Livereview: Meh Suff!! Winter Festival 2016

15. - 16. Januar 2016, Dynamo Saal - Zürich
By Natalia N.

Dieses Jahr fand das Meh Suff!! Winter-Festival in Zürich am 15. und 16. Januar im Dynamo Saal in Zürich statt. Diesmal ist es ein Jubiläums-Festival: Schon seit 5 Jahren wird Winter Festival durchgeführt. Und es spielt keine Rolle, in welcher Halle es stattfand, denn immer war die Organisation auf höchstem Niveau und der Publikumszulauf perfekt! Mit grossem Vergnügen stelle ich fest, dass sich dieses Festival entwickelt. Die ersten drei Jahre dauerte es nur ein Tag , aber seit 2014 ist es schon 2 Tage. Es begann mit 8 Bands, aber dieses Jahr waren es schon 12 Teilnehmer. Ich hoffe, dass es nicht stehen bleibt. Meiner Meinung nach passen lange Winterabende ganz gut zum Zusammentreffen der Fans auf Konzerten der extremen Musik. Der Sommer entspannt uns und stumpft die Proteststimmungen und den „Ich-will-den-Hintern-der-ganzen-Welt-versohlen“-Wunsch ab. Dieses Mal spürte man diese “Winterstimmung” besonders gut, denn die Musiker aus den nordischsten Ländern Europas – Norwegen und Finnland - besuchten uns! Aber andere Länder waren auch durch entsprechende Bands vertreten.


All Life Ends

Das Festival wurde traditionell von einheimischer Band aus St. Gallen eröffnet. Gegen Viertel vor sieben kamen All Life Ends auf die Bühne und droschen auf die Zuschauer gleich ihre Death-Metal-Riffs los. Obwohl die Band nicht so viele Songs hat, hat jedes davon seine originelle, für dieses Genre geeigneten Kompositionslösungen. Ausserdem zeigte sich der neue Gitarrist der Band Santangelo sehr gut auf diesem Auftritt. Aber der Gruppengründer David Oberthaler war auch auf der Höhe – er zeigte die ganze Stärke der brutalen Stimme, die er schon seit 2006 einsetzt!


Ølten
Die erste Band trat nur 30 Minuten lang auf, aber der Auftritt der nächsten schweizerischen Band, Ølten, dauerte 40 Minuten. Diese Band ist unter Fans der experimentellen Musik ziemlich bekannt. Sie bezeichnet ihren Stil als Post-Porn-Sludge und enthält keinen Gesang. Die Band spielt Instrumentalmusik. Gerade deswegen ziehe ich den Hut vor den Techniker des Meh Suff!!. Der Sound war so gut eingestellt, dass man verschiedene Geräuscheffekte, die in solcher Musik verwendet werden, hören konnte. Jedes Instrument war klar zu hören. Die einzige Klage besteht darin, dass Ølten beinah im Dunkeln auftraten, ausschliesslich einiger Momente, in denen die Bühne mit roten Scheinwerfern beleuchten wurde. Aber andererseits ist solche Musik nicht für visuelle Shows geeignet, sondern zum Anhören. Aber eventuell sollten sich die Ølten ein paar Gedanken über irgendeine Videosequenz machen, so wie es Sunn O))) zum Beispiel tun. Ausserdem wich der Stil dieser Band von den Stilen der anderen Gruppen dieses Festivals ab. Aber andererseits - da, wo Extremismus herrscht, ist auch Platz für die Experimente, nicht wahr?


Illdisposed
Viertel vor neun erschien die Gruppe Illdisposed auf der Bühne, die man zu den Veteranen der dänischen Metal-Szene zählt. Die Band war zur rechten Zeit am Start, denn das Publikum schien sich ohne Blast-Beats zu langweilen. Der neue Schlagzeuger Kim Jensen, der den legendären Muskelbux hinter dem Schlagzeug ersetzte, zeigte sich sehr gut. Aber der bockige, bärtige Sänger Bo Summer schockierte die Zuhörer wie immer mit seinem beinahe unanständigen Verhalten. Er fluchte in den Pausen zwischen den Songs und wollte wahrscheinlich dadurch „das Image der brutalsten Band in Dänemark“ betonen. Ich füge hinzu, dass die Musik der Band ziemlich melodisch und vom Old-School sehr fern ist. Illdisposed spielten 45 Minuten lang.

