Es gibt kein Metalcamp in Tolmin mehr. Nachdem die Veranstalter
sich von Rock The Nation gelöst hatten, musste auch ein neuer Name
her und so gibt es nun halt eine Woche „Hell Over Paradise“ mit dem
Namen Metaldays. Neben einigen kleineren Änderungen (Prepaid Karten,
ausgewogenere Küche) blieb aber vieles beim Alten: Eine ganze Woche
Metal, dazu die wunderbare Lage zwischen zwei eiskalten Flüssen,
welche für die nötige Abkühlung sorgten.
Montag, 22.07.2013
Die Österreicher von Calderah eröffneten das Festival um 13:45 in
einem eher privaten Rahmen. So richtig zünden konnten die drei mit
ihrer Mischung aus Metal und Hardcore aber noch nicht, die Bühne der
Mainstage wirkte fast zu gross und die Stimme des Gitarristen ist
doch ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Überzeugender wirkten da eher Chronosphere
(Foto rechts). Von Kopf bis Fuss auf
die Achtziger eingestellt spielten die jungen Griechen bereits mit
Vollgas, hüpften über die Stage wie von Hornissen gestochen und
brachten die ersten Köpfe zum Nicken. Da müssen sich die Jungs von
Enforcer in Zukunft in Acht nehmen, die Konkurrenz schläft nicht!
Die bosnische Symphonic Metal Band The Loudest Silence vermochte im
Anschluss daran nicht zu überzeugen. Sängerin Taida Nazraic hat zwar
keine schlechte Stimme, wirkte auf der Bühne aber eher blass und
ausdruckslos. Der Bassist schien hingegen richtig Spass zu haben.
Die gespielten Songs bewegten sich ausschliesslich im
Midtempo-Bereich und waren wenig abwechslungsreich. Ein paar
eingängige Melodien gab es durchaus, diese konnten den
Gesamteindruck aber nicht merklich steigern.
Weiter ging es
mit der einheimischen Band Agan. Geboten wurde ein
atmosphärischer Sound, welcher stark an Agalloch erinnerte. Zwar
fehlt es noch etwas an Eigenständigkeit, aber wenn man bedenkt, dass
die Bandmitglieder im Durchschnitt gerade mal sechzehn Jahre alt
sind, kann man von den Herren noch einiges erwarten.
Beim Start von Soilwork hatte sich schon ein guter Haufen Fans
angesammelt. Das Set startete mit einigen neuen Liedern, was bei den
vordersten Reihen für ausgelassene Stimmung gesorgt hat, wobei die
Bühnenpräsenz noch als verhalten bezeichnet werden musste.
Spätestens bei ‚Stabbing The Drama‘ sang das Publikum bis zum
Mischpult mit und die Hände gingen in die Höhe. Ein netter Auftritt,
auch wenn die Menge wahrscheinlich mehr von den alten Songs hätte
vertragen können. Noch etwas aktiver wurde das Publikum
anschliessend bei Ensiferum (Foto links). Bei ausgelassener Stimmung sang und
schrie man zu Songs wie ‚Iron‘ und dem aktuellen Hit ‚In My Sword I
Trust‘ kräftig mit. Die Band hatte sichtlich Spass dabei und dankte
es mit einer tollen Bühnenperformance.
Auch den gleich im Anschluss aufgetretenen In Flames merkte man ihre
Erfahrung an, sie überzeugten auf der Bühne restlos. Sänger Anders
Fridén erzählte von der dreizehn Stunden langen Reise, die sie auf
sich genommen hatten und war der Meinung, dass sich dies absolut
gelohnt hatte. Es wurden nebst neuen Songs wie ‚Ropes‘ natürlich
auch ältere Titel gespielt, darunter ‚Pinball Map‘ , ‚Cloud
Connected‘ und ‚Only For The Weak‘. Das Publikum war gut gelaunt und
hüpfte zeitweise bis weit nach hinten mit. Zum Abschluss des ersten
Abends trat schliesslich Pentagram auf. Das Set startete gleich mit
‚Sign Of The Wolf‘, welches vom Publikum begeistert aufgenommen
wurde. Die Lieder kamen aus den unterschiedlichsten Etappen der
Bandgeschichte, so fand auch ‚Target‘ seinen Platz und bei ‚Forever
My Queen‘ grölten die Anwesenden lauthals mit. Bobby bewegte sich
einiges mehr als beim Auftritt in Würzburg, spielte die Soli mit der
Luftgitarre mit und verkörperte die Ursprünge des Heavy Metals mit
jedem Atemzug.
Dienstag, 23.07.2013
Unser Dienstagsprogramm startete mit Pet The Preacher
(Foto links) aus Dänemark.
