Trotz meinem noch jugendlichen Alter, stellen
für mich die US-Metaller eine Götterband dar, deren Schicksal es nun
halt mal ist, vom Gros der Metalgemeinde ignoriert zu werden, heute
auf jeden Fall. So befürchtete ich, mich an den MC-Gig vor einem
Jahr erinnernd, an welchem nicht einmal 100 Nasen anwesend waren,
dass auch dieses Mal wieder nur eine Handvoll Banger das Z7
aufsuchen würden. Doch glücklicherweise vervier- oder verfünffachte
sich die Besucheranzahl während des Abends, zum einen wohl da es
Freitag war, zum anderen auch wegen dem gut gewählten,
abwechslungsreichen Package, wurde die Metal-Kirche doch von den
deutschen Hard Rockern Victory und den doomigen Gorilla Monsoon
supportet.
Gorilla Monsoon
Noch nicht allzu viele Fans haben den Weg ins Z7 gefunden, als sich
das deutsche Quartett nach einem dröhnenden Intro auf die Bühne
begibt. Im Mittelpunkt derer steht sofort der riesige Totenschädel
eines Steinbocks, welcher das Mikro von Sänger und Gitarrist Jack
Sabbath ziert. Als spartanisch lässt sich der Mix aus Doom und
Stoner Rock, den die Jungs hier zelebrieren am besten bezeichnen, da
er hauptsächlich aus drei bis vier Gitarren-Riffs und einem
straighten, groovenden Drumming besteht, nicht mehr und nicht
weniger (sofern das überhaupt noch geht). Dieser Sound kam nicht bei
allen Zuschauern an und so konnte man erst wenige Köpfe, unter
anderem den Meinigen, bangen sehen. Zwischenzeitlich klang die
Truppe dann sogar thrashig, vermittelten sie doch manchmal auch
gewisse Down-Vibes, da der Sänger der Liaison zwischen Zakk Wylde
und Phil Anselmo hätte entsprungen sein können. Nach einer halben
Stunde verzogen sich die Gorillas dann mit der Begründung, auch sie
möchten Metal Church sehen, weswegen man das nun abkürzen würde,
obwohl ich persönlich nichts gegen einen weiteren Song gehabt hätte.
Denn Gorilla Monsoon beeindruckten durch eine unglaubliche
Intensität, die sich auch auf der Bühne manifestierte, schienen sie
während des ganzen Gigs fast in Trance zu schweben.
Victory
Von erdigem Doom nun zu goldenem Hardrock, der dem anwesenden Volk
mehr zu munden schien, dasich die Stimmung schlagartig besserte. Die
Hannoveraner Truppe um die beiden Gitarristen Tommy Newton und
Hermann Frank gab gleich von Anfang an Gas und dies in Form von
„Take the pace“ vom berühmten „Temples of gold“ Album (1990). Gleich
herrschte Party total, sowohl vor, als
auch
auf der Bühne, denn bei Victory gibt's nur Eines: Posen!!! Allesamt
warfen sie sich in die Rockstellungen par excellence, auch der neue
und im Vergleich zu den angegrauten Herren jung wirkende Sänger
namens Jioti Parcharidis (Ex-Human Fortress). Outfitmässig hingegen
fiel der Neuling allerdings aus dem Rahmen, denn neben den glamartig
angezogenen Veteranen, wirkt Jioti mit seiner zerfledderten
Lederjacke und dem mehr grau als schwarzen Maiden-Shirt wie ein
gerade auf der Strasse aufgelesener Fan. Dies minderte aber seine
überzeugende Leistung nicht im Mindesten, weil er trotz andauerndem
Springen und Rennen es schaffte, starke Screams zu bringen. Da ich
selber die beiden Vorgänger Charlie Huhn und Fernando Garcia (Godiva)
nie live erleben durfte, erfüllte Parcharidis für mich sämtliche
Erwartungen. Bei solch einer Spielfreude und solcher Stimmung
überraschte es nicht, dass auch die Juns von Metal Church aus dem
Fenster des Backstage-Raums hinunter spähten und mitfeierten. Doch
mal ehrlich, was kann man bei Rock-Klassikern wie „Backseat rider“,
„Chicks on display“, „Don't tell no lies“ oder dem hervorragenden „Temples
of gold“ falsch machen? Diese Top-Stücke können es auch mit Songs
der Kollegen von den Scorpions aufnehmen, mit denen Victory dieses
Jahr ja am speziellen Scorpions-Abend in Wacken abrocken werden. Und
so wurde knapp eine Stunde, ausgefüllt mit glamourösem Hardrock,
durch „Ckeck's in the mail“ abgeschlossen. Hätte das wirklich jemand
gedacht an diesem Abend, als er ins Z7 pilgerte, dass eine
Altherren-Band durch zwei neue Mitglieder (auch Drummer Achim Keller
ist erst seit kurzem dabei) so aufgemotzt werden kann?
