Livereview: Metal Church - Victory - Gorilla Monsoon
2. Juni 2006, Pratteln Z7
By Kissi
Trotz meinem noch jugendlichen Alter, stellen für mich die US-Metaller eine Götterband dar, deren Schicksal es nun halt mal ist, vom Gros der Metalgemeinde ignoriert zu werden, heute auf jeden Fall. So befürchtete ich, mich an den MC-Gig vor einem Jahr erinnernd, an welchem nicht einmal 100 Nasen anwesend waren, dass auch dieses Mal wieder nur eine Handvoll Banger das Z7 aufsuchen würden. Doch glücklicherweise vervier- oder verfünffachte sich die Besucheranzahl während des Abends, zum einen wohl da es Freitag war, zum anderen auch wegen dem gut gewählten, abwechslungsreichen Package, wurde die Metal-Kirche doch von den deutschen Hard Rockern Victory und den doomigen Gorilla Monsoon supportet.

Gorilla Monsoon
Noch nicht allzu viele Fans haben den Weg ins Z7 gefunden, als sich das deutsche Quartett nach einem dröhnenden Intro auf die Bühne begibt. Im Mittelpunkt derer steht sofort der riesige Totenschädel eines Steinbocks, welcher das Mikro von Sänger und Gitarrist Jack Sabbath ziert. Als spartanisch lässt sich der Mix aus Doom und Stoner Rock, den die Jungs hier zelebrieren am besten bezeichnen, da er hauptsächlich aus drei bis vier Gitarren-Riffs und einem straighten, groovenden Drumming besteht, nicht mehr und nicht weniger (sofern das überhaupt noch geht). Dieser Sound kam nicht bei allen Zuschauern an und so konnte man erst wenige Köpfe, unter anderem den Meinigen, bangen sehen. Zwischenzeitlich klang die Truppe dann sogar thrashig, vermittelten sie doch manchmal auch gewisse Down-Vibes, da der Sänger der Liaison zwischen Zakk Wylde und Phil Anselmo hätte entsprungen sein können. Nach einer halben Stunde verzogen sich die Gorillas dann mit der Begründung, auch sie möchten Metal Church sehen, weswegen man das nun abkürzen würde, obwohl ich persönlich nichts gegen einen weiteren Song gehabt hätte. Denn Gorilla Monsoon beeindruckten durch eine unglaubliche Intensität, die sich auch auf der Bühne manifestierte, schienen sie während des ganzen Gigs fast in Trance zu schweben.

Victory
Von erdigem Doom nun zu goldenem Hardrock, der dem anwesenden Volk mehr zu munden schien, dasich die Stimmung schlagartig besserte. Die Hannoveraner Truppe um die beiden Gitarristen Tommy Newton und Hermann Frank gab gleich von Anfang an Gas und dies in Form von „Take the pace“ vom berühmten „Temples of gold“ Album (1990). Gleich herrschte Party total, sowohl vor, als auch auf der Bühne, denn bei Victory gibt's nur Eines: Posen!!! Allesamt warfen sie sich in die Rockstellungen par excellence, auch der neue und im Vergleich zu den angegrauten Herren jung wirkende Sänger namens Jioti Parcharidis (Ex-Human Fortress). Outfitmässig hingegen fiel der Neuling allerdings aus dem Rahmen, denn neben den glamartig angezogenen Veteranen, wirkt Jioti mit seiner zerfledderten Lederjacke und dem mehr grau als schwarzen Maiden-Shirt wie ein gerade auf der Strasse aufgelesener Fan. Dies minderte aber seine überzeugende Leistung nicht im Mindesten, weil er trotz andauerndem Springen und Rennen es schaffte, starke Screams zu bringen. Da ich selber die beiden Vorgänger Charlie Huhn und Fernando Garcia (Godiva) nie live erleben durfte, erfüllte Parcharidis für mich sämtliche Erwartungen. Bei solch einer Spielfreude und solcher Stimmung überraschte es nicht, dass auch die Juns von Metal Church aus dem Fenster des Backstage-Raums hinunter spähten und mitfeierten. Doch mal ehrlich, was kann man bei Rock-Klassikern wie „Backseat rider“, „Chicks on display“, „Don't tell no lies“ oder dem hervorragenden „Temples of gold“ falsch machen? Diese Top-Stücke können es auch mit Songs der Kollegen von den Scorpions aufnehmen, mit denen Victory dieses Jahr ja am speziellen Scorpions-Abend in Wacken abrocken werden. Und so wurde knapp eine Stunde, ausgefüllt mit glamourösem Hardrock, durch „Ckeck's in the mail“ abgeschlossen. Hätte das wirklich jemand gedacht an diesem Abend, als er ins Z7 pilgerte, dass eine Altherren-Band durch zwei neue Mitglieder (auch Drummer Achim Keller ist erst seit kurzem dabei) so aufgemotzt werden kann?