Kalmah
Nach der 30-minütigen Pause begann der Auftritt der finnischen Gruppe Kalmah. Ich muss gleich sagen, dass mich der Auftritt dieser Band im besten Sinne des Wortes erstaunte. Es liegt nahe, dass die Gruppe grade auf das ganz andere Niveau steigt. Ich war einmal auf dem Konzert dieser Band, aber zum ersten Mal war der Sound so stark, interessant und neoklassisch. Ausserdem waren alle vom Keyboarder durch sein ziemlich extravagantes Outfit überrascht. Er hatte ein T-Shirt mit Palmenprint und einen schwarzen Hut an, wodurch er sich sehr von seinen Mitmusikern unterschied. Durch sein Aussehen unterstrich er seine besondere Rolle in der Band. Und es ist wirklich wahr! Aber man darf auch nicht vergessen, den Gitarristen zu loben, er bekam die meiste Aufmerksamkeit durch seine Aktivität und meisterhafte Partien. Die Finnen beendeten ihr Programm genau plangemäss um Viertel vor elf.



Enslaved
Der Auftritt des Headliners Enslaved fing mit 15-minütiger Verspätung an. Aber das Warten auf die berühmte Truppe aus Norwegen hatte sich gelohnt. Jeder Musiker besitzt eine eigene Strahlkraft, und jeder von ihnen fand Zeit, das Publikum anzufeuern, liess es Hände hochheben und bat um “Hey” im Chor! Die meiste Aufmerksamkeit zog Ice Dale auf sich, er bummelte mit seiner Gitarre auf der ganze Bühne herum, dabei seine grossen Brustmuskeln demonstrierend und bessere Posen für gute Fotos suchend. Ivar selbst war sehr sprachselig und annoncierte jedes Lied, indem er geheimnisvolle Gesten machte, was Düsterheit und Mystik verschaffte.!


Samstag 16.01.2016

Funeralopolis

Der zweite Festivaltag begann mit dem Auftritt der schweizerischen Band Funeralopolis, die Doom/Death Metal-Musik spielte. Es war noch ziemlich früh – Viertel vor vier - aber es waren schon ziemlich viele Fans der schweren Musik in der Halle. Ich muss sagen, dass am zweiten Tag nicht nur der Sound, sondern auch die Beleuchtung auf hohem Niveau lag. Aber dieser Faktor schadete keinesfalls dem Underground-Charme, den die Musik von Funeralopolis im wahren Sinne des Wortes ausstrahlte. Unverarbeiteter, urwüchsiger Death-Sound und tiefes Gebrüll gefielen dem Publikum ohne Zweifel.


Shotgun
Als Zweite kamen Shotgun aus Lichtenstein auf die Bühne. Sie hoben sich stark von der ersten Band durch ganz anderen Stil und Philosophie ab. Die Musiker feuerten das Publikum dank ihrer Thrash-Energie an! Sie unterhielten sich vor dem Auftritt und von der Bühne aus mit den Zuhörern mit grossem Vergnügen, der Bandleader und Sänger organisierte eine Mising-Perie, indem er die Worte aus dem Refrain schrie. Im Grossen und Ganzen machte die Band die Anwesenden mit ihrem Repertoire bekannt. Ich glaube, viele werden sich noch lange an den Song „L.I.A.S“ erinenrn. Und natürlich gefielen vielen Lieder in bester Tradition des früheren Schaffens von Metallica.


Clit Commander
Punkt Viertel vor sechs genau wie es geplant war, erschien nächste Band aus der Schweiz – Clit Commander. Ich glaube, gerade diese Band überraschte mich mit ihrem musikalischen Programm. Sie besitz ausgerechnet das, was ich sehr hochschätze: Gespühr für Humor und perfekte Technik. Ja, die Band spielt Grindcore, aber aus der Mehrheit der ähnlichen Gruppen unterscheidet sie sich durch ihre Vorliebe für Experimente. Ich sage nur, dass es den Musikern gelang, während des Auftrittes Salsa-Stücke mit einzubeziehen. Den charmanten Sänger und Gruppenleiter Rene mit seiner kraftvollen Gutturalstimme und den Gitarrist Hert mit seinem technisch meisterhaften Spiel darf man nicht ausser Acht lassen.


Sinister
Danach wurde die Bühne für die Veteranen der niederländischen Death Metal-Szene Sinister vorbereitet. Die Band mit dem schweren Schicksal zerfiel und kam 2005 wieder zusammen. Natürlich kennen die Fans dieses Genres diese Band mit dem Sänger Mike van Mastrigt, aber er verliess die Band, was zu ihrem Zerfall führte. Es war interessant, die Stimme des ehemaligen Schlagzeuger Adrie Kloosterwaard einzuschätzen. Er war gezwungen, die Drumsticks beiseite zu legen, um den Platz am Mikro einzunehmen. Aber er gab alles, um seine Band zu bewahren! Es klappte eigentlich ganz gut. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ihr Schaffen immer noch ihren Charme besitzt. Die Band kam zu einem ziemlich langen Geräusch-Intro auf die Bühne. Und in der Mitte des Auftrittes hörte man noch eins, aber diesmal war es ein Orgel-Intro. Nun ist es ziemlich logisch, ihre zweite Geburt solcherweise anzudeuten. Mich beeindruckte das kurze Bassgitarren-Solo. Der Auftritt dauerte 50 Minuten lang und wurde mit Geigen-Outro beendet.