Es ist wohl der Hitze zuzuschreiben, dass sich nur gerade rund
einhundert Fans vor der Mainstage versammelt haben, denn was
musikalisch geboten wurde, war astrein. Die Songs waren
abwechslungsreich, mit gelungenen Wechseln zwischen langsamen und
schnellen Parts und gekonntem Spiel mit Gitarreneffekt. Dies
zusammen mit einer wirklich coolen Stimme machte den Auftritt zu
einem ersten Highlight des Tages.
Die gute Stimmung drohte Drakum auf der Secondstage danach aber
gleich wieder zunichte zu machen. Geliefert wurde standardmässiger
Pagan Metal, der zwar solide, aber ohne jeglichen Funken Innovation
daherkam. Die Songs hatten zudem oft keine erkennbare Struktur und
die Sounds der Keytar waren mehr schlecht als recht. Die
Bandmitglieder sind noch ziemlich jung, da kann sich in den nächsten
Jahren noch was tun.
Zurück bei der Mainstage versuchten Mustasch das immer noch recht
spärlich vorhandene Publikum zu animieren, was trotz immer noch
brennender Sonne recht gut gelang. Die ersten Fans schienen aus dem
durch die Hitze verursachten Delirium aufzuwachen und gingen
ordentlich mit. Mit den zwei Gitarren wirkte der Sound ziemlich fett
und trotz einiger unnötiger Soli kam erstmals etwas Partystimmung
auf. Alestorm scheiden wohl die Geister – entweder man mag oder man hasst
sie. Einen gewissen Sinn für Humor kann man ihnen jedoch nicht
absprechen. Den Soundcheck haben wir zwar nur vom Campinggelände aus
gehört, aber wir konnten uns einige Lacher nicht verkneifen. Als Intro ertönte eine 8-bit Melodie und dann ging das knapp
einstündige, feuchfröhliche Konzert erwartungsgemäss über die Bühne.
Man munkelt, dass sich der Captain kurzzeitig mal von der Bühne
verabschiedet hat, um den Krähen seinen Mageninhalt vorzuwerfen. So
erstaunt es auch nicht, dass die Töne nicht immer so sattelfest
gesessen haben.
Nach dem Auftritt von Alestorm kam es zum wohl grössten
Publikumsaustausch auf diesem Festival, denn gleich im Anschluss
stand Samael (Foto rechts) auf dem Programm. Das kurzzeitig wie verlassen
erschienene Gelände vor der Mainstage, füllte sich bis zum Beginn
der Show wieder bis etwa zur Hälfte. Als erstes fiel die
unkonventionelle Zusammensetzung des Schlagzeugs auf, wenn man das
überhaupt so nennen kann. So bediente der Herr neben einigen
Trommeln auch Keyboards und andere Effekte und lieferte dazu eine
mitreissende Performance. Die Fans bekamen insgesamt einen guten Mix
zwischen alten und neuen Songs zu hören. Mit einer besseren
Abmischung – den Gesang hörte man in der Mitte der Bühne überhaupt
nicht - wäre das Konzerterlebnis sicher noch etwas intensiver
gewesen. Mayhem (Foto unten) muss man weiter erklären. Die Norweger starteten ihren
Auftritt mit ‚Deathcrush‘, wobei ganz viel Rauch und mehrheitlich
rotes Licht die Atmosphäre gestalteten. Attila sprach immer wieder
mit einem mitgebrachten Schädel, wobei seine Stimme das ganze
menschenmögliche Spektrum von Schreien, Grunzen, Sprechen und Heulen
annahm. Natürlich fehlten auch die Klassiker wie ‚Freezign Moon‘
oder das starke ‚De Mysteriis Dom Sathanas‘ nicht, welche die Nacht
noch einiges finsterer gestalteten, als sie tatsächlich war.
Mittwoch, 24.07.2013
Am dritten Tag kam schliesslich der Regen. Nicht ein Regen, sondern
der Regen. Das Wasser sammelte sich vor der grossen Bühne in einer
Schlammpfütze, welche beim Auftakt von Inverted Pussyfix zur
Spielwiese der Fans wurde. Die Band sorgte gleich zu Beginn für eine
erste Überraschung. Wie am Namen unschwer zu erkennen ist, wurden
die Gehörgänge hier mit Grindcore penetriert. Dieser gestaltete sich
aber erstaunlich abwechslungsreich. Vor allem die Gitarren sorgten
für einige Aufhorcher und die beiden Sänger, einer davon
passenderweise mit Schweinchennase, gaben Vollgas. In strömendem
Regen zockte man vor rund einhundert unverwüstlichen Fans durchs Set
und es kam sogar ein erster kleiner Schlamm-Pit zustande.
