishment Due» - «Outro».
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