Was mal im Frühsommer des Jahres 1999 in Gran Canaria beim
Ausnüchtern von einer Party im dortigen Metal-Laden «Turbo Pub»
seinen Anfang nahm, ist mittlerweile schon eine ganze Dekade her!
Während dieser Zeit hatte unser aller Chef Roxx immer ein Ziel vor
Augen, nämlich der Schweizer Metalszene etwas von dem zurück zu
geben, was ihm selber auch das Heiligste ist: Hardrock und Heavy
Metal! Dass der Anfang und vor allem das Überleben in diesem Métier
nicht leicht ist, mussten schon viele Nachahmer erleben. Metal
Factory blieb sich aber immer treu und alle, die einmal dazu
gehörten und auch heute noch mit dabei sind, tun dies erstens
ehrenamtlich und zweitens mit der gemeinsamen Passion für die zum
Teil seit Jahrzehnten verehrte und geliebte Musik. Da war es nicht
mehr als recht, uns für einmal in den Mittelpunkt zu stellen und
kräftig zu feiern! Dies taten wir gemeinsam Ende Mai in Dietikon und
es wurde eigentlich sogar etwas unerwartet zu einer grossartigen
Sause mit nicht weniger als sieben tollen Schweizer Live-Bands und
vielen Freunden von Metal Factory! Nochmals herzlichen Dank an alle,
die gekommen sind, es war der Hammer! (rsl)
Charing Cross
Die Hard Rock Heavy Metaller Charing Cross eröffneten den
Konzert-Abend, und gaben sofort Vollgas. Etwas anderes war von den
Innerschweizern allerdings auch nicht zu erwarten, denn Charing
Cross sind bereits seit Jahren ein Garant für heisse und
motivierte
Shows. Headbangen und Spass war also auf der Bühne angesagt, was
sich auch gleich auf das Publikum ausweitete. «Final Day» gab die
Marsch-richtung mit stampfenden Grooves, kreischenden Gitarren und
hohen Stimmen vor. Natürlich durfte auch das obligate
Bohrmaschinen-Gitarren-Solo nicht fehlen. Nicht langes Reden,
sondern spielen war die Devise. Und so gab es anstelle eines "We are
Motörhead, and we play RocknRoll"-Gerede, ein "Kick Ass RocknRoll"
zu hören. Dies lockte noch mehr Leute in die Halle, so dass bei
«Broken» ein erstes, zaghaftes Klatschen möglich wurde. Ein Urschrei
von Gitarrist Andy Dorman läutete danach «Aint Got No Time» ein, das
wie «Palace Of Hate» zum ultimativen Headbanger mutierte. Bei
Letzterem bezog Sänger Peter Hochuli gleich das Publikum mit ein und
liess einzelne Fans den Refrain ins Mikrofon schreien. «Burn The
Sun» und «Shadow» beendeten schliesslich ein Konzert, das Lust auf
mehr machte. Charing Cross gratulierten damit dem Jubilar engagiert
und respektvoll. (rog)
Setliste: «Final Day» - «Kick Ass Rock'n'Roll» - «Broken» - «Ain't
Got No Time» - «Palace Of Hate» - «Burn The Sun» - «Shadow».
Total Annihilation
Danach war es an Total Annihilation, nach der Powerbreitseite von
Charing Cross, die Thrash-Keule auszupacken. Die Jungspunde aus
Basel stemmten sich dabei vom Fleck weg in die Vollen und das trotz
einer gleich zu Beginn rebellierenden Gitarre und dem Umstand, dass
sich leider gerade mal etwa 30 Festivalbesucher dazu bequemen
konnten, ihren Allerwertesten vom gemütlichen, sonnigen Hinterhof
des soundDocks in den Club zu verschieben. Wie die fünf
Thrash-Maniacs auf der Bühne, gaben aber auch die wenigen treuen
Fans alles und schon während der Eröffnungsnummer bildete sich der
erste kleine Circle Pit des Festivals. Bei Songs wie «Nuclear
Devastation», «Terror» oder «War, Death, Suffering» ist das auch
alles andere als überraschend, sind diese doch Riffgewalten in
Reinkultur, auch wenn ob den lauten Schlagzeugbecken die Gitarren
hie und da unter zu gehen drohten. Und wenn am Ende gar noch Shouter
Daniel Altwegg ins Publikum hinunter steigt, um sich an den
Gymnastikübungen seiner Fans zu beteiligen, dann ist man sich trotz
weniger Zuschauer sicher: «Thrash is not dead»! (kis)
Backwash
Nach der ersten Rock- und Thrash-Walze war jetzt "time for some kick
ass Rock'n'Roll angesagt! Das kündigte sich schon nur optisch an,
als Bob (v), Volli (g), Toby (b) und Spiga (d) die Bühne des
soundDock enterten. Albumtechnisch stehen die
erste EP «Feel Rock»
(2003) und das erste Full Lenght-Album «Kick Ass» von 2006 zu Buche.