Zum Auftritt der Lichtensteiner Melo-Death Band
Dark Salvation (Foto rechts) liess
der Regen keineswegs nach, nein, es kamen regelrechte Bäche vom
Himmel herunter. Die Temperaturen waren angenehmer, wodurch die
Jungs auf der Bühne genauso bewegungsfreudig waren wie ihre Zuhörer.
Die Gitarristen dürften noch mehr von ihren Instrumenten aufschauen,
ansonsten merkte man der Band aber an, dass es nicht ihr erster
Auftritt hier war. Die Songs kamen druckvoll und die Ansagen
brachten das Publikum schliesslich zu einem Circle Pit im Schlamm,
bevor die Bühne wieder geräumt werden musste.
Bei Orange Goblin schien sich der Schlamm in Staub zu wandeln.
Zumindest wäre es für den Sound der Briten einiges passender
gewesen. Der erdige und beissende Stoner Rock walzte sich über die
Zuschauer, während ihr Frontmann Ben Ward zum Mitmachen anregte.
Spätestens bei ‚Some you Win, Some You Loose‘ zuckten die
Nackenmuskeln. Mit der Ausstrahlung eines echten Rockstars schüttelt
er sein Haupt, spuckt Wasser rum und bedankt sich für das zahlreiche
Erscheinen, trotz schlechten Wetters. Passend dazu standen ‚The Fog‘
sowie das abschliessende ‚Cities Of Frost‘ auf der
Setlist, was Fans
von älteren sowie neueren Songs zufrieden gestellt haben wird. Bei
Turisas (Foto links) hatte sich kürzlich wieder mal das Besetzungskarussell
gedreht und so standen sie nun mit neuem Keyboarder, neuem
Schlagzeuger und neuem Bassisten da. Das Publikum schien neugierig
zu sein, so zahlreich war es am heutigen Tag noch nie erschienen. Zu
bekannten Titeln wie 'Battle Metal' und 'To Holmgard And Beyond'
wurde kräftig mitgeschrien. Trotz einem kleinen Spannungsabfalls in
der Mitte des Sets schaffte es die Band dann nochmals einen grossen
Moshpit anzuzetteln.
Als Abschluss des Tages stand Black Metal aus Norwegen auf dem Plan.
Taake begannen ihr Konzert mit ‚Nordbundet‘, wider Erwarten nicht
mit Unterstützung von Niklas Kvarforth, der einen Tag später auch
spielen würde. Hoest schien bester Laune zu sein, spielte mit dem
Mikroständer und erschien mit der Norwegischen Flagge als Cape. Nach
einer Reihe eiskalter Riffs folgte dann eine kurze Pause, in welcher
Hoest dann doch noch einen Gast auf die Bühne holte. Mit Attila von
Mayhem gaben sie den zweiten Teil von ‚Hordalands Dodeskvad‘ zum
Besten. Die einzelnen Lieder gingen fliessend ineinander über, so
passten sich auch die Lieder der neusten Platte wie ‚Du Ville Ville
Vestland‘ nahtlos an Stücke der älteren Alben ein. Die Gänsehaut
wollte nicht mehr schwinden, auch nach dem ‚Nattestid‘ das Konzert
abschloss und das Publikum nach einer Zugabe schrie. Wortkarg
verabschiedete sich Hoest mit: „Die Wahrheit ist, wir haben nicht
mehr Lieder“ und verschwand hinter der Bühne.
Donnerstag, 25.07.2013
Am Donnerstag war der Regen wieder weit fort und die Hitze kam
gnadenloser zurück, als je zuvor. Bei über 40° im Schatten legten
Sólstafir (Foto rechts) kurz vor vier am Nachmittag los. Zum Glück beweget sich
der Sound tempo- und stimmungsmässig in einem sehr gemächlichen
Bereich und so wagten sich doch einige Fans vom Fluss hinauf zur
Mainstage, um Songs wie ‚Fjara‘ und ‚Ljós í Stormi‘ zu lauschen.
Herfst aus Belgien hatten leider nicht so viel Glück mit dem Mix,
die Leadgitarre war viel zu leise und das Schlagzeug fast zu laut.
Der melodiöse Teil ihrer Musik kam so nicht ganz so zu tragen, wie
es auf ihren Aufnahmen klingt. Dennoch zeigen sie sich Bühnengewandt,
so nahm der Sänger auch das Petruskreuz aus Bierdosen aus dem
Publikum entgegegen.