Set-List: „Take the pace“, „Power strikes the earth“, „No way tonight“, „Backseat rider“, „Standing like a rock“, „On the loose“, „Temples of gold“, „Don't tell no lies“ - „Chick's on display“ – „Ckeck's in the mail“.

Metal Church
Was ist ungeschickt daran, eine Tour zu einer neuen Scheibe zu machen, wenn das gute Teil noch gar nicht auf dem Markt ist? Genau: Keiner kennt die neuen Songs, geschweige denn kann sie mitsingen. Doch da muss man durch und so liessen sich die „Seattler“ um das einzige Ur-Mitglied Kurdt Vanderhoof (g) nicht im geringsten beirren und liessen die Zuschauer nach einem bombastischen Intro ab Band mit „A light in the dark“ eintreten in die Metal-Kirche. Gleich zeigte sich die immense Spielfreude der Amerikaner, die auf dieser Tour auch ihren neuen Drummer Jeff Plate (Ex-Savatage) einführten, der den aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegenen Kirk Arrington ersetzte. Sogar der wie eine Bulldogge wirkende Vanderhoof, der im Vorjahr noch etwas statisch da stand, hüpfte, was das Zeug hielt und konnte sich vor Freude das Grinsen, das den ganzen Gig lang anhielt, kaum einen Moment lang verkneifen. Es folg „Badlands“ von „Blessing in disguise“, „Ton of bricks“ und „Start the fire“ von „The dark“, also alles alte Hits, welche natürlich frenetisch abgefeiert oder besser gesagt abgebangt wurden, denn hier konnte sich kein Kopf mehr im Ruhezustand halten. Da störte auch der zu laute Bass nicht mehr, der aus den Boxen dröhnte. Ob das der Grund war, warum Kurdt plötzlich begann, den Tieftöner mit Steve Unger mit seinem weissen Handtuch abzuschlagen, blieb ungeklärt und wurde gleich mit „Leave'em behind“ beantwortet. Überraschend folgte bereits jetzt das übermächtige „Watch the children pray“, denn erstens hätte man diesen legendären Heuler nicht an so früher Stelle erwartet und zweitens wird der Song in der neuen und schwächeren Version vorgetragen, die auch auf dem neuen Langeisen „A light in the dark“ vorzufinden ist. Dennoch zog der Classic einfach jeden in seinen Bann, obwohl von älteren Recken (wie von unserem Rockslave) zum Beispiel behauptet wird, dass David Wayne einfach „der“ Sänger dieses Songs sei. Ronnie Monroe meisterte seine Sache jedoch äusserst bravourös, motivierte das Publikum, sang und schrie, was das Zeug hielt und so wurde „Mirror of lies“, trotz Unkenntnis, abgefeiert. Natürlich nicht in dem Masse, wie das darauf folgende „The dark“, wo die Band kurz vorgestellt wurde, wobei Jeff Plate unheimlich viel Applaus entgegen nehmen durfte. Nicht zu Unrecht, schien er für dieses energiegeladene Power-Drumming wie geschaffen. Nach „Cradle to the grave“ von „The wheigt of the world“ folgte „Date with poverty“, der einzige Track von „The human factor“, bevor die Klassiker-Runde gestartet wurde: „Gods of wrath“, „Beyond the black“ und „Metal Church“ verwandelten das Z7 in ein Meer von wehenden Matten, luden zum „Headbang Overkill“ ein und als man dann noch das obligatorische „Highway Star“ von Deep Purple als Zugabe hinterher schmiss, waren die Nackenmuskeln endgültig im Eimer.

Wieder einmal haben Metal Church bewiesen, dass sie eigentlich zur 1. Riege der Power Metal Bands gehören und dass man auch nach unzähligen Rückschlägen zurück zu alter Stärke finden kann. Nach einem Schwätzchen und Photos mit der Band machte man sich dann wieder auf den Heimweg, begleitet von einem unangenehmen und fortwährenden Ziehen im Nacken... (und Rückenschmerzen - Der Lektor)

Set-Liste: „A light in the dark“ – „Badlands“ – „Ton of bricks“ – „Start the fire“ – „Leave'em behind“ – „Watch the children pray“ – „Mirror of lies“ – „The dark“ - „Cradle to the grave“ – „Date with poverty“ – „Gods of wrath“ – „Beyond the black“ – „Metal Church“ / Zugabe: „Highway star“.