Den Auftakt machte mit «Infected» jedoch ein neuerer Song, der
gleich ordentlich losgroovte. In der überwiegenden Schnittmenge von
AC/DC, Mötley Crüe und etwas Motörhead legten Backwash mit «She's
Rock'n'Roll» gleich das nächste Brikett nach. Wer das alte Video zum
Song «Highroller» anschaut, wird noch einen zweiten Gitarristen
entdecken, der heute aber nicht mehr dabei ist/war. Das wäre heute
allerdings wünschenswert gewesen, denn gleich zu Beginn streikte die
Klampfe von Volli. Der liess sich davon aber nicht aus der Ruhe
bringen und behob das Problem umgehend, während seine Kumpels die
Zeit mit etwas musikalischem Geplänkel überbrückten. Auch wenn das
Posing, vor allem bei Sänger Bob zuweilen etwas gar arg ausfiel,
vermochten die Jungs zu überzeugen, denn die Songs kamen sehr
ansprechend daher. Das wurde zunehmend vom jetzt doch etwas
zahlreicheren Publikum vor der Bühne mit immer lauterem Applaus
bedacht. «One More Dollar» (von der EP) beendete schliesslich einen
überzeugenden Auftritt, der wirklich Eier hatte! (rsl)
Setliste: «Infected» - «She's Rock'n'Roll» - «Jump'n'Shout» -
«Hollywood» - «Betther Dawn» - «Highroller» - «Ego» - «One More
Dollar».
Gonoreas
Nun war die Reihe an knackigem Power Metal mit Melodie und leicht
progressiver wie truemetallischer Attitüde. Das letzte Mal sah ich
die Band am «Metal Inferno III» in Lenzburg 2005 und war bereits
dort schon angetan von dem, was ich gesehen und gehört hatte. In
erster Linie lag das am kompakten Sound und ja, auch die blonde
Rhythmus-Gitarristin Miriam Zehnder rundete das gute Gesamtbild
instrumental wie optisch noch ab. Gonoreas, die sich früher ja mal
The Gonorrheas nannten, haben ihre Wurzeln mitte der 90er und
seither hat sich das Lineup einige Male geändert. Sänger und
Ur-Mitglied Gilberto Meléndez, der sich zwischendurch mal abgeseilt
hatte, ist seit 2002 wieder fest an Bord und Gitarrist Damir Eskic
ist der zweite Ur-Member. Nachdem letztes Jahr nicht weniger als
drei Abgänge ersetzt werden mussten, zeigen sich Gonoreas 2010
wieder geeint und gestärkt sowie bereit, zu neuen Ufern
aufzubrechen. Dem Abschied der drei Bandmembers folgte am Ende der «Guilty
On The Road»-Tour der gleichnamige, töfte Live DVD/CD Doppeldecker,
auf dem die inzwischen gereiften Qualitäten der Band optimal
eingefangen wurden. Als Opener wurde in
Dietikon mit «Stay Away»
allerdings gleich ein Song gespielt, der nicht auf der Live-Scheibe
zu finden ist. Die Stimmung war von Anfang an augenscheinlich am
besten bisher, da unvermittelt einige Fanclub-Mitglieder ordentlich Krach
machten. Den machte die Band im positiven Sinne auch und nebst den
ultraflinken und ausufernden Soli von Damir Eskic und der neuen
Rhythm-Section mit Pat Rafaniello (b) und Stefan Hösli (b) setzten
sich viele männliche Augenpaare bei der sexy Rhythmus-Gitarristin
Larissa Ernst fest. Der ebenso neue, blonde Rockengel steuerte seine
harten Riffs songdienlich bei und füllte die Soundlöcher für Herrn
Eskic. Für die Zuschauer war der eben angesprochene Sound in
Ordnung, aber auf der Bühne selber schien den Gesten nach nicht
alles rund zu laufen. Wie dem auch sei..., Gonoreas erhielten auf
jeden Fall den bisher grössten und auch absolut verdienten Applaus.
Das lag auch daran, dass das Songmaterial variabel daher kam und
nebst schnellem Material und geilen Midtempo-Walzen auch "etwas
leisere Töne" wie bei «Lies» auf fruchtbaren Boden stiessen. Dass
Gilberto Meléndez mich dabei immer wieder mal an Blaze Bayley (Ex-Iron
Maiden) erinnerte, konnte als weiterer Pluspunkt verbucht werden. (rsl)
Setliste: «Stay Away» - «Break Out» - «Hope» - «Why» - «Lies» - «Plead
Not Guilty» - «Love To Rock» - «Bang Your Head».