Mit Annihilator stand eine weitere Grösse des Thrash Metals auf der
Bühne. Stilecht spielten die Kanadier vor einer riesigen
Marshall-Wand, mehr Bühnenequipment braucht es nicht. Langweilig
wurde einem beim Zuschauen nicht, die Gitarristen bewegten sich von
hier nach da, wodurch auch die Fans mit der aufkommenden Dämmerung
mehr und mehr zu Aktivität gebracht wurden. Gespielt wurden Lieder
aus ihrer ganzen Schaffenszeit, wobei vor allem die ältesten Hits
wie ‚Fun Palace‘ oder ‚Alison Hell‘ die Menge zum Toben brachte.
Enslaved (Foto unten) gehörten definitiv zu den Highlights des diesjährigen
Festivals. Mit einem Song vom aktuellen Album „Riitiir“ startete man
die Show, welcher auch die Herren von Sólstafir im Publikum
beiwohnten. Der Platz vor der Secondstage war gut gefüllt. Es zeigte
sich, dass auch die neusten Titel gut ins norwegische Black
Metal-Outfit passen und live richtig wuchtig rüberkommen. Den
gelungenen Abschluss bildete ein ganz alter Track aus den 90ern,
welcher Erinnerungen an Taake hochkommen lässt.
Freitag, 26.07.2013
Graveworm konnten zu früher Stunde noch nicht so überzeugen. In den
Ansagen ging es vor allem darum, dass der Sänger Stefan Fiori gerne
Baden gehen möchte, da es ihm zu warm sei. Um die wenigen Fans
abzukühlen, warfen sie Wasserflaschen ins Publikum und auch die
Security bewässerte die Zuhörer. Mit dieser Erfrischung gelang beim
letzten Lied zwar nicht wie gewünscht eine Wall of Death, aber
immerhin ein kleiner Circle Pit. Französisches Black Metal hat
seinen ganz eigenen Klang. Svart Crown haben mit ihrem Auftritt
genau das bewiesen: Sterile Verzerrungen, verstörende Dissonanzen
und ein erbarmungsloses Schlagzeug verwandelten den späten
Nachmittag mehr und mehr in Finsternis. Die stampfenden Rhythmen
brachten die Köpfe der treuen Fans in Bewegung, während die Band auf
der Bühne den Takt vorzeigte. Da sollte der geneigte Hörer
vielleicht einmal ein Ohr riskieren.
Weiter ging es mit Otargos, welche zwar das Tempo einiges erhöhten,
von dem modernen Klang aber doch eindeutig in die gleiche Sparte
schlugen wie ihre Landesmänner vorher. Das heisst mehr Blastbeats,
schnellere aber dennoch unkonventionelle Riffs und eine Stimme wie
von einem Dämon persönlich. Die Bühnenshow beschränkte sich auf
Headbangen, dafür war das synchrone Tapping doch sehr eindrücklich.
Auf der Mainstage spielte während Otargos' Auftritt die irische Band
Primordial (Foto rechts). Alan „Nemtheanga“ Averill zog die Zuschauer mit einer
sehr ausdrucksstarken Gestik und Mimik in den Bann. Zu ‚As Rome
Burns‘ liess er die Anwesenden die Worte „Sing to the slaves“
mitschreien. Eine im Paganhimmel sicherlich etwas unterschätzte Band
hat hier hoffentlich ein paar neue Fans dazu gewonnen.
Das letzte Sonnenlicht viel auf die Bühne, als die letzten Norweger
mit Corpsepaint auf der Bühne erschienen. Der Platz war gut gefüllt
als Tsjuder ihre Maschinerie starteten, schade dass beim ersten Song
das eine Mikro nicht funktionierte. Bassist und Gitarrist lösten das
Problem aber professionell, indem sie halt einfach häufiger den
Platz wechselten. Auch bei ‚Beyond The Grave‘ schien das eine Mikro
zwischendurch auszusteigen, was sich die Band allerdings nicht
anmerken lies und seelenruhig weiterspielte. Die Kälte in ihren
Liedern scheint sich auch auf das Verhalten auszuwirken, selbst als
das Gitarrenkabel ausgesteckt wurde zockten alle weiter, während der
Sänger mit einem „Come On“ das
Publikum zum Lärmen animierte. Das
abschliessende ‚Sacrifice‘ liess die Masse nochmals durchstarten,
schliesslich covert nicht jede Band die Genregrösse Bathory.
Wortkarg, aber dennoch lässt sich der Charm nicht verleugnen.