Melechesh
Nach einer halben Stunde war schon alles bereit für Melechesh. Ich kann genau sagen, dass sehr viele zum Festival wegen dieser Band aus Israel kamen. Melechesh gebührt Respekt, denn sie erfüllten die in sie gesetzten Erwartungen. Die Musiker mit schwarzen Kufiyas mit Schlitz für die Augen kamen zu einem Intro mit orientalischen Klängen auf die Bühne. Ashmedi – Bandleader, der singende Gitarrist - war im Schwung. Zweifellos war es sehr überraschend: Eine Mischung von Black Metal-Riffs und “Sonnenenergie” in der Musik. Das Publikum unterstützte stark die Band und skandierte laut den Bandnamen. Nach den ersten 2 Songs nahmen die Musiker die Kufiyas ab, - und es war die richtige Entscheidung! Denn es wurde sehr heiss in dem Raum. Am Ende des Auftrittes übergaben die Fans Ashmedi ein Geschenk in Form eines schönen Beutels. Es war noch ein wahrer Beweis der Dankbarkeit der Fans für dieses Konzert!


Impaled Nazarene
Nach der geplanten Pause erschallte ein weiteres Intro, und der Sänger von Impaled Nazarene rannte auf die Bühne. Diese Finnen gelten seit langer Zeit als Symbol des Kampfes gegen Gott und sind diejenigen von Ideologen dieser Metal-Musik. Der Sänger fing gleich an, gottesfeindliche Worte auszuspucken, aber tat es doch nicht lange. Andere Musiker erschienen mit Corpsepaint. Die Gesichter waren Schwarz-grün bemalt, was eigentlich typisch für Musiker des Black Metal-Genres war. Aber es ist allen bekannt, dass Impaled Nazarene auf ihre Einzigartigkeit sehr stolz sind. Der Bandleader einen auf Verrückten mit Verstandesstörungen und auf seine eigene Art und Weise. Damit bereitete er den Fans viel Freude. 50 Minuten später verliess die Band die Bühne.

Set-List: Intro; Raping The Angels; Armageddon Death Squad; Laming Sword of Satan; The Horny And The Horned Tentacles Of The Octagon; Morbid Fate; Satan's Generation; Vigirous And Liberating Death; Motorpenis; Weapons To Tame A Land; Ghettoblaster; The Oath Of The Goat; Kali-Yuga; Total War - Winter war.


Sodom
Endlich Viertel vor elf war alles für den Auftritt des Headliners dieses Festivals fertig. Diese sind nicht bloss Veteranen, sondern auch eine sehr erfolgreiche Band mit einem weltberühmten Namen, die ihre Fans immer noch mit hochklassiger Musik überrascht. Zweifelllos ist es der Verdienst des Gruppenleiters – des charmanten Sängers/Bassisten Tom Angelripper. Ich glaube, er hatte das T-Shirt „Jack Daniels“ nicht bloss zufällig an, denn es war der Lieblingsdrink vom Motörheads, Lemmy Kilmister, der vor kurzem diese Welt verlassen hat. Wahrscheinlich brauchte man keine Worte, um die Trauer auszudrücken. Die Band Sodom spielt seit langem Cover zu dem Song „Iron Fist“ von Motörhead. Und die Tatsache, dass dieses Cover auf der Set-Liste steht, ist die beste Art, Lemmy zu gedenken. Ich füge hinzu, dass Sodom ein sehr grosses Programm einschliessend Lieder aus verschiedenen Jahren spielte, was den Fans grosse Freude bereitete. Tom war gut aufgelegt und das Publikum ebenso. Er filmte sogar den Zuschauerraum mit seinem Handy und zeigte allen Anwesenden dadurch seine Dankbarkeit. Was könnte für einen Musiker besser sein als ein Freudeschrei und die Tatsache, dass die Fans seine Texte auswendig kennen?! Bravo Sodom!

Set-list: Final Bullet; Outbreak Of Evil; Bird/The Saw Is The Law; City Of God; Sodomy And Lust; Napalm In The Morning; Ausgebombt; Blasphemer; An Eye For An Eye; Stigmatized; Iron Fist; Tired And Red; Nuclear Winter; Burst Command; Remember The Fallen; Bombenhagel