Kleine Festivals mit spezialisiertem Line-Up spriessen wie
Pilze aus dem Boden, während die Grossen überall in Europa mit den
immer gleichen Headlinern mehr und mehr zum Campingurlaub mit
Livemusik und diversen anderen Attraktionen verkommen. Das Meh Suff
in Hüttikon (ZH) hat es geschafft, sich in den letzten Jahren einen
festen Namen zu machen und dennoch in überschaubarer Grösse zu
bleiben. So lockte es auch am Wochenende vom 04.09. – 06.09.2015
Fans härterer Klänge auf den Hüttikerberg. Das Samstagsprogramm
haben wir an vorderster Front miterlebt.
Alcohol Related
Death >> Bereits kurz nach dem Mittag wird in den zweiten
Festivaltag gestartet. Währenddem die ersten Fans bereits wieder
mit aufrechtem Gang vor die Bühne stolpern, haben Alcohol Related
Death wohl noch ein wenig mit der Party der letzten Nacht zu
kämpfen. Die Bassistin wie auch der Gitarrist wirken bei den ersten
Songs noch ein wenig träge. Das ändert sich gegen Ende der
Spielzeit. Das vom Auditorium herbeigewünschte „Hammermurder“ wird
mit aufgeblasenem Gummihammer in Szene gesetzt und das Publikum
bewegt sich spätestens bei der Ankündigung des neuen Bandlogos (denn
darauf hin werden die alten Shirts der Band von der Bühne geworfen)
zum groovenden Grind der Ostschweizer.
<< Petrol Patrol
Sie sehen etwas aus wie Paradiesvögel, mit ihren weissen, rot- und
rosafarbenen Shirts, dafür bleiben sie musikalisch auf
traditionellen Pfaden. Die Jungs aus Lausanne haben sich dem Old
School Thrash verschrieben und versuchen diesen nun den wenigen
anwesenden Zuschauer schmackhaft zu machen. Auch wenn die Herren im
Verlauf der Gigs deutlich auftauen, will der Funke bis zum Schluss
nicht so richtig überspringen.
Rottenness >>
Rottenness aus Mexiko wissen sich zu helfen und feuern die Party mit
Tequila an, was das Publikum zu (fast) spontaner Massenbewegung
Richtung Bühne überredet und zum soliden Brutal Death der drei
Musiker feiern lässt. Eindrücklich ist der Stimmumfang des sehr
jungen Sängers, der wohl in Amerika noch nicht mal Alkohol trinken
dürfte.
<<Artillery Als Jeans und Kutten im
Publikum plötzlich zunehmen, wird klar: Artillery machen sich bereit.
Auch wenn der Gesang ein harter Kontrast im Programm des Tages
darstellt - die Leute auf beiden Seiten der Bühne scheinen Spass an
dem dänischen Thrash zu finden. Endlich scheint sich auch der Platz
zu füllen - die seit dreissig Jahren agierende Band hat sich ihren
Status aber auch erarbeitet.
God Dethroned >>
God Dethroned sind erst seit letztem Jahr wieder unterwegs, aber die
zweijährige Pause merkt man den Holländern nicht an. Die Bühnenzeit
wird gut genutzt, es gibt kaum Ansagen, dafür aber die volle Ladung
Sound, was die Leute in Bewegung versetzt. Wer sich eher im
Hintergrund aufhält, kann zudem die professionelle Lichtshow
geniessen, welche bei einsetzender Dämmerung mehr und mehr zur
Geltung kommt.
<< Equilibrium Es ist
erstaunlich zu sehen, dass Folk/Pagan Metal auch im 2015 noch so
zieht. Zu Equilibrium haben sich nun scheinbar auch die bequemsten
Festivalbesucher hochgerafft und sich vor die Bühne geschleppt. Der
Platz vor der Bühne wird eng und das Publikum johlt zu Trinkhymnen
wie 'Wirtshaus Gaudi' freudig mit. Sänger Robse klopft Sprüche am
Laufmeter und die Saitenfraktion setzt sich gekonnt in Pose. Ein
Auftritt ohne Überraschungen, der aber zufriedene Zuschauer
hinterlässt.
Darkspace Mit Darkspace
haben die Veranstalter eine wahre Perle gebucht. Der atmosphärische
Sound der Berner kommt mit dem minimalistischen, aber gezielt
eingesetzten Licht sehr spannend rüber. In der Deutschschweiz
scheint die Band weniger bekannt zu sein, in den vordersten Reihen
tummeln sich viele Westschweizer, die sich in den verwobenen
Gitarrenläufen und dem elektronischen Sound gehen lassen. Dennoch
sind gerade die langsameren Parts für ein Open-Air fast ein wenig
langatmig, was sich beim letzten Song des neuen Albums auch im
Publikum bemerkbar macht. Dennoch ist der Auftritt optisch wie auch
von der Soundqualität spitze und zählt bestimmt zu den Highlights
des Festivals.
Kataklysm >> Zur späteren
Abendstunde hatte man nun nur noch die Wahl sich entweder einen
dicken, warmen Pullover anzuziehen, oder zur Band richtig abzugehen,
denn es wurde langsam aber sicher empfindlich kalt. Viele
entschieden sich für Ersteres und bewegten ihre Körper und die
Haarpracht im Gleichtakt zum prügelnden Death Metal der Kanadier.
<< Alcest Alcest bieten im Anschluss das
absolute Kontrastprogramm. Das Intro und das Outro des neusten
Studioalbums 'Shelter' bilden den Rahmen der heutigen Show, welche
das Publikum tief in ihre Gedankenwelt versinken lässt. Fans der
alten Alcest müssen sich langsam aber sicher damit abfinden, dass
die Band einen neuen Weg eingeschlagen hat und sich immer weiter vom
Metal weg bewegt. Der Intensität der Musik können sich heute jedoch
nur sehr wenige entziehen und so bleibt das Publikum trotz wenig
Action vor der Bühne stehen.
Hideous Divinity
Die Ehre, das Meh Suff! Festival 2015 zu beenden, wird den
italienischen Brutal Death-Metallern von Hideous Divinity zuteil.
Der Platz vor der Bühne hat sich zwar deutlich geleert, aber
zumindest sind ein paar partyhungrige Metalheads stehen geblieben,
welche nochmals Lust auf eine ordentliche Tracht Prügel haben. Diese
lassen sich keine Müdigkeit anmerken lassen und unterstützen die
Italiener bis zum letzten Akkord.
|
|