Powerwolf (Foto links) sind im Moment nicht zu bremsen, das zeigt auch der
Auftritt an den diesjährigen Metaldays. Bereits vor Konzertbeginn
stimmte die grosse und treue Fanschar erste Chöre an. Während der
Show wurden schliesslich sämtliche Lautstärkerekorde gebrochen,
welche das Publikum am Festival bisher aufgestellt hatte.
Mitsinghymnen wie ‚We Want Blood‘ und ‚Werwolfes Of Armenia‘ wurden
frenetisch abgefeiert. Solch eine treue Anhängerschar wünscht sich
wohl so manche Band. Atilla fragte, nein er sang zum Schluss „Did
You Have Fun?“ und zwar einmal chromatisch die Tonleiter hoch, bis
in Höhen, welche dem Power Metal mehr als gerecht werden. Der Mann
ist wahrhaftig mit einem grossen Stimmorgan gesegnet.
Wenn eine Band klingt wie Celtic Frost zur Zeit von Morbid Tales,
dann kann das nicht grundsätzlich schlecht sein. Die Mischung aus
rohem Black Metal und Thrash Metal mag vielleicht keinen
Innovationspreis mehr gewinnen, aber Aura Noir gibt es ja auch nicht
erst seit gestern. Der Sound fegte satt und wuchtig durch die Menge,
bis ein Stromausfall dem ganzen ein Ende bereitete. Die Fans
erwirkten als Überbrückung ein Drumsolo, aber der eigentliche Gig
ging erst nach zwanzig Minuten weiter. Die Zeit reichte aber immer
noch für ‚Black Metal Jaw‘ und ‚Conqueror‘, wobei es nochmals zu
einem kurzen Ausfall kam. Genau wie bei Aura Noir, wurde der
gleichzeitig stattfindende Auftritt von Wintersun
(Foto rechts) durch grössere
Pannen mit der Elektrizität überschattet. Mit 25 Minuten Verspätung
startete man mit ‚Sons Of Winter And Stars‘, der nach wenigen
Minuten bereits wieder durch einen lauten Knall und darauffolgende
Dunkelheit unterbrochen wurde. Nach Behebung des Problems blieb
gerade noch eine halbe Stunde zu spielen. Die sehr zahlreich
erschienenen Fans liessen sich die Laune nicht verderben und
genossen jede Minute. Auf einen neuen Song vom zurzeit in Arbeit
stehenden Album Time II wartete man jedoch vergeblich.
Als grosser Headliner zählte dieses Jahr King Diamond
(Fotos links). Die Bühne
verwandelte sich dafür in eine alte Kapelle, in derer Mitte ein
grosses Pentagramm inklusive Ziegenkopf leuchtete. Hinter dem
Schlagzeug befand sich ein Weg, von welchem der King bei fast jedem
Song hinunter stieg. Durch die ständig wechselnde Beleuchtung ergab
sich der Effekt, als ob er immer tiefer in die Kapelle wandern
würde, während verschiedenen Schauspielerinnen passend zu den
Liedern die Stimmung unterstützten. So kam beispielsweise bei
‚Voodoo‘ eine Zombietänzerin auf die Bühne, während der King zu ihr
sang und Befehle erteilte. Sehr eindrücklich, wie die Dänen es
schafften, Lieder aus den unterschiedlichsten Alben zu einer
einzigen Geschichte zusammen zu setzen. ‚Come To The Sabbath‘ und ‚Evil‘
aus der Zeit bei Mercyful Fate zählen da auch dazu. Wer die Chance
kriegt, sollte sich King Diamond nicht entgehen lassen! Solche Shows
sieht man höchstens noch bei Alice Cooper.
Als letzte Band des Festivals durfte Candlemass
(Foto unten) die Woche
abschliessen. Nachdem nicht mehr Robert Lowe am Mikrofon ist, haben
die Legenden des Doom mit Mats Levén (Therion) jemanden gefunden,
der stimmlich die Lieder gut präsentieren kann. So wurden alte
Lieder wie ‚Bewitched‘ genauso druckvoll und emotional vorgetragen
wie das neue ‚Waterwitch‘, welches live genauso überzeugt wie auf
Platte. Die Ansagen dagegen wirkten eher platt, wenngleich die
textliche Anpassung bei ‚At The Gallows End‘ von Humor zeugten. So
standen die Galgen plötzlich nicht mehr in Tyburn, sondern halt in
Tolmin. Auch der Rest des Sets lies kaum Platz für Wünsche, und mit
dem abschliessenden ‚Solitude‘ wurde der Vogel endgültig
abgeschossen. Die Zuschauer sangen kräftig mit oder schüttelten ihre
Köpfe im gemächlichen Tempo des wohl bekanntesten Songs der Band.
Ein durchaus gelungener Abschluss für eine anstrengende Woche.
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