Das Galery ist für einen Sonntag Abend schon bei unserer Ankunft
recht voll und die meisten, mit denen wir sprechen, sind wegen der
zweiten Band des Abends hier: Omnium Gatherum. Die Finnen erfreuen
sich momentan grosser Beliebtheit. Aber auch die Headliner Mercenary
werden mit Spannung erwartet. Die Stimmung ist also schon zu Beginn
des Abends gut, wenn auch bei den ersten beiden Songs der jungen
dänischen Thrash Metaller Essence noch etwas verhalten.
Essence überzeugen wie auch schon auf der Tour mit Hypocrisy
im Frühling mit einer gut eingespielten Show, obwohl seither ein
Besetzungswechsel auf dem Drumhocker stattgefunden hat. Allerdings
kamen die Dänen bei ihrer letzten Schweizer Show in Winterthur
druckvoller rüber, was nicht am Sound im Galery liegen kann – der
ist nämlich sehr in Ordnung. Wahrscheinlich haben die vier Jungs
anstrengende Monate hinter sich, als junge Band muss man einfach
unglaublich am Ball bleiben und jede Chance nutzen. Auf der Tour mit
ihren Landsleuten Mercenary haben sie eine weitere Sprosse auf der
Erfolgsleiter erklommen.
Eine weitere Veränderung liegt nicht im Song-Repertoire, das noch
ziemlich dasselbe wie vor einem halben Jahr ist, sondern in der
Stimme von Frontmann Lasse. War seine Stimme schon im April live
nicht ganz so giftig und stark wie auf Platte, so ist sie nun noch
viel weicher und melodiöser geworden. Fast ausschliesslich wird
clean gesungen, und man hat den Eindruck, dass sich der
Gitarrist/Sänger nicht ganz wohl in seiner Haut fühlt. Nach der Show
sprechen wir noch kurz mit den Jungs und tatsächlich hat sich der
Gesangsstil so geändert, weil Lasse durch das Schreien auf Dauer
grosse Probleme mit seiner Stimme bekam. Das ist natürlich
verständlich und ein altbekanntes Problem von Sängern im extremen
Metal, und Lasse hat auch clean eine sehr gute Stimme, so dass dies
eigentlich eine super Lösung ist. Allerdings verliert der Sound in
meinen Ohren dadurch schon einiges von seiner Aggressivität und
Power. Die zweite Gitarre überzeugt ebenso auf ganzer Linie wie die
Rhythmus-Fraktion, der neue Mann am Schlagzeug hat sich schon super
eingelebt. So wird das Publikum mit jedem Song lebendiger und
verabschiedet Essence nach einer halben Stunde Thrash mitten in die
Fresse mit begeistertem Applaus.
Omnium Gatherum sind die zweite Band im Programm des Abends
und sie werden von einem sehr zahlreichen Publikum begrüsst, das
sich in freudiger Erwartung vor der Bühne drängt und den Raum des Galery bis nach hinten füllt.
Selten habe ich das Galery so gut gefüllt erlebt –
vor allem an einem Sonntag Abend. An dieser Stelle
muss auch unbedingt ein Lob für den sehr schnellen und reibungslosen
Ablauf des Abends und die kurzen Umbauzeiten zwischen den Bands
ausgesprochen werden. Merci dafür liebes Galery und Z7-Team, wir
wissen alle, dass das keine Selbstverständlichkeit ist. Die sechs
gestandenen Finnen von Omnium Gatherum bieten schon visuell ein
tolles Bild, alle mit einem Shirt der eigenen Band angetan, fünf von
ihnen mit langen Haaren, so dass choreografisch korrekt gleichzeitig
geheadbangt werden kann. Ein eindrucksvolles Bild! Frontmann Jukka
Pelkonen hat ein wahnsinniges Gespür für das Publikum und begeistert
ab dem ersten Ton den ganzen Saal. Mit ihrem tiefgründigen, epischen
und dennoch harten Sound, der viel Abwechslung bietet, haben die
Melodic Deather, die schon seit 1996 existieren, das Galery sofort
in der Tasche. Die Härte der schnellen Double Bass-Parts kommen
genauso gut rüber wie die Harmonien der schweren, epischen
Songteile. So wird die Band nach dem letzten Song enthusiastisch
gefeiert und es gibt dann noch eine lautstark verlangte Zugabe.
Dann wird es Zeit für die Headliner: Mercenary. Der Frontmann
René Petersen, der seit 2006 bei der dänischen Truppe dabei ist, ist
ein wahres Energiebündel und stimmlich wirklich gesegnet, auch wenn
ihm ab und an mal ein etwas schräger Ton entfleucht. Zwar hat sich
schon ein Teil des
Publikums verabschiedet, wahrscheinlich vor allem
aufgrund des Wochentages und der öffentlichen Verkehrsmittel, es
verbleibt aber dennoch noch eine beachtliche Menge Fans da und
feiert mit den Melodic Deathern. Nicht wenige können viele der Texte
mitsingen und die Stimmung im Raum ist sehr gut. Insgesamt wird hier
eine kraftvolle und souveräne Performance geboten, vor allem der
Drummer gefällt durch sein gekonntes Spiel. Mercenary beherrschen
die Bühne und die Crowd routiniert und mit viel Spielfreude. Beim
Song «Through The Eyes» animiert René zu einer Wall of Death, die
allerdings eher an ein Gruppen-kuscheln erinnert, denn die
Grundenergie im Publikum ist sehr friedlich und eher ruhig, auch
wenn der Spass an der Show und die Begeisterung spürbar ist. Der
Sound der Dänen bietet viel Pathos und Power, allerdings ist
Originalität nicht unbedingt die Stärke der Truppe. Das wollen wir
aber auch nicht immer und daher bekommt die sehr unterhaltsame Show
von Mercenary auch einen „Like-Daumen“ von mir.
Setliste: «New Dawn» - «Soul Decision» - «Welcome The Sickness» -
«Through The Eyes» - «Embrace The Nothing» - «Generation Hate» -
«Simplicity Demand» - «TODD» - «Endless Fall» - «Black Brigade».
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