Set-List: „Take the pace“, „Power strikes the earth“, „No way
tonight“, „Backseat rider“, „Standing like a rock“, „On the loose“,
„Temples of gold“, „Don't tell no lies“ - „Chick's on display“ – „Ckeck's
in the mail“.
Metal Church
Was ist ungeschickt daran, eine Tour zu einer neuen Scheibe zu
machen, wenn das gute Teil noch gar nicht auf dem Markt ist? Genau:
Keiner kennt die neuen Songs, geschweige denn kann sie mitsingen.
Doch da muss man durch und so liessen sich die „Seattler“ um das
einzige Ur-Mitglied Kurdt Vanderhoof (g) nicht im geringsten beirren
und liessen die Zuschauer nach einem bombastischen Intro ab Band mit
„A light in the dark“ eintreten in die Metal-Kirche. Gleich zeigte
sich die immense Spielfreude der Amerikaner, die auf dieser Tour
auch ihren neuen Drummer Jeff Plate (Ex-Savatage) einführten, der
den aus gesundheitlichen Gründen ausgestiegenen Kirk Arrington
ersetzte. Sogar der wie eine Bulldogge wirkende Vanderhoof, der im
Vorjahr noch etwas statisch da stand, hüpfte, was das Zeug hielt und
konnte sich vor Freude das Grinsen, das den ganzen Gig lang anhielt,
kaum einen Moment lang verkneifen. Es folg „Badlands“ von „Blessing
in disguise“, „Ton of bricks“ und „Start the fire“ von „The dark“,
also alles alte Hits, welche natürlich frenetisch abgefeiert oder
besser gesagt abgebangt wurden, denn hier konnte sich kein Kopf mehr
im Ruhezustand halten. Da störte auch der zu laute Bass nicht mehr,
der aus den Boxen dröhnte. Ob das der Grund war, warum Kurdt
plötzlich begann, den Tieftöner mit Steve Unger mit seinem weissen
Handtuch abzuschlagen, blieb ungeklärt und wurde gleich mit „Leave'em
behind“
beantwortet.
Überraschend folgte bereits jetzt das übermächtige „Watch the
children pray“, denn erstens hätte man diesen legendären Heuler
nicht an so früher Stelle erwartet und zweitens wird der Song in der
neuen und schwächeren Version vorgetragen, die auch auf dem neuen
Langeisen „A light in the dark“ vorzufinden ist. Dennoch zog der
Classic einfach jeden in seinen Bann, obwohl von älteren Recken (wie
von unserem Rockslave) zum Beispiel behauptet wird, dass David Wayne
einfach „der“ Sänger dieses Songs sei. Ronnie Monroe meisterte seine
Sache jedoch äusserst bravourös, motivierte das Publikum, sang und
schrie, was das Zeug hielt und so wurde „Mirror of lies“, trotz
Unkenntnis, abgefeiert. Natürlich nicht in dem Masse, wie das darauf
folgende „The dark“, wo die Band kurz vorgestellt wurde, wobei Jeff
Plate unheimlich viel Applaus entgegen nehmen durfte. Nicht zu
Unrecht, schien er für dieses energiegeladene Power-Drumming wie
geschaffen. Nach „Cradle to the grave“ von „The wheigt of the world“
folgte „Date with poverty“, der einzige Track von „The human factor“,
bevor die Klassiker-Runde gestartet wurde: „Gods of wrath“, „Beyond
the black“ und „Metal Church“ verwandelten das Z7 in ein Meer von
wehenden Matten, luden zum „Headbang Overkill“ ein und als man dann
noch das obligatorische „Highway Star“ von Deep Purple als Zugabe
hinterher schmiss, waren die Nackenmuskeln endgültig im Eimer.
Wieder einmal haben Metal Church bewiesen, dass sie eigentlich zur
1. Riege der Power Metal Bands gehören und dass man auch nach
unzähligen Rückschlägen zurück zu alter Stärke finden kann. Nach
einem Schwätzchen und Photos mit der Band machte man sich dann
wieder auf den Heimweg, begleitet von einem unangenehmen und
fortwährenden Ziehen im Nacken... (und Rückenschmerzen - Der Lektor)
Set-Liste: „A light in the dark“ – „Badlands“ – „Ton of bricks“ –
„Start the fire“ – „Leave'em behind“ – „Watch the children pray“ –
„Mirror of lies“ – „The dark“ - „Cradle to the grave“ – „Date with
poverty“ – „Gods of wrath“ – „Beyond the black“ – „Metal Church“ /
Zugabe: „Highway star“.
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