Das war, so kurz nach dem "Rocksound
Festival" in Huttwil und dem BYH!!! in Balingen (am gleichen
Wochenende!), natürlich der Live-Knaller schlechthin! Beide Bands
hatten zudem brandneue Alben mit im Gepäck. Dream Theater mit "Systematic
Chaos" und Megadeth mit "United Abominations". Während die
Speerspitze des Progressive Metal in den letzten Jahren kaum bis gar
nicht nachgelassen hat, nahm die Metal-Gemeinde sehr erfreut zur
Kenntnis, dass sich Dave Mustaine in jeder Hinsicht wieder
freigeschaufelt hat. Die beste Antwort auf alle Fragen und/oder
Gerüchte ist ein überzeugendes Album und man kann guten Gewissens
sagen, dass Megadeth besser denn je klingen. Mit neuer Mannschaft an
Bord war es dann auch der Rotschopf mit der unverkennbaren Stimme,
der gleich für das erste Highlight des Abends verantwortlich war!
Und jeder Metalhead, der Megadeth in den vergangenen Jahren irgendwo
mal gesehen hat, wird auf Anfrage bestätigen können, dass der
heutige Auftritt alles Bisherige locker in den Schatten gestellt
hat. Und dass Dream Theater danach gar noch einen drauf setzen
konnten, lässt erkennen, was verpasst wurde, wenn man an dieser "Magic
Night" nicht zugegen war. (Rsl)
Megadeth
Man glaubte es kaum, aber das Volkshaus war von Beginn an sehr gut
gefüllt und gefühlsmässig eigentlich "sold out". Somit stiegen die
Ansprüche noch mehr, aber ich hatte schon nach dem am späteren
Nachmittag geführten Interview mit Dave Mustaine ein gutes Gefühl.
Früher als unbequemer und launischer Zeitgenosse verschrien, gab er
sich überaus freundlich, gesprächig und ich brachte ihn dabei sogar
zum Schmunzeln! Und dieser positive Eindruck täuschte in der Tat
auch etwas später nicht, denn schon kurz nach der lautstarken
Begrüssung vermochte "Sleepwalker" als Opener des neuen Albums auch
das Konzert umgehend auf volle Fahrt zu bringen. Die Band mit Glen
Drover (g), Shawn Drover (d) und James Lomenzo (b) spielte von
Beginn weg tight wie Sau auf und Mr. Mustaine sang für seine
Verhältnisse überdurchschnittlich gut. Daneben spielte er auch
gelöst, flink und präzise, dass nicht nur mir die Kinnlade runter
fiel. "Take No Prisoners" (von "Rust In Peace") war sowas von geil,
dass man seinen Ohren und Augen nicht traute! Aber hallo..., und
weiter ging's mit "Wake Up Dead", dem Opener von "Peace Sells...,
But Who's Buying" und notabene Jahrgang 1986! Hammer..., und gleich
folgte der nächste Opener: "Skin O' My Teeth" von "Countdown To
Extinction". Das Volkshaus kochte regelrecht und es erinnerte einen
gleich an die guten alten Zeiten. Die Setliste war recht
abwechslungsreich bestückt und die nagelneuen
Tracks
reihten sich blendend bei den alten Krachern ein. Dass dabei mit "She
Wolf" ein Song von "Cryptic Writings" zu Ehren kam, überraschte
gleichermassen, wie die Alben "Youthanasia" durch das Ausbleiben von
"A Tout le Monde" oder auch "The System Has Failed" nicht
berücksichtigt wurden. Aber bei einer Spieldauer von 75 Minuten
müssen halt Abstriche gemacht werden, die an diesem Abend umso
schmerzlicher waren, da sich die ganze Band, allen voran Mastermind
Dave Mustaine, in allerbester Verfassung zeigte. Die legendäre
"Symphony Of Destruction" durfte im Zugabenteil dann natürlich nicht
fehlen, wurde bei den ersten Klängen nach Fussballstadion Manier
megamässig abgefeiert und verwandelte den Saal darauf vollends in
ein hüpfendes Tollhaus. Die Stimmung war schlicht grandios und
derart euphorisch, dass Dave während "Holy Wars" einmal kurz inne
hielt und wohl selber nicht recht glauben konnte, was da vor ihm
gerade abging, bevor der Song zu Ende gespielt wurde. Wann hat man
bei Megadeth sowas schon mal gesehen?!! Einfach unglaublich, und
dass sich Dave zum Schluss geradezu ehrfürchtig wie offensichtlich
ergriffen beim tollen Zürcher Publikum für die frenetischen
Reaktionen bedankte, machte deutlich, in welche Richtung es
hoffentlich noch eine Weile gehen wird, nämlich "Vorwärts - Marsch!"
Welcome back und das nächste Mal bitte als Headliner! (Rsl)
Setliste: "Sleepwalker" - "Take No Prisoners" - "Wake Up Dead" -
"Skin O' My Teeth" - "Gears Of War" - "She Wolf" - "In My Darkest
Hour" - "Hangar 18" - "Washington Is Next!" - "Never Walk Alone... A
Call To Arms" - "Tornado Of Souls" - "Peace Sells" - "Symphony Of
Destruction" - "Holy Wars".