Requiem
Mein Herz schlägt Death Metal.. und REQUIEM sind Death Metal, 'nuff
said. Darum blies für mich - trotz all der guten Melodie und
Trueness der bisherigen Bands - das tighte Stumpf-ist-Trumpf Trio
wie ein erfrischendes Frühlingslüftchen durch das Sounddock und
zündete mit dem aktuellen Opener «Marked By The Signs Of Chaos» das
erste der zwei Todesmetallbriketts des heutigen Abends. Für mich die
erste Begegnung mit den "neuen" Requiem seit dem Weggang des
langjährigen Sängers Michi und der Beförderung von Bassist Ralf zum
Tieftöner-Frontmann. Und die Mannen machten ihre Sache derart
stabil, dass man meinen könnte sie hätten noch nie etwas Anderes
getan. Während dem sich Drummer Reto gewohnt supertight durch die
zwölf Songs nagelte (mindestens ein beschämtes Metronom hat sich bei
der Darbietung sogar die Pulsadern aufgeschnitten, ich schwörs...),
nützte Bandkopf/Gitarrist Phil den neu gewonnenen Platz auf der
Bühne um öfters mal die Position zu wechseln und dabei konzentriert
und mit Hingabe die Requiem'schen Riffwände rauszuhauen. Ralf
punktete mit sympa-thischen Ansagen und ging mit seiner neuen
Doppelbelastung ziemlich souverän um, kam gut an und schlug sofort
eine spürbare Brücke zum lärmbegeisterten Publikum, dass von Beginn
an auch gleich gut abging. Das zweite Viertel des Sets litt dann
zwar ein bisschen unter fiesen Feedbacks, einer daraus
resultierenden Zurückhaltung der Musiker plus der plötzlichen
Abwanderung überraschend vieler Leute (könnte daran gelegen haben,
dass Roxx am Rockstation-Pavillion für 5 Schtutz blank gezogen hat,
aber diese Theorie ist nicht druckreif). Aber spätestens ab «Premier
Killing League» wurde das Ruder herumgerissen und sowohl Band wie
auch Publikum fingen wieder an zu verschmelzen. Das nachfolgende
(und als "letzter Song" angekündigte) «Extinct By Evolution» wurde
honorierend allen in den letzten Monaten verstorbenen Musikern
gewidmet und ab dem "allerletzten" Song" «Perish In Open Fire»
übernahm auch noch Lucie (aus Bern) mit ihrem
unlady-like-beeindruckenden Organ das Mikro. Der "aller-allerletzte
Song" hatte Druck wie Sau und als Abschluss gabs mit dem Überhit «Diary
Of A Damaged Brain» und dem Rausschmeisser «The Last Campaign» noch
einen finalen Tritt ins Gesicht, bevor die Lichter für die nächste
Band angingen und der Verfasser dieser Zeilen es vor lauter Durst
kaum bis zur Theke schaffte..., Mission accomplished. (hdy)
Setliste: «Marked By The Signs Of Chaos» - «Bloodcult» - «Final
Conflict» - «The Die Is Cast» - «I, Terrorist» - «Into The Unknown»
- «Premier Killing League» - «Extinct By Evolution» - «Perish In
Open Fire» - «Killing Cell» -- «Diary Of A Damaged Brain» - «The
Last Campaign».
Legenda Aurea
Sie hatten was gut zu machen bei mir..., Legenda Aurea..., denn ihr
letzter Auftritt in Zürich (als Support von Delain im Dynamo Keller)
war alles andere als optimal, was jedoch eher an den äusseren
Umständen, als der Band selber lag. Der Co-Headliner des «Metal
Factory Festivals» erwischte mit dem Opener «The Root» einen guten
Einstieg. Während auf der instrumentalen wie tech-nischen Seite eh
alles im grünen Bereich war, fand ich für mein Empfinden, dass sich
die Frontfrau Simone Christinat nun bestens in die Band integriert
hat. Allerdings war ihre Stimme vorne heraus eher schwach zu hören.