Dream Theater
Dieses Konzert war der absolute Hammer! Und um denen den Wind aus
den Segeln zu nehmen, die wissen, dass ich ein absoluter Verehrer
der Truppe bin und deshalb alles aus der rosa Brille betrachte
könnte, sei zu sagen, dass sich in den Tagen nach dem Konzert
wirklich niemanden (!) getroffen habe, der nicht in den höchsten
Tönen von diesem Abend geschwärmt hat. Aber beginnen wir diesen
Bericht ganz klassisch mit dem Intro. Dieses erinnerte an Filmmusik
und wurde noch bei beleuchteter Halle gespielt. Als dann der
Konzertsaal abgedunkelt wurde, kam es zur eigentlichen Eröffnung in
Form eines Dream Theater Medleys ab Band, welches fetzenartig
verschiedene Liedausschnitte wiedergab. Dabei war schon so etwas wie
Euphorie in den dichten Reihen des Volkshauses aus zu machen. Mit "Overture
1928" und "Strange Déjà Vu", welche beide von "Metropolis Pt. II"
stammen, begann das eigentliche Konzert. Die Band spielte perfekt.
Klar, dass bei dieser Präzision nicht viel an Bewegung auf der Bühne
angesagt war. Wer allerdings einen guten Platz hatte und so einen
Blick auf die Gesichter von Gitarrist John Petrucci, Bassist John
Myung und Keyboarder Jordan Rudess werfen konnte, las darin grosse
Emotionen. Und wer davon noch nicht genug hatte, wurde beim genauen
Blick auf die Finger der drei Musiker bestens unterhalten.
Unglaublich, wie schnell und trotzdem präzise es möglich ist,
Gitarre,
Bass und Keyboard zu spielen. Schlagzeuger im Publikum bekamen von
diesen Fingerfertigkeiten nicht viel mit, da sie wohl genug damit zu
tun hatten, ihrem Vorbild Mike Portnoy zuzuschauen, wie er scheinbar
mühelos die kompliziertesten Rhythmen spielte. Das Muse-artige
"Panic Attack" von "Octavarium" kann da ohne weiteres
stellvertretend für den Rest des Sets hinhalten. Danach stellten
Dream Theater das aktuelle Meisterwerk "Systematic Chaos" mit "Constant
Motion" und dem sehr harten "The Dark Eternal Night" vor. Leider
wurden nur gerade diese beiden Lieder berücksichtigt. Schmerzlich
vermisste ich "Forsaken", was im Endeffekt aber durchaus verkraftbar
war, setzte die Band nun wirklich zum einstündigen Höhepunkt an.
Sänger James LaBrie verkündete, dass sie zum 15. Geburtstag ihres
Zweitwerks nun das gesamte (!!!) "Images And Words" Album spielen
würden, was einen freudigen Aufschrei im Publikum auslöste. Es
folgten also Songs, wie das von der Halle ekstatisch mitgesungene
"Pull Me Under" oder das vertrackte "Take The Time", welches bei
einigen Tränen der Freude in die Augen trieb. "Surroundet" sorgte
mit ruhigem Beginn und herzerwärmendem Gesang von James LaBrie für
Gänsehaut pur, während bei "Metropolis Pt. I - The Miracle And The
Sleeper" ein Ruck durchs Publikum ging. Überall sah man unglaubliche
Glückseeligkeit, so dass zwischendurch schon mal das Gefühl
aufkommen konnte, man sei hier in einem geheimen Gottesdienst.
Ebenfalls wurde deutlich, welche grossen Unterschiede zwischen einem
Iron Maiden Neuwerk à la "A Matter Of Life And Death" und einem
Dream Theater Werk herrschen. Hier hat man einfach alles: Echte
Headbanger, fast zerbrechlich zarte Momente und Dramaturgie. Die
Setliste war darauf perfekt abgestimmt, so dass das arabisch
angehauchte "Home" und das nochmals knüppelharte "As I Am" als
Zugaben den Konzertabend logisch abschlossen. Insgesamt dauerte
dieses Inferno der Gefühle und Emotionen schliesslich über zwei
Stunden, die einem aber viel kürzer vorkamen. Dream Theater haben an
diesem Abend definitiv alles richtig gemacht, und so wird wohl das
gesamte Volkshaus genötigt sein, die Band nochmals zu schauen, wenn
sie im Herbst (31.10.07), zusammen mit Symphony X, in der
Winterthurer Eulachhalle aufspielen werden. Freuen wir uns also auf
ein weiteres Feuerwerk!
Setliste: "Overture 1928" - "Strange Déjà Vu" - "Panic Attack" - "Constant
Motion" - "The Dark Eternal Night" - "Pull Me Under" - "Another Day"
- "Take TheTime" - "Surrounded" - "Metropolis Pt. I - The Miracle
And The Sleeper" - "Under A Glass Moon" - "Wait For Sleep" - "Learning
To Live" - "Home" - "As I Am".
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