Trotzdem fand die Band bald den Draht zum Publikum, das sichtlich
Freude am an Nightwish angelehnten Sound zu haben schien. Simone
setzte ausserdem sich und ihre schönen, langen Haare mit einem
Ventilator gekonnt in Szene, wie man es auch von Epica's Simone
Simons her kennt. Ein Effekt, der die Wirkung zusammen mit dem eher
dezenten Licht nicht verfehlte. Auch die Performance als Ganzes kam
nun einiges tighter um die Ecke als zuletzt in Zürich. Dennoch
schlich sich bei mir abermals eine gewisse Langweile ein, weil die
Songs einander insgesamt sehr ähnlich sind und einfach über zu wenig
Hit-Potenzial verfügen. «Total Eclipse» fängt zum Beispiel sehr
vielversprechend an und mündet dann aber bald wieder in der speedigen Grundstruktur der Songs, die in dieser Art oft verwendet
wird. Was fehlt, sind griffige(re) Titel mit einprägsamen Melodien,
wie sie Nightwish mit «Nemo» oder «Amaranth» abgeliefert haben. Dann
und wann schimmern auch Edenbridge oder Delain durch, wobei es bei Legenda Aurea mitunter, wie bei «The Root» ganz ordentlich zur Sache
geht. Wenn man sich aber genauer durch das zweite Album «Ellipsis»
durchhört, finden sich durchaus Songs, wie
auch die beiden heute
Abend gespielten «Discouraged» und das harte wie epische «Parasomnia» oder eben «F44.8»,
wo das Potenzial und die Qualität aufblitzen. Das Umsetzen solch
komplexer Musik auf die Bühne ist allerdings nicht ohne und hier der
springende Punkt. Es wird zudem interessant sein zu sehen und zu
hören, wie sich das dritte Album (das berühmte «make it oder break
it»-Werk) mal anhören wird. Da die Konkurrenz in diesem Stil-segment
gross ist, braucht es nochmals eine markante Steigerung, um sich
auch weiterhin behaupten können. (rsl)
Setliste: «Intro» - «The Root» - «Superbia» - «Vengeance» - «Outbreak»
- «Discouraged» - «Absondence Part 1» - «Total Eclipse» - «War
Victim» - «Years Of Coldness» - «Resurrection» - «Parasomnia» -- «As
The Leaves Fly» - «Outro».
Disparaged
Die Letzten beissen bekanntlich die Hunde besagt ein Sprichwort, das
aber hier mehr dem mittlerweile etwas gelichteten Publikum galt, die
mit Disparaged nochmals eine geballte Ladung Death Metal vom
Feinsten serviert bekamen! Die Schweizer Todesmetaller brachten
letztes Jahr ihren dritten Longplayer «The Wrath Of God» auf den
Markt, den kein Geringerer als Jacob Hansen (unter anderem Heaven
Shall Burn, Naera und Volbeat) abgemischt und aufgenommen hat.
Dieser hält grosse Stücke auf die Eidgenossen und das zeigten diese
dann umgehend auch auf der Bühne des soundDock 14. Kurz vor
Mitternacht enterte der Headliner des «Metal Factory Festivals» die
Bühne. Eingetaucht in ein schummriges Rotlicht, (das übrigens
während des ganzen Auftrittes nicht änderte!), holzten die Jungs
drauf los, als würde nächstens der Höllenfürst in unserer Mitte
auftauchen. Mit Neuzgang Deniz Lebovci an den Drums kam frisches
Blut in die aktuelle Besetzung. Man konnte bald feststellen, dass
der Todes-Vierer bestens harmonierte und obertight aufspielte. Die
meist jüngeren Fans vor der Bühne gerieten ob der Riff-Walze in
Wallung und liessen die Matten im Kollektiv kreisen. Auch sowas wie
ein Circle-Pit kam zustande, was die gute Stimmung weiter anheizte
und auch die Musiker gefreut haben dürfte. Mit den zwei Gitarren von
Ralph Beier und
Tom Kuzmic (der auch für die Growls zuständig war)
wurde eine massive Soundwand erzeugt, die von Bassist Adrian Scheiber und den Killer-Drums von Herrn Lebovci nie abriss. Was bei
Requiem teilweise bedächtig daher kam, wurde nun ordentlich
übertroffen und lag ganz auf der Linie von Grave, Bolt Thrower und
Necrophagist. Gerade was die schnelleren Songs angeht, so legte
Schlagzeuger Deniz einen Wahnsinnsjob hin! Da war nix von wegen
Drummaschine, sondern die pure Muskelkraft und Filigranität eines
Könners vom Fach. Da mir die Songs nicht geläufig sind, gehe ich mal
davon aus, dass ein Grossteil der gespielten Songs vom neuen
Langeisen stammte und der Rest sich auf die Vorgänger-Alben
verteilte. Dass Disparaged nicht einfach alles thumb runter holzten
lag vor allem daran, dass das Material, wie zum Beispiel beim
Titeltrack «The Wrath Of God» einige Tempi-Wechsel enthielt und
nebst dem allgemeinen Riffgewitter genügend Raum liess für die
pfeilschnellen Guitar-Soil von Ralph Beier. Der Sound als Solcher
war ebenfalls ganz ordentlich und der Zuspruch der Fans hielt bis am
Schluss an und sorgte so für einen versöhnlichen Abschluss des
letzten der insgesamt sieben Konzerte anllässlich unserer
Jubiläums-Sause! In diesem Sinne ein Prosit auf die nächste Dekade
von Metal Factory und an die Adresse vom soundDock 14: Es war
hammergeil in Dietikon!! (rsl)
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